Reiseberichte der Familie Unterwurzacher
ISLAND - Teil 3 : Golden Circle und der Westen
Teil 3 – 29.08. bis 04.09.2024
Island - Teil 3: Golden Circle und der Westen - 29. August bis 04. September 2024
Route:
Island 2024 – Teil 3: Golden Circle und der Westen
Skógafoss – Seljalandsfoss -Gljúfurárfoss – Gullfoss – Geysir – Gata Free Camping- Seltún Geothermal Area – Reykjavik – Camping Akranes – Hraunfossar – Snæfellsnes- Halbinsel – Camping Hellissandur – Kirkjufellsfoss – Westfjorde – Ísafjörður – Dynnandi – Westfjorde retour – Camping Búðardalur – Hvítserkur – Camping Reykir – 1754 km
Zwischengeschichtl – Polar- oder Nordlichter (Himmelsleuchten) …
Hatte ich vor unserer Reise angenommen, dass wir zur Beobachtung der Papageientaucher zu spät nach Island fahren werden, so war es für die Beobachtung von Polarlichtern meiner Meinung nach im August/Anfang September noch zu früh. Dachte ich zumindest. Ein beiden Fällen sollte ich mich täuschen.
Schon seit Tagen bekomme ich auf der App „Polarlicht-Vorhersage“ Meldungen, dass es möglich wäre, auf unserem momentanen Standpunkt Polarlichter zu sehen. Allerdings waren meistens die Wetterbedingungen nicht günstig oder wir haben einfach nichts gesehen …
Aber heute in der Nacht, es war so um 02:00 Uhr in der Früh (Ortszeit), kam wieder ein „Alarm“. Natürlich habe ich mir am Vorabend meine Canon-Kamera entsprechend hergerichtet. Also rein in die Klamotten und Polarlichter suchen gehen. Und wirklich, der Himmel ist zwar teilweise bewölkt aber hinter dem Womo scheint es leicht grünlich bzw. violett am Nachthimmel. Fast nicht mit freiem Auge zu erkennen – aber immerhin. Ich bin – wieder einmal – einfach nur glücklich …
Tag 14
DO. 29.08.2024
Vormittag: Sonnig + 14° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 15° C
Abfahrt: 10:18 Uhr - Ankunft: 20:08 Uhr
Reisezeit: 9 Stunden 50 Minuten
Skógafoss - Seljalandsfoss -Gljúfurárfoss - Gullfoss - Geysir - Gata Free Camping
2522 - 2792 km (270 km)
Eine mehr als beeindruckende Reise bisher. Noch einmal spazieren wir zum Skógafoss. Je schöner das Wetter, desto schöner die Bilder …
Seljalandsfoss
Bevor es zum Golden Circle weitergeht, besuchen wir noch den Seljalandsfoss – einen der berühmtesten und meistfotografierten Wasserfälle Islands. Warum – weil man hinter dem Wasserfall rum gehen kann …
Dies wollen sehr viele Menschen sehen und so wimmelt es nur so von Touristen. Für ein richtiges Bild muss man sogar ein bisschen anstehen …
Gljúfurárfoss
Natürlich sind wir auch durch den Wasserfall gelaufen und dank unserer perfekten „Hochwasserbekleidung“ innen trocken geblieben.
Ein paar hundert Meter weiter befindet sich der mystische Gljúfurárfoss in einer Höhle. Er ist nur durch einen schmalen Zugang erreichbar. Auch hier muss man sich anstellen …
Nach diesen nassen Erlebnissen, geht es wieder weiter. Wir wollen uns einen Teil des Golden Circle – einer der beliebtesten Reiserouten in Island – ansehen. Wir haben schon bemerkt: Es wird touristischer. Keine ganz einsamen Sehenswürdigkeiten mehr, mehr Menschen und auch Souvenirläden. Das gehört natürlich auch dazu …
Die gut 120 Kilometer lange Fahrt dauert ca. zwei Stunden. Wir haben uns entlang der Ringstraße und beim Golden Circle fast jede Sehenswürdigkeit vorgemerkt. Allerdings entscheiden wir uns spontan, welche der Attraktionen wir besuchen oder eben nicht besuchen wollen. Ein berühmtes Tomatenrestaurant in Friđheimar muss zum Beispiel ohne unseren Besuch auskommen …
Gullfoss
Wir erreichen das große Informationscenter Gullfoss. Ein riesiger Parkplatz – dieses Mal sogar kostenlos, Restaurant, Souvenir- und andere Läden usw.
