Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Irland: Forty Shades of Green - Teil 1

Teil 1 – 22. bis 27.07.2016

Gesamtroute 22. Juli bis 10. August 2016

2016 - Gesamtroute - Irland: Forty Shades of Green ...

Gesamtroute:

Kuchl (A) – Dünkirchen (F) – Stonehenge (GB) – Lacock – Pembroke – Rosslare (IRL) – Hook Head – Waterford – Blarney Castle – Cobh – Jameson Whiskey – Mizen Head – Ring of Beara – Ross Castle – Ring of Kerry – Loop Head – Cliffs of Moher – Doolin – Ballyvaughan – Burren – Galway – Achill Island – Foxford – Knock – Benone Beach – Giants Causeway – Rope Bridge – Dark Hedges – Belfast (Titanic Museum) – Monasterboice – Port Oriel – Newgrange – Dublin – Wicklow Mountain – Clogga Beach – St. Hellen Pier – Heimfahrt – Kuchl (A)  – 6204 km

VORWORT

Im Jahre 2008 besuchte ich mit meinem Sohn Rupert jun. Irland. Wir waren mit einem Mietwagen unterwegs und von der landschaftlichen Schönheit der grünen Insel genau so begeistert, wie von den freundlichen Menschen. Also stand damals schon für mich fest, dass ich auch irgendwann mit dem Wohnmobil dieses schöne Land bereisen wollte. Aus diesem Grund geht es heuer nach Irland, wobei ich auf der einen Seite meiner Sonja die bereits bekannten Sehenswürdigkeiten und Landschaften zeigen und natürlich - so wie immer - neue Gebiete erkunden und entdecken möchte. Bin schon gespannt, ob sich meine Erinnerungen aus 2008 mit den neuen Eindrücken decken werden. Mal sehen, wie weit es und dieses Mal treibt und was wir alles erleben werden ...

P.S (1).: Zum ersten Mal wollen wir auch ein paar kleine Videos drehen - wir hoffen, sie werden euch gefallen ...

P.S. (2): Gebrauchsanleitung - Sollte es jemanden zu viel Text sein, ganz einfach die "Zwischengeschichtl'n" weglassen. Sollte es jemanden dann noch immer zu viel Text sein, dann ganz einfach nur die Bildchen anschauen, solle es dann immer noch jemanden zu viel Text sein, dann einfach die Augen schließen ... ;-))

"The Emerald Isle" und "Forty Shades of Green" prägten den Begriff:

Irland - die grüne Insel

Nein, das hat jetzt relativ wenig (bis auf die Namensähnlichkeit) mit dem Softporno und Kassenschlager "Fifty Shades of Grey" zu tun, sondern es handelt sich auf der einen Seite (The Emerald Isle) um ein Gedicht des Dichter's William Drennan (1754-1820) und auf der anderen Seite, um ein Lied von Jonny Cash aus dem Jahr 1961 (ein gutes Jahr - weil mein Geburtsjahr ... ;-)) .....

Egal, "die grüne Insel" ist einer der bekannten Begriffe, die einem für Irland spontan einfallen. Genau so wie z.B.: Kleeblatt, Irish Coffee, Whiskey und Pubs, Guinness, wunderschöne Natur, Klippen, Wind und Brandung, rote Haare, Castle, Titanic, Schafe, ... um nur einige zu nennen, die mir im Kopf herum schwirren. Und genau das alles und noch vieles mehr wollten wir - Sonja und ich - bei unserem Besuch erleben. Wie es uns dabei ergangen ist und ob sich unsere hohen Erwartungen erfüllt haben? - Begleiten sie uns und sehen sie selber ...

Daten:
Bereiste Länder:
– Österreich: 8,58 Mio. Einwohner, 83.878 km2 Fläche, 102 Einwohner/km2, Wien;
Deutschland: 80,79 Mio. Einwohner, 367.167 km² Fläche, 226 Einwohner/km², Berlin;
– Niederlande: 16,9 Mio. Einwohner, 41.548 km² Fläche, 408 Einwohner/km², Amsterdam;
– Belgien: 11,26 Mio. Einwohner, 30.528 km² Fläche, 369 Einwohner/km², Brüssel;
– Frankreich: 66,32 Mio. Einwohner, 643.801 km² Fläche, 103 Einwohner/km², Paris;
– England: 54,31 Mio. Einwohner, 130.395 km² Fläche, 417 Einwohner/km², London;
– Wales: 3,09 Mio. Einwohner, 20.735 km² Fläche, 149 Einwohner/km², Cardiff;
– Irland: 4,59 Mio. Einwohner, 70.182 km² Fläche, 66 Einwohner/km², Dublin;
– Nordirland: 1,84 Mio. Einwohner, 13.843 km² Fläche, 133 Einwohner/km², Belfast;

Reiselektüre:
– Womo-Verlag: – Mit dem Wohnmobil nach England und
Mit dem Wohnmobil nach Irland
– Marco Polo – Irland
–  Eigene Erfahrungen, Tipps aus vielen Internetseiten und -Foren …
– ÖAMTC – Verschiedene Landkarten und Kurztipps

Die Anfahrt ...

Zügig geht es durch den Kontinent nach England ...

