Reiseberichte der Familie Unterwurzacher
SÜDNORWEGEN 2025 - einfach nur schön - Teil 3
Teil 3 – 19.07. bis 26.07.2025
Südnorwegen 2025 - Teil 3
Route - Teil 3:
Südnorwegen 2025 – Teil 3:
Camping Geiranger – Geirangerfjord (Hellesylt) – Insel Runde – Fosnavåg – Ålesund – Atlantikstraße – Sveggen – Kristiansund – Åndalsnes – Romsdal Gondel – Trollstigen – Dovrefjell – Rondane – Lillehammer – Brumunddal – 939 km
Tag 15
SA. 19.07.2025
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 29° C
Zwischengeschichtl – „Trolle ?“
In den unzähligen Souvenirläden hier in Geiranger gibt es noch viel mehr unzählige Trolle. Laut Wikipedia wird der Troll folgendermaßen beschrieben:
Ein Troll war in der skandinavischen Mythologie ein riesenhafter Ureinwohner, der im Mittelalter durch christlichen Einfluss zu einem folkloristischen Dämon oder Kobold mutiert sein soll. Seit dem 19. Jahrhundert wird er grafisch und literarisch als ein riesiger oder auch zwergwüchsiger, hässlicher und fellbedeckter Humanoid mit großer Nase und nur vier Fingern an jeder Hand dargestellt.
Laut meiner eigenen Definition und da lasse ich mir auch auf keinen Fall drein reden, ist ein Troll, zwar kein wirklich hübsches Geschöpf, aber sicherlich ein sehr liebenswertes Wesen, das zwar ab und zu Schabernack oder Scherze mit den Menschen treibt, aber im Grunde es gut mit uns meint. In dieser Betrachtungsweise erinnert mich so ein Troll vielleicht sogar auch ein wenig an mich – wer weiß?
Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Trolle (oder auch wer anderer …) ihre schützende Hand über unsere Reise halten. Es ist schon richtig erstaunlich, wie viel wir bisher erlebt und gesehen haben. Jetzt sind wir erst 14 Tage unterwegs und ich kann fast nicht mehr alles aufzählen – Wir staunen jeden Tag nicht nur über eine Sehenswürdigkeit oder ein großartiges Erlebnis, sondern täglich gleich über mehrere …
Dabei lassen wir uns für unsere Verhältnisse ungewohnt viel Zeit für diese Reise. Wie ein Blatt im klaren Gebirgsbach treiben wir dahin – von Stein zu Stein, von einem kleinen Wunder zur nächsten Naturschönheit, ob unscheinbar oder atemberaubend schön. In der Beziehung erinnert mich diese Tour sehr an das Vorjahr in Island. Auch dort hatten wir viel Zeit und Muse das Land kennen zu lernen. Und so soll es auch hier in Südnorwegen weiter gehen …
Faulenzer-Tag - Camping Geiranger
Wir faulenzen heute – einfach nichts tun. Lange schlafen, Lesen, Bilder sortieren und bearbeiten, Leute beobachten, quatschen, weitere Reise planen und am Abend das Kreuzfahrtschiff bestaunen, dass gerade ablegt und eine Drehung um die eigene Achse macht …
Wie gesagt: Einfach nichts – kann so schön sein …
Wiesenplätze, Duschen, WC, V/E, kleiner Shop mit Brötchenservice, usw.