Der Weg zu den Wasserfällen ist mustergültig hergerichtet. Das Wasser des Hvítá-Flusses entspringt vom Gletscher Langjökull, bevor es in einer dramatischen Präsentation der rohen Kraft der Natur 32 Meter tief über die beiden Stufen des Gullfoss hinunterstürzt.
Es gibt zwei Stufen aus Basaltgestein. Die erste, kürzere Kaskade ist 11 Meter hoch, während der zweite Sturz 21 Meter beträgt. Die Schluchtwände auf beiden Seiten des Wasserfalls erreichen eine Höhe von bis zu 70 Metern und führen in den großen Gullfossgjúfur-Canyon hinab. Geologen glauben, dass dieser Canyon durch Gletscherschmelzen zu Beginn der letzten Eiszeit entstanden ist.
Im Sommer strömt jede Sekunde etwa 140 Kubikmeter Wasser den Wasserfall hinunter, die Gischt ist gewaltig.
Zwischengeschichtl – Radfahrer…
Immer wieder – und das ist gar nicht so selten – sehen wir Radfahrer auf der Ringstraße in Island. Für mich wäre Island mit all seinen Bergen, seiner rauen Landschaft und vor allem wegen dem ständigen, starken Wind wohl der letzte Ort auf dieser Erde, den ich mit dem Drahtesel bereisen möchte. Das war auch der Grund, warum wir unsere Räder zu Hause gelassen haben. Anscheinend täusche ich mich aber. Island bietet den Radfahrern, die wir sowohl auf Mountain Bikes als auch auf Rennrädern unterwegs strampeln sehen, unzählige Möglichkeiten, die grandiose Natur hautnah zu erleben. So steht es zumindest auf verschiedenen Plattformen geschrieben …
Weil mich das interessiert, kann ich es mir nicht verkneifen, auf dem Parkplatz Gullfoss zwei Radfahrer anzusprechen – sie sind aus Deutschland. Auf meine Frage, ob der ständige Wind nicht furchtbar beim Fahren sei, antworten mir die zwei sympathischen, jungen Leute: Ja, ein bisschen schon. Aber viel ärger wäre die Tatsache, dass ihre beiden Räder bei der Landung am internationaler Flughafen Keflavík nicht auffindbar gewesen sind, da sie wohl in ein anderes Land verfrachtet worden waren. Nach ein paar Tagen sind dann die beiden Räder doch in Island angekommen. Nachdem sie die Hauptstadt Reykjavik ausgiebig ohne Räder erkundet hatten, waren das jetzt die ersten Kilometer mit dem Rad auf Island. Der Wind bläst zwar, aber es wird hoffentlich nicht so arg werden – außerdem gibt es für den Fall der Fälle, dass es zu anstrengend werden würde auch noch die Möglichkeit, Busse für die Weiterfahrt zu nutzen …
Geothermalgebiet Haukadalur - Geysir
Wir sind heute an diesem Geothermalgebiet bei der Fahrt zum Gullfoss vorbeigefahren und jetzt wieder zurück gekehrt. Ebenfalls großer Parkplatz, ebenfalls kostenlos und mit großem Informationszentrum und natürlich der berühmte große GEYSIR und Strokkurs heiße Quellen …
So, nun ist es 18:40 Uhr – also Abend geworden. Morgen wollen wir der Hauptstadt Reykjavik einen Besuch abstatten. Eigentlich wollten wir vorher die Halbinsel Reykjanes erkunden, allerdings häufen sich seit dem erneuten Vulkanausbruch in der Nähe von Grindavik in Svartsengi, am 22.08.2024 die Warnmeldungen. Erhöhte Schwefelbelastung in der Luft, Hexenhaare (dünne Glasfaserfäden aus vulkanischem Gestein) die Kratzer auf Fahrzeugen verursachen, Straßensperren usw.. Trotzdem fahren wir in diese Richtung. Dort soll sich nämlich das „Gata Free Caming“ samt Kaffee befinden …
Tag 15
FR. 30.08.2024
Vormittag: Regen + 10° C
Nachmittag: Stark bewölkt + 12° C
Abfahrt: 12:25 Uhr - Ankunft: 17:53 Uhr
Reisezeit: 5 Stunden 28 Minuten
Gata Free Camping - Seltún Geothermal Area - Reykjavik - Camping Akranes
2792 - 2899 km (107 km)
Das Wetter ist leider saumäßig, an diesem Morgen, schon seit gestern Abend hängen die Wolken tief und der Regen prasselt auf unser Womo. Es sind nur wenige Wohnmobile hier auf diesem einsamen Campingplatz.