22.07. – 27.07.2016

Kuchl (A) – Dünkirchen (F) – Stonehenge (GB) – Lacock – Barry Island (Wales) – Pembroke – Rosslare (IRL) – Hook Head – Waterford – Blarney Castle – Cobh – Jameson Whiskey – Mizen Head – 2334 km

Tag 1
Fr. 22.07.2016
Nachmittag: Sonnig + 20° C
Abfahrt: 18:45 - Ankunft: 23:50 Uhr
Reisezeit: 05 Stunden 05 Minuten
Kuchl (A) - Rastplatz Pforzheim (D)
0 - 431 km

Freitag, 22. Juli 2016 – 18:45 Uhr: Die Arbeiten in unserem Schuhfachgeschäft sind abgeschlossen, das Womo ist eingeräumt und reisefertig. Ich bin das auch und Sonja fast.

Die Urlaubsvertretung in unserem Schuhfachgeschäft ist ebenfalls geklärt: Herzlichen Dank an Thomas, Maire-Luise, Rupert und Marlene. Nun kann es losgehen – ich freue mich wie ein kleines Kind …

„Wiedersehen, Bussi Bussi, erholt euch gut, genießt es, passt auf und meldet euch öfters“ – Als unsere Kinder noch ein paar Jahre jünger waren, war dies üblicherweise unsere gebräuchliche Verabschiedung, wenn sie sich – besorgniserregender Weise – ohne uns – auf den Weg in ihren Urlaub machten. Jetzt ist es genau umgekehrt … ;-))

Sobald ich ins Womo einsteige und den ersten Gang einlege, beginnt für mich die Erholung. Die Sonne lacht auf unser Womo, trotz starkem Verkehr kommen wir gut voran, Sonja sortiert und ordnet das Inventar im hinteren Bereich, ich „schmeiße“ mir heiße Musikvideos ins Doppel-Din-Radio und so düsen wir wohlgelaunt und in Hochstimmung in Richtung Deutschland …

Ein bisschen fehlt mir heuer die Anspannung, was uns denn so erwarten wird, aber dafür soll es ein richtig erholsamer Urlaub mit Freunden werden …

Meinen ersten geplanten Zwischenstopp „Schloss Neuschwanstein“ lassen wir gleich mal links liegen und heben ihn für eine spätere Tour auf. Es geht über die Autobahn Salzburg – München – Lindau in Richtung Bodensee. Gegen halb vier Uhr erreichen wir einen der größten Wasserfälle Europas, den Rheinfall bei Schaffenhausen (CH). Wir erfreuen uns am imposanten Getöse, an dem kühlenden Wassernebel, einem ebenso kühlen Eis und an der beeindruckenden Natur.

Zwischengeschichtl – Terroralarm …

Kurz vor 20:00 Uhr nähern wir uns der bayrischen Hauptstadt München. Zuerst kommen Meldungen über einen angeblichen Terroranschlag, mehrere Tote, vermutlich sind drei Täter auf der Flucht im Großraum München …

Die Nachrichten werden immer intensiver, sämtliche Radiostationen unterbrechen ihre Programme, schließlich kommt die Aufforderung: „Wenn sie im Großraum München unterwegs sind, verlassen sie umgehend die Autobahn, um den Einsatzkräften den Weg frei zu machen …“

Wir befinden uns gerade am Autobahnkreuz München Süd. Was ist zu tun? Sollen wir wirklich die Autobahn verlassen? Abfahren und dann die Bundesstraßen verstopfen? Wir können alle paar Minuten Konvois von Autos sehen, die entweder aus Rettungsfahrzeugen, Polizeiautos oder aber auch aus schwarzen PKWs oder ebensolchen Lieferwagen mit Blaulicht bestehen und mit Folgetonhorn vorbei rasen.

Wir beobachten und sortieren die Lage: Die Einsatzfahrzeuge kommen ohne Schwierigkeiten durch den Verkehr, jeder macht Platz. Von den „normalen“ Autofahrern verlässt fast keiner die Autobahn und so fahren auch wir angespannt und aufmerksam weiter in Richtung Stuttgart. Auch hier kommen uns immer wieder Einsatzfahrzeuge entgegen.

Es ist doch eine bedrückende Situation: Ganz in der Nähe sterben unschuldige Menschen und wir befinden uns auf dem Weg in den Urlaub, unsere Hochstimmung ist natürlich gänzlich verschwunden. Verwandte und Bekannte, die wissen, dass wir gerade in dieser Gegend unterwegs sind, rufen besorgt an, ob bei uns eh alles in Ordnung ist ..

Als wir gegen Mitternacht in der Nähe von Pforzheim auf einem Parkplatz übernachten, wird klar, dass es sich bei dem Amokläufer um einen 18-jährigen Einzeltäter handelt. Später stellt sich heraus, dass insgesamt 10 Menschen ums Leben gekommen sind und 27 Personen verletzt wurden –  sinnlos …

Parkplatz in der Nähe von Pforzheim
Parkplatz, kostenlos
(Autobahnrastplätze werden allgemein wegen Einbruchsgefahr nicht als Übernachtungsplätze empfohlen)
Tag 2
Sa. 23.07.2016
Vormittag: Sonnig + 24° C
Nachmittag: Sonnig + 24° C
Abfahrt: 08:23 - Ankunft: 18:17 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 54 Minuten
Pforzheim (D) - Dünkirchen (F)
431 - 1157 km (726 km)
Rast an der Moseltalbrücke bei Winningen ...

Heute lassen wir es gemütlich angehen. Es ist zwar noch eine weite Strecke bis zum Fähranleger in Dünkirchen, aber wir haben Zeit und Reserven eingeplant.

Zufällige entdecken wir die beeindruckende Brücke bei Winningen über die Mosel und unternehmen einen kleinen Erkundungsspaziergang. Nach den gestrigen Ereignissen in München tut ein bisschen Entspannung gut.

