Gesamtroute : 22. Juli bis 10. August 2016
Gesamtroute:
Kuchl (A) – Dünkirchen (F) – Stonehenge (GB) – Lacock – Pembroke – Rosslare (IRL) – Hook Head – Waterford – Blarney Castle – Cobh – Jameson Whiskey – Mizen Head – Ring of Beara – Ross Castle – Ring of Kerry – Loop Head – Cliffs of Moher – Doolin – Ballyvaughan – Burren – Galway – Achill Island – Foxford – Knock – Benone Beach – Giants Causeway – Rope Bridge – Dark Hedges – Belfast (Titanic Museum) – Monasterboice – Port Oriel – Newgrange – Dublin – Wicklow Mountain – Clogga Beach – St. Hellen Pier – Heimfahrt – Kuchl (A) – 6204 km
Tag 13
Mi. 03.08.2016
Vormittag: Wechselhaft + 19° C
Nachmittag: Wechselhaft + 20° C
Abfahrt: 09:00 - Ankunft: 19:30 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 30 Minuten
Belfast (Titanic Museum) - Monasterboice - Port Oriel
3756 - 3905 - 3951 km (195 km)
Belfast
Nach einer absolut ruhigen Nacht fahren wir die neun Kilometer vom Übernachtungsplatz Hazelbank-Park bis nach Belfast – zum Titanic-Museum mit dem Wohnmobil (wäre auch mit der Bahn möglich) und finden gleich gegenüber einen Parkplatz, wo man gegen Bezahlung (£ 2,50 für zwei Stunden) im eingezäunten Areal stehen kann.
Schon von außen ist das 2012 eröffnete Titanic Belfast Museum imposant und beeindruckend. Genau dort, wo die RMS Titanic vor gut 100 Jahren erbaut wurde, entstand ein 27 Meter hohes (genau so hoch wie die Titanic vom Kiel bis zur Brücke), glitzerndes, technologisches und architektonisches Meisterwerk. Im Inneren (Eintritt: £ 17,50 pro Person) geht es genau so phänomenal weiter: 3547 Personen finden hier Platz – genau so viel, wie die Titanic Fassungsvermögen hatte. In der weltgrößten Titanic-Ausstellung erfährt man per Audioguide (£ 3,–) oder aber auch ohne, nicht nur alles über den Schiffsbau, den Stapellauf und den Untergang der Titanic, sondern auch über das Leben in Belfast der damaligen Zeit und viele Einzelschicksale. Alles sehr modern und interessant auf mehreren Etagen aufbereitet. Danach kann man noch das letzte Schiff der White Star Line – die Normadic – die im Hamilton Dock liegt – in Natura besichtigen …
Wir sind der Meinung – das muss man gesehen haben, uns hat es auf jeden Fall gefallen. Das Wetter ist so mittelprächtig, es regnet aber nicht. So spazieren wir in das Zentrum von Belfast und besichtigen noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit, wie z.B. the Big Fish, Albert Memorial Clock Tower, Belfast City Hall, usw. …
Auf der Fahrt Richtung Dublin landen wir eher zufällig in Melifont Abbey – die älteste Zisterzienser-Abtei Irlands. Wir besichtigen die alten Mauern und entschließen uns dann, die Fahrt trotz der Übernachtungsmöglichkeit hier, noch ein bisschen fort zu setzen.
Bei der Weiterfahrt sehen wir eine (Plastik-) Kuh auf einem Dach. Irgendwie erinnert mich das an eine Aktion in Salzburg aus dem Jahre 2000 mit dem Namen „Kunst und Kuh“ …
Monasterboice
Wir haben für diesen Tag nur noch ein Ziel, nämlich Monasterboice – ein Friedhof mit den „schönsten“ und ältesten Steinkreuzen Irlands, den will ich Sonja noch zeigen.
Mir „gefallen“ aber nicht nur die Steinkreuze, wenn man das so sagen kann, sondern ich finde den gesamten Friedhof, die Grabinschriften und den Rundturm irgendwie interessant. Mit einem freundlichen Mann, der das Grab seiner 12-jährigen Tochter pflegt, komme ich ins Gespräch … beeindruckend ..
Port Oriel
Ich will wieder ans Meer – aber die Iren lassen uns hier nicht. Wir fahren ein paar Kilometer an der Küste entlang, aber es hindern uns entweder Höhenbalken oder geeignete Straßen und Plätze daran, einen möglichen Übernachtungsplatz zu finden.