Dafür genehmigen wir uns im warmen Kaffee von Gudrun ein Heißgetränk und plaudern mit der Besitzerin und den Gästen über den Vulkanausbruch, ganz in der Nähe hier …
Zwischengeschichtl – Vulkantouristen …
Also ganz ehrlich: Insgeheim wollten wir dann schon ein schönes Bild vom Vulkanausbruch, der seit dem 22.08.2024 wieder tätig ist, erhaschen. Die Facebookgruppen sind voll von heimlichen und unheimlichen Fotos …
Die Schwefelbelastung ist in den Norden abgezogen und von den „Hexenhaaren“ – dünne Fäden aus Glasvulkangestein, die das Auto zerkratzen können, haben wir jetzt auch nichts mehr gehört. Also sind wir zu diesem Campingplatz „Gata Free Camping“ gefahren, der nur gut 30 km vom Ausbruchsort entfernt liegt. ABER – es herrscht einfach zu schlechtes Wetter. Da nützt es auch nichts, in der Nacht so weit zu fahren, bis man nicht mehr weiter darf. Die Campingplatz- und Kaffeebesitzerin, namens Gudrun hat uns erklärt, dass man derzeit von keinem Platz aus, halbwegs gute Bilder machen kann. Auch nicht von der Blauen Lagune aus, die noch immer geöffnet hat …
Na gut, dann halt nicht – muss ja nicht unbedingt sein. Wir lassen uns lieber bei Gudrun einen guten, warmen Kaffee schmecken, probieren einen selbstgestrickten – leider zu kleinen, Islandpullover und quatschen ein wenig mit der strickenden Gudrun. Ob sie keine Angst hätte, sie wohnt ja nicht sehr weit entfernt vom Vulkan. Nein, die Menschen die in Grindavik ihr Zuhause verloren haben, tun ihr leid. Ansonsten ist das halt in Island so. Es ist normal, wenn man durch Naturereignisse sein Leben verändern muss. Die Natur bestimmt das Leben – Island halt …
Nach dem Mittagessen brechen wir auf in Richtung Grindavik. Nein nicht zum Vulkan, sondern nur soweit, wie es offiziell erlaubt ist. Wir sehen nicht viel, das Wetter ist einfach zu schlecht und es sind fast keine anderen Fahrzeuge hier unterwegs.
Ca. 10 Kilometer Luftlinie vor dem Vulkanausbruch drehen wir um und fahren anschließend in Richtung Reykjavik, um vorher noch das Seltún Geothermal-Gebiet zu besuchen.
Reykjavik
Wir haben es schon auf der Fahrt hierher gemerkt: Wir nähern uns der Hauptstadt, mehr Häuser, größere Häuser, mehr Fahrzeuge, die Ringstraße vierspurig …
In Reykjavik wohnen mehr als 37 Prozent der insgesamt fast 397.000 Einwohner Islands. Und das merkt man auch – schon ein krasser Unterschied zu den menschenarmen Gegenden, die wir bisher kennen lernen durften.
Wir stellen unser Wohnmobil neben der berühmten Kirche und haben keine Ahnung, ob das hier erlaubt ist. Bei unserer Ankunft stehen schon mehrere, andere Fahrzeuge auf diesem Streifen neben einer Ausweichspur. Die Parkplätze rund um die Kirche sind alle besetzt. Es gibt hier verschiedene Parkzonen, aber auch auf Google wird dieser Standort nicht explizit als gebührenpflichtige Parkzone ausgewiesen.