Ablenkung gibt es auch im Radio:

Zwischengeschichtl – -Musikgenuss …

Nach dem Mittagessen geht die Reise weiter – ein kurzes Stück durch Holland und danach über die Grenze nach Belgien. Die Fahrt geht ohne Ausnahme über die Autobahn. Sonja macht das, was sie immer im Urlaub macht: Sie bastelt Weihnachtssterne für den nächsten Missions- und Adventmarkt. Und ich mach das, was ich eigentlich nie und nimmer mache: Zufällig bin ich an einem belgischen Radiosender hängen geblieben, der nur deutsche volkstümliche Schlagermusik spielt. Ich höre normalerweise – wenn es geht – fast immer und überall Musik und die reicht von der „echten“ Volksmusik aus aller Herren-Länder, über Klassik (Beethoven, Mahler, Bruckner, Holst, usw), anspruchsvoller Blasmusikliteratur, über Beatles zur Pop- und Rockmusik, bis hin (je nach Gemütslaune) auch mal zu Heavy Metall, usw. – also eine relativ hohe Bandbreite …

Bei Hansi Hinterseer, den Ursprung Buam, Helene Fischer (naja, optisch ist da ja nichts einzuwenden …) und Co. hingegen kräuseln sich mir allerdings die Nägel auf und das würde, bei mir als begeisterter Barfußläufer, wirklich nicht schön aussehen.

Nicht dass mich jetzt irgendwer falsch versteht: Die Schlager der volkstümlichen Musik werden gerne gehört und erfreuen sich in weiten Kreisen der deutschen, der ostösterreichischen und anscheinend auch der belgischen Bevölkerung sehr großer Beliebtheit. Die Interpreten, die ihre Arbeit mehr oder weniger professionell machen und ihre entsprechenden Fans verdienen den ihnen zustehenden Respekt. Immerhin ist das eine der größten Musikindustrien in Europa. Aber mein Ding ist das nun einmal ganz und gar nicht und es hat auch rein gar nichts mit der Musik, die bei uns heimisch ist, zu tun.

Normalerweise würde ich sofort und auf der Stelle zum nächsten Radiosender weiter schalten, um möglichen Hör- oder Hirnschäden zu entgehen. Dieses Mal hat aber dieser Mix aus dem redeschwallgewaltigen belgischen Moderator und dem Herz-Schmerz-Gejohle mein Gemüt erfasst und so folge ich – ohne dass ich dazu gezwungen werde – über eine Stunde lang der skurrilen und fast schon lustigen Sendung. Als ich dann auch noch zum Mitklatschen und Mitsingen anfange, macht sich Sonja begründete und ernsthafte Sorgen um mich …

Begeistert klatsche ich bei dieser tollen Musik im belgischen Sender mit ...
... so lässt sich der Stau ertragen ...
... der Wohnwagenfahrer macht es sich gemütlich ...

Man merkt schon: Ich rede zu viel – irgend wie hat wohl der quasselige Moderator und die volkstümliche Musik (eigentlich eine blöde Bezeichnung …) doch einen unguten Einfluss auf mich ausgeübt …

Um es kurz zu fassen: Wir kommen ohne gröbere Probleme kurz nach 18:00 Uhr in Dünkirchen an und begeben uns am Parkplatz, neben dem Checkin-Gebäude der Fähre, nach dem Abendessen, zur wohlverdienten Ruhe. Morgen Früh geht es zeitig ab auf die englische Insel ..

Übernachtungsplatz Parkplatz
Asphaltierter Platz, WC und Duschen im Verwaltungsgebäude
Kostenlos
Terminal Car ferry, Route du petit Denna, Port 5625, F-59279 Loon-Plage, Dunkerque
GPS: N 51,01587° E 2,19767°
Tag 3
So. 24.07.2016
Vormittag: Sonnig + 22° C
Nachmittag: Bewölkt + 20° C
Fähre Dünkirchen (F) - Dover (GB) hin und retour (2 Personen + Womo): € 155.79
Abfahrt: 08:03 - Ankunft: 19:35 Uhr
Reisezeit: 11 Stunden 32 Minuten
Dover (GB) - Stonehenge - Lacock - Barry
1157 - 1437 - 1480 - 1607 km (450 km)

05:00 Uhr – aufstehen!. Um diese Zeit drehe ich mich normalerweise noch zweimal um, aber es nützt nichts: In einer Stunde geht die Fähre nach England rüber. Die Überfahrt habe ich vor ca. 2 Wochen über das Internet gebucht. Dies ging genauso problemlos wie jetzt die Auf- und Überfahrt.

Mit einer Stunde Zeitverschiebung sehen wir die weißen Kreidefelsen von Dover und landen auf der britischen Insel ..

Zeitig in der Früh: Auffahrt auf die Fähre nach England ...

Kurzer Videoversuch – Linksverkehr bei der Ausfahrt vom Fährhafen in Dover (GB):

... fährt man von der Autobahn runter, kann es gleich eng werden ...
... alle fahren auf der falschen Seite ... ;-))

Sind wir in Frankreich noch bei strahlenden Sonnenschein abgefahren, so empfängt uns England mit düsteren Wolken. Dafür leuchten die Kreidefelsen umso mehr – auch wieder schön und die Wolken lockern auch gleich wieder auf …

Also runter von der Fähre und nun heißt es links fahren. Kompliziert? Nein – überhaupt und gar nicht. Ich habe mir das viel schlimmer vorgestellt, aber man fährt einfach den anderen Fahrzeugen auf der linken Seite nach und der Gegenverkehr kommt rechts daher. Ein bisschen ungewohnt aber kein Problem.

