Reiseberichte der Familie Unterwurzacher
ISLAND - Teil 2 : Der Osten und Süden
Teil 2 – 22.08. bis 28.08.2024
Island - Teil 2: Der Osten und Süden - 22. bis 28. August 2024
Route:
Island 2024 – Teil 2: Der Osten und Süden
Seyðisfjörður – Egilsstaðir – Hengifoss – Berunes Camping – Stokksnes – Diamond Beach – Skaftafell – Canyon Fjaðrárgljúfur – Vik – Reynisfjara – Douglas Super DC-3 – Skógafoss – 856 km
Zwischengeschichtl – Wohin soll ich mich wenden …
Bevor es los geht, stellt sich uns die entscheidende Frage: Soll es im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn um Island herum gehen, oder anders gesagt: soll es links oder recht’s rum weitergehen oder noch einmal anders ausgedrückt: Fahren wir in den Süden mit Starksturmwarnung oder fahren wir in den Norden mit Starkregenwarnungen?
Wer sich mit Island befasst, weiß, dass eine gut ausgebaute, asphaltierte Ringstraße quasi rund um Island führt, auf der auch sich auch ein Wohnmobil wie unseres, wohl fühlt. Im Landesinnere, im Hochland gibt es viele Schotterstraßen und sogenannte F-Straßen – die nur mit Allrad-Fahrzeugen befahren werden dürfen, die über Schotter, Steinen und durch Bäche ohne Brücken ihren Weg finden.
Jetzt habe ich mich schon auf der Fähre in den verschiedenen Wetter- und Warn-Apps, derer es sehr viele für Island gibt, über die kommenden Ereignisse informiert und da schaut es nicht gut aus, gar nicht gut: Im Süden gibt es Sturmwarnungen bis 30 m/s. Ab 15 m/s dürfen zum Beispiel Mietwohnmobile, wegen der Gefahr des Umkippens, nicht mehr fahren. Im Norden gibt es sogar orange Wetterwarnungen von Starkregen mit Überschwemmungsgefahr.
Jetzt haben wir also die Qual der Wahl und entscheiden uns für die – möglicherweise – weniger gefährliche Route in den Süden. Zur Not müssen wir uns halt ein bisschen windgeschütztes Fleckerl suchen. Gleich am Anfang unserer Rundreise lernen wir also die Natur in Island von ihrer ursprünglichen Form kennen – Hier bestimmt die Natur das Leben der Menschen …
Tag 7
DO. 22.08.2024
Vormittag: Regen + 7° C
Nachmittag: Starkregen/Sturm + 7° C
Abfahrt: 09:23 Uhr - Ankunft: 19:15 Uhr
Reisezeit: 9 Stunden 52 Minuten
Seyðisfjörður - Egilsstaðir - Hengifoss - Berunes Camping
1686 - 1876 km (190 km)
Ankunft in Seyðisfjörður
Wir sind also auf Island gelandet und haben uns entschlossen, auf Grund der Wetterwarnungen, die Insel im Uhrzeigersinn zu umrunden, quasi links rum. Vorerst heißt es aber einmal Seyðisfjörður zu erkunden und dann soll es weiter nach Egilsstaðir gehen. Dort wollen wir uns in einem günstigen Einkaufsmarkt mit frischen Lebensmitteln eindecken …
Kirche in Seyðisfjörður
Islands hübscheste Kirche – bereits dreimal wurde die wirklich hübsche Kirche umgesiedelt. Im Jahr 1882 vom Hof Dvergasteinn an die gegenüberliegend Fjordseite. Das war aber vielleicht nicht so die richtige Entscheidung, denn schon 1884 stürzte das Gotteshaus nach einem Sturm um und wurde im Tal neu aufgebaut, bis es dann schließlich 1920 an den jetzigen Standort verfrachtet wurde. Jedes Jahr wird die Norðurgata, die geradewegs zur Kirche führt, in den Regenbogenfarben angemalt. Das gesamte Ensemble mit Straße und Kirche ist wohl eines der meistfotografierten Motive in der Gegend. Den Rest dieses Dörfchen werden wir uns bei der Rückkehr genauer ansehen, jetzt soll es erst einmal ins Landinnere gehen …
Hengifoss
Die Fahrt zum Hengifoss ist schon einmal so, wie wir uns Island vorstellen: Wasserfälle, Passhöhen und eine einzigartige Landschaft. Es gibt auch, entgegen vieler gegenteiliger Meinungen, viel Wald, zumindest hier entlang des Lagarfljót (größter Wald Islands).
Wir stellen unser Womo am neu hergerichteten Parkplatz beim Hengifoss ab. Bei der Einfahrt befinden sich Kameras, die das Kennzeichen fotografieren. Die Gebühr von 1000,– Isländischen Kronen (ISK) – ca. 7,– Euro – kann man per Kreditkarte am Automaten begleichen.
Es kann losgehen – unsere erste Wanderung zu einem isländischen Wasserfall wartet auf uns. Es warten aber auch der Litlanesfoss (ein zweistufiger Wasserfall), der Hengifoss (mit 128 Meter der dritthöchste Wasserfall in Island), eine zweistündige Wanderung, 2,5 km Hin- und Rückweg, starker Wind und starker Regen auf uns. Aber wir sind gut vorbereitet. Eingehüllt in wetterfeste Wanderkleidung und selbstverständlich mit wasserdichten Bergschuhen (Meisterschuh Unterwurzacher) machen wir uns auf den Weg nach oben …
Einkaufen in Egilsstaðir
Unsere Vorräte wollen wir in Egilsstaðir auffüllen. Wir haben die Empfehlung erhalten, im Großmarkt Bonus einzukaufen – weil, erstens die Preise um einiges niedriger sind als im Fährhafen Seyðisfjörður und zweitens der Ansturm nach dem Anlegen der Fähre nicht so groß ist.
