Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Provence - Teil 1

Schusterreise Teil 1 – 06. bis 10. Mai 2016

Gesamtroute 06. bis 15. Mai 2016

2014 - Gesamtroute über den Balkan nach Griechenland ...

Gesamtroute:

Kuchl (A) – Brixen (I) – Mailand – Turin – Mont Ventoux (F) – Fontaine-de-Vaucluse – Gordes – Roussillon – Moustiers-Ste.Marie – Verdonschlucht – Sillans-la-Cascade – St. Tropez – (Grasse) – Eze – Monaco (MC) – Menton (F) – Lignano (I) – Kuchl (A) – 2834 km

VORWORT

Schon wieder nach Frankreich (!?!) - Auch bei unserer Schusterreise (wir sind oder stammen alle aus einer alten Schusterfamilie ...) 2016 geht es in den Süden der Grand Nation und ich möchte meinen Schwestern Marie-Luise und Margreth ein paar Fleckchen zeigen, die Sonja und ich schon gesehen haben. Zusätzlich aber auch ein paar neue Orte bereisen, die wir alle noch nicht kennen. Zum Beispiel möchte ich einmal vor dem Mailänder Dom stehen; in die Kirche, wo das Turiner Grabtuch aufbewahrt ist, gehen; die Mondlandschaft auf dem Mont Ventoux bestaunen und in den Ockerfelsen von Roussillon wandern ...

Tja, und so steht die Route ja fast schon fest - also auf in die Provence ....

Reiselektüre:
Womo-Verlag: – Mit dem Wohnmobil nach Südtirol
– Mit dem Wohnmobil durchs Piemont
– Mit dem Wohnmobil in die Provence (Westen + Osten)
Wie immer: Eigene Erfahrungen, Tipps von Freunden und Verwandten
und viele Internetseiten und -Foren …
Verschiedene Landkarten
Verschiedene Landkarten …

Anreise durch Italien ...

Über Südtirol, Mailand und Turin nach Frankreich ...

06.05. – 10.05.2016

Kuchl (A) – Brixen (I) – Mailand – Turin – Mont Ventoux (F) – Fontaine-de-Vaucluse – Gordes – Roussillon – Moustiers-Ste.Marie – Verdonschlucht – Sillans-la-Cascade – St. Tropez – (Grasse) – Eze – Monaco (MC) – Menton (F) – Lignano (I) – Kuchl (A) – 2834 km

Tag 1
Fr. 06.05.2016
Nachmittag: Sonnig + 24° C
Brennermaut: € 9,--
Autobahnmaut Italien: € 2,90
Abfahrt: 18:05 - Ankunft: 22:33Uhr
Reisezeit: 04 Stunden 28 Minuten
Kuchl (A) - Brixen (I)
0 - 308 km

Es ist wieder soweit: Unsere nun schon traditionelle „Schusterreise“ kann beginnen. Das Womo ist startklar, meine eine Schwester – Marie-Luise – ist auch schon eingetroffen. Schnell Ehefrau Sonja aus unserem Schuhgeschäft in Kuchl eingeladen und dann noch meine andere Schwester – Margreth – auf ihrem Bauernhof in Golling abgeholt. Von den Verwandten herzlich verabschiedet geht es los, über den Grenzübergang Walserberg (ohne große Staus durch die wieder ungewohnten Grenzkontrollen) nach Rosenheim – Innsbruck – über den Brennerpass nach Italien, wo wir schließlich gegen 22:30 Uhr Brixen erreichen …

Zwischengeschichtl – Nachtruhe …

Auch der Stellplatz auf dem Parkplatz neben der Eishalle, aus dem Womo-Reiseführer, ist relativ schnell gefunden. Ich freue mich: es stehen noch zwei, drei andere Wohnmobile auf dem großen Platz. Neben an im Lokal höre ich, wie das Personal Gläser sortiert – es sind keine Gäste da und die werden wohl zusammen räumen …

Leider irre ich mich da gewaltig: Es handelt sich nämlich um den Club Max – einer der angesagtesten Discos in der Gegend und diese sperrt nicht zu, sondern bereitet sich im Gegenteil gerade auf ihre Gäste vor und die kommen in großen Scharen. Viele, sehr viele junge Leute, die guter Stimmung sind, auch mal an der guten frischen Luft  eine Zigarette rauchen müssen, sich verliebt in den dunklen Teil des Parkplatzes verdrücken oder mal laut kommunizierend ihrer Freude Ausdruck verleihen.