NOK 390,-- = ca. € 33,52 für eine Nacht (Wohnmobil und zwei Personen) - 1. Reihe hat einen Aufschlag von NOK 100,--
Maråkvegen 59, N-6216 Geiranger, Norwegen
Tag 16
SO. 20.07.2025
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 12:45 Uhr - Ankunft: 22:13 Uhr
Reisezeit: 9 Stunden 28 Minuten
Camping Geiranger - Geirangerfjord (Hellesylt) - Insel Runde - Fosnavåg
3829 - 3966 km (137 km)
Geirangerfjord
Wir sind vor zwei Tagen nicht planlos in Geiranger gelandet – natürlich nicht! Wir waren ja schon zweimal hier, aber erstens wollten wir ein bisschen eine Pause einlegen und dazu kam der Camping Geiranger gerade recht und zweitens wollten wir unbedingt den berühmten Geirangerfjord vom Schiff aus genießen. Also haben wir uns online eine Ticket für die Fähre besorgt und werden so heute lässig über das Wasser schippern …
Heute kurz vor 13:00 Uhr geht es los. Wir fühlen uns fast wie Kreuzschiffahrtspassagiere – bei fast 30° C sitzen wir an Deck der „Jotunheim“ und relaxen auf der schönen Fahrt. Die Sehenswürdigkeiten – wie die Wasserfälle: Die Sieben Schwestern, Der Freier, Der Brautschleier; die Bergbauernhöfe und vieles mehr wird uns sogar auf Deutsch erklärt, daneben haben wir noch nette Gespräche mit den anderen Touristen. Die nicht ganz günstigen NOK 1609,– = ca. € 137,95 – haben sich aber voll ausgezahlt und wir können diese Fahrt jedem empfehlen …
Insel Runde
Das nächste Ziel, das wir ebenfalls schon kennen ist die Insel Runde. Dort will ich unbedingt noch einmal hin. Also machen wir uns am Nachmittag auf den Weg zur berühmten Vogelinsel …
Je weiter wir uns dem Meer nähern, desto mehr Nebel fällt ein. Auf den letzten Kilometern ist die Sicht schon ziemlich eingeschränkt. Leider ist auf dem einzigen Campingplatz der Insel alles ausgebucht (ein entsprechendes Schild vor der Sackgasse wäre eine nette Geste der Betreiber …). So müssen wir auf Anweisung der eher gestressten Einweiser wieder auf engem Raum umdrehen. Wir haben Glück und finden auf dem vorgelagerten Parkplatz noch eine freie Stelle.
Trotz der dichten Nebelwand machen wir uns auf, um gut ausgerüstet (Wanderschuhe, regendichte Kleidung, winddichte Haube) den Berg zu erklimmen. Zuerst geht es richtig mystisch steil bergauf (Horrorfilmkulisse …) aber dann am Gipfel lichtet sich der Neben und die Sonne zeigt uns den wunderbaren Ausblick auf die Berge und die Küstenlandschaft …
Nach 50 Minuten Aufstieg haben wir es geschafft und wir haben wieder unverschämtes Glück: Das schönste Wetter, das man sich vorstellen kann, empfängt uns. Vor sieben Jahren waren wir auch an dieser Stelle, konnten aber auf Grund der frühen Nachmittagszeit keine Papageientaucher beobachten. Heute haben wir extra zugewartet und sind bei der Weggabelung nach links abgebogen.
Nach weiteren Höhenmetern können wir schon die Vogelbeobachter sehen und es sind nicht wenige. Auch wir gesellen uns zu ihnen – allerdings haben wir keine speziellen Teleobjektive. Mein Canon-Reiseobjektiv 24 – 240 muss hier auch reichen.
Gegen 20:00 Uhr treffen die ersten Puffins ein und ich bin – wie immer – von den kleinen Vögeln begeistert. Auch im Vorjahr in Island hatten wir das große Glück diese „fliegenden Clowns“, wie sie auch genannt werden, zu beobachten. In Island sahen wir zwar viel mehr und wir kamen auch näher an sie heran, aber auch jetzt können wir uns nicht satt sehen. So wie die vielen anderen Besucher hier auf dem Vogelfelsen.
Schon alleine ihre Flugeigenschaften erinnern mich an einen tollpatschigen Flugkünstler, der kurz vor der Notlandung steht.
Glückselig – ja genau, ich glaube das ist der richtige Ausdruck für meinen Gemütszustand. Irgendwann geht es dann aber auch wieder runter ins Tal, runter in den Nebel …
Insgesamt sind wir sicherlich über drei Stunden aus gewesen und wir müssen ja heute auch noch einen Übernachtungsplatz finden, nachdem hier auf der Insel der einzige Campingplatz bummvoll ist.