In der Nähe eines kleinen Dörfchens namens Clogherhead, biege ich – meinem untrüglichen Instinkt und unserem Navi folgend, wieder einmal von der Hauptstraße ab und fahre eine einspurige Straße Richtung Meer hinunter.
Und hier scheint es zu passen: Wir wagen die Abfahrt, passieren ein großes Schiebtor und landen im „Port Oriel“.
Zuerst einmal das Wohnmobil abstellen und auf Erkundung gehen. Ok – es handelt sich augenscheinlich um keinen Tourismushafen, sondern die vielen Netze, Seile und vor allem die kleinen und größeren Boote deuten – auch für den Laien durchaus erkennbar – auf einen urigen Fischereihafen hin (o.k.). Ein öffentliches WC (o.k.) ist ebenso vorhanden, wie ein Fischgeschäft (sehr o.k.), das derzeit aber geschlossen hat. Neben an gibt es sogar ein Naturreservat (gefällt uns), allerdings gibt es auch bei der Einfahrt ein Verkehrsschild mit der Aufschrift: „Authorised Vehicles only“ (gefällt uns gar nicht) …
Dürfen wir oder dürfen wir hier nicht übernachten! Keine Ahnung und niemand da, um zu fragen. Und weil es uns hier irgendwie gefällt, stellen wir das Wohnmobil auf einen der Parkplätze und machen uns erst einmal ein gar köstliches Abendessen …
Während wir so fürstlich dinieren, kommen immer mehr autorisierte Fahrzeuge in den Hafen. Die einen sind Fischer, die auf die Schiffe gehen und die anderen parken am Pier und warten auf irgend etwas. Keiner davon regt sich auf, dass wir hier mit unserem Wohnmobil stehen. Als wir mit dem Essen fertig sind, frage ich einen der Wartenden, der mir sagt, dass es kein Problem ist, wenn ich hier über die Nacht stehen bleibe (gefällt uns sehr gut …) und er erzählt mir auch, dass er Wirt ist und auf Muscheldelikatessen wartet, die bald einmal in den Hafen kommen sollten …
Und dann kommen die ersten Fischerboote von ihrer Arbeit auf dem Meer herein, andere wiederum fahren hinaus. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Wir sind fasziniert von dem regen Treiben und beobachten alles ganz genau. Die Fischer sind nett und erklären uns genau, was sie machen und was sie fangen. In diesem Fall sind es Messermuscheln, eine Stabmuschelart, die sehr begehrt ist. Man nennt sie auch Messerscheide (lateinischer Name: Solen vagina). Erst spät nach Mitternacht kommen wir ins Bett und wir sind uns einig, das dies einer der interessantesten Abende in Irland war …
Tag 14
Do. 04.08.2016
Vormittag: Wechselhaft + 19° C
Nachmittag: Auflockerung + 20° C
Abfahrt: 09:00 - Ankunft: 14:35 Uhr
Reisezeit: 05 Stunden 35 Minuten
Port Oriel - Newgrange - Dublin
3951 - 3973 - 4040 km (89 km)
Am Morgen ist es wieder etwas ruhiger im Fischereihafen Port Oriel. Trotz des späten Schlafengehen bin ich zeitig in der Früh schon wieder auf, um noch ein bisschen den Fischern zu zusehen und ich freue mich, wie schon gestern Abend, über die vier/fünf Seals, die auf Futter warten …
Nach dem Frühstück auch noch für uns frischen Fisch eingekauft und dann geht es nicht zu spät weiter in Richtung Newgrange. Das war gestern wegen zu großem Andrang nicht mehr zugänglich. Mal schauen wie es heute aussieht …
Newgrange
Vom Parkplatz führt ein Laubengang zum Besucherzentrum. Heute passt es gut, es sind relativ wenige Besucher hier. Wir beschließen nur Newgrange zu besuchen, die zweite Möglichkeit wäre Knowth.