So ist das Leben und ich kann mich noch gut an meine Jugendzeit erinnern (so lange ist das ja nun auch wieder nicht her …). Das für uns Blöde an der ganzen Sache ist die Tatsache, dass sich das Ganze im Freien rund um unser Womo abspielt. Einen anderen Stellplatz suchen, freut mich um diese Zeit auch nicht mehr und so werden wir akustische Zeugen von Liebesdramen, Rivalen-Streitigkeiten, Schlachtgesängen und sonstigen Geräuschen. An Schlaf ist erst zu denken, als gegen 04:00 Uhr in der Früh das Lokal zusperrt und die letzten Gäste langsam unsere Nachbarschaft verlassen …  
Tipp für Nachtschwärmer: Club Max – geöffnet Do – Sa … 

Einige Zeit nach Einbruch der Dunkelheit, halten wir auf dem Parkplatz einer Raststätte kurz vor Sibernik. Wir genießen das Abendessen an diesen ersten Urlaubstag und beobachten so nebenbei das Treiben auf diesem Parkplatz. Da wir ein gutes Bauch-Gefühl haben, beschließen Sonja und ich hier zu übernachten …

Übernachtungsplatz Brixen
Parkplatz, kostenlos
Neben der Eishalle, asphaltiert,
Via Vittorio Veneto, I-39042 Brixen
GPS: N 46,70672° E 11,65046°
Tag 2
Sa. 07.05.2016
Vormittag: Sonnig + 14° C
Nachmittag: Sonnig + 25° C
Autobahnmaut: € 23,90
Abfahrt: 11:27 - Ankunft: 17:04 Uhr
Reisezeit: 04 Stunden 33 Minuten
Brixen - Mailand
308 - 664 km (356 km)
Brixen ...

Etwas unausgeschlafen spazieren wir nach dem Frühstück in die nicht weit entfernte Innenstadt von Brixen. Wir wollen schließlich auch was sehen und nicht nur durch die Gegend fahren …

Der Brixner Dom in der Bischofsstadt ist immer wieder beeindruckend. Wir erleben auch eine Prozession einer Bruderschaft mit und suchen und finden ein oder mehrere Elefanten (Womo-Reiseführer-Insider-Tipp).

Der Kauf einer Vodafone-Prepaid-Karte für das Internet schlägt leider auf Grund von nichtwissenden Personal fehl, ebenso der Kauf eines antiquierten Abspielgerätes für eine französisch-Sprach-CD, die sich eine meiner Schwestern vollmotiviert, zur Auffrischung ihrer doch schon etwas länger zurück liegenden Schulzeit, zugelegt hatte. Da ich leider um meine gute Stimmung fürchte, muss ich meiner Schwester auch die Bitte verweigern, besagte Sprach-CD im Womo ab zu spielen.

Trotz dieser dramatischen Schicksalsschläge geht die Fahrt durch das schöne Südtirol gegen Mittag weiter. Es ist schön, mit meinen drei Damen wieder auf Reisen zu sein. Auch dieses Mal nützen wir die Fahrt und die gesamte Reise für ausgiebige Gespräche – wann hat man denn sonst Zeit dafür?
Vorbei geht es am Gardasee, den wir auf der Autobahn nur kurz zu Gesicht bekommen. Richtung Mailand geraten wir in einen Stau durch einen Unfall. Ansonsten verläuft die Fahrt problemlos …

Der Mailänder Dom ...
Galleria Vittorio Emanuelle II - berühmte Einkaufsstraße in Mailand ...
Mailand

Gegen 17:00 Uhr treffen wir am Campingplatz in Mailand ein und machen uns nach dem Einchecken und „Frischmachen“ sogleich auf den Weg mit dem Bus und dann mit der Metro in die bekannte italienische Modestadt. Kurz verlieren wir Margreth, die zu früh vor lauter Motivation aus dem Bus aussteigt uns aber bei der nächsten Haltestelle nach kurzer Joggingstrecke wieder einholt.