Über die wunderschön, nebelverhangene Brücke geht es wieder zurück zum Festland …
Diesen Übernachtungsplatz in Fosnavåg, ein paar Kilometer von der Insel Runde entfernt, hatten wir schon 2018 entdeckt. Er ist zwar nicht der schönste Stellplatz auf unserer bisherigen Südnorwegenreise, aber er ist direkt im Hafen und ruhig. Ganz in der Nähe soll es auch einen ganz neu errichteten Stellplatz geben, aber heute kurz nach 22:00 Uhr freut es mich auch nicht mehr, lange herum zu suchen …
Und so verbringen wir eine ruhige Nacht neben dem Tagungszentrum …
Tag 17
MO. 21.07.2025
Vormittag:Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 11:15 Uhr - Ankunft: 13:05 Uhr
Reisezeit: 1 Stunde 50 Minuten
Fosnavåg - Ålesund
3966 - 4031 km (65 km)
Den Vormittag nützen wir zum Spazieren und Einkaufen. Es ist wieder unglaublich heiß in Norwegen. Die letzten Tage hat es immer um die 30° C gehabt – unglaublich, da kann ein Eis nicht schaden. Fast – eigentlich alles – zahlen wir mit Karte. Bargeld haben wir bisher noch nicht gebraucht.
Danach fahren wir weiter, benützen wieder einmal eine Fähre und treffen kurz nach 13:00 Uhr im 65 Kilometer entfernten Ålesund ein.
Ålesund
Obwohl es erst früher Nachmittag ist, zeigt sich der dortige Stellplatz als voll belegt. Wir haben Glück: Ein Wohnmobil verlässt den Platz vorne am Ufer und so können wir uns perfekt positionieren. Zusätzlich bekommen wir vom Personal, das den Stellplatz betreibt, jeder ein Eis gratis – eine wirklich nette Geste!
Ålesund – eigentlich die erste größere Stadt auf der Reise. Die wollen wir uns näher ansehen und so starten wir zu einer kleinen Wanderung auf den Stadtberg Aksla, von wo man einen sensationellen Ausblick auf die Stadt und auf die Queen Mary 2 hat, die im Hafen liegt …
Am Abend lassen wir uns nach dem Stadtbummel noch eine Kleinigkeit schmecken, bevor uns ein kurzer, aber heftiger Regenschauer überrascht.
Damit hatten wir jetzt nicht gerechnet und wir erreichen durchnässt unser Wohnmobil. Die Sachen trocknen aber wieder schnell und wir werden am Abend am Kai noch mit einem dunkelroten Sonnenuntergang belohnt, bevor wir uns zur Ruhe begeben …
Bezahlt wurde der Platz bei der Einfahrt am Automaten beim WC und nicht über die EasyPark-App (das war ein bisschen günstiger …)
Stellplatz asphaltiert am Hafen, WC, Duschen, V/E, Mistkübel, 10 min in die Innenstadt
375,-- NOK = ca. € 32,27 (pro Nacht)
Sorenskriver Bulls gate 29, N-6002 Ålesund, Norwegen
Tag 18
DI. 22.07.2025
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 11:30 Uhr - Ankunft: 17:10 Uhr
Reisezeit: 5 Stunden 40 Minuten
Ålesund - Atlantikstraße - Sveggen
4031 - 4221 km (190 km)
Wenn ich ehrlich bin, war – wie soll ich sagen – einer der Hauptgründe, oder eigentlich der Hauptgrund für diese Reise ist die Atlantikstraße. Hier wollte ich bei unserer letzten Tour schon hin und in den letzten Monaten sah ich gefühlt jeden zweiten Tag einen Film auf YouTube über diesen, nicht einmal neun Kilometer langen Abschnitt der malerischen Küstenstraße – die norwegische Reichsstraße 64.
Dort wollen wir also heute hin und schon die Anfahrt führt uns durch eine wunderbare Landschaft …
Die Atlantikstraße
Sie ist nicht lang (8274 Meter) – sie ist einfach nur beeindruckend und da können gewisse YouTuber sagen was sie wollen: Ein wahres Wunderwerk der Technik, glitzernde Sonne, fast wolkenloser Himmel, nicht allzu viel Verkehr und diese wunderbare Aussicht auf die Brücken und die Landschaft – Wir lassen uns Zeit, fahren zwei, dreimal in beide Richtungen, steigen aus, gehen spazieren und genießen einfach – wir spüren die Landschaft mit allen Sinnen …
Also wem dieses Bauwerk nicht gefällt und diese nationale Touristenstraße als durchschnittlich abtut, ist selber schuld. Für uns ist es eine der schönsten Straßen, die wir bisher in Europa kennen gelernt haben.
Danach geht die schöne Fahrt weiter in Richtung Kristiansund. Ein paar Kilometer vor dem Stadttunnel finden wir einen schönen Stellplatz.