Da noch etwas Zeit bis zur Führung bleibt, schauen wir uns zuerst die interessant gestaltete Ausstellung inkl. Film an und lernen viel über die Lebensgewohnheiten und Möglichkeiten vor 5000 Jahren …
Was ist das eigentlich „Newgrange“ oder Brú na Bóinne, wie es die Iren nennen? Man vermutet, dass es sich um eine Grabkammer handelt, die vor ca. 5000 Jahren (also älter als Stonehenge oder die Pyramiden!) errichtet wurde. Dabei handelt es sich um einen langen Gang, der auf der einen Seite durch 22 und auf der anderen Seite durch 21 Menhire (stehende Steine) gebildet wird. Dieser Gang mündet in einer kreuzförmigen Kammer. Die Decke dieser Kammer besteht aus lauter übereinander geschichteten Steinen, die in einer Höhe von 6 Metern das Dach bilden – das auch ohne Mörtel oder ähnlichem seit über 5000 wasserdicht ist. Neben dem Bau, den Steinritzungen und der Kammer gibt es noch etwas ganz etwas Besonderes in Newgrange: Oberhalb des Einganges befindet sich in 2,4 Meter Höhe eine Art Fenster. Durch dieses fällt um den 21. Dezember herum – zur Zeit der Wintersonnenwende – der Lichtstrahl der Sonne genau in den 19 Meter langen Gang und erhellt schließlich die etwas höher liegende Kammer in einem warmen Rotlicht. Faszinierend …
Mit einem Shuttlebus gelangen wir vom Visitor-Centre zum Gelände von Newgrange. Der Hügel wurde in den 60er Jahren nach den Ausgrabungen rekonstruiert. Eine Führerin erklärt uns anschaulich – so dass sogar wir das Meiste verstehen ;-)) – außerhalb des Monumentes die Bedeutung von Newgrange, das seit 1993 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Während sich eine Gruppe im Inneren der Kammer befindet, finden wir genügend Zeit, um uns die interessanten und seltenen Steinritzungen an den Kerb- und am Eingangsstein anzusehen.
Danach dürfen auch wir im Gänsemarsch in das Innere von Newgrange. Wenn ich es richtig verstanden habe, sollte oder darf (?) man hier nicht fotografieren. Es ist eng, aber wenn das keine besonderer Platz auf unserer Erde ist, weiß ich auch nicht, was ein besonderer Platz ist. Man spürt – schwer zu sagen, jeder wahrscheinlich anders – Mystik, Ehrfurcht, Respekt … ?
Wir sammeln uns in kreuzförmigen Kammer. Mit einem künstlichen Licht will uns die Führerin den Sonnenstrahl, der um die Wintersonnenwende durch den Gang fällt simulieren. Das Licht wird abgedreht, es ist finster, es ist still, vollkommen still und dann „kriecht“ ein Lichtstrahl von außen nach innen und erleuchtet schließlich die ganze Kammer. Nachdenklich verlassen wir langsam wieder diesen beeindruckenden Ort …
Sonja geht es genau so wie mir: Falls wir wieder einmal nach Irland und in diese Gegend kommen, werden wir sicherlich auch in Newgrange wieder vorbei schauen …
So wie die Wolken ziehen, wollen auch wir jetzt wieder weiter. Über die Autobahn geht es runter (quasi in den Süden) in Richtung Dublin zu unserem nächsten Ziel – dem Campingplatz Camac Valley Tourst. Ja richtig gelesen – bei Stadtbesuchen versuchen wir immer, unser Wohnmobil auf einem „sicheren“ Campingplatz ab zu stellen. Außerdem freuen sogar wir uns, die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes an und ab zu genießen …
Eigentlich wollte ich auf de Fahrt hierher die mautpflichtige Autobahn M50 um Dublin vermeiden, aber irgendwie war es dann zu spät. Macht aber auch nichts, wir werden uns morgen um die Bezahlung kümmern. Den Rest des Tages verbringen wir mit Spazierengehen, lesen, faulenzen, relaxen, andere Formen des Campings bestaunen (die Reise in einem deutschen Massenbus wäre jetzt nicht so unser Ding …), usw. – also alles, was so auf einem Campingplatz dazu gehört …
Camac Valley Tourist Camping Park
€ 22,-- pro Nacht (2 Personen + Womo)
12 km nach Dublin/Zentrum
Tag 15
Fr. 05.08.2016
Vormittag: Sonnig + 19° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 20° C
Stadtbesichtigung Dublin
Abfahrt: 09:33 - Rückkehr: 23:15 Uhr
Ausflugzeit: 11 Stunden 43 Minuten
Heute ist Stadtbesichtigung angesagt. Nach dem Frühstück holen wir uns direkt in der Camping-Rezeption zwei Tickets für die Hop On – Hop Off – Tour (€ 22,– pro Person) und eine halbe Stunde später steigen wir quasi vor der Haustür in den Sightseeing Bus. Der Bus fährt zwar noch ein paar Hotels an, um gleichfalls ein paar Stadtbesucher abzuholen, aber irgendwann sind wir in Dublin bei unserem ersten Ziel, beim Guinness Storehouse fast angelangt …
An der ersten Haltestelle mit dem Namen „Guinness“ steigen wir aus und kommen nach einigen Umwegen zur Brauerei Guinness. Nach einer halben Ewigkeit, die wir brauchen, um das Fabrikgelände zu umrunden, schaffen wir es doch noch, die Besichtigung im Guinness Storehouse (Eintritt € 20,– pro Person inklusive einem Glas Guinness) zu starten.