Der Anblick der sich uns dann beim Aufgang aus der Metro bietet, ist wohl einmalig: Der Mailänder Dom begrüßt uns imposant und wir mischen uns unter die vielen Besucher auf dem Platz davor ….

Eine schöne, stolze Stadt. Obwohl der Dom schon geschlossen hat, obwohl sehr viel Polizei und Militär vor Ort ist, pulsiert das Leben hier. Wir lassen uns anstecken und erkunden „unser“ Mailand: Einkaufsstraßen mit Topadressen, mode- und selbstbewusste Mailänderinnen und gestylte Italiener – die Stadt der Schönen und Reichen, alte Gebäude, unzählige Restaurants mit gutem Essen, Kaffees und Fußgängerzonen …

Der Mailänder Dom ist auch bei Nacht ein sehenswertes Monument ...
San Siro-Stadion in Mailand ...

Spät in der Nacht treten wir die Rückfahrt zum Campingplatz an. Wir halten unsere Schwester Margreth fest bei der Hand, was uns nicht daran hindert, eine Runde zu viel mit dem Bus zu fahren. Egal – wir haben ja Urlaub und der „Schusterschmäh“ läuft sowie so auf Hochtouren. Beim berühmten San Siro-Stadion warten wir auf den nächsten Bus und fallen dann todmüde und dieses Mal ohne Lärmbelästigung in unsere Betten …

Campingplatz Citta di Milano
Wohnmobil: € 11,--; Person: € 10,--
ruhiger Platz außerhalb Mailands, saubere Sanitäranlagen, V + E, Restaurant, kleiner Laden,
Via Gaetano Airaghi 61, I-20153 Milano
GPS: N 45,47428° E 9,08213°
Tag 3
So. 08.05.2016
Vormittag: Bewölkt + 18° C
Nachmittag: Bewölkt + 20° C
Autobahnmaut: € 16.50
Abfahrt: 10:15 - Ankunft: 12:30Uhr
Reisezeit: 02 Stunden 15 Minuten
Mailand - Turin
664 - 807 km (143 km)
Turin

Zwischengeschichtl – Blinder Gehorsam …

Mailand zu besuchen, war eine gute Idee – mal sehen, wie uns Turin gefallen wird. Wir lassen uns Zeit – ist ja nicht gar so weit. Schon von weitem sieht man in Turin die Basilica di Superga auf einem Hügel thronen – genau da wollen wir hin. Die Straße ist eng und es geht steil bergauf. Auf halber Strecke werde ich plötzlich von einem Polizisten angehalten. Er deutet mir stehen zu bleiben, weil wahrscheinlich eine größere Pilgergruppe den Berg hochwandert. Dann verschwindet der Polizist um die Kurve und lässt mich alleine stehen ,,,

Aber ganz alleine bin ich gar nicht: Hinter mir bildet sich schnell eine lange Schlange von Fahrzeugen, die auch alle auf den heiligen Berg wollen. Es ist nicht nur ein blödes Vorurteil, sondern die Italiener hupen wirklich gerne – auch jetzt machen sie das ausgiebig. Aber ich bleibe standhaft – so wie ich das während meiner Bundesheerzeit gelernt habe – ich glaube, das nennt man „Blinder Gehorsam“.

Aja, jetzt kommen endlich Fahrzeuge entgegen – wahrscheinlich gibt es weiter oben eine enge Stelle und wenn der Gegenverkehr durch ist, dann geht es auch für uns wieder weiter …
Guter Hoffnung, warte ich also auf den verantwortlichen Polizisten, der mich wieder weiter fahren lässt. Auch die Fahrzeuglenker hinter mir warten darauf, dass ich weiter fahre …
Aber der Polizist kommt nicht – ich stehe immer noch pflichtbewusst auf der steilen Straße und kann leider auch nicht ausweichen. Im Rückspiegel sehe ich, wie einige der hinter mir wartenden Italiener aussteigen und auf mich zukommen. Ihren Gesten und Fragen entnehme ich, dass sie genauso nicht wissen, warum wir hier auf der Straße stehen und es nicht weiter geht? „No idea – Policia ….“ stammle ich entschuldigend und achselzuckend.