Abseits der Straße befindet sich ein leicht schräger Parkplatz und wir stellen unser Wohnmobil auf den letzten freien Platz ab. Normalerweise gilt in Norwegen ein gesetzlicher Mindestabstand von vier Metern zwischen den Fahrzeugen. Hier sieht man das allgemein nicht so streng.
Vorbei an mehreren Picknicktischen kann man herrlich zum felsigen Strand spazieren. Ich genieße die Meeresluft und den Blick auf die vorgelagerten Inseln …
Zwischengeschichtl – „Angeleint …“ …
Automatisch ergeben sich auf diesen Stellplätzen, an denen sich die internationalen Gäste treffen, viele interessante Gespräche. Neben uns befindet sich ein nettes Ehepaar mit einem kleinen Baby, das dauernd Geräusche von sich gibt. Aber es schreit nicht, sondern es handelt sich um ein richtig fröhliches Kind, dass fast unaufhörlich dahinkichert. Nicht ganz leise – aber absolut lustig.
Generell trifft man auf den Stellplätzen und Straßen sehr viele einheimische – norwegische Wohnmobilfahrer. An zweiter Stelle sind gefühlsmäßig, ohne dass ich sie jetzt gezählt habe, Niederländer, dann Schweden und dann erst Deutsche. Österreicher findet man so gut wie gar keine (außer wir natürlich …).
An diesem Abend spaziert ein nette, rothaarige Dame mit ihrer – Katze – vorbei, Sieht man auch nicht alle Tage. Sie kommt aus Schweden, erzählt sie mir und ist mit einem Uralt-Wohnmobil unterwegs. Eine Stunde später spaziert sie mit einem Hund an der Leine vorbei – der auch Auslauf braucht. Und nein – es gibt keine Probleme zwischen Katze und Hund im engen Wohnmobil.
Ihr werdet es jetzt fast nicht glauben, aber wieder nach einiger Zeit kommt die Dame wieder vorbei – dieses Mal hat sie aber gegen jede unserer Erwartungen kein Tier an der Leine, sondern sie geht Hand in Hand mit ihrem Freund spazieren. Zuerst waren Katze, Hund und Wohnmobil vorhanden, erzählt sie uns fröhlich und dann kam ihr Freund dazu. Der musste sich erst eingliedern und das hat er augenscheinlich ganz gut gemacht. Jetzt ist er ebenso begeisterter Wohnmobilreisender wie seine Mitreisenden …
Tag 19
MI. 23.07.2025
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 29° C
Abfahrt: 10:15 Uhr - Ankunft: 15:50 Uhr
Reisezeit: 5 Stunden 40 Minuten
Sveggen - Kristiansund - Åndalsnes
4221 - 4231 - 4340 km (119 km)
kristiansund
Nach kurzer Fahrt erreichen wir an diesem sonnigen Tag den nördlichsten Punkt unserer diesjährigen Norwegenreise – Kristiansund. Wir stellen unser Fahrzeug auf einem kostenpflichtigen Parkplatz direkt im Hafen ab.
GPS:
N 63.117005892261496,
O 7.731553639682483
(Parkgebühr für drei Stunden: NOK 51,75)
… und wen treffen wir hier: Einen Österreicher – ein Rentnerehepaar aus Kirchdorf (OÖ), die schon oft mit ihrem Kastenwagen in Norwegen waren und jetzt auf den Weg zu den Inseln (Lofoten) sind …
Die 24.578 Einwohner zählende Stadt liegt auf vier Inseln und ist hauptsächlich für die Klipp- und Stockfischverarbeitung bekannt. Wir starten unseren ausgiebigen Spaziergang bei einem frei zugänglichen Schiffswerftmuseum und begeben uns anschließend auf die andere Seite des Hafens, vorbei an einer neueren Schiffswerft und in Richtung des Norwegischen Klippfischmuseums …
Zwischengeschichtl – „Hitze …“ …
Es ist wirklich extrem heiß hier in Norwegen. Eigentlich wollten wir den sommerlichen Temperaturen in Österreich entfliehen, also sagten wir uns: „Fahren wir nach Norwegen, da ist es kühl“ – Pustekuchen – seit wir unterwegs sind, hat es vielleicht zwei-/dreimal kurz geregnet, ansonsten gehen wir fast immer auf die + 30° C zu.