Die Einkaufsmärkte in Island unterscheiden sich doch von denen in Österreich. Es gibt sie nicht wie bei uns an fast jeder Straßenkreuzung. Man muss sie schon suchen, die da „Nettò, Bònus, Krònan oder so ähnlich heißen und ähnlich wie bei den Tankstellen, sollte man sie nützen, wenn sie mal auf dem Weg liegen …
Eine Besonderheit ist das cremige SKYR aus Magermilch. Laienhaft ausgedrückt: Eine Mischung aus Joghurt und Topfen und wegen dem hohen Proteingehalt sehr beliebt. Uns munden die verschiedenen Geschmacksvarianten wie Erdbeer, Caramel, Vanille, Kokos, usw. und ganz besonders das Crème Brûlée …
Wir haben also unseren ersten Einkauf und unsere erste Wanderung hinter uns. Es war saukalt – wir sind bei über 30 ° C in Kuchl vor einer Woche gestartet, jetzt hat es in Island auf 7 ° C abgekühlt, der Wind und der Regen peitschte uns ins Gesicht und es war wunderschön. Wir fahren weiter und wärmen uns im Wohnmobil wieder schnell auf. Die Landschaft verändert sich stark, sie wird weiter und die Ringstraße zieht sich kerzengerade durch eine waldlose Gegend. Auf der linken Seite das Meer, auf der rechten Seite die Berge geht es in Richtung Süden weiter.
Der Regen wird weniger, dafür wird der Wind mehr. Irgendwann wird er Wind so stark, dass es besser ist, einen Campingplatz für die erste Übernachtung auf Island zu suchen. Das Freistehen ist in Island generell verboten. Neben einer Hotelanlage finden wir den Berunes Campingplatz. Ein unebene Wiese, drei Häuschen mit WC, Dusche und einer kleinen Küche, mit Blick auf das Meer …
Wir stellen uns hinter ein Gebüsch, damit der starke Wind nicht ganz so stark gegen unser Wohnmobil drückt. Hilft aber nicht allzu viel – in der Nacht werden wir gehörig durchgeschüttelt, das Womo wackelt nur so hin und her …
Zwischengeschichtl – Warnung Vulkanausbruch – Touristenausbruch …
Am Abend des 22. August 2024 erhalten wir über das Handy die Warnmeldung, dass der Vulkan in der Nähe von Grindavik auf der isländischen Halbinsel Reykjanes wieder ausgebrochen ist. Damit wurde schon seit Tagen gerechnet und wir haben sehr viel davon in den verschiedenen Foren gelesen. Die Bilder sind beeindruckend, ja faszinierend. Selber so ein Foto über eine kilometerlange Feuerspalte zu schießen, wäre schon gewaltig – muss aber nicht sein.
Überall wird vor dem Touristenausbruch gewarnt, die so ein Ereignis hervorruft. Die Helfer auf Island haben genug damit zu tun, die eigene Bevölkerung und – soweit es geht – deren Häuser zu schützen. Dass die Helfer auch noch unvorsichtige Touristen aus einer Notlage befreien müssen, stößt verständlicher Weise in Island nicht auf großes Verständnis.
Ich kenne das von zu Hause: Es kommt gar nicht so selten vor, dass sich die Retter selbst in Gefahr bringen müssen, um Touristen mit Sandalen aus den Bergen zu retten, wenn das Wetter nicht richtig eingeschätzt wird oder wenn sie im Winter mit Sommerreifen unterwegs sind u.v.m. Den Verunfallten wird selbstverständlich geholfen, aber ein Stück Unverständnis ist da schon immer dabei …
Noch sind wir von der Ausbruchstelle in Grindavik ca. 500 km entfernt. Also derzeit kein Grund zur Sorge. Wir werden auf unserer geplanten Reise mehr und mehr in Richtung Südwesten fahren und dann sehen wir eh, wie sich der Vulkanausbruch auswirkt.
Was sicher für uns feststeht ist die Tatsache, dass wir uns an die Warnungen und Empfehlungen der Behörden unbedingt halten werden. Mal sehen, wie sich die Lage entwickelt …
Auszug aus Wikipedia: Am 22. August 2024 begann die sechste Eruption in der laufenden Vulkanserie um etwa 21:25 UTC,[24][171] nach einer bedeutenden Reihe von Erdbeben, die etwa 37 Minuten zuvor begonnen hatte. Das stärkste Beben in dieser Reihe wurde mit einer Stärke von 4,1 registriert, das stärkste in der Region seit Dezember 2023. [22] Etwa 30 Minuten nach Beginn der Eruption wurde die neu gebildete Spalte auf eine Länge von etwa 1,4 km geschätzt. Die Spalte dehnte sich schnell aus und erreichte innerhalb von weiteren 40 Minuten eine Länge von fast 4 km. Die Lavaströme aus der Spalte rückten innerhalb der ersten halben Stunde alle 10 Minuten etwa 1 km (0,62 Meilen) vor, wobei die durchschnittliche Lavaflussrate in den ersten Stunden der Eruption auf bis zu 2.000 m3/s (71.000 cu ft/s) geschätzt wurde, was die höchste bisher in dieser Serie aufgezeichnete Rate darstellt. [23]
Tag 8
FR. 23.08.2024
Vormittag: Bewölkt + 9° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 10° C
Abfahrt: 12:15 Uhr - Ankunft: 16:05 Uhr
Reisezeit: 3 Stunden 50 Minuten
Camping Berunes - Camping Stokksnes
1876 - 2026 km (150 km)
Ich habe gar nicht gut geschlafen, wirklich gar nicht gut. Nicht wegen dem Vulkanausbruch – Nein, der Wind und die heftigen Sturmböen haben unser Wohnmobil und damit auch uns so richtig durchgerüttelt. Schon nach dem ersten Tag auf Island wird uns klar, hier herrscht nicht der Mensch, sondern die Natur sagt uns, wann und wohin es weitergeht. Um 06:03 Uhr in der Früh erreicht uns ein erster Anruf aus der Heimat und die verschiedenen Nachrichten. Ja spinnen die? Denke ich mir im ersten Augenblick, bis ich registriere, dass die netten Verwandten und Freunde in der Heimat dank der Zeit Verschiebung schon zwei Stunden länger auf sind als wir …
Wie in jedem Wohnmobilurlaub wird zuerst einmal ausgiebig gefrühstückt. Wir haben gestern frisches Baguette eingekauft und den Rest eingefroren. So werden wir gut über die Runden kommen. Wir müssen sowieso abwarten bis die Sturmböen nachlassen. Ich bin sicherlich nicht ängstlich was Wetterwarnungen angeht, aber ich habe verschiedene Berichte und Filme auf YouTube über umgefallene Wohnmobile gelesen und gesehen, die mich doch ein bisschen zur Vorsicht mahnen. Spazierengehen geht – also erkunde ich die Umgebung, eingepackt in der Winterjacke und mit Haube, die ich sonst fast das ganze Jahr nicht aufhabe …
Gegen Nachmittag sagt uns das Wetter-App Vedur, dass der Wind nachlassen wird und die Sturmwarnung aufgehoben wird. Das Wetter kann sich in Island wirklich stündlich ändern, darum sollte man auch die verschiedenen Apps im Auge behalten.
