Gesamtroute : 22. Juli bis 10. August 2016
Gesamtroute:
Kuchl (A) – Dünkirchen (F) – Stonehenge (GB) – Lacock – Pembroke – Rosslare (IRL) – Hook Head – Waterford – Blarney Castle – Cobh – Jameson Whiskey – Mizen Head – Ring of Beara – Ross Castle – Ring of Kerry – Loop Head – Cliffs of Moher – Doolin – Ballyvaughan – Burren – Galway – Achill Island – Foxford – Knock – Benone Beach – Giants Causeway – Rope Bridge – Dark Hedges – Belfast (Titanic Museum) – Monasterboice – Port Oriel – Newgrange – Dublin – Wicklow Mountain – Clogga Beach – St. Hellen Pier – Heimfahrt – Kuchl (A) – 6204 km
Tag 7
Do. 28.07.2016
Vormittag: Bewölkt + 17° C
Nachmittag: Wechselhaft + 19° C
Abfahrt: 12:44 - Ankunft: 19:35 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 51 Minuten
Mizen Head - Ring of Beara - Killerney
2334 - 2542 km (208 km)
„Um die Klippen jagen – Nebelschwaden“ so würde Wofgang Ambros (Der Watzmann) jetzt wohl singen. Es ist „frisch“ geworden in der Nacht. Als ich in den wahrhaftig grauen Morgenstunden einen kleinen Spaziergang unternahm, sah man nur ein paar Meter, so dicht war der Morgennebel. Jetzt beim Frühstück reißt die dichte „Suppe“ langsam auf. Wir haben es uns kuschelig warm gemacht (Gott sei Dank haben wir eine Dieselheizung) und freuen uns schon auf den kleinen Ausflug an die Spitze von Mizen Head zum Leuchtturm …
„Schroffe Klippen stemmen sich am Mizen Head aus den Fluten des Atlantiks empor und das Echo der Brandung liegt über der Landzunge. An der Westspitze steht ein Leuchtturm, der nur über eine Brücke zu erreichen ist. Dieses 52 Meter lange Bauwerk überspannt einen tiefen Felseinschnitt und führt in schwindelerregender Höhe hinüber zur anderen Seite.“
So beschreibt die Website von Wild Atlantic Way die einsame Halbinsel, zu der wir nun – gut ausgerüstet mit wasserdichten Jacken und Schuhen, Fernglas usw. – aufbrechen. Vorerst müssen wir aber noch durch das Besucherzentrum (Eintritt: € 6,– pro Person).
Wir freuen uns immer im Urlaub, wenn die Sonne scheint und warme Temperaturen das Reisen angenehm machen – Die Landschaft erscheint dann meist im richtigen Licht und auch das eigene Gemüt wird erhellt …
Heute regnet es, der Nebel hängt in den Klippen, es geht der Wind und es ist saukalt … Furchtbar könnte man meinen – Nein, im Gegenteil! Uns gefällt auch das, es ist genau die richtige Stimmung um diese Landschaft authentisch zu erleben, die raue See zu spüren und die Natur zu genießen. Als wir dann auch noch „unseren“ ersten Seal – Seehund erspähen, ist die Abenteurerseele sowieso nur mehr glücklich …
Ring of Beara
Wir sind beeindruckt und stärken uns nach der Vormittagstour beim Mittagessen im Wohnmobil.
Anschließend geht es auf direktem Weg nach Glengarriff, um den Ring of Beara zu umrunden.
Ring of Beara – 140 Kilometer Panoramaküstenstraße, auf der es Irland in konzentrierter Form zu erleben gibt. Wir starten und wollen auf dem Wild Atlantic Way im Uhrzeigersinn die Halbinsel erkunden. Die Straßen sind schmal aber dies ist kein Problem: Man ist ja auf Grund der landschaftlichen Schönheit relativ langsam unterwegs, außerdem gibt es immer wieder Ausweichstellen …
Diese relaxte Fahrt auf dem Ring of Beara hat sich definitiv ausgezahlt – auch bei dem nicht ganz so schönen Wetter. Gegen Abend fahren wir durchs Land – durch den Killarney-Nationalpark. Auch hier ergeben sich herrliche Ausblicke: Die Seen und Wälder werden durch das warme Licht der Abendsonne in ein ganz besonderes Bild getaucht – fast wie gemalt erscheint uns die grüne Mischung von Eichen, Eiben, Moosen, Flechten und Farnen und die drei Seen Lough Leane, Muckross Lake und Upper Lake fügen sich geschmeidig in die Hügellandschaft ein.