Um die Frage gleich zu beantworten: JA, wir können den Besuch im Guinness Storehouse durchaus empfehlen. Da sagt sogar meine ansonsten nicht alkoholtrinkende oder biertrinkende Gattin, die andererseits bei diesem Urlaub doch einige Male zum Glas gegriffen hat (fällt mir gerade auf …).
Die Reise über mehrere Stockwerke durch die Geschichte des Bieres im Allgemeinen und der Marke Guinness im Besonderen ist interessant und modern gestaltet. Man erlebt Guinness mit allen Sinnen im wahrsten Sinn des Wortes. Und falls jemanden das noch zu wenig ist: Die Aussicht auf Dublin aus der Gravity Bar im Storehouse über den Dächern der Stadt ist atemberaubend. Wenngleich mir geschmacklich immer noch unserer österreichische Hausmarke „Zipfer“ am liebsten ist, genieße ich nach einigen Anläufen und einer entsprechenden Gewöhnungsphase nun auch das Pint Guinness ..
Bei aller Geselligkeit und Biergenuss dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir auch den Rest von Dublin, der direkt zu unseren Füßen liegt, besichtigen wollen …
Wir steigen an den vielen Haltestellen immer wieder in den Sightseeing-Bus ein und aus, verbringen den immer schöner werdenden Tag mit der Besichtigung von Brücken, sehen uns in der National Gallery Ireland Meisterwerke von Picasso und anderen berühmten Künstlern an …
… wir schmeißen uns in das Stadt-Getümmel, wir schauen uns das berühmte Book of Kells und die sehenswerte Bibliothek wegen Massen von wartenden Touristen nicht an, besuchen trotzdem das eine oder andere Museum, zahlen Einritt für den Besuch der Christ Church und der St. Patrick’s Cathedrale und ärgern uns über den Lärm in den Kirchen – von besinnlich keine Spur, wir fahren mit dem Bus auch in die Randbezirke und sehen den Friedhof, eine Feuerwache und das Fußballstadion von Dublin, …
… genießen irgendwo dazwischen einen Irish Coffee, wir bewundern die typischen Wohnhäuser mit den kleinen Vorgärten und den verschiedenfärbigen Haustüren, grüßen die James Joyce-Statue, bestaunen das neue, 123 Meter hohe Wahrzeichen „The Spire“, spionieren natürlich in einem Schuhgeschäft, zahlen in einem dafür gekennzeichneten Shop die blöde Autobahnmaut von gestern auf der M50 (€ 3,90), kaufen noch zwei exquisite Flaschen Jameson Whiskey und landen gegen Abend im wohl bekanntesten Stadtviertel von Dublin – in der Temple Bar ..
