Reiseberichte der Familie Unterwurzacher
Berlin, Polen und Baltikum - Teil 1
14. bis 25. August 2012
Gesamtroute - 14. bis 25. August 2012
Gesamtroute:
Kuchl (A) – Allenstraße (D) – Berlin – Slubice (PL) – Leba – Frische Nehrung – Marienburg – Oberlandkanal – Heiligelinde – Wolfsschanze – Berg der Kreuze (LIT) – Riga (LV) – Vidzeme – Häädemeeste (EST) – Warschau (PL) – Kuchl (A) – 4464 km
VORWORT
Dieses Mal soll es in den Norden gehen – so viel ist klar. Norwegen ist schon lange ein ersehntes Ziel von mir, aber so weit weg. Zu weit für eine Reisezeit von ca. 12 Tagen – also auf später aufgehoben. Trotzdem in den Norden – nach Berlin wollen wir schon immer mal – soll ’ne interessante Stadt sein. Also auf in die deutsche Hauptstadt und dann weiter nach Dänemark, Schweden oder in die andere Richtung nach Polen?????
Folgen Sie uns, auf die Reise ins Baltikum …
1. Etappe - Von Kuchl nach Berlin ...
14.08. – 18.08.2012
Kuchl (A) – Allenstraße (D) – Berlin – Slubice (PL) – Leba – Frische Nehrung – 1531 km
Tag 1
Di. 14.08.2012
Nachmittag: Sonnig + 24° C
Abfahrt: 20:04 - Ankunft: 00:15 Uhr
Reisezeit: 04 Stunden 11 Minuten
Kuchl (A)- Nürnberg-Feucht (D)
0 - 309 km
Unser Womo „Sunlight“ ist voll gepackt, aufgetankt, mit frischem Kuchler Quellwasser befüllt. Unsere – von mir – streng geplanten Abfahrtszeiten verschieben sich aus ungeklärten Gründen zwar immer mehr nach hinten, aber Sonja ist nun auch an Bord – es kann endlich los gehen. Unser Hausberg – der Hohe Göll – leuchtet uns zum Abschied im romantischen Abendrot herüber.
Sobald ich hinter dem Steuer sitze und dem Sonnenuntergang entgegenfahre, ist der Stress der letzten Tage vergessen und es kommt Freude auf. Wir fahren gemütlich auf der Autobahn bis nach ca. Nürnberg …
Autobahn-Parkplatz Nürnberg-Feucht (D)
WC, Restaurant, Mistkübel, ...
Kostenlos
A 9 - D-90537 Feucht
Das Übernachten auf Autobahnparkplätzen wird generell aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen ...
Tag 2
Mi. 15.08.2012
Vormittag: Sonnig + 22° C
Nachmittag: Sonnig + 22° C
Abfahrt: 07:26 - Ankunft: 17:04 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 48 Minuten
Nürnberg-Feucht - Deutsche Alleenstraße - Berlin
309 - 634 - 797 km (488 km)
Deutsche Alleenstraße
Ansonsten bekannt als ausgesprochener und fanatischer Langschläfer, reißt es mich immer bei unseren Wohnmobilreisen ungewöhnlich früh aus dem Bett. Sonja döst noch ein bisschen dahin und ich fühle mich wie ein Kapitän auf der Landstraße. Mein Name ist Rupert Unterwurzacher – Käpitän Rupert Unterwurzacher. Nachdem wir ein lauschiges Plätzchen für das Frühstück gefunden haben, steuere ich unser Schiff – äh Wohnmobil – weiter auf der Autobahn bis zur Lutherstadt Wittenberg.