Wir haben Killarney – eine Stadt mit ca. 14.200 Einwohnern erreicht. Es wird etwas bunter, etwas lauter. Aber wir finden auch hier, am Ross Castle ein nettes ruhiges Plätzchen, um zu übernachten. Wir nützen den angebrochenen Abend, um einen Spaziergang am Bach, am See und durch einen verwunschenen Wald zu machen, in dem plötzlich drei Rehe zwei Meter vor mir stehen und ich weiß nicht, wer mehr erschrocken ist …
Natürlich drehen wir auch eine Runde um die Burg und kehren anschließend wieder zum danebenliegenden Stellplatz zurück. Hier haben sich die Wohnmobile in der Zwischenzeit vermehrt. Als wir ankamen stand nur ein deutsches Wohnmobil hier, jetzt stehen dicht an dicht viele irische Wohnmobile neben unserem (auf dem Bild ganz rechts außen). Wir kommen mit den älteren Leuten ins Gespräch und sie erzählen uns, dass sie an den Wochenenden von Donnerstag Abends bis Sonntags immer gemeinsame Ausflüge machen, um auf der einen Seite etwas neues von ihrem Land zu entdecken und auf der anderen Seite miteinander zu feiern, Sie kennen auch Salzburg – natürlich aus dem Film: „Sound of Music“ …
Tag 8
Fr. 29.07.2016
Vormittag: Sonnig + 19° C
Nachmittag: Sonnig + 21° C
Abfahrt: 08:20 - Ankunft: 20:55 Uhr
Reisezeit: 12 Stunden 25 Minuten
Killerney - Ring of Kerry - Loop Head
2542 - 2870 km (328 km)
Der eigentliche Grund warum wir überhaupt Killarney – eine sehr touristische Stadt – angefahren haben, ist unsere Gasknappheit. Eigentlich nicht „unsere“, sondern die unseres Wohnmobils – eh klar. Im Reiseführer ist eine weitere Werkstätte angeführt, die unsere Flaschen auch füllen kann – hoffentlich klappt es dieses Mal. In einem Hinterhof betreten wir eine LKW-Aufbau-Firma. Der Chef persönlich wird geholt – nur er kennt sich mit der Gasfüllung und der etwas antiquierten Anlage aus. Ein netter, alter Ire, der es mit den Sicherheitsvorkehrungen nicht allzu genau nimmt. Wir plaudern viel mit ihm …
Er lobt die EU – schimpft gehörig auf die Engländer mit ihrem Scheiß-Brexit – fürchtet, dass dies die Beziehungen mit Nordirland wieder verschlechtern könnte – freut sich, dass wir aus Österreich sind und soweit gefahren sind, um in Irland Urlaub zu machen – sagt, dass ich als Feuerwehrmann wegen dem Gas nicht so ängstlich sein soll – ist erschrocken, dass Sonja ein Bild von ihm macht, während er zu viel Gas einfach ablässt und ich ihm sage, dass er nicht so ängstlich wegen dem Foto sein soll – ist der Meinung, dass die Iren das beste Bier weltweit haben – und verlangt insgesamt wirklich lächerliche € 37,– für die Füllung von zwei 10 kg Flaschen …
Ring of Kerry
Flaschen gefüllt – Gas in Hülle und Fülle – Wasser genug – die Lebensmittel sind ebenfalls aufgefüllt – genauso wie der Tank (1 l Diesel = € 1,169 – einer entspannten Weiterreise steht nichts mehr im Wege.
Heute wollen wir den Ring of Kerry umrunden. Diese Panoramaküstenstraße ist laut Angaben 179 Kilometer lang und wir freuen uns schon auf dieses landschaftliche Highlight …
Zwischengeschichtl – Straßen in Irland und die Glaubensfrage: Rechts oder links rum …
Die Straßen in Irland sind oft schmal, teils auch nur einspurig, aber mit Ausweichstellen, die natürlich auch keine Fußballfeldgröße haben. Ich habe auf unserer Reise mit insgesamt drei Wohnmobilkollegen aus Deutschland gesprochen, bei zwei von ihnen war der rechte Außenspiegel auf Grund entgegenkommender Fahrzeuge, sagen wir „defekt“.
Am Straßenrand bietet kein befestigtes Bankett zusätzliche Sicherheit sondern nur eine gelbe, gestrichelte Linie – bestückt mit Katzenaugen. Diese befinden sich sehr oft auch auf der Mittellinie, um in der Nacht die Begrenzungslinien besser zu kennzeichnen. Auf der anderen Seite haben die Katzenaugen den Nachteil, dass sie beim Überfahren doch eine gewisse Geräuschkulisse verursachen und dies auch den Reifen wahrscheinlich nicht besonders gut tut. Schwierig wird das Ganze, wenn ein Fahrstreifen schmäler ist als die Spurbreite deines Fahrzeuges. Dazu kommen noch auf der Fahrbahnseite teils meterhohe Hecken und Mauern und eben der in Irland gebräuchliche Linksverkehr. Das alles bedeutet für uns, dass man durchaus noch konzentrierter und langsamer unterwegs ist, als wie z.B. in Österreich auf einer gutausgebauten Autobahn. So weit, so gut – aber nicht wirklich ein Problem, wenn man Vorsicht wallten lässt.
Bei den Küstenstraßen (Ring of …) stellt sich dann auch noch die Frage, ob man im Uhrzeigersinn oder dagegen, die Umrundung angehen soll. Diese Frage ufert in den verschiedenen Internet-Foren schon fast zu einem Glaubenskrieg aus (obwohl man mit diesem Begriff hier eher vorsichtig sein sollte). Die einen sagen, dass man im Uhrzeigersinn mehr sieht und mehr Übersicht hat. Die anderen sagen, dass man gegen den Uhrzeigersinn sicherer unterwegs ist, weil z.B. auf dem Ring of Kerry Busse (meistens ab 09:00 Uhr in der Früh) nur in diese Richtung fahren dürfen. Ein paar sagen sogar, dass sie diese Straßen nie wieder mit einem Wohnmobil oder ähnlichem befahren werden. Wir sind den Ring of Beara im Uhrzeigersinn und den Ring of Kerry entgegen dem Uhrzeigersinn befahren – unser Resümee:
1. Beide sind landschaftlich so reizvoll, dass man fast etwas versäumen würde, einen der beiden nicht zu besuchen.
2. Uns sind auf dem Ring of Beara sowohl LKW’s und größere Wohnmobile entgegen gekommen -genauso, wie wir am Ring of Kerry größeren Wohnmobilen ausgewichen sind. Bei dem Thema Aussicht und Übersicht haben wir keine gravierende Unterschiede feststellen können.
3. Wir hatten beim rechts im Kreis fahren genauso wenig oder viel Probleme wie beim links im Kreis fahren. Soll heißen: Aus unserer persönlichen Sicht ist es wurscht, ob man so oder so fährt, beides ist bei der nötigen Vor- und Rücksicht eine wunderbare Fahrt durch wunderbare Landschaften …
Wir fahren also den Ring of Kerry entgegen dem Uhrzeigersinn und kommen kaum weiter, weil man so oft stehen bleibt. Nicht um dem Verkehr auszuweichen (die Straße ist breit genug) sondern um die Landschaft zu genießen. An einem der Aussichtspunkte warten irische Musiker auf die nächste Busladung Touristen und erzählen uns bis dahin von ihrem Job. Dann kommt auch schon der nächste Bus und die Touristen schwärmen aus wie die Gelsen in Lignano.
Uns zieht es dann weiter entlang der Küste bis nach Portmagee.
Nach einem gemütlichen Kaffee beschließen wir, rüber über die Brücke auf die Valentia Insel zu fahren und uns hier ein bisschen um zu sehen.