Auch den ersten Kreisverkehr passieren wir, als ob wir schon immer links gefahren wären. Wenn man auf der Autobahn überholen will (so oft kommt das mit dem Womo eh nicht vor …) dann schaut halt die Beifahrerin auch ein bisschen mit und gut ist es. Außerdem sind die britischen Autofahrer sehr rücksichtsvoll und lassen uns immer „raus“, wenn der rechte Blinker betätigt wird.

Allerdings erwische ich anstatt einer Abzweigung zu einer Tankstelle irrtümlicherweise eine Autobahnabfahrt. Hier wird es dann gleich mal eng, sehr eng. Einspurig und seitlich hohe Hecken. Nach einem Kilometer kommt eine Kreuzung und wir können umdrehen und wieder auf die Autobahn auffahren.

So tuckern wir gemütlich südlich an London vorbei in Richtung Stonehenge, unserem ersten Ziel in England …

Wir parken unser Womo auf dem Riesenparkplatz vor dem Informationszentrum. Ein netter Herr dreht uns zum Preis von € 32,– pro Person eine English Heritage Card an. Mit dieser Karte hat man bei verschiedenen Museen, Ausstellungen, Burgen usw. freien Eintritt und sie soll auch in Irland gültig sein (allerdings – wie sich später heraus stellte – nur in wenigen Museen …). Außerdem erspart man sich in Stonehenge das Anstellen in der Warteschlange …

Ausgerüstet mit Audioguides besuchen wir die Ausstellung im Besucherzentrum und im Freigelände. Wir informieren uns über die verschiedenen Thesen und Mythen, die sich um Stonehenge ranken.
Sonja und mich interessieren solche Relikte aus der Vergangenheit durchaus. Für uns sind das nicht nur ein Haufen toter Steine, sondern meistens geht von diesen Orten auch eine gewisse Ausstrahlung aus und daher ist der Besuch in einem der bekanntesten historischen Orte der Welt ja fast schon ein „Muss“ …

Vom Besucherzentrum geht es per Fuß oder mit dem Bus zu den Steinkreisen – den „hängenden Steinen“. Man kann die Steine umrunden und dabei bekommt man ausgiebige und interessante Informationen durch den Audioguide. Den Steinkreis selbst kann man nicht betreten und das ist vermutlich auch gut so. Es sind zwar sehr viele Besucher da, aber auf dem weitläufigen Terrain verläuft es sich und es stört nicht. 

Besucherzentrum Stonehenge
GPS: N 51,18441°   W 1,85890°

Stonehenge
Besucherzentrum Stonehenge ...
Viele Informationen über Stonehenge und seine Umgebung ...

Nach einigen interessanten Stunden verlassen wir wieder Stonehenge und seine Umgebung.
Auf Landstraßen geht es weiter.

Wir begleiten für kurze Zeit den Letzten eines Radrennens. Während die Streckenposten schon alles abräumen, strampelt er alleine und verlassen dem Ziel entgegen – er tut uns leid und wir feuern ihn an. Ein leises, gequältes Lächeln belohnt unsere Motivationsversuche …

Neben der Hauptstraße fällt uns ein Großaufgebot an Militärs auf. Unwillkürlich müssen wir wieder an das Münchner Attentat von vorgestern denken. Hier handelt es sich aber Gott sein Dank wohl nur um eine Übung oder wollen die Engländer nach dem EU-Austritt auch die Europäer von ihrem Land fern halten?

Eigentlich wollen wir ja die düsteren Gedanken verdrängen, aber ob das bei unseren nächsten Ziel wirklich gelingt?

Lacock Abbey – Die Kammer des Schreckens …

Lacock Abbey (GB) - Kammer des Schreckens ...
Langer Spaziergang um Lacock Abbey (GB)
... über Stock und Stein ...
... Wasser von unten und oben ...

Die Anfahrt nach Irland habe ich mir bei der Planung der Reise so vorgestellt, dass wir ohne größere Umwege bis zur Fähre nach Dünkirchen unterwegs sind und dann mit einem Zeitpolster von einer Nacht in das vereinigte Königreich übersetzen – das hat so weit mal ausgezeichnet geklappt. In England dann unbedingt bei Stonehenge vorbeischauen (abgehakt) und dann wäre noch Eden Projekt im Süden des Landes auf meiner Wunschliste gestanden …

Der Umweg von ca. 260 km hätte uns nichts ausgemacht, allerdings ist es jetzt schon später Nachmittag und da würde uns wohl die Zeit zur kurz werden. Außerdem ist der Begriff „Stress“ in unserem Urlaub nicht vorhanden. Flexibel ändern wir die Route und fahren nach Lacock, wo unter anderem „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ gedreht wurde. 

Der Schrecken fährt uns in die Glieder, als wir erfahren, dass die Abbey und das Fox Talbot Museum in einer halben Stunde zusperren, aber der Eintrittspreis trotzdem noch irgendwo bei 22 Pfund liegt. Unsere, in Stonehenge erworbener English Heritage Card gilt hier leider nicht, sondern irgendeine andere Card (die Engländer sind sich nicht einmal untereinander einig …). Wir lassen es sein und entschließen uns spontan, einen kurzen Spaziergang um die Abbey zu machen, vielleicht kann man ja ein paar nette Bilder schießen.