„Ah, Polizia …“ sagt der erste Italiener, der zweite schimpft irgendetwas von „Cretino“ und das ist kein Kosewort. Der dritte steigt wieder in seinen Fiat 500 ein und fährt von ganz hinten an der ganzen Schlange und auch an mir vorbei um die enge Kurve. Meine Schwestern – die vor einiger Zeit ausgestiegen sind, um nach zu sehen, ob es nach der nächsten oder übernächsten Kurve weiter geht, kommen wieder unverrichteter Dinge retour: Nach der Kurve kommt eine weitere enge Kurve und danach wieder eine – vom Polizisten ist weit und breit nichts zu sehen.

Mittlerweile überholen mich immer mehr und mehr Fahrzeuge, also fahre ich auch vorsichtig weiter. Ganz oben treffen wir wieder auf die Pilgergruppe, die die ganze Straße braucht. Hier regeln andere Polizisten den Verkehr und lotsen die Fahrzeuge nach und nach an der Pilgergruppe vorbei. Als ich endlich bei der Basilica ankomme, kommt mir ebenfalls ein Stoßgebet über die Lippen …

Mittlerweile lockern die Wolken auf und die Sonnenstrahlen erhellen mein Gemüt ebenso wie die Basilica. Nur schwer finden wir einen Parkplatz, es ist viel los hier her oben. Nach dem Besuch der Wallfahrtskirche geht es mit der alten Zahnradbahn (€ 9,– pro Person, hin und retour) runter, um Turin zu besuchen.

Auf dem großen Parkplatz vor dem Bahnhof stehen auch einige Wohnmobile. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Bus spazieren wir auf der Via Po zum Piazza Vittorio Veneto, der uns mit Regen empfängt. Also geht es wieder unter der überdachten Einkaufsstraße hoch zum Palazzo Reale. Im Turiner Dom wohnen wir einer hl. Messe bei. Das berühmte Grabtuch wird angeblich erst wieder im Jahr 2025 öffentlich ausgestellt. Der Regen hat wieder aufgehört und so können wir trockenen Fußes weiter durch die Innenstadt spazieren. Für den Besuch des größten Wahrzeichens Turins und wohl auch des größten Ziegelsteinbaus der Welt – dem Mole Antonelliana (167,5 m) bleibt dann leider keine Zeit mehr, weil wir uns gemütlicher Weise einen Kaffee leisten ..

Basilica di Superga ist auch am Abned stark besucht ...
... sensationeller Aussicht auf Turin ...

Marie-Luise ruiniert zwar fast den Durchlassautomaten, trotzdem dürfen wir wieder mit der Zahnradbahn hoch zur Basilica di Superga und hoch zu unserem Wohnmobil fahren, das jetzt am späten Nachmittag fast alleine auf dem Parkplatz steht ….

Doch wir bleiben nicht alleine. Am Abend füllt sich der Parkplatz wieder mit PKW’s aus Turin (komischer Weise sind sehr wenig Fiat’s darunter … ;-)). Trotz des wieder einsetzenden Regens scheint die Kirche und Umgebung ein Treffpunkt für die Turiner zu sein. Die einen genießen die stimmungsvolle Aussicht auf ihre Stadt, die anderen – umweht von süßlichem Duft – machen es sich unter dem regensicheren Vorbau der Kirche gemütlich und wieder andere (meist zu zweit) steigen gar nicht aus ihren Fahrzeugen mit den beschlagenen Scheiben, aus …

Basilica di Superga
Asphaltierter Parkplatz
Kostenlos, Mistkübel
I-10123 Turin
GPS: N 45,07944° E 7,76693°
Tag 4
Mo. 09.05.2016
Vormittag: Regen + 18° C
Nachmittag: Stark bewölkt + 16° C
Autobahnmaut: € 14,70
Abfahrt: 08:00 - Ankunft: 20:06 Uhr
Reisezeit: 12 Stunden 06 Minuten
Turin (I) - Briancon (F) - Mont Ventoux - Fontaine-de-Vaucluse
807 - 921 - 1166 - 1224 km (417 km)
Auf dem Weg von Turin (I) nach Briancon (F) ....