Anschließend machen wir einen Spaziergang durch Reykjavik und sind von der Architektur und den bunten Häusern überrascht. Natürlich machen wir auch ein Selfie (jetzt haben wir ja schon Übung darin), genießen einen Kaffee und beobachten das bunte Treiben in der Hauptstadt …
Tja und da gibt es ja noch die Sache mit dem Hákarl, dem Gammelhai. Wir sind ja im Normalfall bestrebt, neben den sonstigen Besonderheiten auch die kulinarischen Spezialitäten eines Landes zu erkunden. Schon mit einiger Skepsis bedacht, betreten wir ein Spezialgeschäft in dem es die berühmte isländische Spezialität – eben den Gammelhai zu kaufen gibt. Der Grönlandhai, aus dem diese Spezialität besteht, ist überhaupt nur essbar, weil dieser über Monate der Fermentierung, einer Konservierungsmethode, ausgesetzt wird. Damit verschwinden die im Fisch enthaltenen natürlichen Gifte. Der Effekt dabei ist aber, dass das Fleisch sehr intensiv nach Ammoniak schmeckt und stark verfault riecht. Den Geschmack zu beschreiben fällt schwer, da sich hier die Geister scheiden. Von sehr sehr stinkendem Käse bis hin zu einer Kombination aus den ekligsten Geschmäckern in einem, ist die Rede. Wir haben es probiert – NEIN, nicht gekostet sondern nur gerochen und das hat uns gereicht. Man muss nicht alles, was es so auf der Welt gibt, in den Mund nehmen …
Zum Abschluss unseres Städtebesuches besichtigen wir die, 1945 erbaute Hallgrímskirkja, die berühmte evangelisch-lutherische Kirche.
Auffallend ist die Ähnlichkeit der Betonpfeiler, die sich in großer Zahl um den Turm der Hallgrímskirkja aneinanderreihen, mit Basaltsäulen, einem gängigen Motiv der isländischen Landschaft. Die ehemals weiße Farbe soll an die Gletscher erinnern.
Das Innere der Kirche ist dagegen als konventionelle, dreischiffige Hallenkirche mit zahlreichen gotischen Merkmalen gestaltet, etwa Kreuzrippengewölbe und Spitzbogenfenstern. Die äußeren Seitenschiffe der Basilika treten gegenüber dem breiten Hauptschiff weitgehend zurück. Das sehr helle Innere der Kirche wird durch den weitgehenden Verzicht auf Buntglasfenster erzielt und hinter dem Hauptaltar kann man ungewöhnlicherweise durch zusätzliche Fenster Himmel und Wolken sehen. (Wikipedia)
Danach geht es gut 50 Kilometer weiter nach Akranes. Das Wetter wird nicht besser: Es ist Regen und Sturm angesagt …
Akranes
Was machen wir in Akranes, dieser Hafenstadt, die ungefähr so groß ist wie unser Heimatort Kuchl? Ganz einfach: Ich lese ja gerade den Island-Krimi „Verschwiegen“ von Eva Björg Ægisdóttir und der spielt eben in Akranes. Und weil der Wetterbericht morgen wieder Sturm ansagt, gibt es keinen besseren Ort auf der Welt als Akranes, um hier den Krimi weiterzulesen …
Tag 16
SA. 31.08.2024
Vormittag: Sturm + 8° C
Nachmittag: Starkregen + 8° C
Es hat die ganze Nacht geregnet, nein, geschüttet und der starke Sturm hat unser Wohnmobil durchgerüttelt. Der Sturm ist auch am Morgen noch so stark, dass an eine Weiterfahrt mit dem Wohnmobil nicht zu denken ist.
Wie schon geplant, nützen wir den Tag zum Lesen und Faulenzen. Am Nachmittag lässt der starke Wind etwas nach und ich unternehme einen Spaziergang, um die Stadt Akranes, in der mein Krimi spielt, näher zu erkunden …
Es sind jetzt zwar nicht gerade viele Menschen hier in Akranes unterwegs, keine Vergleich zu Reykjavik, aber einige treffe ich doch. Was auffällt: Alle grüßen mich – egal ob der Opa (etwa so alt wie ich) mit Fahrrad oder die drei Damen mit Hund oder das junge Pärchen – alle grüßen. Schön – fast so wie in unserem Heimatort Kuchl …
Am Abend hat endlich der Regen aufgehört und der Wind nachgelassen. So ein „Ruhetag“ schadet zwar auch nicht, lieber wäre es mir aber, wenn wir weiterfahren und Island weiter entdecken könnten. Aber das wird schon noch werden – in zwei Tagen sagt der Wetterbericht totale Besserung, ja richtig schönes Wetter an und da wollen wir in Richtung der Westfjorde unterwegs sein. Vorher soll es noch auf die Snæfellsnes-Halbinsel – Island im Kleinformat – gehen.