Unauffällig verfolgen Sonja und ich ein paar Leute, die für uns den Eindruck machen, dass sie aus dieser Gegend stammen und sich hier auskennen. Nach gut einer halben Stunde regen sich leichte Zweifel an dieser Annahme. Die Leute samt Hund drehen an einem unüberwindbaren Fluss um und fragen uns nach dem Weg …

Wir setzten diesen, in der von uns vermuteten Richtung, trotz einsetzenden Regen auf gut Glück einfach fort, umrunden so die Abbey im weitem Umkreis, klettern über Zaunsperren, scheuchen Jungschwäne, Fischreiher und anderes Getier auf, werden bis auf die Haut nass, sehen uns auf einer Weide zwei Kampfschafen gegenüber, überleben dies nur dank einfühlsamer Kommunikation mit den Tieren und erreichen nach über einer Stunde glücklich aber müde wieder den Ort Lacock, der zu einem der schönsten im Königreich England zählt.

Kurz zusammengefasst: Ein interessanter, schöner und typischer Urlaubsausflug …

Die Severn-Brücke von England nach Wales ...
... irgendwer beobachtet uns ...
Volksfeststimmung in Barry Island ...

Obwohl es uns hier in Lacock gut gefällt, ein uriges Lokal verführerisch zum Essen einlädt und wir am Parkplatz neben der Abbey auch übernachten könnten, fahren wir trotzdem weiter.
Erstens dauert es einige Zeit, bis wir wieder trocken sind und zweitens ist es erst 18:35 Uhr und irgendwie zieht es mich – trotz der hier vorhandenen Wassermengen (in Form von Regen) -wieder ans Meer …

Gut 34 Meilen oder besser gesagt 55 Kilometer später passieren wir – wieder getrocknet – bei Sonnenschein und leichter Bewölkung die 1,5 Kilometer lange Severn-Bridge, die imposante Hängebrücke von England nach Wales (Maut: £ 13,20 mit der Kreditkarte bezahlt). Wir verlassen unter lautem Protest von Susi (unser Navi) die vorgesehen Route und fahren in Richtung Barry, an der südlichen Küste von Wales. Leider mache ich an einer Tankstelle den Fehler, dem neugierigen Tankwart mit zu teilen, dass wir nach Irland wollen. Er bedauert uns sehr, weil es dort, laut seiner Aussage, angeblich die nächsten 14 Tage absolutes Sauwetter geben soll. Hätte ich doch meinen unbändigen Mitteilungsdrang etwas gedrosselt, jetzt ärgere ich mich über die anscheinend miserablen Aussichten und noch mehr über den englischen Tankwart …

Da ich beileibe kein Kind von Traurigkeit bin, bessert sich meine Stimmung wieder zusehens. Besonders, als wir in Barry am Island Pleasure Park einen wunderbaren Platz, direkt oberhalb des Strandes, zum Übernachten finden. Die aufgestellten Warnschilder mahnen uns zwar zur Vorsicht (kann nie schaden), aber sie beunruhigen uns keineswegs. Im Gegenteil – Wir haben gerade wirklich richtiges Glück: Es findet gerade ein Strandfest statt. Aus diesem Grund ist -laut Anfrage bei zwei netten Polizisten – auch der obere Parkplatz geöffnet und (vermutlich) kostenfre

Kurzer Videoversuch – Volksfest – leicht verschwommen …

Sonja war ja gegen den Kauf der Muscheln und ist jetzt ein bisschen sauer, weil ich so viel Geld sinnlos verschwende … Erst als ich später die Muscheln im Womo erwärme, ein bisschen verfeinere und mit Tagliatelle aus der Toskana meinerallerliebsten Gattin serviere, genießen wir beide die Abendstimmung, das (jetzt) gute Essen, die lebhafte Partymusik und das Leben …

Übernachtungsplatz Barry
Normalerweise gebührenpflichtiger Parkplatz
Neben Island Pleasure Park am Meer
Barry (Wales)
GPS: N 51,39005° W 3,26969°
Tag 4
Mo. 25.07.2016
Vormittag: Bewölkt + 19° C
Nachmittag: Wechselhaft + 21° C
Fähre Pembroke (GB - Wales) - Rosslare (IRL) hin und retour (2 Personen + Womo): € 491.--
Abfahrt: 08:37 - Ankunft: 21:30 Uhr
Reisezeit: 12 Stunden 53 Minuten
Barry (Wales) - Pembroke; Rosslare (IRL) - Hook Head
1607 - 1766 km; 1766 - 1831 km (224 km)
In Pembroke (Wales) warten wir auf die Fähre nach Irland ...

Bis auf eine englische Familie mit Hund waren wir die einzigen, die auf dem Parkplatz oberhalb des Strandes von Barry kostenlos übernachtet haben. Wir genießen in der Früh den Ausblick, plaudern ein bisschen mit den Nachbarn und dann geht es gemütlich gute 150 Kilometer weiter bis Pembroke, von wo uns am Nachmittag die Fähre von Irish Ferries nach Irland bringen wird …
(gebucht zwei Wochen vorher per Internet)

Fährhafen Pembroke (Wales)
GPS: N 51,69114°   W 4,94303°

Fast pünktlich um 14:45 Uhr legt die Fähre von Pembroke ab und wir haben es uns im Restaurant, wo es viele freie Plätze gibt, gemütlich gemacht. Ich genieße die Aussicht, gehe spazieren, lese ein bisschen, gehe spazieren, mache ein paar Fotos, gehe spazieren, surfe im Internet, gehe …
Sonja bastelt Weihnachtssterne, eh klar. Nebenbei erklärt sie den neugierigen Mitreisenden ihre Tätigkeit. Vielleicht sollten wir im nächsten Urlaub ein paar fertige Bastelsachen mitnehmen und diese für den guten Zweck (Link) verkaufen?

