Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Ungarn Kurzreise

Schusterreise – 07.07. bis 13.07.2021

Gesamtroute 07. bis 13. Juli 2021

Die Route unserer Ungarnreise ...

Gesamtroute:

Kuchl (A) – Melk – Podersdorf – Mörbisch – Sopron (H) – Esztergom – Budapest – Eger – Tal der Schönen Frauen – Balaton – Herviz – Kuchl (A) – 1713 km

VORWORT

Endlich können wir wieder unsere traditionelle „Schusterreise“ unternehmen. Wir – das sind die drei Schusterkinder der Familie Unterwurzacher: Marie-Luise, Margreth und ich – Rupert – und natürlich Sonja, meine allerliebste Ehegattin, die natürlich schon seit ewigen Zeiten als „Schustersfrau“ in die Familie mit aufgenommen wurde.

Einen entsprechenden Termin für unsere ansonsten alljährlichen Kurzreisen zu finden, war in der Vergangenheit gar nicht so leicht, aber nachdem sich Marie-Luise bereits im verdienten Ruhestand befindet und Margreth quasi nur mehr „halbzeitlich“ auf der Jochalm in Golling mithilft, war es nach einem Jahr Coronapause höchst an der Zeit, wieder gemeinsam auf Reisen zu gehen. Wir genießen dabei das – sonst eher nur spärliche -längere, Miteinander, schwelgen in tiefgründigen Gesprächen über unsere gemeinsame Vergangenheit, denken an Mama und Papa und verbringen einfach eine interessante und schöne Zeit …

Als jüngster Spross unserer Familie überrasche ich meine Schwestern dabei immer gerne und darum gab es vor der Reise nur die spärliche Information: 

Es geht Richtung Ungarn …

Daten:
– Österreich: 8,93 Mio. Einwohner, 83.882 km2 Fläche, 106 Einwohner/km2, Wien;
– Ungarn: 9,73 Mio. Einwohner, 93.036 km2 Fläche, 105 Einwohner/km2, Budapest;

Reisevorbereitung:
– Womo-Verlag: – Mit dem Wohnmobil nach Ungarn

Tag 1
Mi. 07.07.2021
Vormittag: Sonnig + 27° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 09:40 Uhr - Ankunft: 17:30 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 50 Minuten
Kuchl (A) - Melk - Podersdorf am (Neusiedler-) See
0 - 255 - 444 km
Abfahrt beim "Schwarzeibauern" in Golling
Mittagessen in Melk

Ich freue mich wie ein kleines Kind, endlich mit Sonja und mit meinen Schwestern Marie-Luise und Margreth unsere „Schusterreise 2021“ zu beginnen. 

Wir treffen und beim Schwarzeibauern in Golling nachdem alles im neuen Wohnmobil untergebracht ist (man möchte nicht glauben, wie viele unentbehrliche Sachen es für das weibliche Geschlecht gibt ..), geht es los – auf der Westautobahn zuerst in Richtung Burgenland.

Als wir nach einiger Zeit von weitem das prachtvolle Stift Melk in Niederösterreich sehen und Margreth kurz anmerkt, dass sie hier auch noch nie war – biege ich kurz ab und wir besichtigen das sehenswerte Gebäude …

Vorher stärken wir uns noch direkt in der ebenfalls sehenswerten Stadt Melk beim Mittagessen.

Stift Melk
Eintritt € 13,– pro Person
Fotografieren ist (glaube ich …) nur ohne Blitz (oder gar nicht …?) erlaubt …

Nächstes Ziel ist das Weingut Sloboda in Podersdorf am See im Burgenland.

Wir haben von einem befreundeten Wohnmobilhändler einen Gutschein bekommen (noch einmal herzlichen Dank dafür) und nützen das sehr nette Geschenk, um es uns gutgehen zu lassen …

Der Wein ist hervorragend, die Hausplatte köstlich und der Sonnenuntergang romantisch …

Gott sei Dank und praktischer Weise verfügt das Weingut Sloboda über mehrere Stellplätze für Wohnmobile und so verbringen wir einen wunderbaren Abend im Burgenland …