Schnell finden wir den Wanderparkplatz auf Valentia Island (GPS: N 51.89177 W 10.39666) und sind begeistert: Die Sonne hat sich durchgesetzt und der Ausblick ist rundherum grandios: Auf der einen Seite das Meer und die Skellig Inseln und auf der anderen Seite Dingle Bay und die zauberhafte Küste des Ring of Kerry.
Wir schnüren unsere wasserdichten Bergschuhe (Unterwurzacher-Schuhe) und machen einen ca. 5 Kilometer langen Spaziergang (Bray Head Loop) zum ehemaligen Beobachtungsturm und zum „Gipfel“ (219 m) des Bray Head. Über moorige Wiesen geht es dann zurück zum Wohnmobil und wir sind uns sicher, dass wir soeben eines der landschaftlichen Highlights unserer Irlandreise erlebt haben …
Nach diesem wunderbaren Naturerlebnis, geht es wieder weiter auf dem Ring of Kerry: Eine riesengroße Baustelle für einen neuen Golfplatz direkt an den Klippen schmälert etwas unsere Euphorie. Daran kann auch die Charly Chaplin-Statue in Waterville wenig ändern. Es gibt meiner Meinung nach relativ viele Golfplätze in Irland (Golfspieler werden sagen: … es kann nie genug geben) und wenn man hier sieht, wie auf mehreren km2 die gesamte Oberfläche einfach abgeschält und zerstört wird, fragt man sich, ob es nicht gescheiter wäre, auch im Sinne eines „ökonomischen Tourismus“ (wenn es den gibt …), die Landschaft und die Natur in ihrer derzeitigen Form zu erhalten. Die gleiche Frage kann oder könnte man sich übrigens auch sehr oft in unserer eigenen Heimat stellen. So und weil wir gerade so schön beim philosophieren sind, kann jetzt jeder für sich selbst definieren, ob das Reisen mit dem Wohnmobil zum sanften Tourismus gehört oder nicht … ;-))
ei der Weiterfahrt genehmigen wir uns ein köstliches Cremeeis auf einem der Aussichts-Parkplätze und meins landet prompt auf dem Fahrersitz. Egal – Entlang der Küste und mit weiteren schönen Ausblicken geht es dann ohne weitere Flecken wieder nach Kenmare, um den Ring of Kerry mit der Fahrt durch den schon bekannten Killarey National Park abzuschließen
Nachdem wir gestern den Ring of Beara und heute den Ring of Kerry (beide wirklich sehenswert …) umfahren haben, lassen wir jetzt die – sicherlich ebenfalls schöne – Halbinsel Dingle – quasi links liegen und nehmen die ca. 130 Kilometer von Killarney bis Loop Head in Angriff.
Während ich die Fähre (€ 20,–) über das Shannon-Delta bezahle, flirtet Sonja mit einem (sicherlich) sehr bekannten Golfprofi, der sie um ein Bild ersucht.
Loop Head
Kurz vor 21:00 Uhr erreichen wir – auf wieder schmäler werdenden Straßen – den Leuchtturm auf Loop Head. Nicht nur die herrlichen Wolken- und Sonnenuntergangsbilder lassen uns erkennen – dass wir einen weiteren Top Platz zum Übernachten gefunden haben …
Nach dieser herrlichen warmen Abendstimmung mache ich noch einen kleinen Spaziergang um den Leuchtturm. Beim nahegelegenen Vogelfelsen steigt plötzlich ein Vogel nach dem anderen auf und ich bin ganz stark an Alfred Hitchcock’s Film: „Die Vögel“ erinnert …
Wir lassen im Wohnmobil die vielen und starken Eindrücke des Tages noch einmal Revue passieren und schlafen still beim Rauschen der Meeresbrandung an den Klippen, ein …
Tag 9
Sa. 30.07.2016
Vormittag: Sonnig + 19° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 20° C
Abfahrt: 11:37 - Ankunft: 22:45 Uhr
Reisezeit: 11 Stunden 08 Minuten
Loop Head - Cliffs of Moher - Doolin - Ballyvaughan
2870 - 2854 - 2963 - 2990 km (120 km)
Was ist heute für ein Tag? Aja, genau – der 30.07. – mein Geburtstag – steht zumindest so in meinem Kalender – sonst würd‘ ich ihn vielleicht sogar vergessen. Gott sei Dank habe ich aber auch noch meine Sonja, die mich mit einem köstlichen Frühstück und einem lieben Geschenk daran erinnert – Danke!
Nach dem Frühstück machen wir beide zusammen einen Spaziergang zum Vogelfelsen „Lovers Leap“ …
Wir springen nicht rüber (man ist ja nicht mehr der Jüngste …) sondern wir beobachten die jungen Möwen und die anderen Vögel, bei ihren ersten Flugversuchen, vom Festland aus.
Irgendwann zu Mittag brechen wir in Richtung Cliffs of Moher auf. Entlang des Wild Atlantic Way geht es auf der Cost Road zuerst zu den Bridges of Ross – eine der bekanntesten Vogelbeobachtungspunkten Europas. Weiter geht die Fahrt vorbei an bizarren Felsformationen, wie z.B. die Felseninsel Illaunonearaun. Wir beobachten Angler wie sie Massen von Makrelen an Irlands besten Küstenangelstandplatz – Castle Point – aus dem Meer über die Klippen heraus holen und wir kommen kaum weiter, vor lauter Schauen und Fotografieren …
Video: Makrelenfischer auf Castle Point:
Cliffs of Moher
.. und dann erreichen wir den Parkplatz (Parkgebühr und Eintritt pro Person: € 6,–) der Cliffs of Moher und zum ersten Mal in Irland ist der Besucheransturm wirklich enorm, so dass wir fast keinen Parkplatz ergattern können. Ich stelle mein Fahrzeug auf einem Mitarbeiterparkplatz ab und hole mir das o.k. des Wachpersonals. Danach geht es zu Fuß zum informativen Besucherzentrum und zu den Klippen, die 214 Meter aus dem Meer herausragen …
Wir spazieren zuerst nach Süden und danach. vorbei am O’Brians Tower. zu den nördlichen Klippen. Natürlich machen wir auch unzählige Fotos von dieser beeindruckenden Naturkulisse, die schon bei vielen Filmen (Harry Potter & Co) „mitspielen“ durfte.