Auf der Suche nach dem Klippfischmuseum fragen wir einen Einheimischen – einen Kristiansundar – er begleitet uns ca. 15 Minuten lang zum Museum (sehr nett …) und wir plaudern währenddessen ein bisschen auf Englisch (können hier fast alle …).
Olav erzählt uns, dass die derzeitige Hitzewelle ein Wahnsinn sei. Normalerweise regnet es spätestens nach zwei schönen Tag, wieder einen ganzen Tag. Die letzten zwei Wochen hat es hier in Kristiansund nie geregnet – Furchtbar, die Norweger sind das überhaupt nicht gewohnt. Laut Wetterbericht soll es aber Anfang nächster Woche endlich wieder regnen – Gott sei Dank …
Olav, der nette Kristiansundar begleitet uns tatsächlich bis direkt zum Klippfischmuseum und wünscht uns noch eine schöne Reise durch Norwegen.
Fast alleine besuchen wir das interessante Museum, in dem man alles über die Klippfischzubereitung und – verarbeitung erfährt (Eintritt pro Person – NOK 80,–). Anschließend fahren wir mit einer der Sundbåten-Fähren (eine weitere Sehenswürdigkeit von Kristiansund – kostenlos) wieder in Richtung unseres Wohnmobils. Ein bisschen Shoppen und Sightseeing (wie wir Österreicher sagen ;-)) rundet den Vormittag in Kristiansund ab …
Nach dem Mittagessen setzen wir unsere Fahrt gemütlich fort. Wir haben den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht – von nun an geht es wieder in den Süden. Ursprünglich dachten wir über eine Weiterreise nach Trondheim (190 km) oder gar auf die Lofoten (gut 1000 km) nach. Aber unser Motto ist dieses Mal ja: „Gemütlich und Gemächlich“ und außerdem waren wir in Trondheim und auf den Lofoten schon. Die „Horrormeldungen“ über den Massenansturm von Touristen auf den Lofoten und der bevorstehende Wetterumschwung tragen auch zu unserer Entscheidung bei – schön, wenn man auf den Reisen mit dem Wohnmobil so flexibel ist …
Unser nächstes Ziel ist also Åndalsnes, gut 100 Kilometer südlich von Kristiansund. Wir lassen uns Zeit und die Fahrt dahin ist alleine schon wunderschön. Faszinierende Brücken, Sehenswürdigkeiten neben der Straße und eine weitere Fährfahrt bereiten uns einen kurzweiligen Nachmittag …
Åndalsnes
Gegen 16:00 Uhr kommen wir am Romsdalsfjord an und finden kurz vor Åndalsnes auf einem großen Parkplatz für Wohnmobile einen gemütlichen Fleck zum Ausspannen.
Wir genießen die warmen Sonnenstrahlen, das ruhige Fjordwasser und das nette Nebeneinander mit den anderen Wohnmobilisten …
Zwischengeschichtl – „Kuschelcamper …“ …
Jetzt gibt es in Norwegen – ich glaube, es ist ziemlich neu – ein Gesetz, das besagt, dass zwischen den einzelnen Fahrzeugen ein Abstand von vier Metern auf Campingplätzen und sowieso (?) bestehen muss. So weit so gut – wird auch sehr oft eingehalten. Die berüchtigten „Kuschelcamper“ sollten damit der Vergangenheit angehören. Sollten – denn als wir so gemütlich am Fjord sitzen, hinter uns ein deutscher Wohnmobilkollege brav im Abstand von vier Metern eingeparkt, kommt ein schwedischer PKW daher und quetscht sich tatsächlich zwischen unseren zwei Fahrzeugen hinein!
Ja gibt’s denn so etwas wirklich – das muss ich mir jetzt genauer ansehen: Aus dem PKW steigt ein junges Pärchen, die Dame schaut zuerst etwas beklemmt, setzt dann aber ein breites Lächeln auf und fragt höflich, ob es uns und unsere Nachbarn eh nicht stören würde, wenn sie hier ihr Nachtlager aufschlagen würden.
Naja, ein bisschen eng ist es ja schon, aber wenn ich so nett gefragt werde – dann kann ich auch wieder schwer nein sagen.