Maximal drei Nächte. Preis/Reisemobil: Eur 12,- plus 1,50/Pers. Ortstaxe. Strom und Wasseranschluß. Grau- und Schwarzwasserentsorgung inkludiert. Nur Reisemobile mit WC-Anlage.
A-7141 Podersdorf, Alte Satz 1
GPS: N 47,85054° O 16,83076°
Tag 2
Do. 08.07.2021
Vormittag: Sonnig + 32° C
Nachmittag: Sonnig + 36° C
Abfahrt: 17:00 Uhr - Ankunft: 18:00 Uhr
Reisezeit: 01 Stunde
Podersdorf - Mörbisch
444 - 492 km (48 km)
Üppiges Frühstück ...
Auf dem Weg zum Neusiedler See ...
Neusiedler See bei Podersdorf
Die vier Schusterkinder am Neusiedler See ...
Neusiedlersee

Nach einem üppigen Frühstück mit richtig viel von Margreth’s selbstgemachten Weintraubenmarmelade (passt ideal zur Weinbaugebiet Burgenland …) unternehmen wir einen längeren Spaziergang zum Neusiedlersee. Podersdorf passt gut in ein touristisch voll genutztes Dorf am großen österreichischen Steppensee. Schade – und das ist uns schon bei unserer Radtour im Vorjahr um den ungarischen Teil des Neusiedler Sees ungut aufgefallen – kann man direkt zum See, fast nur bei den öffentlichen Strandbädern gelangen …

See, Kaffeepause, leckeres Eis, faulenzen, ausspannen, kleine Mittagsjause, lesen, quatschen, Nachmittagskuchen, in der Rasenbewässerungsanlage duschen – ein herrlicher Urlaubstag bei diesen hohen Temperaturen …

Am späteren Nachmittag brechen wir auf in Richtung Mörbisch. Ich habe meinen Schwestern nichts gesagt und überrasche sie mit Premierenkarten für die Mörbischer Seefestbühne und dem Musical „West Side Story“ …

Ein bisschen haben sie es nach eigenen Angaben schon geahnt, trotzdem ist die Freude riesengroß!

Im erlesenen Kreise der österreichischen A-, B-, C-, D- und Möchtegernprominenten – vom Vizekanzler bis zum Landeshauptmann, vom alternden Baumeister mit seiner immer jünger werdenden Begleitung bis zum Enkel des Komponisten Leonard Bernstein, erleben wir eine qualitativ hochwertige Aufführung, mit  einem imposanten Bühnenbild auf der Seefestbühne. 

International vermehrte Rassenkonflikte, erhöhte Bandenkriminalität, hohes Aggressionspotential bei Jugendlichen: Auch nach fast 65 Jahren ist Leonard Bernsteins „West Side Story“ erschreckend aktuell und die Musik begeistert immer noch: Neben Tonight, America usw. schmilzt man spätestens bei Maria und gar nicht mehr aufzuhalten bei Somewhere endgültig dahin …

Zum Abschluss genießen wir das nicht unumstrittene Feuerwerk und ein paar Gläschen mitten in der Premierengesellschaft …

Während die anderen schnell zum Ausgang eilen, um nicht all zulange im kilometerlangen Stau zu stehen, lassen wir uns Zeit und schlendern anschließend zu unserem Wohnmobil, um hier auf dem riesigen Parkplatz direkt neben dem See, eine ruhige Nacht zu verbringen …

Unsere Eintrittskarte zum Musical ist quasi auch die Erlaubnis, hier kostenlos zu übernachten.

Parkplatz Seefestbühne Mörbisch
Übernachten nach Aufführungen mit Eintrittskarte erlaubt
Kostenlos
A-7072 Mörbisch, Festspielgelände 1
GPS: N 47,75450° O 16,69422°
Tag 3
Fr. 09.07.2021
Vormittag: Sonnig + 29° C
Nachmittag: Sonnig + 32° C
Abfahrt: 10:20 Uhr - Ankunft: 22:12 Uhr
Reisezeit: 11 Stunden 52 Minuten
Mörbisch (A) - Sopron (H) - Esztergom - Dunabogdány
492 - 516 - 722 - 767 km (275 km)
Grenze zu Ungarn ...