Es ist auch mehr als interessant, die Leute hier zu beobachten, wie sie sich auf ihren Bildern präsentieren und wer weiß, welches Bild Sonja und ich so ergeben … ;-))
Die Cliffs of Moher, neben der Brauerei Guinness die bekannteste Touristenattraktion Irlands, muss man, trotz der vielen Besucher, einfach gesehen haben. Man hört eine Vielfalt an verschiedenen Sprachen und wir treffen auch gar nicht so wenige Österreicher, die ebenfalls begeistert sind …
Doolin
Nur ein paar Kilometer weiter erwartet uns mit einem letzten Blick auf die Cliffs of Moher ein ganz anderer Genuss: Die kleine Ortschaft Doolin ist als Musikhochburg bekannt und auch ich habe hier mit meinem Sohn schon das eine oder andere Guinness bzw. Bulmers bei lässiger Musik im Pub geleert. Nur schwer finden wir aber einen Parkplatz außerhalb des Ortes.
Auch Sonja und ich wollen heute wieder mal die Atmosphäre in einem Pub inhalieren und haben uns das – von außen klein und unscheinbar aussende – Gus O’Conners ausgesucht.
Als wir gegen 18:00 Uhr das Lokal betreten ist dieses auf mehreren Räumen bummvoll, man muss sich durch die Massen durchkämpfen …
Ein netter Kellner reserviert uns für das Essen einen Tisch. Da er meinen wunderschönen Namen „Unterwurzacher“ unverständlicherweise nicht ganz versteht, geschweige denn, diesen aufzuschreiben bzw. auszusprechen in der Lage ist, tauft er uns kurz in „Austria“ um.
Für die schnellvergehenden 45 Minuten Wartezeit bestellen wir uns ein Guinness an der Theke und lauschen mit Begeisterung der irischen Musik, die von ein paar Einheimischen dargeboten wird …
Prost – Man hat ja schließlich nicht jeden Tag Geburtstag.
Obwohl ich glaube, dass die Mehrzahl der Besucher hier Touristen sind, fühlen wir uns richtig wohl in diesem quirligen Pub. Die neben uns stehende Bekannte des Ziehharmonikaspielers erklärt uns, dass sich hier oft Musiker aus allen Landesteilen treffen, um gemeinsam die irische Volksmusik hoch zu halten. Man merkt, dass die Musiker wirklich mit Leib und Seele bei der Sache sind und Spaß haben. Gelegentlich wechseln sich die Musikanten ab oder es kommen neue dazu. Besonders fällt uns ein älterer Herr auf, der die Löffel rhythmisch schlägt …
Sonja macht sich Sorgen, dass uns der Kellner, der uns einen Sitzplatz versprochen hat, in dem Getümmel nicht mehr findet. Aber dies ist unbegründet, nach gut 40 Minuten sitzen wir gemütlich auf einem der begehrten Plätze.
Rechts neben uns sitzen vermeintliche Iren und ich frage sie, was sie denn so essen, um mir ein realistisches Bild der irischen Speisen zu machen. Die einzelnen Mitglieder der netten Familie erklären und zeigen mir genau, was sie so zu sich nehmen. Der Vater fügt noch freiwillig eine kleine irische Bierkunde dazu und klärt mich dann freundlich darüber auf, dass sie aus den Vereinigten Staaten kommen.
Das ebenso nette, junge Paar auf der linken Seite kommt aus Italien und er vertraut mir an, dass ihm das österreichische Gulasch mit Semmelknödel besser schmecke, als das irische Stew. Trotzdem bestelle ich an der Theke mit Tischnummernangabe ein Irish Beef und Guinness Stew (früher war das eine Armeleuteessen) und es mundet mir ausgezeichnet. Sonja genießt einen Traum von Lachs mit Karottenpüree. Gegen 22:00 Uhr beenden wir unsere kleine persönliche Geburtstagsfeier und machen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz …
Zwischengeschichtl – The Spoon Man …
Als wir am Ortsende von Doolin einen Autostopper sehen, bleibe ich stehen. Sonja fragt sich bzw. mich, ob ich noch recht bei Sinnen bin, aber
1. … hatte ich schon immer ein Herz für Autostopper …
2. … habe ich heute Geburtstag …
3. … ist der Autostopper, der alte Herr, der im Pub die Löffel geschlagen hat – The Spoon Man …
4. … bin ich Schlagzeuger und somit quasi seelenverwandt mit dem Musiker ….
5. … weiß ich sowieso nicht, in welche Richtung ich gerade fahren soll …
Freudig steigt er ein und irgendwie, ich weiß auch nicht warum, werde ich an Whiskey erinnert. Da ich seinen Namen nicht verstehe, nenne ich ihn einfach: James Jameson. James redet sehr viel, aber wir verstehen nicht einmal die Hälfte davon: Entweder er spricht einen extremen Dialekt, oder unser Englisch ist einfach zu miserabel oder – mein Favorit: James lallt. Ich habe mir schon beim Einsteigen gedacht, dass er ein bisschen wackelt und als er Sonja überrascht und ihr einen Schmatz auf die Wange gibt, deutet mir meine untreue Gattin, dass da wohl mehr oder weniger ein bisschen Alkohol im Spiel ist.
Aber er ist irgendwie nett und lustig. Wohin will er denn? No Problem – ich soll einfach fahren, er wird mir dann schon sagen, wo wir abzweigen müssen. Also fahre ich nach seinen Anweisung durch die Gegend – keine Ahnung wo hin. James muss noch zu einem anderen Pub, um dort mit seinen Löffeln – Spoons – bei einem Folkfestival mit zu wirken.