Zuerst noch Mittagessen und dann geht die Fahrt weiter auf der Ringstraße rund um den 20 km langen Berufjörður Fjord. Schließlich erreichen wir den Sveinstekksfoss oder auch Fossárfoss genannt. So wie gestern schnüren wir unsere Bergschuhe und machen eine kleine Wanderung hoch zu dem ein bisschen versteckten Wasserfall.
Im Unterschied zu gestern regnet es nicht mehr, aber wir werden auch durch den Sprühnebel des nicht allzu großen Wasserfalls nass. Zumindest die wasserdichte Bekleidung.
In der Glücksbucht ...
Auf unserer Weiterfahrt machen wir einen Abstecher nach Djúpivogur, einst ein wichtiger Fischereihafen. Heute findet man hier die „Vogeleier“ von Sigurður Guðmundsson, ein Kunstwerk mit dem Namen „Eggin í Gleðivík“ (deutsch: „Die Eier in der Gleðivík-Bucht“). Die 34 Graniteier, die in Form und Farbe ihren natürlichen Vorbildern, den hier vorkommenden Vögeln, vollkommen entsprechen.
In allen Medien wimmelt es von Berichten über den neuen Vulkanausbruch in der Nähe von Grindavik. Wir lassen uns davon (noch) nicht beirren und setzen unsere Fahrt fort.
Nächster Halt ist der Stand von Lækjavik, mit seinem einsamen Felsen und dem schwarzen Sand.
Der rote Stuhl
Zwischen Djúpivogur und Höfn erblicken wir neben der Ringstraße einen roten Stuhl. Groß, rot und einsam auf einem Felsen? Ein Landwirt aus der Nähe soll ihn aufgestellt haben, damit Vorbeifahrende hier innehalten. Im Winter holt sich der gute Mann seinen Stuhl in die Scheune und verpasst ihm einen neuen Anstrich. Wer auf dem Stuhl Platz nimmt, hat einen wunderbaren Ausblick auf das Brunnhorn mit seinen drei markanten Zacken – auch bekannt als „Batman Mountain“ …
STOKKSENS
Um 16:15 Uhr erreichen wir die Halbinsel, oder besser gesagt: die Landzunge Stokksnes. Im Jahr 1955 errichteten die Amerikaner hier eine große Radarstation, die dann auch von der NATO genutzt wurde. Wir fahren auf der Schotterstraße vor bis zum Viking Café. Ab hier muss man Eintritt zahlen. Ja wirklich – Das Land ist in Privatbesitz und der Landwirt hält mit den Einnahmen die Straße in Schuss. Die derzeit 900,– ISK (gut € 6,–) lohnen sich aber absolut. Da wir sowieso hier übernachten wollen, ersparen wir uns die Eintrittsgebühr, da diese im Campingpreis inbegriffen ist …
Die Landschaft ist für uns der pure Wahnsinn. Man sollte mit Superlativen immer sehr vorsichtig sein, aber hier passt es einfach …
Die zackigen Berge Klifatindur, Vestrahorn und Brunnhorn, der tiefschwarze Lavasand, der fast endlose Strand, das spiegelglatte Wasser, die mystischen Dünenhügel, auf denen sich die Grashalme wie grüne Schlangen rekeln und zum Schluss noch ein unbeschreiblicher Sonnenuntergang in der weiten Ferne der Gletscherberge – Kitschig wäre ein Hilfsausdruck – ATEMBERAUBEND …
Tag 9
SA. 24.08.2024
Vormittag: Leicht bewölkt + 11° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 10° C
Abfahrt: 17:32 Uhr - Ankunft: 21:49 Uhr
Reisezeit: 4 Stunden 17 Minuten
Camping Stokksnes - Diamond Beach - Camping Skaftafell
2026 - 2173 km (147 km)
Noch beim heutigen Frühstück haben Sonja und ich über die gestrige Abendstimmung geschwärmt – es war wirklich atemberaubend. Aus diesem Grund habe ich auch noch einen Drohnenrundflug gemacht – wunderschön.
Obwohl wir jeden Tag einige Kilometer zu Fuß zurück legen, wollen wir heute einen ausgiebigen Spaziergang in der Bucht von Stokksnes unternehmen. Erstes Ziel wird das Wikinger-Dorf (Víkingaþorpið) sein, eine ehemalige Filmkulisse …
Das ziemlich verfallene Wikinger-Dorf ist „nice to see“, es sollen ein paar Filme hier gedreht worden sein. Wir freuen uns jetzt aber auf eine Wanderung in Richtung „Batman Mountain“ ..