Nach den zwei interessanten Stadtbesichtigungen wollen wir uns nun der Natur widmen. Dazu will ich „rüber“ nach Frankreich in die Provence. Um 6:45 Uhr ist heute Weckruf. Die Strecke von Turin (I) nach Briancon (F) führt zuerst noch über Autobahnen und danach über Landstraßen. Es regnet und je höher wir in die Berge kommen, desto nebeliger und düsterer wird es- aber egal, besser als 30 Grad im Schatten …
Wir erreichen ohne Probleme Frankreich und über den 1856 Meter hoch gelegenen Col de Montgenevre geht es weiter nach Briancon.

Anscheinend kurvige Straßen ...

Wegen dem schlechten Wetter verzichten wir auf eine Stadtbesichtigung in Briancon und fahren weiter. Wir passieren den Stausee: Lac de Serre-Poncon und freuen uns über die kleine Kapelle auf der Insel. Über Sisteron geht die Route in Richtung Mont Ventoux. Enge und kurvige Bergstraßen verleiten Margreth dazu, vor lauter Angst die Halterung von unserem Tisch zu demolieren. Da der Tisch trotzdem noch hält – ist die Sache nicht schlimm und so erreichen wir die ca. 30 Kilometer lange Auffahrt zum „windigen Berg“ …

Mont Ventoux

Warum will man (ich) auf einen 1912 Meter hohen Berg in der Provence bei schlechtem Wetter und ebensolcher Sicht? Ganz einfach: weil ICH mir das halt einbilde …

Die Bilder vom Mont Ventoux haben mich schon immer fasziniert: Ganz anders wie unsere heimischen Berge – rund, keine Felsen, fast keine sichtbare Vegetation – ähnlich wie eine Mondlandschaft, irgendwie unwirklich. Und natürlich habe ich auch schon viel über den heiligen Berg der Kelten, den Berg der Tour de France, den Berg der Radfahrer, gelesen …

Mutterseelenalleine schrauben wir uns den Berg hoch. Vorbei Tom-Simpson-Gedenkstein (erster Dopingtote bei der Tour de France 1967) geht es dem Gipfel zu. Das Wetter wird schlechter, der Wind stärker und als wir um die letzte Kurve biegen, weiß ich, warum der Mont Ventoux – der windige Berg – heißt …


Ich habe Angst um mein Wohnmobil – wirklich, es wird von den Windböen extrem durchgebeutelt. Als ich aussteige, um Fotos zu machen – kann ich mich kaum auf den Füßen halten. Ein paar Bilder und dann so schnell als möglich wieder weg vom ungeschützten Gipfel …

Zumindest war ich mal oben auf dem Mont Ventoux – nun geht es wieder in gastfreundlichere Gefilde und zwar nach Fontaine-de-Vaucluse.

... nach 30 km Bergfahrt - der Mont Ventoux ...
Nebelschwaden um seinen Gipfel jagen ...
Orkanartiger Wind am Gipfel - kein Wunder bei dem Namen Mont Ventoux (windiger Berg) ...
Fontaine-de-Vaucluse
Für Wohnmobile unfreundliche Begrüßung in Fontaine-de-Vaucluse ...

Leider werden wir auch hier nicht gerade Wohnmobil-gastfreundlich empfangen. Den – im Womo-Reiseführer ausgewiesenen Stellplatz ziert eine Höhenbeschränkung …
Also fahren wir weiter in den Ort hinein und weil ich „Cretin“ die berühmte Quelle als Ziel in mein Navi eingegeben habe, lotst mich „Susi“ – mein Navi – in ein enges Gässchen. Den Fehler leider nicht merkend, fahre ich weiter bis ich anstehe. Leider ist auch kein Platz zum Umkehren. Also geht es im Rückwärtsgang die 400 Meter in der Straße, in der am Tag die vielen Läden offen sind. wieder retour. Wir suchen und finden dann aber doch noch eine gute Übernachtungsstelle direkt am Fluss Sorgue, der durch seine extrem grüne Farbe besticht …