James erzählt uns von der irischen Musik, von schönen Frauen, von netten Abenden und dass es mit seinen 77 Jahren noch zu früh ist, jetzt schon nach Hause zu gehen, außerdem wartet da nur eine etwas böses Eheweib auf ihn. Nach ca. 10 Kilometern sind wir in – Moment, kurzer Blick auf das Ortsschild – wir sind in Lisdoonvarna oder so ähnlich eingetroffen. Wir bleiben vor der Custin’s Roadside Tavern stehen. James bedankt sich und steigt ohne zu schauen aus. Er wird fast von einem entgegenkommenden Fahrzeug erwischt, hat aber Glück und landet unversehrt in der Taverne.
Wie sagt man bei uns immer so schön: Kinder und Rauschige (Alkoholisierte) haben einen Schutzengel – Good Luck – James!
Auf der Fahrt zu einem Übernachtungsplatz lachen Sonja und ich noch lange über James, dem lustigen Spoon Man. Mittlerweile sind wir im Land der Burren angelangt und erleben wieder einmal einen beindruckenden Sonnenuntergang – dieses Mal ohne Meer aber trotzdem wunderschön.
Im Küstenort Ballyvaughan finden wir dann wieder ein ruhiges Plätzchen neben der Straße aber wieder direkt am Meer …
Tag 10
So. 31.07.2016
Vormittag: Leicht bewölkt + 19° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 19° C
Abfahrt: 10:00 - Ankunft: 19:23 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 23 Minuten
Ballyvaughan - Burren - Galway - Achill Island
2990 - 3000 - 3061 - 3204 km (214 km)
Gestern ist es ein wenig später geworden, aus diesem Grund schlafen wir heute ein bisschen länger. Auf dem Übernachtungsplatz den wir gestern in der Dunkelheit angefahren sind, kann man viele Seevögel beobachten. Auch ein Brunnen ist vorhanden und wir nützen die Gelegenheit, um unserer Wasservorräte aufzufüllen.
Ganz in der Nähe gäbe es eine Bärenhöhle, die man besichtigen könnte. Da ich sie bereits einmal besucht habe, zieht es uns weiter ins Burrenland zum Poulnabrone Dolmen.
Der Burren (steiniger Ort) ist eine 250 km2 große Karstlandschaft und mitten drin ist der Poulnabrone Dolmen. „Das Loch der Sorgen“ soll so ca. (plus – minus) 6000 Jahre alt sein und war wahrscheinlich mal ein Grab. Vor dem Eingang sitzen ein vermutlich irischer Flötenspieler und ein Handwerker stellt Ketten, Ringe usw. mit alten keltischen Symbolen her. Er spricht ein bisschen deutsch und wir kaufen ein paar Souvenir …
Wir wollen nach Galway, auf den Weg dahin, irgendwo mittendrin, sehen wir ein nettes Cafe direkt neben der Straße. Wir machen Pause und entdecken, dass sich hier die „Hazel Mountain Chocolate Factory“ befindet und diese kann man auch besichtigen – also nichts wie rein.
Hinter einer Glasscheibe werken fleißige Hände, um köstliche Pralinen und Schokolade zu fertigen. Auch der Shop ist originell eingerichtet, so dass Sonja und ich (eher Sonja) nicht anders können, als ein paar der – nicht ganz günstigen, aber qualitativ hochwertigen – Produkte käuflich zu erwerben …
Allzu süß ist ungesund, aber selbst ich kann der zarten Versuchung nicht wiederstehen und besonders die Pralinen mit dem Erdbeer- bzw. Rosengeschmack sind wirklich ein Gaumengenuss (Nougat bekommt Sonja …).
Fast jedes Dorf hat in Irland sein eigenes Castle und/oder zumindest eine Kirchenruine mit einem alten Friedhof rundherum. Es waren sogar einmal 7000 Burgen in Irland, von denen noch ca. 1500 mehr oder weniger erhalten sind. Ein restaurierte und gut erhaltene Burg ist das malerische Dunguaire Castle in der Nähe von Kinvara.
Als wir auf Galway zufahren, sehe ich von weitem schon schwarzen Rauch aufsteigen. Hier brennt sicherlich ein Fahrzeug und das erinnert mich stark an meine Tätigkeit als Feuerwehrkommandant zu Hause. Nach ein paar Minuten im Stau qualmt dichter, weißer Rauch auf – Die Feuerwehr ist Gott sei Dank eingetroffen. Als wir am Unfallort vorbeifahren, sehen wir, dass niemand verletzt wurde und so ist es auch mal interessant die Kollegen aus Irland bei ihrer Arbeit zu sehen …
Galway
Galway – die pulsierende Universitätsstadt mag man oder eben nicht – ich mag sie. Schon als Rupert jun. und ich auf unserer Männer-Irlandsreise 2008 hier übernachteten, hat mich diese quirlige und lebendig Stadt als Gegensatz zu den naturbelassenen, landschaftlichen Schönheiten Irlands angezogen.
Wir parken gegen Mittag im Hafen (€ 2,– pro Stunde).
GPS: N 53,26905 W 9.05044
und spazieren die paar Minuten ins Zentrum.
Die Fußgängerzone von Galway erinnert leicht an die Getreidegasse von Salzburg, zumindest von der Anzahl der Touristen her. Sonja und ich lassen uns vom Trubel nicht anstecken und schlendern gemütlich durch die engen Gassen; wir lassen uns in einem Pub wieder ein paar irische Köstlichkeiten zu Mittag schmecken (das Essen in Irland ist vortrefflich); wir durchwühlen die Stände eines Wochenmarktes mit künstlerischen und kulinarischen Besonderheiten; besichtigen Lynch Castle (Bürgermeister James Lynch soll seinen eigenen Sohn wegen Ehebruchs verurteilt und weil keiner sich traute, das Urteil zu vollstrecken, selbst gehängt haben = Lynchjustiz); wir finden im Innenraum der St. Nicholas Church doch tatsächlich und Gott sei Dank ein öffentliches WC, wir shoppen ein bisschen in den vielen Geschäften und wir sind vor allem von den vielen Musik- und Künstlergruppen begeistert …
Zwischengeschichtl – Straßenarbeiter ...
Ich weiß nicht, ob das nur mir auffällt: In Irland gibt es relativ viele Straßenbaustellen – so wie bei uns vermutlich auch, aber es gibt keine Straßenarbeiter.