Heute Abend erfreut uns eine ganz eigene Stimmung. Ich kann es nicht erklären, aber so einen hellroten Himmel habe ich noch nie gesehen …
Tag 17
SO. 01.09.2024
Vormittag: Wechselhaft + 12° C
Nachmittag: Sehr windig + 12° C
Abfahrt: 10:12 Uhr - Ankunft: 19:47 Uhr
Reisezeit: 8 Stunden 35 Minuten
Camping Akranes - Hraunfossar - Snæfellsnes-Halbinsel - Camping Hellissandur
2899 - 3201 km (302 km)
Der Regen hat nachgelassen, der Wind ist wieder gekommen. Aber nicht so stark wie in der Nacht. Zum gefahrlosen Weiterfahren reicht es, außerdem wollen wir wieder weiter auf Snæfellsnes. Die dünn besiedelte Halbinsel hat zahlreiche landschaftliche Schönheiten aufzuweisen und man hat sie schon das „Island in Miniatur“ genannt, weil sie auf kleinster Fläche alle Reize der großen Insel wiedergibt. Vorher geht es noch zum Hraunfossar, eine ganz eigenwillige Ansammlung von Kleinwasserfällen, die schäumend und sprudelnd aus einem schwarzen Lavagestein fließen …
Hraunfossar
Auf der gleichen Strecke geht es wieder zurück – jetzt wirklich auf die Snæfellsnes-Halbinsel. Leider werden der Wind- und die starken -Böen so stark, dass wir uns entscheiden, eine Zwischenpause einzulegen. Bei der Kirche in Reykholt warten wir bei einer Kaffeepause ab, bis es wieder besser wird …
Nach einer Stunde fahren wir zum Eldborg Krater, einem großen Vulkan, den wir aber wegen des noch immer herrschenden Windes nicht besteigen …
Snæfellsnes-Halbinsel
Heute gibt es noch keinen Sonnenschein, aber Wind und Wetter bescheren uns immer wieder phantastische Ausblicke und so ist die etwas längere Fahrt auf die Snæfellsnes-Halbinsel keineswegs fad.
Fast jeden Tag gibt es unbeschreibliche Augenblicke, für die wir sehr dankbar sind.
Die Gegend ist ein Wahnsinn – das Wetter auch. Aber Jammern ist nicht angesagt. Wir ziehen uns so gut es geht an und steigen die Himmelsleiter zum Saxhóll Krater hoch, um so einen Vulkan auch von innen mal zu sehen. Keine Angst: Der letzte Ausbruch soll vor 3000 bis 4000 Jahren gewesen sein.
Auf dem weiteren Weg besuchen wir einige der vielen Sehenswürdigkeiten im Snæfellsjökull-Nationalpark. Alle wären sehenswert, wenn nicht das allzu schlechte Wetter wäre …
Vor lauter schöner Natur hätten wir jetzt bald die Zeit übersehen. Aber durch die Nähe zum Polarkreis ist es ziemlich lange hell. Kurz vor 20:00 Uhr treffen wir am äußersten Zipfel der Snæfellsnes-Halbinsel- am Camping Hellissander – ein. Der Campingplatz ist neu renoviert und liegt windgeschützt in einem, mit Moos bewachsenen Lavafeld.
Wieder einmal ein malerischer Sonnenuntergang. Heute Nacht ist noch starker Wind angesagt, morgen soll es besser werden …
Tag 18
MO. 02.09.2024
Vormittag: Wechselhaft + 10° C
Nachmittag: Wechselhaft + 7° C
Abfahrt: 10:16 Uhr - Ankunft: 20:31 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 15 Minuten
Camping Hellissandur - Kirkjufellsfoss - Westfjorde - Ísafjörður
3201 - 3671 km (470 km)
Heute soll es in die Westfjorde, abseits der Ringstraße gehen. Das Wetter ist zwar noch nicht so gut wie erhofft, aber wir lassen uns niemals entmutigen. Vorher wollen wir aber noch auf der Snæfellsnes-Halbinsel ein paar Sehenswürdigkeiten besuchen, vor allem den meistfotografierten Berg Islands am Kirkjufellsfoss …
Und wenn wir schon bei den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten sind: Gleich um die Ecke liegt eine der meistfotografierten Kirchen Islands …
Kirkjufellsfoss
Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Kirkjufellsfoss. Hier sind wieder viele Menschen, hier dürfen wir wieder eine Parkgebühr von ISK 1.000,– = € 6,87 entrichten.
Wie alle Menschen hier machen auch wie das obligate Foto mit dem verschwommenen Kirkjufellsfoss im Vordergrund und dem berühmten Kirchberg im Hintergrund …
Westfjorde
Jetzt geht es aber wirklich auf eine lange Fahrt. Bisher hatten wir immer nur relativ kurze Tagesstrecken zu bewältigen. Heute liegen fast 400 Kilometer bis nach Ísafjörður vor uns. Zuerst gilt es noch, die Snæfellsnes-Halbinsel zu verlassen, aber als wir dann von der Ringstraße in Richtung Westfjorde abbiegen, beginnt das Abenteuer.