Übernachtungsplatz Fontaine-de-Vaucluse
Kajakeinstiegsstelle, kostenlos
Parkplatz geschottert
Avenue Robert Garcia, F-84800 Fontaine-de-Vaucluse
GPS: N 43,91659° E 5,11466°
Tag 5
Di. 10.05.2016
Vormittag: Bewölkt + 19° C
Nachmittag: Wechselhaft + 19° C
Abfahrt: 11:58 - Ankunft: 20:36 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 38 Minuten
Fontaine - Gordes - Roussillon - Moustiers
1224 - 1244 - 1266 - 1369 km (145 km)
Idyllisch ...
...hervorragende Schwimmerin: Bisamratte ...
... auf dem Weg zur Fontaine-de-Vaucluse (größte Quelle Europas) ...

Heute ist ein – quasi – Besichtigungstag vorgesehen und der Morgen hätte nicht besser beginnen können: Frühstück alleine am grünen Fluss, Enten und Bisamratten schauen uns verwundert zu.

Etwas später fragen wir die Männer der Kajakvermietung, ob wir hier stehen bleiben dürfen – kein Problem geben uns die netten Franzosen zu verstehen und so brechen wir auf, um die größte Süßwasserquelle Europas zu erkunden …

Wir folgen dem grünen Band der Sorgue und wandern vorbei an den gestern schon gesehenen vielen Verkaufsständen.

Meine Damen sind schon beim Spaziergang durch das Dorf von der Vielfalt der Blumen und Blüten begeistert und es wird immer schöner.

Natürlich besuchen wir die alte Papiermühle, in der man interessantes zur Papiergewinnung von früher erfahren und auch viele Geschenkartikel erwerben kann.

Wir finden auch, dass trotz der Besucher, der Verkaufsläden und trotz des niedrigen Wasserstands, die Gegend um die Karstquelle unter der 220 Meter hohen Steilwand ein wirklich schöner Ort ist, den man einfach nur genießen kann …  

 In einem sehr alten Wiener Wanderführer habe ich, dank Google, mit der Eintragung vom 1. Feber 1822, Folgendes gefunden:

Längs des Flusses windet sich nun der Weg etwa zehn Minuten in der engen, felsigen Schlucht fort. Auf einem Felsvorsprung hinten im Thal, stehen die Ruinen eines Schlosses des Bischofs. Die Sorgue theilt sich hier, so wie sie hinter dem Felsen, wo ihre Quelle entspringt, eisklar hervorströmt, in mehrere Arme, und bildet Inseln mit dem schönsten Grün geschmückt, am Ufer mit Erlen und Pappeln, hie und da mit Feigenbäumen beschattet. Du kannst dir gar nichts Friedlicheres denken, als dieses kleine stille Fleckchen Erde …

Einfache Kirche in Fontaine-de-Vaucluse ...

Bestens gelaunt wandern wir nach dem Besuch der Quelle wieder retour und können dem teilweise wirklich gutem Angebot in den Verkaufsläden nicht wiederstehen.
Nach dem wir uns mit französischer Oberbekleidung aus natürlichen Materialien eingedeckt haben, besuchen wir die alte Kirche im Ort aus dem 11. Jahrhundert.
Ich freue mich mit zwei alleinstehenden Damen über ihren Kaffee und NEIN (!) ich nehme sie nicht mit – drei Damen im Wohnmobil reichen mir schon … ;-))

... irgendwie nett, die zwei ...
Auf dem Weg nach Gordes ...
Wochenmarkt - kein Parkplatz ...
Gordes

Nach dem Mittagessen am grünen Fluss fahren wir in die Berge – unserem nächsten Ziel – Gordes – entgegen. Das Dorf liegt malerisch auf einem Hügel und heute ist leider Markttag. Leider deshalb, weil wir bei den drei großen Parkplätzen im Zentrum keinen Platz finden und erst in zwei Kilometer Entfernung unser Wohnmobil am Straßenrand abstellen können. 
Aber wir sind ja alle (bis auf Sonja als Niederösterreicherin …) Kinder der Berge und deshalb macht uns der kleine Spaziergang trotz der mittlerweile sengenden Hitze nichts aus …