Keinen – überhaupt gar keinen, keinen einzigen! Zumindest habe ich keinen gesehen. Vielleicht arbeiten sie nur in der Zeit von Mitternacht bis um ca. 08:00 Uhr in der Früh? Oder sie haben zur gleichen Zeit gemeinsam Betriebsurlaub? Sind alle krank – Epidemie? Oder hat es vielleicht damit zu tun, dass im Vorjahr eine bereits tote Katze bei Markierungsarbeiten nicht weggeräumt, sondern gelb übermalen wurde (wirklich wahr). Das Bild wurde auf der Homepage der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ veröffentlicht und sorgte für einen gewaltigen Shitstorm …
Vielleicht wurden danach alle Straßenarbeiter fristlos entlassen? Fragen über Fragen und ich habe keine Antwort. Ja, über so etwas mache ich mir im Urlaub auch Gedanken. Man soll ja nicht sinnlos und gedankenbefreit durch die Gegend rasen, sondern man soll sich auch mit den Menschen und deren Sorgen in einem Urlaubsland vertraut machen.
Vielleicht ist es aber ganz anders und die Iren sind ein schlaues Völkchen: Sie lassen alle Baustellen im Land während der Hauptreisezeit ruhen, damit die lieben Touristen ohne Stau durch ihr Land fahren können. Die gelernten Bauarbeiter wechseln während dieser Zeit ihr gelboranges Sicherheitsgewand gegen eine schöne altehrwürdige Uniform und helfen während der Hochsaison in anderen Berufen aus. Zum Beispiel hat der Pförtner, der in Ashford Castle in einer alten irischen Tracht Eintritt verlangt hat, trotz seiner Verkleidung sehr nach einem Bauarbeiter ausgesehen. Auch der Dudelsackspieler in Galway, die Pferdekutschenfahrer in Killarney, der Andenkenverkäufer beim Poulnabrone Dolmen, die Parkplatzeinweiser bei den Ciliffs of Moher usw. waren, wenn man es aus dieser Sicht betrachtet, nicht unverdächtig …
Egal, ich kann mich auch irren – aber ich werde die Augen wachsam weiter offen halten … s!
Achill Island
Trotz dieser schwerwiegenden Gedanken geht es unbekümmert weiter. Nach dem eher hektischen, aber nicht unsympathischen Galway, soll es jetzt wieder ein bisschen Natur sein und dafür fahren wir ein paar (ca. 150) Kilometer …
Wir wollen auf die Achill Inseln, die man über eine Brücke problemlos erreichen kann. Schafe sind in Irland überall allgegenwertig. Auch hier liegen wieder ein paar am Straßenrand oder spazieren sorgenfrei über die Straße.
Der im Reiseführer vorgeschlagene Stellplatz an einer Bootsanlegestelle gefällt uns dieses Mal nicht und so suchen wir uns selber (das ist hier nicht allzu schwierig) ein – wieder einmal – wunderschönes Plätzchen: Direkt neben dem Meer, mit eigenem Grün vor der Wohnmobil-Haustür, ein paar Schafen rundherum und sonst fast nichts …
Aja, da ist dann noch der unwahrscheinliche rote Sonnenuntergang …
Achill Island – Foxford – Knock – Benone Beach – Giants Causeway – Rope Bridge – Dark Hedges – Belfast
Zwischen-Reise-Resümee
Heute haben wir Montag, den 1. August 2016. Seit einer Woche sind wir auf der grünen Insel und genau heute in einer Woche werden wir sie (leider) wieder verlassen. Wohl Zeit für ein kleines Zwischen-Resümee …
Die Erwartungen nach meiner ersten Reise nach Irland ( 2008) haben sich voll erfüllt. Mit dem Wohnmobil ist das Reisen noch intensiver und aus meiner Sicht um einen Tick noch schöner als mit dem Mietauto. Die Stellplätze sowie die Landschaft sind ein Wahnsinn und so richtig nach unserem Geschmack. Die Leute sind wirklich nett und man kommt auch schnell mit ihnen ins Gespräch -wenn man will. Das Fahren auf Irlands Straßen erfordert zwar immer eine hohe Konzentration, ist aber ansonsten problemlos -zumindest bisher (drei Mal auf Holz geklopft …). Die Tagesetappen sind gut gewählt und nicht anstrengend. Das Wetter ist eben so wie es ist, irisch halt und das passt so für uns. (Ich bin von Haus aus nicht aggressiv, aber wenn ich den englischen Tankwart, der mir mit seiner Aussage, dass in Irland 14 Tage Sauwetter herrschen würde und der mir damit fast die Laune verdorben hätte, noch einmal treffe, dann Gnade ihm Gott … ;-)). Nach schlechten Erfahrungen mit dem englischen Essen (ist schon sehr lange her …) sind wir vom guten irischen Essen positiv überrascht. Ansonsten genießen wir das gemeinsame Kochen mit irischen Produkten im Wohnmobil. Generell verläuft diese Irlandreise harmonisch rund und Sonja und ich genießen die Zweisamkeit in vollen Zügen.
Die Eindrücke sind also sehr vielfältig, vielleicht sogar für mich ein bisschen zu reichhaltig? Ich will Sonja alles zeigen, was ich schon kenne und viele neue Sachen sind auch dabei. Es gibt soviel zu sehen, wir erleben sehr intensiv Landschaft, Natur und Sehenswürdigkeiten – wenn man jetzt die vergangene Woche noch einmal vor dem geistigen Auge ablaufen lässt, muss man sich schon sehr konzentrieren, damit einem alle Höhepunkte wieder einfallen. Sonja sieht das eher gelassen – alle Namen und Orte kann man sich bei so einer Reise sowieso nicht merken, daher genießt sie den Augenblick, das Jetzt und Hier und freut sich auf (hoffentlich) schöne Bilder und Erinnerungen.