Unseren Reiseauftakt kann man schon einmal als sehr gelungen bezeichnen. Heute soll es nach einem ausgiebigen Frühstück endlich über die nicht weit entfernte Grenze nach Ungarn weitergehen …

Über gut ausgebaute Landstraßen gelangen wir nach gut 24 Kilometern in die bei Ostösterreichern sehr bekannte Einkaufsstadt Sopron …

Zwischengeschichtl – Kaufrausch …

Laut unbestätigten, aber mehr als euphorischen Erzählungen nach, soll die ungarische Stadt Sopron (deutsch: Ödenburg) neben der größten Anzahl von Zahnärzten/innen und Schönheitschirugen/innen auch die günstigsten und besten Modegeschäfte zwischen Wien und Budapest aufweisen – sagt man … 

Jetzt hatten wir zwar keine Zahn- und sonstigen plastischen Eingriffe vor (was soll man da auch noch verbessern ;-)) aber ein bisschen shoppen könnte ja mit drei Damen nicht schaden . dachte ich mir …

Man muss noch dazusagen, dass wir eigentlich bevorzugen, in unserer Heimat vor Ort zu kaufen – gegen ein kleines Urlaubssouvenir wäre aber auch nichts einzuwenden …

Also schlendern wir durch die Einkaufstempel, suchen nach einem passenden Pullover für mich, werden nicht fündig, schauen in das eine und andere und dann noch in das nächste Geschäft – aber im Prinzip kann man das dortige Angebot mit dem vergleichen, was es eh überall woanders auch gibt …

Und als wir nach dieser ausgiebigen Besichtigungstour wieder dem Ausgang zu streben und ich mir schon denke: „Alles gut gegangen …“, schlägt das Schicksal unbarmherzig zu: Sonja entdeckt ein Damengeschäft, indem es nach ihren eigenen Angaben, genau die Mode gibt, die ihr zusagt. Innerhalb von Minuten verwandelt sich meine Ehefrau, von einer ansonsten eher zurückhaltenden Konsumentin in ein nicht mehr wiederzuerkennende  Shopaholics und sie verfällt in einen wahren Kaufrausch!

Die Kleidertürme häufen sich, die Umkleide wird zu klein, meine Schwestern bringen von links und rechts neue Beute herbei und ich sitze mitten im Gewühl und denke nach, ob das mit dem Shoppen eine gute Idee war …

Nach einer halben Ewigkeit, gebe ich zu bedenken, dass wir auch mal wieder weiter fahren sollten und vielleicht wäre es möglich, keine neuen Stücke mehr heran zu schaffen, sondern den vorhandenen Kleiderberg aufzuarbeiten …

Nach einer weiteren Ewigkeit macht sich bei mir eine leichte Unterzuckerung bemerkbar. Die ansonsten sehr fürsorgliche Ehefrau lässt sich davon nicht berühren und schickt mich fort, damit ich mir etwas Süßes kaufen kann …

Nachdem mich ein Stück Kuchen wieder auf Vordermann gebracht hat, kehre ich zurück, um zu sehen, dass meine ansonsten allerliebste Gattin das halbe Geschäft durchprobiert hat und jetzt nur noch ca. 12 Modelle zur Auswahl stehen würden …

… um es abzukürzen: Nach dieser langen Einkaufsschlacht verlassen wir – die einen glücklich, der andere fix und fertig – mit vielen Einkaufstaschen beladen das Geschäft: Wohnmobil vollgestopft – Konto leer …

Einkaufsrausch ...
Fahrt durch Ungarn ...

Leicht geschwächt geht es nun doch weiter. Über das Internet haben wir uns eine elektronische Maut-Vignette für eine Woche um ca. € 20,— besorgt. So können wir sorgenfrei auch auf Autobahnen in Ungarn unterwegs sein.

Unser nächstes Ziel soll Esztergom sein. Sie ist eine der ältesten Städte in Ungarn und war auch lange Zeit die Hauptstadt des Landes. Beherrscht wird die Stadt von einer der größten Kirchenbauten Europas. Sonja und ich haben diese Basilika, deren Erscheinungsbild wirklich gigantisch ist, schon einmal besucht und wollen dies auch meinen Schwestern zeigen.

Vorher gilt es aber noch, einige Kilometer hinter uns zu bringen, die wir teils auf Autobahnen, aber auch auf Landstraßen zurück legen. Dabei fahren wir auch durch kleine Dörfer mit etlichen Storchennestern auf den Strommasten. Wir passieren riesige Sonnenblumenfelder und genießen die Landschaft. 