Keine Menschen, Schafe und weite Landschaft, über uns ziehen drei Schwäne in Richtung Süden, auf der einen Seite die Berge, auf der anderen Seite das Meer und der breite, tiefschwarze Sandstrand – und Sonja und ich alleine in der Weite Islands – wunderschön …
Bei einem leeren Haus und einer einfachen Kirche machen wir Rast mit herrlichem Blick auf das Brunnhorn (Batman Mountain). Anschließend geht es wieder retour. Auf dem Rückweg schlendern wir am schwarzen Strand entlang, der jetzt bei Ebbe herrlich zu bewandern ist. Nach gut dreieinhalb Stunden erreichen wir wieder unser Wohnmobil, das wir auf dem Parkplatz beim Wikinger-Dorf abgestellt haben, bevor wir uns im Viking Cafe ein kostenloses Ticket (im Campingpreis inbegriffen) geholt haben …
Nach dieser Wanderung haben wir noch immer nicht genug …
Wir spazieren in Richtung der eingezäunten Radarstation und anschließend nach rechts. Hier in den Klippen soll man Robben beobachten können. Und wir haben Glück – es macht richtig Spaß, den niedlichen Tieren beim Schwimmen und Spielen zusehen zu können …
Sonja und ich sind heute augenscheinlich nicht zu bremsen. Gegen 17:30 Uhr verlassen wir die Landzunge von Stokksnes. Wir wollen heute auf irgendeinem Campingplatz in der Nähe von Breiðamerkursandur, Nichtisländern besser bekannt als „Diamond Beach“, übernachten …
Schon von weitem kann man die große Gletscherzunge Breiðamerkurjökull sehen, sie gehört zum Vatnajökull, Das ist nicht nur der größte Gletscher in Island, sondern auch in ganz Europa. Er bedeckt etwa 8100 Quadratkilometer und besitzt ungefähr 30 Ausläufer. Der Breiðamerkurjökull ist einer davon.
Eineinhalb Stunden und fast 90 Kilometer später stehen wir am Parkplatz, einer der größten Sehenswürdigkeiten in Island: Diamond Beach. Obwohl diese Bezeichnung die Isländer eigentlich gar nicht mögen (erzählt mir ein Einheimischer) – also bleiben wir beim isländischen Namen: Breiðamerkursandur.
Breiðamerkursandur
Wikipedia: Der Sandstrand liegt zwischen Öræfi im Westen und Suðursveit im Osten. Der Breiðamerkursandur ist mit grobem Sand bedeckt, den die Gletscher und die Gletscherflüsse hier abgelagert haben. Zwischen dem Breiðamerkurjökull und der Küste gab es nur einen sehr schmalen Landstreifen, als der Gletscher um das Jahr 1800 seine größte Ausdehnung hatte. Mächtige Moränen auf dem Sander zeigen, wie weit das Eis reichte. Die Gletscherzunge grub sich tief in den porösen Erdboden und bildete einen tiefen und großflächigen See, den Jökulsárlón, das mit 248 m tiefste Gewässer Islands.
Den Abfluss bildet die Jökulsá á Breiðamerkursandi, einst ein großes Hindernis. Bevor 1967 die Brücke gebaut wurde, gab es hier eine Fähre mit riskanter Überfahrt. Der Breiðamerkursandur ist das Hauptbrutgebiet der Großen Raubmöwe in Island.
Vom Gletschersee Jökulsárlón werden die größeren und kleineren Eisberge ins Meer geschwemmt und von der Flut zerkleinert wieder an den Strand gespült.
Wie viele und wie große Eisbrocken man hier zu sehen bekommt, hängt auch sehr stark von der Jahreszeit und von den Gezeiten ab.
Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages sehen wir uns noch den Gletschersee Jökulsárlón an. Beeindruckend (das wird wohl mein Lieblingswort auf dieser Islandreise werden ..).
Der Jökulsárlón ist bekannt für die auf ihm treibenden Eisberge, die sich von der Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull ablösen und eine Höhe von bis zu 15 Meter erreichen. Deren Eis zeigt unterschiedliche Farben: Blau von verschiedenen Kristallen im Eis und deren Reflexion, Weiß, sowie Grautöne bis hin zu Schwarz durch im Eis enthaltene Vulkanasche.
Zum ersten Mal im Leben sehen wir Eisberge. Richtig große, wie wir meinen und dazu noch ein paar Robben und viele Menschen, die die malerische Landschaft ebenfalls bestaunen …
Irgendwann müssen wir uns aber um den nächsten Campingplatz kümmern, wo wir heute übernachten wollen. Gut 56 Kilometer entfernt liegt der Camping Skaftafell. Gegen 21:00 Uhr brechen wir dahin auf – wir können ja morgen noch einmal hierher zurück kehren, um den besonderen Strand, den See und die Landschaft bei schönem Sonnenlicht zu genießen …
Tag 10
SO. 25.08.2024
Vormittag: Sonnig + 11° C
Nachmittag: Sonnig + 13° C
Abfahrt: 11:15 Uhr - Ankunft: 15:57 Uhr
Reisezeit: 4 Stunden 42 Minuten
Camping Skaftafell - "Diamond Beach" - Camping Skaftafell
2173 - 2287 km (114 km)
Nach einer ruhigen Nacht am Campingplatz Skaftafell mache ich in der Früh einen Spaziergang Richtung Svartifoss und anschließend in die andere Richtung, vorbei am Nationalparkzentrum zum Gletscher Skaftafellsjökull.
Wir sind erst den vierten Tag auf Island und haben schon so viel gesehen! Vom Wetter her hatten wir bisher Sturm, Regen, starke Bewölkung und wieder Sturm. Heute haben wir Sonnenschein und es ist warm, fast schon heiß: Das Thermometer zeigt wärmende 12 ° C in der Früh. Wir nützen die Gelegenheit und setzen uns mit Jacke dieses Mal vor das Wohnmobil und genießen die Sonnenstrahlen.
Kurz vor Mittag machen wir uns wieder auf den Weg zurück zu den Gletscherlagunen Jökulsárlón und Fjallsárlón, wo wir gestern schon die großen Eisberge und die kleinen Eiskristalle bestaunt haben. Zum kleineren Gletschersee Fjallsárlón kommt man von einem Parkplatz aus, der sogar (derzeit noch) kostenlos ist.
GPS: N 64,016368° W -16,365466°
Hier spazieren wir zum Gletschersee Fjallsárlón, der mindestens genau so schön ist, wie sein großer Bruder Jökulsárlón …
Allerdings ist das Wasser am Jökulsárlón, zudem wir anschließend weiter fahren (Parkgebühr wieder 1.000,– ISK), derzeit viel schöner als am Fjallsárlón. Ein Einheimischer erklärt uns das mit dem Sturm an den Vortagen.