In diesem Sinne werden wir in der kommenden Woche Nordirland und den Osten Irlands erkunden. Das Zeitfenster ist groß genug, wir brauchen nicht zu hetzen und können es weiterhin gemütlich angehen lassen. Die (landschaftlichen) Höhepunkte werden nicht mehr in so geballter Form auf uns zukommen, aber es gibt noch genug zu sehen und zu entdecken …
In diesem Sinne genieße ich erst einmal diesen herrlichen Fleckchen Erde hier auf Achill Island, lasse mir unter freien Himmel den Morgenkaffee schmecken, schaue den bunt bemalten Schafen beim Grasen zu, lausche den leisen Wellen, die heute sanft an die Klippen branden, bewundere mit Sonja die immer wechselnden Wolkengebilde …
Ich komme unweigerlich ins Schwärmen . ist es nicht schön auf dieser Welt …
Tag 11
Mo. 01.08.2016
Vormittag: Wechselhaft + 19° C
Nachmittag: Auflockerung + 20° C
Abfahrt: 10:25 - Ankunft: 20:18 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 53 Minute
Achill Island - Foxford - Knock - Benone Beach
3204 - 3289 - 3338 - 3596 km (392 km)
In der ansonsten ruhigen Nacht wurden wir plötzlich geweckt. Die freilaufenden Schafe haben sich an unserem Wohnmobil gerieben oder ein blindes Schaf war darunter, dass unser Womo gerammt hat. Ein kurzes Machtwort von mir und es war wieder Ruhe. Gestern habe ich einen Bauern, der mit seinem Hund vorbeikam gefragt, warum die Schafe so viele unterschiedliche Farben tragen. Das dient natürlich auf der einen Seite zu Kennzeichnung, quasi zu welchem Bauern welche Schafe gehören und auf der anderen Seite hat der Widder ein Päckchen Farbe umgeschnallt und so kann man später erkennen, welches Schafweiblein von welchem Schafmännlein liebestechnisch beglückt wurde. Gott sei Dank gibt es das bei uns Menschen nicht …
Wir freuen uns noch einmal über die irische Küstenlandschaft, irische Schafe und irische Cottage (typische einstöckige Häuser). Wirklich irische Häuser? Gestern hat mir der Bauer mit Hund erzählt, dass es sehr viele (ca. 350.000) leerstehende Häuser in Irland gibt. Viele werden an reiche Engländer und Schotten verkauft, die sich hier Zweitwohnungen einrichten. Das treibt die Grundstückspreise wieder in die Höhe, was wiederum dazu führt, dass sich die Einheimischen einen Grundkauf fast nicht mehr leisten können. Ein deutscher Wohnmobilfahrer hat mir ebenfalls gestern das Gleiche über Schottland erzählt. Überall die selben Probleme …
Das Wetter wird etwas schlechter und es fängt nach einiger Zeit zu regnen an. Richtiger Regen, weil Nieselregen gilt laut Sonja nicht als wirklicher Regen. Aus diesem Grund verlassen wir Achill Island und fahren nach, ja wohin eigentlich?
Zuerst wird einmal gemütlich zu Mittag gegessen. Danach fahren wir „shoppen“. Ja richtig, shoppen. So etwas muss Mann tun, wenn Frau mit an Bord und das Wetter nicht ganz ideal ist. Aber nicht einfach gewöhnliches Shoppen, es muss schon etwas Besonderes sein und zwar „Foxford Woollen Mills“ …
Foxford, eine kleine Stadt am River Moy gelegen, beherbergt im ehemaligen Kloster das „Foxford Woolen Mills Experience Center“, in dem man eine kostenlose Besichtigungstour unternehmen kann, etwas essen oder köstlichen Kaffee mit ebensolchen Süßspeisen vertilgen und natürlich einkaufen kann: Es gibt hausgemachte Spezialitäten, Geschirr, Kunstgegenstände und selbstverständlich alles, was mit Wolle zu tun hat. Bei uns, besser gesagt bei Sonja wird es ein modischer Poncho aus feiner Merinowolle. Nicht ganz billig, aber mit einem kleinen Rabatt, weil wir den Reiseführer des Womoverlages mit dabei haben …
Knock
Ca. 30 Kilometer südlich von Foxford liegt Knock (Hügel der Jungfrau Maria). Dieser Wallfahrtsort ist vielleicht bei uns weniger bekannt, gehört aber neben Lourdes, Fatima und Medjugorje zu den großen Marienheiligtümern Europas.
Am 21. August 1879 soll hier die Jungfrau Maria, in Begleitung ihres Gatten Josef sowie des Evangelisten Johannes insgesamt 15 Personen unterschiedlichen Alters erschienen sein. Papst Johannes II, Mutter Theresa und viele andere Pilger waren schon hier. Jährlich besuchen ca. 1,5 Millionen Menschen diesen Ort.
Auch Sonja und ich wandern durch die Anlagen, zünden eine Kerze an und besuchen die beeindruckende hl. Messe in der ca. 10.000 Menschen fassenden Wallfahrtskirche …
Benone Beach
Am späten Nachmittag geht es dann gemütlich weiter. Es regnet noch immer. Ideal, um ein paar Kilometer zu machen. Wir wollen an die Nordküste Irlands – genauer gesagt zum ca. 250 km entfernten Benone Beach …
Während der Fahrt passieren wir die Grenze zu Nordirland und würde uns nicht Susi (Navi) darauf hinweisen, würden wir es gar nicht bemerken. Als wir kurz nach 20:00 Uhr in Benone Beach ankommen, hat sich das Wetter wieder wesentlich gebessert (so wie in Irland üblich …) und wir sind begeistert .