Wie immer, bastelt Sonja - auch auf der Fähre - für den Missions- und Adventmarkt im Dezember ...
Irland: Enge Straßen, hohe Hecken - ein bisschen mehr Vorsicht als bei uns ist wohl nötig ...
Die erste Friedhofsruine ...
Ankunft in Irland

Nach gut vier Stunden landen wir endlich im Hafen von Rosslare, im Südosten Irlands. Auf teilweise engen Straßen, eingerahmt von haushohen Hecken geht es links weiter in Richtung Süden. Die Straßen haben zwar kein Bankett wie bei uns, dafür aber an den Rändern und in der Mitte „Katzenaugen“, die beim Überfahren ungute Geräusche erzeugen.

Voll Interesse saugen wir die ersten Eindrücke auf: Wir sehen einen Friedhof mit einer Kirchenruine. Die vereinzelten Häuser sind meist steingrau und wir erkennen sogar jetzt in der Dämmerung die verschiedenen Grüntöne in der Landschaft – zumindest bilden wir uns das ein …

Wir nützen auf unseren Reisen wirklich gerne die Reiseführer des Womo-Verlages. Für uns sind sie ideale Helfer, um Routen, Sehenswürdigkeiten und vor allem schöne Stellplätze zu finden. Natürlich ist nicht oder – nicht mehr -jeder Tipp verwendbar, aber wenn man nur ein bisschen flexibel ist, ein klein wenig Hirn einsetzt, dann kann man sich wunderbar die Highlights heraus suchen. Und eins dieser „Gustostückerl“ wollen wir heute noch ansteuern – Den Leuchtturm von Hook Head …

Nach einer kilometerlangen Fahrt auf einer einspurigen Straße erreichen wir Hook Head. An der Spitze dieser Halbinsel erwartet uns ein Stellplatz wie aus dem Wohnmobilbilderbuch und wie wir ihn lieben: Ein einsamer Leuchtturm, rauschendes Meer das stürmisch an die Klippen brandet, Wiese, Blumen und eine idyllische Abendstimmung. Urlaubsherz, was willst du mehr – wir sind begeistert und glückselig, so kann es weiter gehen auf der grünen Insel – Irland, wir kommen …

Hook Head
Übernachtungsplatz am Meer
Wiesenplatz neben Leuchtturm
WC im Leuchtturm
Hook Head
GPS: N 52,12422° W 6,93063°
Tag 5
Di. 26.07.2016
Vormittag: Bewölkt + 21° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 20° C
Abfahrt: 09:05 - Ankunft: 19:06 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 01 Minute
Hook Head - New Ross - Waterford - Blarney Castle - Cobh
1831 - 1867 - 1901 - 2072 - 2121 km (290 km)
Der Leuchtturm von Hook Head ...

Auf den Spuren unserer ersten Irlandreise mit Sohn Rupert (2008) wollen wir heute den Süden Irlands erkunden. Aber Sonja und ich wollen natürlich auch neue Orte erkunden und entdecken. Wir können uns kaum von Hook Head und seinen Klippen losreißen, aber nach einem Morgensparziergang und dem ausgiebigen Frühstück geht es los nach New Ross, wo es im Hafen einen schönen Dreimaster und ein JFK-Denkmal zu bestaunen gibt …

Die "Dunbrody" liegt im Hafen von New Ross ...
.. in New Ross kann man auch JFK die Hand geben ...
Waterford Crystal Manufactory ...
Waterford Crystal Manufactory ...
Waterford

Die Waterford-Crystall-Manufactory möchte ich Sonja unbedingt zeigen. Dieses Mal geht es aber nicht an den Stadtrand in die Produktionsfirma selber, sondern direkt in die Altstadt von Waterford, ins Firmenzentrum.
Hier kann man gegen eine Gebühr von € 13,50 pro Person an einer Gruppenführung teilnehmen. Wirklich interessant und sehenswert: Wir beobachten Glasbläser und Handwerker, die in Millimeterarbeit Gläser, Luster, Pokale für Formel-1-Rennen, Tennisturniere und sonstige bekannte Sportveranstaltungen schleifen und wahre Kunstwerke aus Glas produzieren. Wir erfahren, wie diese Raritäten designend und geplant werden und können uns im Schauraum überzeugen, dass es hier auch Werke aus Glas um € 13.000,– und mehr zu kaufen gibt …

Zwischengeschichtl – Gasalarm  …

Beim Thema Gas (nicht Glas) bin ich von Haus aus vorsichtig. Nicht nur beim Campen, auch als Feuerwehrmann kenne ich die Gefahren …

Vor Abreise kamen zwei vermeintlich gefüllte Flaschen an Bord. Als nach zwei Tagen die Flamme am Gasherd immer weniger wurde, hieß es, mal nachsehen. Im außenliegenden Gaskasten vernahmen wir zwar keinen auffallenden Gasgeruch war, aber die Flasche war fast leer? Alle Anschlüsse überprüft und kontrolliert – nichts Außergewöhnliches bemerkt. Die einzige „halbwegs“ logische Erklärung, man hatte mir eine, nur unzureichend gefüllte Flasche verkauft – kann das sein? Also die fast leere Flasche raus und (kontrollierte) gefüllte Reserveflasche rein und wunderbar: Große schöne Flamme am Herd. Irgendwie hatten wir aber trotzdem noch ein ungutes Gefühl …