Auch im Jökulsárlón nagt das Salzwasser beharrlich am Eis und so „kalben“ (größere oder kleinere Brocken brechen vom Rand er Gletscherzunge ab und stürzen in den Gletschersee, wo sie langsam in Richtung Meer treiben …) die „Eisberge“ vom Gletscher. Das eisige Schauspiel lässt sich vom Ufer aus bestens beobachten. Auf geführte Bootstouren kann man den fantastischen Anblick von der Nähe aus betrachten. Uns erstaunt das große Farbenspektrum der Eisschollen: Von Yves-Klein-blau bis zu reinweiß, von monochrom zu marmoriert und gar bis ganz schwarz reicht die Farbpalette …
Es ist einfach nur schön hier und bei Sonnenschein noch einmal um einiges beeindruckender. Hunger kommt auf – was liegt näher, als eine der Imbiss-Buden zu besuchen und einheimische Kost zu genießen. Wir entscheiden uns für ein Pylsa (quasi Hot-Dog) mit Hummerfleisch, einer Remouladensauce und noch so einigen Dinge, die nicht ganz genau definierbar sind. Nicht billig, gar nicht billig (ca. € 15,– pro Stück), aber richtig köstlich – Heimahumar – Local Langoustine …
Nachdem wir das köstliche Hummer-Hotdog im Wohnmobil zusammen mit einem guten österreichischen Bier genossen haben, zieht es uns erneut zum schwarzen Strand Breiðamerkursandur. Wir sind gespannt, ob heute vielleicht noch mehr glitzernde Eiskristalle an Land gespült wurden …
Vorher überlegen wir uns noch, ob die hier angepriesenen Touristentouren etwas für uns sind. Es werden von verschiedenen Anbietern Bootstouren auf dem Gletschersee mit Amphibien- oder Schlauchbooten, Wanderungen mit Guide und auch Gletschertouren zu den Eishöhlen am Breidamerkurjökull angeboten.
Wir entscheiden uns aus folgenden Gründen gegen eine solche Tour: Die gesamte Fahrt und Wanderung dauert ca. 3 Stunden. Jetzt ist es kurz vor 15:00 Uhr und wir wären erst so gegen 18:00 Uhr fertig – das ist uns leider zu spät. Mit der Eisriesenwelt in Werfen (Salzburger Land), die wir schon oft besucht haben, kennen wir die größte Eishöhle der Welt, außerdem ist der Preis von umgerechnet € 164,95 pro Person ziemlich hoch – Sonja und ich beschließen also, noch gemütlich zum Strand zu spazieren und anschließend zum Campingplatz Skaftafell zurück zu kehren – ein bisschen ausrasten schadet ja auch nicht …
Am Breiðamerkursandur sind zwar – wie schon den ganzen Tag – viel mehr Touristen als gestern unterwegs, aber es finden sich auch viel mehr Eiskristalle wie am Vortag am Strand – quasi Diamond Beach Extrem …
Zwischengeschichtl – Schutzengel …
Am Rückweg zum Campingplatz kurz nach 15:00 Uhr kommt uns ein Rettungsfahrzeug mit Blaulicht und Folgetonhorn entgegen. Wenig später das nächste, danach ein Polizeiauto und es werden immer mehr Einsatzfahrzeuge. Da muss etwas Ärgeres passiert sein, sagt mir der Hausverstand und auch die Tatsache, dass ich selbst seit Jahrzehnten im aktiven Einsatzdienst tätig bin. Das Gefühl verstärkt sich durch Hubschrauberlärm und Feuerwehrfahrzeuge …
Erst später erfahren wir, dass genau dort, wo wir vorher überlegt haben, ob wir an einer Gletschertour mitmachen sollten, bei der Tour um 15:00 Uhr ein Unglück in der Eishöhle geschehen ist:
Unfall am Breiðamerkurjökull, Eishöhle eingestürzt
Beim Unglück in einer Eishöhle am Gletscher Breiðamerkurjöull sind mehrere Personen verletzt worden. Eine Gruppe von 25 Touristen war mit ausgebildeten Bergführern in der Höhle unterwegs gewesen, als offenbar eine Wand einstürzte und mehrere Personen unter sich begrub. Der Unfall ereignete sich gegen 15 Uhr. Inzwischen sind alle verfügbaren Rettungskräfte aus dem Südland an dem entlegenen Ort angekommen, außerdem Polizei, Krankenwagen, und Feuerwehrzüge aus Kirkjubæjarklaustur und Höfn. In Reykjavík wurde das Koordinationszentrum des isländischen Zivilschutzes aktiviert, um die Rettungsmassnahmen zusammenzuführen. Nach Aussage von Pressesprecherin Hjördís Guðmundsdóttir sind die Rettungsarbeiten vor Ort sehr schwierig.
Nach Angaben von Sveinn Kristján Rúnarsson, dem Leiter der Polizeidirektion Südisland, hat es sich um eine organisierte Tour zu einem der beliebtesten Ziele am Gletscher gehandelt. Die meisten Leute hatten sich bereits außerhalb der Höhle befunden, als der Einsturz begann.
Gegen 20:00 Uhr waren insgesamt über 150 Einsatzkräfte vor Ort. Hilfe bekamen die Retter von der dänischen Marine, die einen ihrer Hubschrauber für den Transport von Mannschaft und Ausrüstung zur Verfügung stellte.
Wir haben hier wirklich einen Schutzengel gehabt. Die Natur in Island ist unberechenbar. Eine Person ist leider verstorben – unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden!
Nachtrag: In den darauffolgenden Tagen entbrannte in den Medien eine rege Diskussion, ob solche Eishöhlentouren in den Sommermonaten eigentlich wegen der relativ hohen Temperatur und der sich daraus ergebenden Gefahr von Eiseinstürzen nicht verboten werden sollte, bzw. sowieso verboten sind. Gegen das betroffenen Unternehmen laufen Ermittlungen. (Zur Erklärung: Die beiden Bilder im Bericht zeigen ein anderes Unternehmen, das nichts mit dem Unfall zu tun hat!)