Wir sind aber nicht nur von den herrlichen Wolkenbildern begeistert, sondern freuen uns über gar paradiesische Wohnmobilverhältnisse: 11 (!) Kilometer langer feinster Sandstrand, aber so fest, dass man direkt ins Meer fahren könnte. Relativ wenig los (lediglich nur ein weiterer Wohnmobilist bleibt über Nacht auf dem himmellangen Strand stehen …) und wieder mal ein wunderbarer Sonnenuntergang, dazu noch leckeres Abendessen und Erholung pur …
Ich war zwar heute schon kurz im Meer, aber morgen gehe ich so richtig baden …
Keine Klippen, nur Sand, keine grünen Wiesen und auch keine Schafe, aber doch Irland, zwar Nordirland aber trotzdem Irland und doch so anders, und doch wieder schön …
Tag 12
Di. 02.08.2016
Vormittag: Regen + 15° C
Nachmittag: Heiter + 2o° C
Abfahrt: 10:47 - Ankunft: 19:10 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 23 Minuten
Benone Beach - Giants Causeway - Rope Bridge - Dark Hedges - Belfast
3596 - 3633 - 3646 - 3664 - 3756 km (160 km)
Heute wird es wohl doch nichts mehr mit dem Baden werden – ich habe es zwar mit der kleinen, großen Zehe probiert, aber es ist sooooo: (kleiner Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger) kalt. Saukalt und Regen, richtiger Regen …
Beim Lesen stört der Regen nicht, im Gegenteil, das Prasseln auf das Wohnmobildach macht das Leben im Womo noch heimeliger, als es so schon ist. Sonja findet das auch und bastelt, dieses Mal Engel aus Filz. Und ich hol meinen Kindle raus, um endlich im Roman von Jonas Jonasson „Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind“ weiter zu kommen. Ob es in Stockholm jetzt auch wohl regnet? Egal, nach Schweden muss ich wohl auch wieder mal hin und auch wir müssen irgendwann wieder weiter. Kurz vor Mittag brechen wir auf.
Den Mussenden Tempel und die anderen Bauten hier gleich um die Ecke sehen wir nur aus der Ferne, bei diesem Regen jagt mich nicht einmal meine Gattin vor die Tür
Giant's Causeway
Vorbei an einer der größten Burgruinen Irlands – Dunluce Castle – geht es direkt zum Damm der Riesen – Giant’s Causeway – in der Nähe von Bushmills …
Einer irischen Legende nach, hat hier der Riese Fionn mac Cumhaill, alias Mac Cool, diesen Damm gebaut, um seinen schottischen Widersacher Bennandonner in einem Duell zu besiegen. Kurz gesagt, kam der riesige schottische Riese über diesen Damm rüber nach Irland und wurde von Fionn’s schlauer Ehefrau hinter’s Licht geführt (das haben manche Frauen so an sich ..), indem sie ihren Mann als Baby verkleidete.
Als Bennandonner das riesenhafte Baby sah, verblasste er bei der Vorstellung, dass bei der Größe des Kindes, der Vater wohl gigantische Ausmaße haben müsse. Vor lauter Angst lief der schottische Riese über den Damm zurück und zerstörte ihn dabei hinter sich …
Ausgerüstet mit Audioguides spazieren wir durch das Besucherzentrum runter zum Giant’s Causeway, der UNESCO Welterbestätte. Es besteht aus ca. 40.000 (ich hab’s nicht nachgezählt) mehr oder weniger gleichförmigen Basaltsäulen (Lavagestein), die meistens eine sechseckige Form aufweisen. Auch hier sind viele Besucher, die aber in dem weitläufigen Küstenabschnitt weiter nicht stören. Wir betrachten die eigentümlichen Gesteinsformen, die bis zu 12 Meter hohen Säulen, die vielen „Steinskulpturen und -Figuren“, die Natur, die rot gefärbten Felsen (Eisen) …
Carrick-a-Rede Rope Bridge
Es ist wirklich erfreulich, dass der Regen in der Zwischenzeit aufgehört hat (irisches oder fast schon englisches Wetter …) – aber bis nach Schottland haben wir leider trotzdem nicht rüber sehen können. Es ein beeindruckender und schöner Rundgang und eine beeindruckende Landschaft – absolut zu empfehlen.
Nur ein paar Kilometer entfernt ist auch schon die nächste, sehr bekannte Sehenswürdigkeit – nämlich die Carrick-a-Rede Rope Bridge und da wollen auch wir jetzt hin …
Wir parken auf dem unteren Platz, wo auch schon Filmaufnahmen zu: „Games of Thornes“ gedreht wurden.
Für einen Eintritt von ca. £ 5,90 pro Person spazieren wir zur Hängebrücke, die schon vor 350 Jahren Fischern dazu gedient hat, um relativ gefahrlos auf die Insel zu kommen und in den Sommermonaten nach Lachs zu fischen.
Die Brücke überspannt eine Meeresenge von ca. 20 Metern in einer Höhe von 30 Metern. Securitypersonal regelt den Übergang und mag es gar nicht, wenn dabei fotografiert wird, was natürlich wieder dazu führt, dass ich eine Menge Bilder mache …
Das Überqueren der berühmten Brücke kann ohne Lebensgefahr vollzogen werden. Die Landschaft ist wieder einmal atemberaubend und im krassen Gegensatz zum langen Sandstrand von Benone Beach. Apropos Gegensatz: Soeben kam sogar die Sonne durch und beim Rückweg zieht wieder Regen auf und das in einer typisch irischen Geschwindigkeit …
The Dark Hedges
Ich liebe Alleen und ganz eine besondere gibt es ein paar Kilometer weiter: The Dark Hedges – die dunklen Hecken spielten natürlich auch im Film Games of Thrones mit und sind dementsprechend bekannt. Aber zuerst einmal finden. Es handelt sich um eine Seitenstraße nahe dem Dorf Armoy. Finden war die eine kleine Schwierigkeit, die Straße ohne viele Menschen zu fotografieren ist die andere Schwierigkeit. Es sind wirklich viele Leute hier und alle stellen sich in die Mitte der Straße, um die zweihundert Jahre alten Buchenbäume auf Bild zu bannen. Ein Platzregen kommt uns dabei zu Gute und wir machen ebenfalls ein paar Fotos …
Wir haben uns für die Besichtigung von Giant’s Causeway, Rope Bridge und Dark Hedges Zeit gelassen und für heute auch genug gesehen. Es ist jetzt gegen 18:00 Uhr und wir beschließen, direkt nach Belfast in die nordirische Hauptstadt zu fahren.
Ziel ist der Hazelbank-Park, ein großer Parkplatz vor den Toren Belfast, den wir auch gleich beim zweiten Mal (der Kreisverkehr hat uns kurz, verkehrter Weise, wieder zurück auf die Autobahn geleitet …) finden. Hier kann man gut übernachten, hat einen schönen Blick auf die Hafeneinfahrt von Belfast, also alles gut …