Dabei verlassen wir uns fast blindlings auf unser Navi – und so führt uns  „Susi“ auf einmal überraschend über den unbewachten Grenzübergang in die Slowakei. Naja macht auch nichts – und so geht es weiter in die slowakische Schwesternstadt von Esztergin – namens Štúrovo …

Basilika von Esztergom ...

So, jetzt haben wir sie direkt vor uns – die imposante Basilika von Esztergom. Nur die Donau trennt uns von ihr: Das heißt aber auch, dass wir uns noch in der Slowakei befinden und weil es schon langsam Abend wird und die Basilika um 18:00 Uhr zusperrt, beschließen meine Damen und ich, die Gelegenheit zu nützen und in der Fußgängerzone von Štúrovo ein paar slowakische Spezialitäten beim Abendessen zu genießen …

Picknickplatz direkt an der Donau ...
Idyllische Donau ...

Nach dem vorzüglichen und sehr preiswerten Abendessen fahren wir über die eiserne Maria-Valeria-Brücke dann doch wieder nach Ungarn und wählen die Strecke über Visegrád, um über das Donauknie und entlang des großen Flusses in Richtung Budapest zu gelangen.

Der im Reiseführer angegebene Stellplatz in der Nähe der Burg Visegrád erweist sich nicht als ideal – zu viele Jugendliche nützen ebenfalls diesen Treffpunkt …

Also geht es weiter und es ist schon dunkel, als wir direkt neben der Donau einen Parkplatz neben einer Bäckerei finden. Die idyllische Lage der Picknicktische und -Bänke und den Waldweg neben der Donau werden wir morgen in der Früh nützen. Vielleicht stürzen wir uns sogar in die Donaufluten – nicht weit weg, habe ich so eine Art Strandbad gesehen …

Für uns der ideale Übernachtungsplatz und die zu erwartenden, frühmorgendlichen Besucher der Bäckerei werden uns hoffentlich auch nicht allzu stören … – oder wir sie …

Übernachtungsplatz neben Donau
Gepflasterter Parkplatz neben Bäckerei
Kostenlos, Picknicktische
H-2023 Dunabogdány, 5 Hajó ucta
GPS: N 47,79492° O 19,036495°
Tag 4
Sa. 10.07.2021
Vormittag: Sonnig + 27° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 10:05 Uhr - Ankunft: 11:10 Uhr
Reisezeit: 01 Stunde 10 Minuten
Dunabogdány - Budapest
767 - 810 km (43 km)
Camping Haller in Budapest
Budapest

Wir haben gut geschlafen und so kann es ebenso gut erholt nach einem morgendlichen Spaziergang und nach einem kurzen Donauwasser-Temperatur-Versuch weiter gehen nach Budapest – wo wir uns am Campingplatz Haller gemütlich einrichten und anschließend  sogleich die Stadterkundung in Angriff nehmen …

Camping Haller in Budapest

Nachdem wir uns ein 24-Stunden-Tagesticket für die öffentlichen Verkehrsmittel um ca. € 6,– beschafft haben – geht es los …

Im Zentrum schlendern wir durch die Fußgängerzone, besichtigen Kirchen und sonstige Sehenswürdigkeiten, machen auf Grund der Sperre der  Kettenbrücke, die restauriert wird, einen langen Spaziergang zum Burgviertel und erklimmen den steilen Anstieg zur Fischerbastei …

Matthiaskirche und Fischerbastei ...
Café Ruszwurm. - wir haben unseren Spaß ...
Café Ruszwurm. - wie zu Kaiserszeiten ...

Nachdem wir doch einige Kilometer Sightseeing hinter uns gebracht haben, brauchen wir dringend Stärkung. Marie-Luise schlägt das alte, ehrwürdige Café Ruszwurm vor, das noch aus der Kaiserzeit stammt und als eines der Tipp-Adressen auf dem Burgberg gilt. Damals wie heute laden zwei kleine Räume mit niedrigen, weißgekalkten Tonnengewölben zu feinster Konfiserie, Kaffee und Tee ein. Sowohl der Ladentisch als auch die Uhr im Verkaufsraum stammen noch aus Kaiserzeiten. Wir vier genießen aber den kleinen Gastgarten und köstliche Süßigkeiten.