Wir verbringen eine weitere Nacht auf dem Camping Skaftafell …
Tag 11
MO. 26.08.2024
Vormittag: Sonnig + 15° C
Nachmittag: Bewölkt + 9° C
Abfahrt: 11:00 Uhr - Ankunft: 21:06 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 6 Minuten
Camping Skaftafell - Canyon Fjaðrárgljúfur - Camping Vik
2287 - 2474 km (187 km)
Die Ringstraße - Hringvegur
Wir lassen es uns gutgehen auf dem Campingplatz Skaftafell. Gegen 11:00 Uhr brechen wir auf. Wir wollen ja noch mehr von Island sehen. Es geht weiter auf der Ringstraße (Hringvegur), die einmal rund um Island herum führt und insgesamt 1341 Kilometer lang ist. Seit August 2019 ist sie durchgehend asphaltiert.
Im Hochland Islands sind die Straßen in einem wesentlich schlechteren Zustand und meist Schotterstraßen. Oft fehlen auch Brücken und die Bäche müssen mit dem Fahrzeug durchquert werden, vorausgesetzt man hat ein Allradfahrzeug und der Bach ist nicht all zu tief. Straßen, die nur mit Allradfahrzeugen befahren werden dürfen, werden als F-Straßen gekennzeichnet.
Als Hochland werden die Landesteile definiert, die mehr als 200 Meter über dem Meeresspiegel liegen, der Anteil beträgt etwa 75 % der Gesamtfläche von Island. Etwa 40 % der Landesfläche liegen höher als 400 bis 500 Meter.
Immer wieder sehen wir auf der Ringstraße Radfahrer. Ich weiß jetzt nicht , ob das bei dem starken Wind und den ewigen Geraden wirklich eine gute Idee ist …
Gletscherlauf - Überschwemmungen
Die Fahrt geht weiter in Richtung Vik. Wir überqueren den größten „Sander“ Islands. Sander entstehen wenn Gletscherschmelzbäche sich in der Ebene als Fluss verbreitern, sich verzweigen und ihr mitgeführtes Material vom Gletscher dann hier ablagern. Der Skeiðarársandur ist in ganz Island bekannt. Einerseits war hier der letzte Abschnitt zur Fertigstellung der Ringstraße und andererseits wurde die dabei erbaute Brücke im Jahr 1996 bei einem verheerenden Gletscherlauf wieder zerstört. Der Vulkan Grímsvötn brach am 10. September 1996 aus, was einen Gletscherlauf (Überschwemmung) von über 50.000 Kubikmeter pro Sekunde zur Folge hatte. Die Brücke wurde zerstört, verschwand teilweise vollständig. Die Straße wurde auf einer Länge von 13 Kilometern weggerissen. Auf einem Parkplatz ist heute noch ein Brückenteil zu sehen, welches durch die Wucht des Wassers zur Unkenntlichkeit verbogen wurde.
Ganz in der Nähe, kurz vor Vik wurde am 27. Juli 2024 – also vor fast genau einem Monat – die Straße zwischen Vík und Kirkjubæjarklaustur gesperrt, weil durch unterirdische Vulkan-Aktivitäten das Eis eines Gletschers geschmolzen ist und dadurch ein masiver Gletscherlauf ausgelöst wurde. Dabei wurde die Ringstraße überschwemmt und ein Teil der Skálm-Brücke weggespült
Wie schon mehrmals gesagt: Hier bestimmt die Natur das Leben der Menschen. Kurz nach dem oben erwähnten Gletscherlauf und der Straßenüberschemmung hatt man als Tourist mit Wohnmobil zwei Möglichkeiten: Entweder man wartete die Aufräumungs- und die Brückeninstandssetzungsarbeiten ab oder man fuhr die 1341 Kilometer lange Ringstraße in die andere Richtung …
Uns ist das Gott sei Dank nicht passiert: Vorbei an Wasserfällen und erkalteten, mit Moos bewachsenen Lavafeldern geht es durch die wunderschöne isländische Landschaft …
Canyon Fjaðrárgljúfur
Nach gut einer Stunde und ca. 80 Kilometern erreichen wir den Fjaðrárgljúfur – anscheinend der schönste Canyon in Island. Wir bezahlen die schon gewohnten ISK 1.000,– ca. € 6,– auf dem Parkplatz und freuen uns über die – für Island – sensationellen +15 ° C.
Auf 2 Kilometern geht der Canyon hier im Süden Islands auf Zickzack-Kurs, ganz so als sei die Erdkruste hier gewaltig aufgerissen. Mit bis zu 100 Metern tief ausgewaschenen Abgründen bietet sich ein derart magischer Anblick, dass man stundenlang verweilen möchte. Nur um zu schauen. Auf die organisch erodierten Felsen, die so üppig von Flechten und Moos bewachsen sind. Das Moos kriecht dabei weit über die Abbruchkanten und legt sich wie ein märchenhafter Teppich über die Landschaft. Auf der kleinen Brücke blickt man geradewegs in die Schlucht, während der Fluss durch sein Bett mäandert, um sich nur wenig später in der Ebene spielerisch aufzufächern. Besonders beglückend sind zwei Wasserfälle, die die Schlucht unmerklich und doch beständig weiter formen – so poetisch beschreibt Jutta M. Ingala in ihrem Buch „Glücksorte in Island“ die beeindruckende Wanderung zur Aussichtsplattform weit oben im Canyon.
Zu Mittag kaufen wir uns in einem Restaurant isländische Spezialitäten – gegrillte Lammkotletts und Fish & Chips – to go. Der Preis ist für isländische Verhältnisse normal: 7.690 ISK – das sind umgerechnet ca. € 53,–.
Das Wetter wird leider bei der Weiterfahrt nach Vik wieder schlechter. Nach einem ausgiebigen Einkaufsbummel in Vik besuchen wir einige Kilometer weiter – die Halbinsel Dyrhólaey mit den eigentümlichen Felsformationen …
Es ist nebelverhangen. Trotzdem ist die Aussicht mystisch, wie aus einer anderen Welt – fast unheimlich.