Außerdem können wir uns ansehen, wie andere Urlaub machen und das ist auf jeden Fall sehr interessant, was die Beiden so aus ihrem fahrbaren Untersatz heraus holen.
Wir verbringen dann – quasi zwangsweise gemeinsam, Stoßstange auf Stoßstange einen gemütlichen Abend mit interessanten Gesprächen. Ich hoffe, die Beiden haben in der Nacht meine eventuellen „Schlafgeräusche“ nicht gehört und wenn schon – selber schuld …
Insgesamt stehen hier auf dem großen Parkplatz sicherlich mehr als 20 Wohnmobile. Wir lassen uns das Abendessen schmecken. Brot und Fleisch haben wir unterwegs eingekauft. Österreichisches Bier haben wir in den erlaubten Mengen mit. Für das Frühstück haben wir zu Hause Aufbackbrötchen in Großmarktmengen eingekauft, weil uns die hiesigen Gebäcksvarianten nicht ganz zusagen. Wir sind halt als Kuchler ziemlich anspruchsvoll was „Semmerl“ (Brötchen) betrifft …
Tag 20
DO. 24.07.2025
Vormittag: Sonnig + 23° C
Nachmittag: Sonnig + 23° C
Abfahrt: 10:15 Uhr - Ankunft: 20:32 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 17 Minuten
Åndalsnes - Romsdal Gondel - Trollstigen - Dovrefjell - Rondane
4340 - 4592 km (252 km)
Heute haben wir relativ viel vor – quasi heute einmal volles Programm: Åndalsnes ist die Bergsteigerhauptstadt Norwegens und dort wollen wir hin. Nach ein paar Kilometer parken wir neben der alten Bahnstrecke (Automat) und bestaunen den „Golden Train“. Gleich dahinter befindet sich das Bergsteigerzentrum und daneben die Talstation der Romsdal-Gondel. Die längste Seilbahn Norwegens wurde „natürlich“ von einer österreichischen Firma Doppelmayr im Jahr 2021 erbaut.
Natürlich geht auch ein – von Sherpas – neu erbauter Wanderweg über Steintreppen auf den 708 Meter hohen Gipfel des Hausberges Nesaksla. Der Weg erscheint uns ziemlich steil und außerdem hat der Wetterbericht ab Mittag Regen angesagt. Also entschließen wir uns, die spektakuläre Gondelfahrt zu nehmen.
Preis pro Person: NOK 560,– = ca. € 48,01
Die Fahrt zahlt sich aber wirklich aus. Von der frei schwebenden Gondel aus, hat man schon jetzt einen atemberaubenden Blick auf die Fjorde und Gipfel des Romsdalens.
Nach ca. 7 Minuten ist das Vergnügen des „Gondelns“ vorbei, aber es öffnet sich die prachtvolle Bergwelt mit dem 360-Grad-Blick auf das beeindruckende Romsdalshorn, Vengetindene, das Zentrum von Åndalsnes, die üppigen Täler und den smaragdgrünen Fluss Rauma.
Es ist wunderschön hier heroben und das Wetter hält noch prächtig. Wir wandern gut eineinhalb Stunden in dieser herrlichen Landschaft bevor wir uns in der belebten Bergstation ein Eis genehmigen.
Aber irgendwann ist auch der schönste Ausflug zu Ende. Obwohl derzeit die Sonne noch vom Himmel auf uns Bergsteiger herunter lacht, so haben wir doch den Wetterbericht, der Regen ansagt, im Ohr.
… Und wir wollen heute noch unbedingt auf die berühmten Trollstigen hoch und wieder runter fahren …
Trollstigen
Von Åndalsnes ist es nicht sehr weit bis zur berühmten Panoramastraße Trollstigen. Nach ca. sechs Kilometer zweigt die Straße (groß beschildert) in ein Seitental ab und dann geht es noch ca. 15 Kilometer ins Tal bzw. die Serpentinen hoch.
Wie haben diese sensationelle Bauwerk schon einmal befahren. Aber das ist jetzt schon elf Jahre her, also wollen wir vor dem Regen unbedingt noch einmal bis zur Aussichtsplattform und das machen wir jetzt auch …
Es war und ist ein Erlebnis sondergleichen. Vor elf Jahren war aber wesentlich weniger los hier. Heute bekommen wir fast keinen Parkplatz hier heroben bei der Aussichtsplattform und auch der Verkehr war dementsprechend stark. Ein Teil der Strecke wird sogar von Straßenbediensteten per Hand einspurig geregelt.