Für mich das absolut geile an diesem Cafe ist aber die Tatsache, dass sich gleich nebenan ein „Jamie-Oliver-Restaurant“ befindet und daher ist es unumgänglich, dass wir die Gelegenheit und das Restaurant nützen, um gleich auch das Abendessen zu genießen …

… und wir genießen nicht nur das wahrhaft köstliche Essen und das englisch/ungarische Ambiente, angefangen von der Toilette bis zur originellen Einrichtung – sondern wir genießen vor allem unseren gemeinsamen Schusterausflug und unsere Familie …

Budapest bei Nacht ...

Zwischengeschichtl – Nachtschwärmer …

Obwohl es äußerst gemütlich wäre, müssen wir irgendwann auch wieder aufbrechen. Die Metro fährt nur bis ca. 23:00 Uhr, der Campingplatz liegt doch etwas außerhalb des Zentrums und durch die Sperre der Kettenbrücke fahren die öffentlichen Busse nur sporadisch …

Zu Fuß geht es wieder runter vom Burgberg und dann wollen wir einen Bus nehmen – aber: Fehlanzeige – nach 20 Minuten warten, kommen wir drauf, dass die Busse in diese Richtung nicht fahren. Also rufen wir telefonisch ein Taxi (alle vorbeifahrenden sind besetzt …) – aber: Entweder verstehe ich zu wenig Ungarisch oder der Herr in der Taxizentrale versteht mein Englisch oder Deutsch nicht.

Also geht es durch einen langen Autotunnel auf die andere Seite des Berges zu einer anderen Bushaltestelle. Nach einer halben Ewigkeit kommt auch ein Bus, der uns ins Zentrum bringt. Hier müssen wir erkennen und erfahren (die Ungarn sind sehr nett, aber schwer zu verstehen …), dass der Bus in Richtung Camping Haller zu dieser Zeit nicht mehr fährt und für die Metro wäre es sowieso schon zu spät, außerdem fährt die wegen einer Baustelle 2 Monate sowieso nicht …

Also versuchen wir noch einmal das Taxitelefon. Nach dem dritten Versuch erbarmt sich eine nette, junge Dame aus Budapest, die neben uns steht und perfekt Englisch spricht. Mit ihrer Hilfe bestellen wir das Taxi, das gleich kommen soll …

Und wirklich: Nach nicht einmal 35 Minuten ist „unser“ Taxi da. Ich darf vorne einsteigen, meine drei vorsichtigen Damen kontrollieren auf der Rückbank misstrauisch mit Google unsere Fahrtroute und geben dazu ihren unnötigen Kommentar ab …

Völlig unbegründet: Nach einiger Zeit erreichen wir Camping Haller und zahlen für die ca. 9 Kilometer lange Fahrt lächerliche 3040 Forint (umgerechnet nicht ganz € 9,–).

Geschafft! Oder doch noch nicht ganz: Das eiserne Tor ist verschlossen. Irgendwer hat uns keine Chipkarte gegeben oder den Zahlencode mitgeteilt. Klopfen und anrufen helfen nichts – die Rezeption ist doch nicht ganz 24 Stunden besetzt …

Erst ein netter Deutscher, der irgendwann das WC aufsucht hilft uns schließlich weiter, sodass wir gegen 02:00 Uhr übermüde ins Bett fallen können …

Wiesenplätze, gesicherter Campingplatz, WC, Duschen, V/E, Strom, Restaurant
Preis pro Nacht: € 33,--, ca. 9 km vom Zentrum Budapest entfernt
Budapest, Óbester u. 2, H-1097
GPS: N 47,47581° O 19,08290°
Tag 5
So. 11.07.2021
Vormittag: Sonnig + 30° C
Nachmittag: Gewitter + 26° C
Abfahrt: 10:40 Uhr - Ankunft: 17:15 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 35 Minuten
Budapest - Eger - Tal der schönen Frauen
810 - 949 - 955 km (145 km)
Pusztalandschaft ...
Thermal- und Erlebnisbad Eger
Thermal- und Erlebnisbad Eger

Nach dieser langen Nacht lassen wir uns viel Zeit. Zuerst durchqueren wir noch einmal Budapest und werfen ein paar letzte Blicke auf die schöne Stadt. Danach geht es vorbei an riesigen Feldern und teilweise Puszta Landschaft in Richtung Eger …

Hier gibt es viele kleinere und größere Thermalbäder und -Hotels. Wir besuchen das Thermal- und Erlebnisbad Eger und ergattern einen Parkplatz in einer Seitengasse,  ca. 10 Minuten zu Fuß vom Bad entfernt. 