Anschließend geht es zurück nach Vik, wo wir auf dem dortigen großen Campingplatz heute übernachten möchten. In den verschiedenen Foren habe ich heute gelesen, dass es anscheinend noch Puffins – Papageientaucher – oder wie man auf isländisch sagt: Lundi, gibt. Also nichts wie hin, zum Stand von Vik …
Zwischengeschichtl – Papageientaucher …
Es ist kaum zu glauben: Normalerweise – so erzählen mir die Einheimischen – sind die lieben, kleinen Vögel um diese Zeit (wir haben Ende August) schon wieder weg. Hinaus auf das Meer, wo sie die Wintermonate bis April verbringen.
Seit Wochen schaue ich auf die Webcam am Vogelfelsen Hafnarholmi in Borgarfjörður Eystri. Und wirklich, kurz bevor wir unsere Reise nach Island gestartet haben, sind die Papageientaucher dort weggezogen, so wie jedes Jahr.
Aus diesem Grund habe ich mir wenig Hoffnung gemacht, meine Lieblingsvögel hier beobachten zu können. Und jetzt stehen wir hier am Abend am Strand von Vik und die Lundis kehren von ihren Flügen aufs Meer zurück – wunderbar.
Wir durften diese lieben Vögel schon in Schottland und in Norwegen beobachten. Auch heute lassen wir den Vögeln ihre Ruhe und halten Abstand.
In Island war (oder ist?) es lange Tradition, zum Überleben die vorhandenen Nahrungsquellen zu nützen. Da gehören Robben, Wale und auch Papageientaucher dazu. Klingt zwar für uns, vom Wohlstand verwöhnte und „zivilisierte“ Menschen vielleicht barbarisch. Aber wenn man bedenkt, dass bei uns kleine Rehe, noch kleinere Wachteln, Wildschweine, Hirsche, Enten usw. auf den reichgedeckten Gabentisch während der vielbesuchten Wildwochen kommen, ist das auch nichts Anderes …
Wir denken aber jetzt nicht an das Verspeisen der lieben Tiere, sondern beobachten die kleinen Racker und ihr buntes Treiben vom Strand aus. Das ist für uns und vor allem für die Papageientaucher wesentlich besser und alle sind glücklich …
Vik
Wir sind dankbar, dass wir die Natur Islands, mit all ihren schönen und weniger schönen Seiten, erleben dürfen …
Nach einem ausgiebigen Spaziergang wird es dunkel am Strand von Vik. Die Wolken kriechen wieder vom Meer her über das Land. Ein Gruppe mit Island-Pferden stört das nicht – sie ziehen um uns ihre Runde.
Es ist ein Wahnsinn, was wir bisher schon alles gesehen und erlebt haben. Danach checken wir am Campingplatz Vik ein.
Vík í Mýrdal, oder kurz Vík, ist Islands südlichstes Dorf und eine der meistfotografierten Gegenden des Landes. Das friedliche Küstendorf liegt an einem spektakulären Küstenabschnitt in einer kleinen Bucht, malerisch eingebettet zwischen gletscherbedeckten Bergen, schroffen Meeresklippen und schwarzen Sandstränden.
Am Abend genießen wir die Ruhe in unserem gut beheizten Wohnmobil …
Tag 12
DI. 27.08.2024
Vormittag: Bewölkt + 9° C
Nachmittag: Regen + 10° C
Abfahrt: 12:04 Uhr - Ankunft: 19:30 Uhr
Reisezeit: 7 Stunden 26 Minuten
Camping Vik - Reynisfjara - Douglas Super DC-3 - Skógafoss
2474 - 2522 km (48 km)
Auch diesen Morgen lassen wir es gemütlich angehen. Man muss ja erst einmal die ganzen Eindrücke verarbeiten. Hier auf Island hat sich bei uns folgendes Ritual eingespielt. Wir schlafen relativ lang. Ein halbe Stunde bevor wir zum Frühstück aufstehen, wird die Heizung von +12° C (Gassparen ist angesagt) auf mollige + 20° C hochgedreht und der Butter aus dem Kühlschrank geholt, damit er streichfähig wird. Dann geht’s noch einmal kurz ins kuschelige Bett …
Das Frühstück fällt immer sehr ausgiebig aus, dafür wird das Mittagessen meistens erst gegen 14:oo Uhr oder später eingenommen …
Kurz nach Mittag brechen wir auf, erstes Ziel soll der Stand von Reynisfjara sein. Vorher machen wir noch einen kleinen Abstecher zur vielfotografierten Kirche von Vik …
Die Aussicht ist trotz miesem Wetter schön. Wir besuchen auch den Friedhof – eigentlich gehen wir gerne auf Friedhöfe in allen Ländern. Hier kann man viel über das bereiste Land erfahren.
Hier zum Beispiel über die isländische Namensgebung (Auszug aus Wikipedia): Isländische Personennamen bestehen wie alle nordgermanischen Personennamen und anders als in anderen westlichen Ländern meist nicht aus den Vornamen und einem Familiennamen, sondern aus den Vornamen und einem Patronym (Vatersnamen), seltener einem Metronym (Mutternamen), der nicht die historische Abstammung von einer Familie, sondern den Vornamen des Vaters bzw. der Mutter des Kindes widerspiegelt. In Island wird diese Form der Namensgebung bis heute fortgeführt. In der isländischen Kultur ist das Patronym nicht Teil des Namens, sondern eine kurze Beschreibung der jüngsten Familiengeschichte.
Ein bekanntes Beispiel für dieses traditionelle Namensgebungssystem Skandinaviens ist der isländische Entdecker Leif Eriksson (altnordisch Leifr Eiríksson, isländisch: Leifur Eiríksson): Leif, Sohn von Erik
Reynisfjara
Nach der Ruhe am Friedhof fahren wir nur ein paar Kilometer weiter zum vielbesuchten Strand von Reynisfjara und bezahlen wieder einmal ISK 1.000,– ca. € 6,89 nach heutigem Stand.
Hier tummeln sich nicht nur Menschenmassen, sondern – und das freut uns besonders – auch wieder Papageientaucher. Wir sind begeistert. Viele andere Touristen auch. Sie bestaunen die eigentümlichen Basaltsäulen, eine große Basalthöhle und die zackigen Felsen im Meer: Nach einer isländischen Legende sind die Reynisdrangar-Spitzen die Überreste eines Kampfes zwischen zwei lokalen Trollen und einem dreimastigen Schiff. Als das Tageslicht kam, verwandelten sich die zwei Trolle zu Stein, das Schiff war mit ihnen für alle Ewigkeit gefangen und formte eine Gruppe von Seespitzen, die wir heute als Reynisdrangar-Kolumnen kennen.