Wem das jetzt alles etwas zu viel war hat recht:
Kurzfassung: Wir machten eine normale Stadtbesichtigung von Dublin und weil das – wie immer – doch auch ein bisschen anstrengend war, lassen wir uns jetzt im Old Storehous-Pub ein gutes Essen schmecken (sensationelle Miesmuscheln in Knoblauchsauce). Sonja bekommt sogar von der netten Kellnerin nach Rücksprache mit dem Chef, ein Glas Bulmers geschenkt – Rupert jun. wird sich sicherlich freuen …
Als wir spät Nachts wieder mit dem Bus zum Campingplatz zurück fahren, sind wir zwar voll von neuen Eindrücken, es wäre aber gelogen, wenn wir nicht zugeben würden, dass wir jetzt einfach nur mehr hundemüde sind
Camac Valley Tourist Camping Park
€ 22,-- pro Nacht (2 Personen + Womo)
12 km nach Dublin/Zentrum
Tag 16
Sa. 06.08.2016
Vormittag: Wechselhaft + 20° C
Nachmittag: Schöner werdend + 23° C
Abfahrt: 09:52 - Ankunft: 16:48 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 56 Minuten
Dublin - Wicklow Mountains - Clogga Beach
4040 - 4188 km (148 km)
Zwischengeschichtl – Bartlos …
Man soll ja im Internet nicht alllzu viel von sich persönlich preisgeben, heißt es immer warnend aus allen Richtungen. Aber dem nach müsste ich diese Reiseberichte-Homepage sofort löschen und auch den Rest, der von mir betreuten Seiten (siehe Links …) ebenfalls einstampfen …
Weil ich das eben in der nächsten Zeit nicht machen werde, getraue ich mir auch ein paar „intime“ Details zu veröffentlichen: Meine allerliebste Gattin Sonja und ich führen im Normalfall eine durchaus harmonische Ehe. Ja ich traue mich sogar zu sagen: Wir mögen uns noch genau so wie in der Anfangszeit, vielleicht ein bisschen anders und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr …
Aber das geht niemanden etwas an und soll auch unter uns bleiben. Was wollte ich eigentlich sagen? Aja: In diesem Urlaub ist alles – ich weiß auch nicht warum – noch harmonischer als sonst. Keine Meinungsverschiedenheit, keine unnötigen Diskussionen, schon gar kein böses Wort, einfach alles wunderbar, fast schon kitschig. Wir genießen die Zweisamkeit und freuen uns, diese schöne Reise gemeinsam erleben zu dürfen.
16 Tage also pure, ungetrübte Harmonie und dann das …
Sonja weist mich netterweise seit Tagen, eigentlich seit der Abfahrt darauf hin, dass mein ansonsten jugendliches Äußeres durch meinen natürlich wachsenden Bart leichte Einschränkungen aufweist und ich aussehe wie ein Verbrecher (Mörder Anders oder so …) oder ein Obdachloser. Wenn ich mich jetzt heimlich im Spiegel betrachte, muss ich feststellen, dass meine Frau nicht ganz unrecht hat: Bartstoppeln in allen Grauschattierungen (doch wieder: Fitfty shades of grey …) sprießen aus der Haut, jucken und stechen ab und zu und machen bei näherer Betrachtung auch älter – statt 55 schau ich nun aus wie 56. Ja o.k. …
– ABER, ich bin einfach zu faul zum rasieren und mag es nicht, außerdem kommt es mir gefühlter maßen so vor, dass 80 Prozent aller älteren Wohnmobilfahrern einen grauen oder weißen Vollbart haben, ich bin quasi solidarisch mit meinen Wohnmobilfahrerkollegen. Aus diesen einleuchtenden Gründen rasiere ich mich im Urlaub also eher selten bis gar nicht. Sehr zum Missfallen meiner allerliebsten Gattin. Aber weil ich Sonja eine Freude machen will und vielleiht auch, weil der Bart schön langsam zum Jucken anfängt, habe ich mich heute entschlossen, dass der Bart ab muss.
Ich schleiche also in aller Früh in die Sanitäranlagen am Campingplatz und entferne unter unsäglichen Schmerzen meine stolze Manneszier. Mit rotem Kopf und freudiger Erwartung, oder der Jubelschreie und Liebeserklärung meiner Frau, gehe ich zum Wohnmobil zurück. Sonja hat bereits das Frühstück hergerichtet und bemerkt – Nichts !!!
Ich schau sie mit glühroter Birne an, gebe ihr einen Kuss für den Kaffee und – Nichts. Naja, ganz die Jüngste ist sie nun auch nicht mehr und dementsprechend lässt auch die Sehkraft in der Nähe nach, also mach ich ein paar Schritte zurück und lächle sie mit blankem Grinsen an – Nichts.
Nimmt sie mich überhaupt war, schaut sie durch mich hindurch, hört sie mich – aber sieht sie mich nicht, denkt sie an etwas ganz anderes, hat sie einen anderen?