Naja Abenteuer ist ein bisschen übertrieben. Wir nehmen die Vestfjarðavegur Nr. 60, die Strasse die durch die Dalir und die Region Reykhólarsveit führt, ist in einem gar nicht so schlechten Zustand, wie wir erwartet haben. Die isländische Strassenverwaltung hat sich entschieden, den Asphalt – wenn er vorhanden ist – streckenweise abzutragen und die Schotterpiste zu glätten. Der Schwerlastverkehr durch die LKW’s der Lachsfabriken in den Westfjorden setzt den Straßen doch sehr zu.
Wir genießen trotzdem die Fahrt durch die Fjorde, die sich im Vergleich zu Norwegen keineswegs verstecken brauchen. Die Landschaft ist atemberaubend – wenn die Sonne scheinen würde, wäre es natürlich noch beeindruckender. Aber auch so ist die Fahrt um und teilweise durch die Fjorde wunderbar …
Nach einigen Pausen wird es doch Abend, bis wir in die Gegend von Ísafjörður kommen. Kurz vorher erleben wir wieder einmal einen sehenswerten Sonnenuntergang …
Ísafjörður
Gegen 20:00 Uhr treffen wir in Ísafjörður ein. Ísafjörður liegt, eingefasst von den schroff abfallenden Berghängen des Eyrarfjall (bis 731 m) und des Kirkjubólsfjall (bis 832 m), am Skutulsfjörður, einem Seitenarm des Ísafjarðardjúp. Die Stadt bildet das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum der Westfjorde. Ca. 2.800 Menschen leben hier und auch die Kreuzfahrtschiffe legen hier im Hafen an …
Doch etwas müde checken wir am Camping Tungudalur ein. „Einchecken“ ist jetzt auch übertrieben: Wir stellen uns einfach auf einen freien Platz und etwas später kommt ein netter, junger Herr, der anklopft und höflich den Betrag mittels einem mobilen Bezahlterminal einhebt. Generell bezahlen wir in Island mit der Visakarte bargeldlos – Wir haben bisher noch keine einzige Isländische Krone benötigt. Auch auf den Parkplätzen, in den Eisbuden, sogar auf dem WC kann/soll man mit der Karte zahlen …
Tag 19
DI. 03.09.2024
Vormittag: Sonnig + 12° C
Nachmittag: Sonnig + 12° C
Abfahrt: 13:50 Uhr - Ankunft: 22:23 Uhr
Reisezeit: 8 Stunden 43 Minuten
Ísafjörður - Westfjorde - Camping Búðardalur
3671 - 3954 km (283 km)
Wir haben heute etwas für uns besonderes vor: Wir wollen das Fischrestaurant Tjoruhusid in Isafjördur besuchen. Anscheinend eines der besten Islands, Europas oder überhaupt? Wir wissen es noch nicht – auf jeden Fall war es eine Empfehlung von „Iris und Uwes WoMo Welt„, die uns mit ihrem Reisebericht auf Youtube so viele interessante Tipps und Empfehlungen gegeben haben. Und weil wir für solche Empfehlungen absolut empfänglich sind, besuchen wir heute dieses Fischrestaurant, das sich direkt neben dem Fischmuseum in Ísafjörður befindet.
Vorerst gilt es aber, einen Platz zu reservieren, was gar nicht so einfach ist. Vor dem Lokal warten schon einige hungrige Menschen. Die Wirtin kommt aus dem noch zugesperrten Restaurant und vergibt die begehrten Plätze. Am Abend ist schon alles voll, aber jetzt hätte sie noch zwei Plätze von Personen, die leider abgesagt hätten, für uns über – die nehmen wir doch dankend an. Eine Stunde später ist Einlass. Eine urige Fischerhütte mit großen Tischen. Wir werden auf einen dieser Tische in der Mitte des Raumes eingewiesen. Neben uns ein nettes Paar aus Kanada (nach dem Mittagesessen kenne ich dessen gesamte Auswanderungsgeschichte bis ins Detail …), daneben ein junges Paar aus Indien und weiter unten deutsche Gäste. Das internationale Publikum wird durch die Chefin des Hauses aufgeklärt: Zuerst gibt es Fischsuppe für alle und soviel man will und die ist wahrlich ein Gedicht, die wirklich beste Fischsuppe, die wir je gegessen haben. Auch das Personal ist genauso nett wie die Wirtin – irgendwie haben wir das Gefühlt, dass alle hier ein bisschen verwandt sind.