Und da ist noch der angeblich schönste schwarze Strand Islands. Der Grund, weshalb der Sand von Reynisfjara schwarz ist, liegt in der Erosion von vulkanischem Gestein (auch bekannt als Effusivgestein), dessen schwarze Farbe durch das Abkühlen der Lava entstand, die beim Aushärten schwarz wird.
Aber es ist nicht nur einer der schönsten Strände Islands, sondern auch einer der gefährlichsten: Nach mehreren tödlichen Unfällen war, an dem bei Touristen so beliebten Strand, ein Warnsystem mit grünem, orangefarbenem und roten Blinklichtern installiert worden. Auf Informationstafeln wird die Gefahr der Sneakerwellen bildlich dargestellt und vor der grossen Gefahr für Leib und Leben gewarnt. Einheimische berichten allerdings immer wieder, dass die Leute sämtliche Warnungen ignorieren und für ein Foto ihr Leben aufs Spiel setzen.
Auch wir nützen natürlich die sensationelle Küste für die üblichen Bilder, nehmen aber dabei die Warnungen selbstverständlich sehr ernst …
Wale in freier Wildbahn
Nach der Fotosession entfliehen wir dem Trubel und unternehmen einen Strandspaziergang in die andere Richtung. Seltsamerweise sind hier gar nicht so viele Touristen. Obwohl sie etwas ganz Besonderes versäumen: Eine nette Holländerin macht uns auf das Schauspiel im Wasser aufmerksam. Gar nicht weit weg vom Strand spielen zwei Buckelwale oder sie sind auf Nahrungssuche. Wale in freier Wildbahn, wieder ein besonderes Erlebnis – mit dem hatten wir jetzt gar nicht gerechnet …
Und weil wir für die Walbeobachtung unser Teleobjektiv schon mal ausgepackt hatten, sahen wir uns auch gleich die Papageientaucher noch einmal genauer an …
Douglas Super DC-3
Am 24. September 1973 peitschte ein Sturm über den Süden Islands, der so stark war, dass ein US-Militärflugzeug in starke Schwierigkeiten kam. Der Pilot setzte auf einem weiten, schwarzen Sandfeld zur Notlandung an. Die Besatzung überlebte, das Wrack der Douglas Super DC-3 blieb zurück. Heute liegt es noch immer da, wie eine Skulptur, die auf kunstsinnige Besucher wartet. Wir legen die 3,5 Kilometer zu Fuß zurück (einen Shuttlebus gäbe es auch), besichtigen ausgiebig das Wrack und wandern dann wieder die ganze Strecke zurück …
Skógafoss
Wir laufen jeden Tag ziemlich viel auf Island, dafür halten sich die Fahrkilometer in Grenzen. Nachdem Spaziergang zum Flugzeugwrack fahren wir ein paar Kilometer weiter, zum Skógafoss, dessen riesige Wasserwand ist 60 Meter hoch und 25 Meter breit und schon von weitem sichtbar.
Gleich auf dem Parkplatz davor kann man übernachten. Wir richten uns häuslich ein und bestaunen nebenbei den gigantischen Wasserfall, bevor wir uns zur wohlverdienten Ruhe begeben …
Tag 13
MI. 28.08.2024
Vormittag: Leicht bewölkt + 11° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 12° C
Skógafoss Wanderung
Abmarsch: 12:00 Uhr - Rückkehr: 16:15 Uhr
Ausflugszeit: 4 Stunden 15 Minuten
Heute ist wieder einmal Wandertag. Wir wollen die Skóga und ihre Wasserfälle erkunden. Dazu schnüren wir unsere Wanderschuhe und es geht vom Parkplatz aus, hoch zum Skógafoss, der in einer Breite von 25 Meter und einer Höhe von 60 Meter schon ziemlich gigantisch in die Tiefe stürzt.
Am Parkplatz treffen wir ein junges Paar aus Österreich und wir tauschen uns über unsere bisherigen Island-Erfahrungen aus. Sie laden uns zum Essen ein, aber da wir uns bereits ein gutes Mittagessen genehmigt haben, lehnen wir dankend ab.
Über die Treppe steigen wir zur Aussichtsplattform auf, die uns an die Oberkante dieses mächtigen Wasserfalls heran führt. Danach folgen wir dem Weg entlang der Skógá flussaufwärts. Mit jedem Schritt entfernen wir uns von den Menschenmassen am Skógafoss und der Pfad wird zusehends einsamer.
Wir durchwandern eine Hochebene – immer mit Blick auf die vielen Wasserfälle und Schluchten unter uns. Schön – wirklich schön sind die Eindrücke. Besonders die herrlichen Lichtstimmungen erfreuen unser Herz.
Nach einer langen Tour, vielen Eindrücken und einigen Kilometern, kehren wir nach gut vier Stunden wieder zu unserem Wohnmobil zurück …
Berauscht vom Glück ...
Es ist ein Glücksort, an dem kein Weg vorbeiführt. Hinter dem schäumenden Schleier liegt eine kleine Höhle und darin – so will es die Legende – ein Goldschatz vergraben. Schon im Landnámabók, dem Buch über die Besiedlung Islands aus dem 13. Jahrhundert, wird die Geschichte von Prasi Porolfsson, dem ersten Siedler Skógas, erzählt. Prasi besaß übernatürliche Kräfte und versteckte jenen Schatz. Leider oder Gott sei Dank verfüge ich über keine übernatürlichen Kräfte und konnte daher auch den Schatz nicht finden. Außerdem wäre es mir zu nass gewesen, hinter den Wasserschleier zu gehen – ich wurde auch so schon nass genug. Dafür machen wir noch ein Paar Fotos von diesem außergewöhnlichen Naturschauspiel, das auch so ein großer Schatz ist …
Unser Film auf unserem YouTube-Kanal: Reiseberichte Unterwurzacher mit Anfahrt und Island – Der Osten und der Süden
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