Am fünften Reisetag wurde die Flamme nun wieder kleiner – Schei…., das gibt’s doch nicht. Nachgesehen und wirklich, auch die zweite Flasche fast leer – irgendwo muss ein Leck sein! Also sofort Gas abgedreht und … Ja, was nun? Im Reiseführer „Mit dem Wohnmobil nach Irland“ ist eine Werkstätte in Cork verzeichnet, die auch Flaschen mit österreichischen bzw. deutschen Anschlüssen füllen soll. Also nichts wie hin. Im Industriegebiet werden wir fündig. Der nette Herr der besagten Firma erklärt uns aber, dass er schon seit zwei Jahren keine Füllungen von deutschen Flaschen durchführt – zu wenig Nachfrage. Aber zumindest kann er uns provisorisch helfen. Er sagt, dass der Gasregler, der eingebauten Truma Monocontrol (ca. 2 Jahre alt) defekt ist und hier das Gas ausgeströmt sein muss. Super – aber wir leben noch! Er tauscht den Regler aus und wir hoffen, dass die neue Leitung und der Anschluss irgendwie zusammen passen. Zumindest ist die Flamme wieder einwandfrei. Leider hat er aber kein Gas für uns und auch in einer zweiten, angeführten Werkstätte bietet sich uns das gleiche Problem. Also müssen wir halt ein bisschen sparen, wo es geht. Immerhin ist ja in unseren beiden Flaschen jeweils noch ein bisschen Gas vorhanden und zum Kochen sollte es wohl reichen. Vielleicht sollte ich nächstes mal das Gasspürgerät (siehe Bild) unserer Feuerwehr mitnehmen …

Zu allem Überfluss komme ich auf der Fahrt von einer Werkstätte zur anderen Werkstätte, mitten in Cork leider – auf Anweisung meiner Susi (Navi) – vom rechtem Weg ab und biege in die „Mahony’s Ave“ ein. Ich bin noch nie in meinem Leben, mit meinem Wohnmobil auf so einer engen und so steilen Straße (besser gesagt: Gässchen), die zu einer Kirche hoch führt, unterwegs gewesen. Das Ganze wird durch die Tatsache erschwert, dass auf der rechten Seite des Gässchen Autos parken und auf der linken Seite, von der Stadtverwaltung neue metallene Boiler eingesetzt worden sind, um das Parken hier zu verhindern und um eventuellen, verrückten Wohnmobilfahrern das Leben schwer zu machen …

Mir treibt es die Schweißperlen auf die Stirn und Sonja ist sprachlos – ein untrüglich schlechtes Zeichen. Es hilft aber alles nichts – zum Umkehren ist es zu spät und so denke ich mir: Entweder es geht oder nicht. Wir klappen die Außenspiegel rein und durch …
… es geht sich aus und nach einer Steilkurve kommen wir neben einer Kirche wieder auf die breite Hauptstraße – Gott sei Dank …

Blarney Catle

Es gäbe in Cork noch den wirklich sehenswerten „English Market“ und einige andere Dinge zu besichtigen, aber ich will raus aus der Stadt. Und da kommt mir das ganz in der Nähe liegende Blarney Castle sehr gelegen.

Blarney Castle

Für den Eintritt von € 13,– pro Person genießen wir diese typisch irische Burg, ich küsse in typischer Touristenmanier den berühmten Stein der Redegewandtheit und danach wandern wir durch die sehenswerten verschiedenen Gärten.

Man sieht schon an Hand der vielen Bilder: Es hat uns in Blarney Castle ausgesprochen gut gefallen. Die Besichtigung der Burg ist interessant und man bekommt einen Einblick in die frühere Lebensweise. Ich hoffe nur, dass der Kuss des berühmten Steins der Redegewandtheit nicht noch negative Folgen für mich oder besser gesagt -für meine Umgebung hat. Gott sei Dank hat Sonja nur mich geküsst …

Die verschiedenen Gärten rund um das Castle in Blarney sind der helle Wahnsinn: Farne so hoch wie Bäume, richtig imposante Baumgiganten, feenhaft angelegte Gärten, romantische Wasserfälle, verwunschene Steine und Wälder, ein Giftgarten, und vieles mehr haben uns sehr beeindruckt.

Fish and Chips in Cobh ...
Cobh

 

Gegen Abend fahren wir nach Cobh, um dort auf dem offiziellen Stellplatz zu übernachten. Von hier ist es nicht weit in das Stadtzentrum und wir lassen den ereignisreichen Tag bei köstlichen Gerichten und dem ersten Guinness (auch Sonja probiert) ausklingen …

Das berühmte Guinness - schmeckt es oder nicht ?
Auswandererdenkmal in Cobh - Annie Moore mit ihren Brüdern Anthony und Philip ...
Offizieller Stellplatz der Stadt Cobh
Asphaltierter Parkplatz an der Uferpromenade - 10 Minuten ins Zentrum
Kostenlos (48 Stunden erlaubt)
Whitepoint Mooring, Cobh
GPS: N 51,84697° W 8,30809°
Tag 6
Mi. 27.07.2016
Vormittag: Sonnig + 24° C
Nachmittag: Heiter + 24° C
Abfahrt: 10:47 - Ankunft: 19:17 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 30 Minuten
Cobh - Jameson Whiskey - Baltimore- Mizen Head
2121 - 2142 - 2271 - 2334 km (213 km)
Die Titanic ist im ehemaligen Queenstown und jetzigen Cobh allgegenwärtig ...
Original Plakat aus dem Jahre 1912 ...