Wer jetzt glaubt, nach ein paar Minuten kommt die erleuchtende Erkenntnis, hat sich schwer getäuscht. Fehlanzeige, dieser unerträgliche Zustand hält weiter an. Da hilft auch keine Fragen, ob sie die Brille dabei hat – Sonja bemerkt einfach nicht, dass ich mich rasiert habe, nur um ihr meine Liebe zu beweisen …
Und dann nach dem Mittagessen, ganze fünf schmerzhafte Stunden danach setzt sie ihr sanftes Lächeln auf, streicht mir über die Wange, gibt mir einen Kuss und flüstert: „Das ist ganz lieb von dir, dass du dich rasiert hast …“ … und ich bin mir jetzt überhaupt und gar nicht mehr sicher, ob Sonja wirklich nur von meinem blanken Äußeren geblendet war, ob sie wirklich durch mich hindurch gesehen hat oder ob sie mich einfach auf die Folter spannen wollte. Auch nach gut 30 Jahren Ehe bleiben da noch Geheimnisse – schön …
Gegen Ende unserer Irlandrundfahrt haben wir keinen genauen Plan. Weil wir noch genügend Zeit haben, fahren wir zuerst zu einem Badeplatz in der Nähe von Dublin, den wir im Fernsehen gesehen haben. Hier ist auch der James Joyce Tower, ein Haus in dem der Dichter eine Woche lang gelebt hat und jetzt ein kleines Museum untergebracht ist.
Anschließend fahren wir weiter und lassen uns treiben. Wir nehmen den teilweisen sehr engen Weg durch die Wicklow Mountains National Park, verfahren uns kurz und landen bei einer schönen Waldkirche …
Danach geht es runter ins Tal von Glendalough. Hier gibt es zwei Seen, ein altes Kloster und einen Steinturm – das alles wollen wir nun besuchen. Aber es gibt hier auch an diesem Samstagnachmittag sehr, sehr viele Iren, die ebenfalls das schöne Wetter ausnützen, um Glendalough zu besuchen. Es sind so viele, dass laut Aussagen eines Iren der Stau ins Tal bereits 6 Kilometer beträgt. Dies wollen wir uns heute nicht antun, also fahren wir weiter ….
Wir tuckern gemütlich in Richtung Meer und fahren an der Ostküste auf der Coast Road entlang weiter in Richtung Süden. Gegen 17:00 Uhr steuern wir Clogga Beach an. Die Zufahrt ist einspurig und es kommen uns doch einige Wochenendausflügler entgegen, die vom Baden wieder nach Hause fahren. Nach dem Abendessen will ich die exquisite Flasche Jameson-Whiskey öffnen, um ein Gläschen zu verkosten. Sonja ist zuerst dagegen, weil sie der Meinung ist, dies sollte für einen besonderen Moment aufgehoben werden.
Ich bin der Meinung, das ist ein besonderer Moment und so ist es dann auch. Es wird ein wunderbarer Abend. Nicht nur wegen dem Whiskey, der herrlich mild mundet, sondern wir machen später in der Nacht noch einen romantischen Spaziergang runter zum Strand, lernen ein junges irisch/polnisches Paar kennen, die hier in einem Zelt und bei Lagerfreuer die Nacht verbringen wollen. Als wir dann wieder oben beim Parkplatz, bei unserem Wohnmobil ankommen, sind wir in der Zwischenzeit die einzigen, die noch hier stehen …
Tag 17
So. 07.08.2016
Vormittag: Wechselhaft + 22° C
Nachmittag: Sonnig + 24° C
Abfahrt: 16:00 - Ankunft: 18:10 Uhr
Reisezeit: 02 Stunden 10 Minuten
Glogga Beach - St. Helens Pier (Rosslare)
4188 - 4303 km (115 km)
Heute ist Sonntag – heute ist Sonnentag – heute ist Badetag. Vor der großen Heimreise wollen wir uns noch richtig ausrasten und legen daher einen Ruhetag ein, den wir relaxt bei + 24° C am Sandstrand von Clogga verbringen. Trotzdem das Wasser noch relativ kühl ist, wagen wir ein Bad. Wir spazieren den langen Strand entlang, freuen uns mit den irischen Familien, die her mit Fischen, Spielen und Picknicken ebenfalls den Sonntag verbringen, über das herrliche Wetter und beobachten immer wieder die Seals – Seehunde, die sich hier vor der Küste sonnen und die wir auch gestern schon gesehen hatten.
Irgendwann geht jede schöne Zeit zu Ende – so auch unser Badetag und schön langsam auch unser Irlandurlaub.
Am späten Nachmittag schwingen wir uns wieder in unser Wohnmobil und fahren in Richtung Rosslare, wo uns morgen die Fähre nach Wales/England bringen soll.