€ 6,– Eintritt pro Person sind ein Klacks, trotzdem sind wir gleich nach dem Eingang doch ein bisschen enttäuscht. Die Holz-Umkleiden scheinen aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen – an und für sich nicht schöne, aber doch sehr verdreckt. Erst langsam kommen wir drauf, dass diese wahrscheinlich denkmalgeschützt sind und deshalb noch nicht abgerissen wurden …

Bei der weiteren Erkundung finden wir ein großes Gelände mit 7 Becken – vom 28° C warmen radonhaltigem Heilwasser, über verschiedene Sport- und Vergnügungsbecken, bis  hin zum 37° C warmen, schwefelhaltigem Thermalwasserbecken. Sogar ein Türkisches Bad und eine natürliche Felsenquelle ist mit dabei. 

… und schöne und modernere Umkleiden finden wir natürlich auch …

Wir genießen den Badetag. Für das leibliche Wohl sorgen Kaffee- und Imbissbuden …

Zwischengeschichtl – Wolkenbruch …

Bisher hatten wir mit dem Wetter sensationelles Glück gehabt: Wolkenloser Himmel und so ca. um die 30° C jeden Tag haben uns verwöhnt …

… und wie wir so lässig dahinchillen, ziehen am Nachmittag  plötzlich dunkle, sehr dunkle Wolken über den Himmel! Stürmischer Wind kommt auf und die einheimischen Menschen verlassen schön langsam das Thermalbad in Eger.

Auch wir erkennen die Zeichen eines herannahenden Gewitters und plötzlich geht alles ganz schnell: Wir schaffen es gerade noch bis zum Eingang und nützen ein Vordach, um uns unterzustellen. 

Es fängt an, wie aus Kübeln zu gießen, der Sturmwind lässt Äste brechen und nun fängt es auch noch zu hageln an …

Zuerst nur kleine fingernagelgroße Körner, werden diese immer größer. Auf einmal lässt der Hagel nach, um nach kurzer Zeit wieder voll einzusetzen. Schön langsam mache ich mir um unser neues Wohnmobil Sorgen. Es ist zwar aus GFK, aber alles hält das auch nicht aus und die Hagelkörner werden immer größer.

Zwischen 3 und 4 Zentimeter große Hagelkörner schlagen wie Geschosse auf dem Asphalt und den Bäumen ein – es erinnert an Maschinengewehrsalven – Besorgniserregend!

Nach eine paar Minuten lässt der Hagel nach – Gott sei Dank! Obwohl es noch immer stark regnet, laufen wir zu unserem Wohnmobil. Durch und durch nass erreichen wir es und können mit Freude feststellen, dass wir –  oder besser gesagt: Dass unser Wohnmobil noch einmal Glück gehabt hat – es sind keine Hagel-Einschläge oder Schaden zu erkennen …

Unzähliche Weinkeller im Tal der schönen Frauen ...
... in der Kellergasse ...

Wir haben Glück gehabt – und das wollen wir jetzt im Tal der schönen Frauen ein bisschen feiern …

Nur ca. 6 Kilometer außerhalb von Eger befindet sich dieser Ort, wo sich Weinkeller an Weinkeller reiht. Wir nützen das wieder besser werdende Wetter und machen einen kleinen Spaziergang. bevor wir uns ein Abendessen gönnen …

Die erste schriftliche Erwähnung des Namens Tal der Schönen Frau stammt aus dem Jahr 1843. Es gibt mehrere Geschichten für die Namensgebung des Tals. Laut dem Ethnologen Ferenc Bakó war die „Schöne Frau“ eine Göttin der Urreligion, eine Venus-ähnliche Figur, eine Liebesgöttin, ihr wurde an dieser Stelle geopfert. Die Ackerbauern redeten von einer berühmt schönen Frau, die hier in einem Keller leckeren Wein ausschenkte. Anderen Meinungen nach bekam das Tal seinen Namen von einem leichtblütigen, schönen Frauenzimmer aus einer herrschaftlichen Villa …