Danach wird durch die Wirtin das warme Fisch Buffett angekündigt sowie erklärt – und das kann sich ebenfalls sehen bzw. schmecken lassen – köstlich! Zum Abschluss noch richtig guter Kaffee und isländische Kekse. Das gesamte Buffett kosten zu Mittag 5.000 ISK = € 34,36, am Abend soll das noch einmal erweiterte Buffett ca. € 55,– kosten (ohne Getränke).
Ob es das beste Fischrestaurant hier und überhaupt ist, können wir nicht beurteilen, es war auf alle Fälle sehr köstlich, sehr urig und absolut ein Erlebnis ….
Zwischengeschichtl – Wie klein kann die Welt sein …
Natürlich nützen wir den Besuch von Ísafjörður auch zu einem kleinen Spaziergang. Am Hafen, wo wir unser Wohnmobil abgestellt haben, kommen wir mit einem Campingkollegen aus Deutschland – natürlich – ins Gespräch. Wie es üblich ist, tauscht man sich einfach unter Gleichgesinnten aus und spricht über Routen, Hotspots und das Wetter samt Wind-Eskapaden. Nebenbei erzählt mir das nette Ehepaar, dass sie mit ihrem ebenfalls teilintegrierten Wohnmobil seit sechs Wochen auf Island unterwegs sind und noch drei Wochen haben – da könnten wir mit unseren insgesamt drei Wochen auf Island fast neidisch werden …
Als wir zu unserem Wohnmobil zurück gehen, grüßt mich ebenfalls ein Deutscher. Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor, ich weiß aber nicht, wo ich den Herrn und seine (vermutlich) Gattin schon einmal gesehen habe. Er hilft mir dankenswerter Weise auf die Sprünge: Wir standen mit unseren Wohnmobilen in Dänemark bei Ribe auf einem Stellplatz am Meer nebeneinander und haben kurz einmal gequatscht. Die Deutschen haben ihr Wohnmobil anschließend in Hamburg abgestellt (die Reise mit dem Wohnmobil nach Island kam für sie nicht in Frage), sind dann auf ein Kreuzfahrtschiff umgestiegen, das gerade im Hafen von Ísafjörður angelegt hat. So klein kann die Welt sein und das Sprichwort: „Man sieht sich immer zwei Mal ….“ hat schon etwas auf sich …
Dynjandi
Nach dem köstlichen Mittagessen und dem Stadtbummel in Ísafjörður geht es nun weiter – oder besser gesagt: Zurück – wieder durch die Westfjorde. Auf der einen Seite wollen wir heute den Wasserfall Dynjandi, an dem wir gestern schon vorbei gefahren sind, besuchen und auf der anderen Seite wollen wir noch einmal durch die Westfjorde und zwar auf der gleichen Strecke wie gestern – weil es so schön war …
Der Dynjand wird als einer der schönsten Wasserfälle Islands bezeichnet. Irgendwie fällt uns auf, dass hier fast alles mit das Schönste, das Beste, der Größte usw. bezeichnet wird. Im sehr interessanten Buch von Kristof Magnusson „Gebrauchsanweisung für Island“ habe ich gelesen, dass das in erster Linie am mangelnden Selbstbewusstsein der Isländer liegt. Auf der einen Seite ist Island wirklich etwas ganz Besonderes: Es hat den größten Gletscher Europas und es ist die größte Vulkaninsel der Welt, die nördlichste Hauptstadt, die nördlichsten Südfrüchte und Weinreben (Gewächshäuser) und vieles andere mehr.
Auf der anderen Seite ist es nicht schwer, mit Superlativen aufzuwarten, wenn man die Dinge immer in Bezug auf die Einwohnerzahl sieht: z.B. stellte Island bisher am häufigsten Miss World und den stärksten Mann der Welt, werden in Island die meisten unehelichen Kinder geboren, haben Isländer bereits seit 1946 die meisten Badewannen in Europa u.v.a.m.
Wo waren wir jetzt eigentlich: Aja, beim wohl schönsten Wasserfall – dem Dynjandi und der ist wirklich schön, was wir nach einer Wanderung bis ganz nach oben, nur bestätigen können …
Der „Dröhnende, Tobende“ ist 100 Meter hoch und breit – bis zu 60 m – aufgefächert.