Cobh hieß früher Queenstown und war 1912 der letzte Anlegepunkt der Titanic, bevor sie auf das offene Meer in Richtung Amerika losfuhr, einen Eisberg rammte und unterging. Traurig – aber ebenso traurig ist die Geschichte der sechs Millionen Auswanderer, die zwischen 1848 und 1950 wegen Hungersnöte und schlecht wirtschaftliche Bedingungen Irland hier in Richtung Amerika verließen und dabei vielfach den Tod fanden. Oder die Geschichte der RMS Lusitania, die am 7. Mai 1915 von einem deutschen U-Boot hier ganz in der Nähe abgeschossen wurde, wobei rund 1200 Passagiere ums Leben kamen …

Heute macht dieser geschichtsträchtige Ort auf uns einen ruhigen, fast zu ruhigen Eindruck. Viele Geschäfte stehen leer, aber die Titanic und die anderen Katastrophen sind allgegenwärtig …

Wir spazieren am alten Anlegesteg vorbei, an dem die Beiboote der Titanic zum letzten Mal angelegt haben, bevor über 1500 Menschen im stählernen Sarg oder im eiskalten Wasser untergegangen sind; wir sehen in die besorgten Augen des Navigators, der als Denkmal am Hafen Ausschau hält; kaufen in der ehemaligen Ticket-Ausgabe und jetzigem Titanic-Museum einen Pullover; erleben im ehemaligen Bahnhofsgebäude, im Cobh Heritage-Center die Geschichte der Auswanderer wieder und gehen zur imposanten und alles überragenden St. Coloman Kathedrale hoch. Von hier aus hat man einen guten Überblick über einen der größten Naturhäfen der Welt und auf die vielen, bunten Häuser und engen Gassen der Stadt. Wir lauschen dem einzigen Glockenspiel Irlands und bestaunen das gewaltige Innere der neugotischen Basilika.

Trotz der vielen Unglücke, auf die man hier auf Schritt und Tritt aufmerksam gemacht wird, kommt keine schwermütige Stimmung auf und das liegt vielleicht an den wirklich netten Menschen hier. Und nicht nur hier ist uns das aufgefallen, egal ob man in einem Geschäft, Lokal oder sonst wo mit der Bevölkerung in Kontakt kommt: Die Iren sind wirklich sehr, sehr freundlich, nicht übertrieben, aufgesetzt oder nur weil man etwas verkaufen möchte, nein, wir haben den Eindruck, dass es echt und natürlich rüber kommt und das macht das Land gleich noch einmal sympathischer …

Das nächste Abenteuer: Die Jameson Whiskey-Brennerei ...
Jameson Whiskey-Schaubrennerei in Midleton ,,,
The Jameson Experience

Äußerst sympathisch hört sich auch der Vorschlag an, eine irische Whiskey-Destillation zu besuchen. Abgesehen von meiner – ein paar Jahre schon zurück liegenden Sturm- und Drangzeit – gehört Whiskey eher nicht zu den Getränken, die ich täglich zu mir nehme. Auch nicht einmal wöchentlich und auch nicht monatlich. Wenn ich mich richtig entsinnen kann, ist es sogar schon einige Jahre her, dass ich ein Glas Whiskey geschlürft habe. Also besuchen wir jetzt in Midleton, das ganz in der Nähe liegt, die größte Whiskey-Destilliere Irlands: The Jameson Experience …

Die € 16,– pro Person sind ausgezeichnet angelegt: Wir laufen gut eine Stunde einer netten Irin hinterher und erfahren dabei fast alles über irischen Whiskey. Es ist interessant, kurzweilig und zum Schluss bekommen wir auch noch ein kleines Gläschen zum Probieren und ein etwas größeres Gläschen zum Genießen – und ich muss sagen und auch Sonja (die fast nie Alkohol trinkt) sagt dasselbe: Mild und fein – er schmeckt uns …

 

Wir sind uns bewusst, dass wir in der uns derzeit zur Verfügung stehenden Zeit nicht alles sehen können – den Anspruch stellen wir auf keine unserer Reisen. Aus diesem Grund lassen wir die – sicherlich auch schönen Orte – an dem folgenden Küstenabschnitt zwischen Cobh und Baltimore (nicht in Amerika!) links liegen und nehmen die N71. Baltimore selber gefällt uns jetzt nicht so berauschend (hat nichts mit der Whiskeyverkostung zu tun …) und auch den „Baltimore Beacon“ – ein 15 Meter hoher Turm – sehen wir nur von weiten. Für uns geht es weiter nach Mizen Head …

Baltimore Beacon
Turmkletterer in Baltimore -
Sandstrand in der Nähe von Baltimore ...
Das neue Fernglas ist Goldes wert ...
Mizen Head

Als wir gegen 19:15 Uhr am großen asphaltierten Parkplatz vor dem Besucherzentrum Mizen Head eintreffen, sind nur wenige Wohnmobile hier. Das Wetter ist momentan leider etwas schlechter geworden, macht aber nichts – so ist das eben in Irland. Wir stehen wieder oberhalb der Klippen, bewundern ebenso wie unsere Nachbarn – die Kühe – die Gischt, die an die Felsen schlägt, freuen uns über das Heidekraut, das die ganze Küste purpurrot schimmern lässt. Fast so wie bei uns zu Hause der Almrausch …

m Gras liegend – ein Kaffeetscherl genießen und mit dem neuen Fernglas die Gegend erkunden – Ein einfacher aber wunderbarer Zeitvertrieb. Ein paar Radfahrer kommen noch vorbei und dann wird es ruhig, fast einsam am Mizen Head. Die Halbinsel gilt als eine der einsamsten Gegenden Irlands. Außer uns und den Kühen ist nur mehr ein Wohnmobil über Nacht geblieben und wir genießen die Ruhe …

Mizen Head Visitor Centre
Asphaltierter Parkplatz, in der Nacht einsam
WC und kleiner Imbiss im Besucherzentrum (schließt um 19:00 Uhr)
Parkplatz Mizen Head
GPS: N 51,45180° W 9,80986°

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