Was gibt es nun über Gordes aus unserer Sicht zu berichten: Enge Gässchen, Heimatmuseum, alte Kirche, viele Restaurants, schlechter Kaffee (laut Margreth), schöne Aussicht, 30-minütiger schwitziger Rückweg bergauf, Postkartenmotiv aus der Ferne …

Farbmuseum in Roussillon ...
Endlich gefunden: Der Eingang zu den Ockerfelsen ...
Roussillon

Man glaubt es kaum: Obwohl wir laut meinem Schrittzähler im neuen Handy, durchschnittlich am Tag ca. 10 Kilometer zu Fuß unterwegs sind und als Höchstmarke sogar über 20 Kilometer geschafft haben, und obwohl wir auch heute schon ein paar Kilometer in den Füßen haben, ist es uns noch nicht genug – Es geht weiter nach Roussillon, zu den Ockerfelsen …

Das Blöde ist nur: wir finden zwar den großen Parkplatz, aber nicht den Eingang zu den Ockerfelsen. Wahrscheinlich hat uns das viele Wandern das Blut in die Füße getrieben und nun wurde das Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt.

Stell- und Parkplatz Roussillon:
GPS: N 43,89619°   E 5,29645°

Blick auf Roussillon ...

Zwischengeschichtl – Orientierungssinn …

Ich verlaufe mich wirklich sehr, sehr selten – mein Orientierungssinn funktioniert normalerweise hervorragend und falls ich mal gar nicht weiter weiß, nehmen wir genau die entgegengesetzte Richtung, die Sonja vorschlägt. So sind wir bisher immer sicher an unsere Ziele gekommen.

Dieses Mal funktioniert es nicht: Schon die große Landkarte neben dem Parkplatz ist leicht verwirrend. Wir gehen danach in die richtige Richtung, zweifeln jedoch nach einem Kilometer 3:1 an der Richtigkeit, kehren um, gehen gut zwei Kilometer in die andere Richtung, kommen zur ehemaligen Ockerfabrik und jetzt Ocker-Farbmuseum und müssen erfahren, dass wir in die falsche Richtung gegangen sind. Also wieder retour …

Margreth schafft es dann – endlich am Eingang der Ockerfelsen angekommen – irgendwie, im perfekten Englisch-Deutsch-Französisch-Kauderwelsch und handelt für uns vier Orientierungslosen – einen ermäßigten Gruppenpreis heraus. Da wir eh noch nicht so weit gegangen sind, nehmen wir die größere Runde (mit ca. einer Stunde angeschrieben) und wundern uns eigentlich gar nicht mehr über den Regen, der kurz darauf einsetzt. Aber das ist heute auch schon egal …

Ich habe mir nicht gedacht, dass die Farben der Felsen auch in der Realität, so intensiv, vielfältig und wirklich sehenswert sind …

Immer wieder schön: Die vielen Alleen in Frankreich ...

Die gut 100 Kilometer mit dem Wohnmobil zum Eingang der Verdonschlucht sind fast eine Erholung nach dem doch etwas anstrengenden Tag. Wir fahren durch viele Alleen, die ich in Frankreich so liebe und ich freue mich auf ein gutes, französisches Abendessen in einem meiner Lieblingsdörfer – in Moustiers-Saint-Marie, wo wir schon 2009 mal waren.

Im Restaurant Le Relais finden wir dann auch ein nettes Plätzchen und dinieren köstlich direkt neben dem Fenster mit wunderbarem Blick auf den darunterliegenden Wasserfall …

Stellplatz Moustiers-Saind-Marie für ca. 20 Wohnmobile
Stellplatzgebühr: € 7,50 für 24 Stunden
Direkt oberhalb der Feuerwehr gelegen - ca. 10 Minuten in den Ort, V + E, Mülleimer,
F-04360 Moustiers-Ste.-Marie,
GPS: N 43,84350° E 6,21938°

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