Wollte man die Fahrt runter zum Lysefjord mit den Trollstigen vergleichen, dann hat die Route nach Lysebotn zwar ganze 27 enge Haarnadelkurven und das sieht von oben schon mehr als spektakulär aus. Die Trollstigen haben „nur“ 11 Haarnadelkurven, aber die freie Sicht, die Wasserfälle direkt neben und unter der Straße und die Aussichtsplattform sind doch schon sehr beeindruckend – und weil es so schön war, fahren wir jetzt die gleiche Strecke wieder hinunter …
Zwischengeschichtl – „Wir haben schon wieder Glück gehabt …“
Wir haben schon wieder Glück gehabt: Bei der Talfahrt von den Trollstigen – leider mit noch mehr Verkehr als bei der Auffahrt – kam es zu einem größeren Stau, weil ein Fahrzeug abgeschleppt werden musste.
Dann wurde es eng – Auf der rechten Seite war der Asphalt auf einer Länge von zwei Meter abgebrochen. Die Gefahr eines Abrutschen Richtung Felsen bestand. Hinter mir ein Stau und auch auf der anderen Seite Stau, weil die Fahrzeuge nicht mehr weiterkamen. Ich nahm mir dann doch ein Herz und kam knapp an den Fahrzeugen mit eingeklappten Seitenspiegeln vorbei. Hinter mir ging dann der Stau weiter ….
Auf der Weiterfahrt trat der angesagte Regen ein und das Wetter wurde merklich schlechter. Starker Nebel am Trollstigen und dann wurde die Straße auch noch wegen Steinschlag gesperrt. Genau zwei Stunden nach unserer Abfahrt. Zusätzlich wurde ein gut 60-jähriger (nein nicht ich, es war ein Niederländer …) nach einer Bergtour im Gebiet der Trollstigen per Hubschrauber und Bergrettern gesucht. Er hatte sich von seiner Frau und seiner Tochter getrennt und verlaufen. Er wurde erst zwei Tage später – lebend aufgefunden …
Dovrefjell
Unsere Fahrt geht also nach dem Trollstigen-Erlebnis weiter. Mittlerweile regnet es, teilweise schüttet es so richtig.
Vorbei an der majestetischen Trollveggen (Trollwand) und dem Stigfossen ging es nach Dombas und dann in die Hochebene Dovrefjells – die Nord- und Südnorwegen trennt – dem Gebiet der Moschusochsen.
Der Nationalpark Dovrefjell-Sunndalsfjella liegt auf einer eigentümlichen Hochebene. Die Hauptattraktion sind Moschusochsen, die vor 70 Jahren aus Grönland eingeführt wurden. Man kann die mächtigen Tiere zwar auch selber suchen – besser wären aber geführte Touren. Der unbeständige Wetterbericht hält uns davon ab. Wir sehen also keine Moschusochsen (schade) und auch die bekannte Aussichtsplattform „Snøhetta“ lassen wir links (oder rechts) liegen. Aber wir – und das ist fast genauso aufregend für uns – wir sehen unseren ersten ELCH dieser Reise …
Noch auf jeder Norwegenreise bisher haben wir einen oder auch mehrere freilaufende Elche gesehen. Wir fahren gerade eine lange Gerade in der Hochebene, als ein Motorradfahrer von seinem Fahrzeug absteigt und in die Landschaft schaut. Auch ein Autofahrer stoppt – und wahrlich, im Vorbeifahren erspähen auch wir den einsamen Elch beim äsen in der Moorlandschaft. Unser Wohnmobil so schnell als möglich umgedreht, zurück und halb neben der Straße angehalten. Die hupenden Norweger ignoriert, ein paar rasche Bilder gemacht und dann ist „unser Elch“ wieder ab in die Büsche – und wir waren glücklich!
Sonja und ich sind in Hochstimmung- wir haben wieder einmal richtig Glück gehabt: Einen Elch gesehen, nicht weit entfernt und bei Sonnenschein. Ein paar Kilometer weiter müssen wir bei dem Starkregen aufpassen, dass wir die Straße nicht verfehlen.