Unterwegs nutzen wir eines der vielen Verkaufswägen am Straßenrand, um uns mit frischen Erdbeeren zu versorgen. Zwei Packungen um zusammen € 5,–.
Zwischengeschichtl – Straßenarbeiter II …
Der aufmerksame Leser wird sich vielleicht noch erinnern: In der Etappe 3 habe ich mich gewundert, dass es in Irland zwar massig Baustellen gibt, aber die normalerweise dazugehörenden Straßenarbeiter fehlen. Ich habe mich geirrt: Es gibt sie doch – einen zumindest, den wir auf der Fahrt nach Rosslare gesehen haben und das an einem Sonntag! Wäre nicht eine Baustelle gewesen (logisch), hätte ich angehalten und hätte ihn um ein Autogramm gefragt – ihn, den einzigen arbeitenden Straßenarbeiter Irlands …
Um einen Übernachtungsplatz zu finden, fahren wir zuerst den Strand von Rosslare an. Der Parkplatz ist aber überfüllt. Daher fahren wir ein paar Kilometer weiter, vorbei an einem Golfplatz zum St. Helens Pier.
Hier steht nur ein einziges Wohnmobil, also stellen wir uns auch an den Pier und schauen den Schiffen zu, die nach England rüber fahren. Wie fast überall an der Küste kann man auch hier gemütlich spazieren gehen.
Und an unserem letzten Abend in Irland bei dieser Reise erleben wir noch einmal einen romantischen Sonnenuntergang …
Tag 18
Mo. 08.08.2016
Vormittag: Schön + 22° C
Nachmittag: Leicht bwölkt + 22° C
Abfahrt: 07:20 - Ankunft: 21:10 Uhr
Reisezeit: 13 Stunden 30 Minuten
Rosslare (IRL) - (Fähre) - Pembroke - Dover (GB)
4303 - 4868 km (565 km)
Heute verlassen wir die grüne Insel. Fast wehmütig fahren wir in Rosslare auf die Fähre. Die Fahrt verläuft problemlos. Ich verbringe die meiste Zeit bei diesem wunderbaren Wetter an Deck und Sonja bastelt unter Deck. Pünktlich um 12:51 Uhr kommen wir in Pembroke an. Danach geht es quer von Wales durch England nach Dover. Gegen 21:00 Uhr erreichen wir den Fährhafen, dürfen aber nicht hier übernachten. Ganz in der Nähe finden wir bei einem Restaurant einen Parkplatz, wo wir nach Absprache mit dem Besitzer über die Nacht stehen bleiben dürfen.
Übernachtungsplatz Dover (kostenlos)
Parkplatz neben einem Restaurant
Tag 19
Di. 09.08.2016
Vormittag: Leicht bewölkt + 20° C
Nachmittag: Leicht bwölkt + 20° C
Abfahrt: 07:45 - Ankunft: 19:18 Uhr
Reisezeit: 11 Stunden 33 Minuten
Dover (GB) - (Fähre) - Dünkirchen (F) - Koblenz (D)
4868 - 5363 km (495 km)
Zeitig in der Früh geht es auf die Fähre in Richtung Festland. In Dünkirchen verlassen wir als einer der Ersten das Schiff. Europa hat uns wieder. Wir nützen einen großen französischen Einkaufsmarkt, um uns mit frischen Garnelen und sonstigen Genussmitteln für die Heimfahrt einzudecken. Eine ganz Kundin, die Französin ist, vor kurzem in Irland war und in Deutschland arbeitet, erklärt uns netter Art und Weise die Unterschiede der reichhaltig, angebotenen Fische an der großen Theke. Nach einem kleinen Plausch geht es wieder weiter. Als Übernachtungsplatz habe ich mir Koblenz ausgesucht. Da waren wir noch nie und da wollte ich mal hin. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung finden wir ganz in der Nähe, in Vallendar einen netten Übernachtungsplatz direkt am Rhein. Hier treffen wir eine deutsche Familie, die mit einem selbstausgebauten Wohnmobil unterwegs sind. Und wo – glauben sie – wollen die hin: Genau, nach Irland …
Tag 20
Mi. 10.08.2016
Vormittag: Sonnig + 20° C
Nachmittag: Wechselhaft + 20° C
Abfahrt: 08:35 - Ankunft: 16:50 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 15 Minuten
Koblenz (D) - Kuchl (A)
5363 - 6204 km (841 km)
Heute geht es zügig über die Autobahn Stuttgart – München nach Hause. Von größeren Staus bleiben wir Gott sei Dank verschont und so treffen wir kurz vor 17:00 Uhr in unserem Heimatort Kuchl ein.