Wie auch immer – meine drei schönen Frauen und ich lassen uns das mittelmäßige Essen trotz dreier, griesgrämiger, älterer Herren im Ködmön Csárda halbwegs schmecken – was soll’s: DAs Essen ist warm, unser Wohnmobil ist heil, wir vier genießen unseren Ausflug und freuen uns über einen relativ ruhigen Übernachtungsplatz gleich gegenüber auf einem riesigen Parkplatz …

Tal der schönen Frauen
Parkplatz, Schotter
Kostenlos, Mistkübel, WC gegenüber gegen Gebühr
Eger, H-3300 Ungarn
GPS: N 47,8927° O 20,36160°
Tag 6
Mo. 12.07.2021
Vormittag: Sonnig + 29° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 10:10 Uhr - Ankunft: 17:45 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 35 Minuten
Tal der schönen Frauen - Hévíz
955 - 1283 km (328 km)
Der Balaton ...
Zwischenstation - Badevergnügen ..
Balaton - Hévíz

Heute treten wir die Heimreise an. Auf der Autobahn geht es wieder zurück, vorbei an Budapest in Richtung Balaton. 

Am Plattensee finden wir sogar ein Plätzchen, um noch ein bisschen baden gehen zu können …

Anschließend fahren wir weiter nach Hévíz, wo wir am dortigen Campingplatz übernachten und morgen die bekannte Therme besuchen wollen. 

Den Abend nützen wir für ein gemütliches Essen im Freien in der belebten Kurstadt. 

Der Kanal vom Thermalsee fließt direkt durch den Campingplatz und man kann auch darin baden ...
€ 42,-- für eine Nacht
H-8380 Hévíz, Tópart,
GPS: N 46,78388° O 17,19522°
Tag 7
Di. 13.07.2021
Vormittag: Sonnig + 32° C
Nachmittag: Sonnig + 35° C
Abfahrt: 13:00 Uhr - Ankunft: 20:15 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 15 Minuten
Hévíz (H) - Kuchl (A)
1283 - 1713 km (430 km)
Zum Frühstück gibt es Wachteleier ...
Thermalsee Hévíz

Frühstück am Campingplatz mit Wachteleiern vom Gollinger Schwarzenbacherbauern – so lässt es sich leben …

Die Temperaturen steigen – das richtige Wetter, um heute das berühmte Thermalbad Hévíz zu besuchen. 

Wikipedia weiß zu berichten:
Der Heilsee in Hévíz ist mit einer Fläche von rund 4,4 Hektar der größte natürliche und biologisch aktive Thermalsee der Welt, in dem man im ganzen Jahr baden kann. Dieser wird durch eine Thermalquelle aus einem Krater in 38 Metern Tiefe gespeist. Die Quelle ist mit 410 Litern pro Sekunde derart ergiebig, dass sich das Wasser innerhalb von etwa 84 Stunden komplett austauscht.

Das Wasser enthält SchwefelKohlendioxidKalziumMagnesium sowie Hydrogenkarbonat und es besitzt leicht radioaktive Eigenschaften. 

Wir genießen – so wie die vielen anderen, älteren Gäste hier – das Wasser, die Ruhe und freuen uns über die neu angekauften, bunten Schwimmwürste, die man hier anscheinend unbedingt haben muss, wenn man dazu gehören will ..

Danach geht wieder nach Hause, wo wir am Abend wohlbehalten eintreffen …

Reise-Resümee: 

Schusterreise Ungarn

Es war so wie vor Corona – ein wunderbares Erlebnis mit meinen zwei Schwestern Marie-Luise, Margreth und Sonja.

Der Besuch der Seefestbühne in Mörbisch mit der Premiere von West Side Story war ein gelungener Start in diese Kurzreise. Der Neusiedlersee und seine Natur-Landschaft stimmten uns perfekt auf die weitere Reise durch Ungarn ein. Wir sahen riesige Felder, gingen in der Donau baden, besuchten die interessante Hauptstadt Budapest und genossen ein paar Thermalbäder. Wir fanden zwar nicht überall ganz zufriedene, freundliche Menschen, aber ich bin mir sicher, dass es derer genug gibt in Ungarn.

Das Essen war meistens gut und Stellplätze zum Übernachten fanden wir ebenfalls immer – also wer noch nicht in Ungarn war – das Wohnmobil starten und los geht es …

Minden jó, ha a vége jó – Alles ist gut, solange es ein gutes Ende hat …

(Ungarisches Sprichwort)

Schreibe einen Kommentar