Unsere Fahrt geht trotzdem beschwingt weiter und wir suchen einen geeigneten Übernachtungsplatz. Aber das ist gar nicht so einfach – anscheinend sind wir hier in Norwegen mehr als wählerisch geworden, was ja auch kein Wunder ist: Seit gut 14 Tagen stehen wir jedes Mal am Abend an einem Gewässer (Fluss, Fjord, See …), in wunderbarer Landschaft und meistens ziemlich alleine.
Das wollen wir auch heute, nach diesem mehr als ereignisreichen Tag, so handhaben. Die Suche erweist sich aber als eher schwierig. Plätze für eine Übernachtung gibt es hier schon genug, aber entweder es stehen uns schon zu viele Kollegen auf dem Platz, oder die Zufahrt ist etwas schwierig (erstaunlich wo sich manche Camper, sogar mit Wohnwagen, hinstellen …) oder es fehlt das obligatorische Gewässer …
Etwas spät – es ist kurz vor halb neun Uhr am Abend, finden wir dann doch noch – ein für uns geeignetes Plätzchen. Wir befinden uns mittlerweile im Rondane-Nationalpark und parken unser Bürstner 690 Harmony Line – Wohnmobil auf einem Parkplatz neben dem Fluss Atna, auf dem nur ein Wohnmobil aus den Niederlanden ebenfalls übernachtet …
Tag 21
FR. 25.07.2025
Vormittag: Wechselhaft + 23° C
Nachmittag: Wechselhaft + 24° C
Ruhetag - Rondane Nationalpark
Gemütlich und gemächlich – das war eigentlich unser Motto für diese schöne Reise. Gestern war dagegen richtig viel los – Grund genug, um heute einen Ruhetag einzulegen.
Außerdem ist es hier sehr schön, wir stehen ganz allein und die Gegend bietet sich so richtig an, ein bisschen in der Natur herum zu streifen. Ansonsten bastelt Sonja, ich lese und sortiere unzählige Bilder und Filme. Außderdem hüpfe ich bei sehr niedrigen Temperatur auch immer wieder in den kühlen Bach Atna …
Tag 22
SA. 26.07.2025
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Sonnig + 28° C
Abfahrt: 10:45 Uhr - Ankunft: 18:25 Uhr
Reisezeit: 7 Stunden 30 Minuten
Rondane - Lillehammer - Brumunddal
4592 - 4768 km (176 km)
Unser Fahrt geht weiter auf der Fv27 durch den Rondane Nationalpark. Wir kommen aber nur sehr langsam voran – alle paar Kilometer bleiben wir stehen und staunen: Eine Hängebrücke und Möglichkeit zum Kajakfahren, verschiedene Aussichtsplattformen mit herrlichem Blick auf die bis zu 2000 Meter hohen Gipfel, ein großes Mosaik, das man nur von oben erkennen kann und „Jesus“ darstellen soll, Heidekraut und vor allem die Rentierflechte bedecken den Waldboden und auch viele Dächer vereinzelter Häuser und Hütten sieht man grasbedeckt …
Auf der E66 wird es dann wieder belebter und wir fahren auf Lillehammer zu …
Lillehammer
Das Wetter ist wieder super – wir sind quasi dem Regen und Unwetter davon gefahren und jetzt hier in Lillehammer gelandet, wo wir am Eisstadion parken (Samstag und Sonntag kostenlos). In die Stadt geht es zu Fuß gut 10 Minuten steil bergab. Souvenirs einkaufen, Mittagessen und ein Eis bei diesen heißen Temperaturen – es kann auch nach so viel Natur in der Stadt schön sein …
Brumunddal
Aus dem Womo-Reiseführer „Norwegen – Der Süden“ suchen wir einen Übernachtungsplatz heraus und werden in Brumunddal fündig. Hier befindet sich direkt an der E6 und am See Mjøsa ein kostenloser, runder Parkplatz, neben einem perfekt angelegten Freizeitgelände mit kostenlosen Minigolf, Skateranlagen, Badestrand (gar nicht so kalt …) und vielem mehr …
Am späten Nachmittag ist es schwierig, einen Platz zu ergattern – wir schaffen es wieder einmal …



















































