So schön der Urlaub auch immer ist, so schön ist es aber auch immer wieder gesund und wohlbehalten heim zu kommen …
Wobei immer nach einer Reise schon wieder vor einer Reise ist – wir freuen uns .
Reise-Resümee
„The Emerald Isle“ und „Forty Shades of Green“ prägten den Begriff:
Irland, die grüne Insel
Nein, das hat jetzt relativ wenig (bis auf die Namensähnlichkeit) mit dem Softporno und Kassenschlager „Fifty Shades of Grey“ zu tun, sondern es handelt sich auf der einen Seite (The Emerald Isle) um ein Gedicht des Dichter’s William Drennan (1754-1820) und auf der anderen Seite, um ein Lied von Jonny Cash aus dem Jahr 1961 (ein gutes Jahr – weil mein Geburtsjahr … ;-)) …
Egal, „die grüne Insel“ ist einer der bekannten Begriffe, die einem für Irland spontan einfallen. Genau so wie z.B.: Kleeblatt, Irish Coffee, Whiskey und Pubs, Guinness, wunderschöne Natur, Klippen, Wind und Brandung, rote Haare, Castle, Titanic, Schafe, … um nur einige zu nennen, die mir im Kopf herum schwirren. Und genau das alles und noch vieles mehr wollten wir – Sonja und ich – bei unserem Besuch erleben. Wie es uns dabei ergangen ist und ob sich unsere hohen Erwartungen erfüllt haben? – Begleiten sie uns und sehen sie selber …
So schrieb ich vor unserer Reise und, wie ist es uns nun wirklich ergangen: Ich darf kurz zusammenfassen:
Vorweg noch ein grundsätzliches Wort zum irischen Wetter: Eigentlich hätte ich mir bei diesem Bericht die Wetterbeschreibungen gänzlich sparen können, weil im Grund war es immer „wechselhaft“. Das heißt: Es wird gerade schön – es ist gerade schön – oder: es war gerade schön (das Gleiche geht mit dem Wort „schlecht“). Mit anderen Worten: Das Wetter wechselt ständig – Sieht man am Horizont nach links, lacht einem die Sonne entgegen; schaut man gerade aus, ist der Himmel wolkenüberzogen und rechst kommt es ganz schwarz und Regen daher. Mit noch anderen Worten gesagt: Das Wetter ist ganz einfach: „typisch irisch“ …
Apropos Regen: Sonja hat beschlossen, dass der oft vorkommende Nieselregen nicht als Regen gewertet werden darf, weil der so ganz fein daherkommt und nie lange dauert. In diesem Sinne hat es gar nicht oft geregnet bei unserer Irlandreise.
Wir erlebten alles, so wie man es sich vorstellt: Forty Shades of Green und ich glaube sogar, dass es noch mehr Schattierungen gibt; Das grüne Kleeblatt begleitete unserer Reise schon von der Fähre an; Wir haben Irish Coffee, Whiskey, Guinness und andere Köstlichkeiten in den Pub’s und Restaurants genossen; Wir waren mehr als nur begeistert von Klippen, Wind, Brandung und Natur; Die Titanic erlebten wir im Süden (Cobh) genauso wie im Norden (Belfast) und rote Haare, Castle und Schafe gab es mehr als genug …
ABER – wir haben noch viel mehr erlebt: Fast jeden Abend standen wir an einem Traumplatz, einer schöner als der andere; Wir haben soviel gesehen, dass ich manchmal nachdenken muss, wo wir überall waren, trotzdem waren die Tagesabschnitte für unserer Verhältnisse gut gewählt, sodass kein „Urlaubsstress“ aufkam; Es war eine ideale Mischung aus vorwiegend Natur, aber auch aus Besichtigungen und zwischendurch wieder geballte Zivilisation in den drei größeren Städten; Und – wir haben richtig freundliche Menschen getroffen – keine aufgesetzte Freundlichkeit, sondern aus dem Herzen kommend und das alles zusammen, war einer der schönsten Urlaube mit dem Wohnmobil – bisher …
The circle of the sun, is the rhythm of our life …
Inschrift auf Brú na Bóinne – Newgrange (Irland)