Gleich unterhalb des großen Fjallfoss folgen noch fünf kleinere Wasserfälle: Hundafoss (Dynjandisá), Göngufoss (hinter dem ein Durchgang existiert), Háifoss (Dynjandisá), Úðafoss, Bæjarfoss (Dynjandisá).
Westfjorde retour ...
Warum fahren wir heute die gleiche Strecke wieder retour – einfach weil die Landschaft ein Traum ist und heute scheint auch noch die Sonne – besser geht es nicht …
Das Wasser ist türkisblau, wie wir es von vielen Bildern aus dem Internet kennen, aber jetzt selber erleben dürfen und am Abend kommen Lichtstimmungen hinzu, die fast nicht von dieser Welt zu sein scheinen …
Tag 20
MI. 04.09.2024
Vormittag: Regen + 8° C
Nachmittag: Wechselhaft + 12° C
Abfahrt: 11:20 Uhr - Ankunft: 20:00 Uhr
Reisezeit: 8 Stunden 40 Minuten
Camping Búðardalur - Hvítserkur - Camping Reykir
3954 - 4276 km (322 km)
Hvítserkur
Den Campingplatz, den wir gestern noch gegen 22:20 Uhr mangels Alternative, angesteuert haben, erfüllt seine Aufgabe. Wir hatten aber auch schon schönere Plätze auf Island.
Das Wetter heute ist im Gegensatz zu gestern – bescheiden. Äußerst bescheiden: Regen und Wind wechseln sich ab und die Temperatur ist auf + 8° C gesunken. Was macht man bei so einem Wetter – WIR fahren in die Einöde zum Hvitserkur – einer Felsformation mitten in der – Einöde. Der einspurige, 28 Kilometerlange Schotterweg dahin ist sagenhaft schlecht. Nach rund der Hälfte frage ich Sonja, ob wir schon noch weiterfahren sollen? Schlaglöcher, entweder gefühlt hunderte kleine hintereinander, dass es rumpelt wie ein Maschinengewehr oder große, in Gruppen auftretende Riesenlöcher, denen man einfach nicht ausweichen kann. Und er Schotter ist eher ein Matsch oder noch besser gesagt: Durch den anhaltenden Regen – purer Dreck! Dies wird noch durch die Baumaschinen verstärkt, die versuchen, die Straße halbwegs herzurichten …
Die schon erwartende Antwort von Sonja ist: Ja, natürlich fahren wir weiter, wir haben ja schon die Hälfte hinter uns …
Nach 28 Kilometer habe ich das Gefühl (leicht übertrieben), die Hölle hinter mir zu haben. Wir fahren noch eine steile Abfahrt (hoffentlich kommen wir da auch wieder hoch …) und besichtigen dann noch den Hvítserkur-Felsen. Ja schon schön, aber ob dass die furchtbare Fahrt hierher wert war?
Wir gehen ein paar Meter zum Hvítserkur, bestaunen die Felsformation, machen uns kurz darüber Gedanken, ob es ein Nashorn oder ein Troll ist, machen ein paar Regenbilder und dann geht es wieder zurück – die ganzen, furchtbaren 28 Kilometer im Dreck zurück …
Nach diesem eher sinnlosen Ausflug (würde ich bei schlechtem Wetter nicht mehr machen …) fahren wir – vorbei am Freilichtmuseum Glaumbær, mit seinen bewachsenen Dächern und der schönen Kirche – wieder in die Einöde – nämlich zum Camping Reykir-Grettislaug.
Dieses Mal ist es zwar auch wieder eine Schotterstraße, aber bei weitem nicht so schlecht wie die zum Hvitserkur- Felsen. Auf der Fahrt machen wir Rast und erfreuen uns an den Island Pferden. Eine eigene, kleinwüchsige Rasse, auf die die Isländer besonders stolz sind.
Reykir-Grettislaug
Um auf den Campingplatz in Reykir-Grettislaug zu gelangen muss man wieder eine Einbahn auf einer Schotterstraße in Kauf nehmen – aber dieses Mal lohnt es sich wirklich. Der Platz liegt wunderschön am Meer und verfügt über eigene, natürlich Hot Pot’s. Und nach dem die Sturmwarnung für den nächsten Tag wieder Starkwind ansagt, wollen wir hier vielleicht zwei Tage lang bleiben und ausspannen …
Vorerst muss aber noch zumindest die Eingangstür und die Trittstufe, die durch den Dreck nicht mehr funktioniert, gereinigt werden …