Hier geht es runter von der Autobahn – wir wollen einen Teil der „Deutschen Alleenstraße“ befahren. Irgendwann habe ich im Fernsehen einen Bericht darüber gesehen und Gott sei Dank fallen mir diese Berichte immer wieder auf unsern Reisen ein, um spontan einen Abstecher zu machen. Und die Fahrt von Wittenberg über Groß- bzw. Klein-Mahrzehns, Wiesenburg, Bad Belzig, Lütte, Colzow nach Cammer lohnt sich auf alle Fälle …
Sonja und ich lieben Fahrten auf Straßen mit langen Alleen und genau das haben wir in diesem schönen Teil Deutschlands – der früheren DDR – gefunden. Die Straßen werden allmählich etwas holpriger. Speziell in den Ortsdurchfahrten klappert es im Wohnmobil schon ziemlich gehörig, hervor gerufen durch Kopfsteinpflaster und ähnlich unruhige Straßenbeläge.
Aber nicht nur daran merkt man, dass wir uns immer mehr in Richtung Osten bewegen: Neugierig – wie ich nun mal bin, frage ich höflich – wie ich es zu Hause gelernt habe – einen – quasi – Einheimischen, warum den alle Alleenbäume grün nummeriert seien? Kurz und knapp angebunden, gab er mir eher widerwillig folgende Auskunft: „Jeder Baum nummeriert – Deutsches Denkmalamt – Umweltschutz!“. Kein „Grüß Gott – Hallo“ oder sonst etwas Ähnliches. So könnte man sich – laienhaft und mit Vorurteilen behaftet (was wir ja Gott sei Dank nicht sind) – einen preußischen Offizier vorstellen …
Zwischengeschichtl – Vizepräsident …
Bei Cammer entdecken wir eine Windmühle und halten natürlich an. Wir beobachten drei Herren, die mit der Reparatur des Zaunes beschäftigt sind. Zwei arbeiten – einer hat den Überblick und gibt die Anweisungen. Dieser offensichtlich „Ranghöchste“ – ich nenne ihn gedanklich „Carl-Ludwig“ – ist auch etwas gesprächiger und lädt uns ein, mit ihm die Mühle zu besichtigen.
Carl-Ludwig ist Vizepräsident des örtlichen Dorf- und Heimatvereins und in dieser Funktion für die Erhaltungsarbeiten der Bockwindmiühle verantwortlich, da – wie uns Carl-Ludwig erklärt – der Präsident ein „Schreiberling“ ist und daher für die körperlichen Arbeiten eher weniger Zeit hat.
Die Mühle wurde gegen 1700 errichtet und hat eine lebhafte Geschichte hinter sich. Nach der Stilllegung 1951 verfällt sie langsam – 1984 beginnen die Restaurationsarbeiten, die mit einem von 10000 Menschen besuchten Einweihungsfest abgeschlossen werden. 1997/98 wird die Mühle wegen Statik-Problemen noch einmal zerlegt und wieder aufgebaut. Carl-Ludwig erzählt uns weiter, dass die Erhaltungskosten der Gemeinde zu hoch werden und daher diese Aufgabe eben an den Dorf- und Heimatverein abgegeben werden. Keine leichte Aufgaben, denn wenn es um die Arbeit geht, sind leider immer nur die gleichen fünf arbeitswilligen Vereinsmitglieder anwesend.
Das Interessante an „fremden Ländern“ ;-)) sind neben den Landschaften und Sehenswürdigkeiten natürlich die Menschen und so habe ich den Carl-Ludwig auch sonst noch Einiges gefragt: z.B. was sich seit der Wiedervereinigung im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat geändert hat. „Wir hatten früher alles, was wir zum Leben gebraucht haben und wir haben jetzt alles. Früher haben wir vielleicht etwas mehr gefeiert. Wenn man etwas erreichen will, muss man dafür eben etwas tun und arbeiten. Da hat sich nichts geändert. Die Einstellung der Jungen ist hingegen gänzlich anders geworden. Sie haben weniger Arbeit und mehr Stress und schätzen dadurch den erreichten Lebensstandart eher negativ ein, obwohl es uns im Großen und Ganzen sehr gut geht …“ war die interessante Meinung von Carl-Ludwig …
Für die ausführliche und interessante Führung durch die Mühle von Cammer bedanken wir uns mit einer kleinen Spende. Das Wohlwollen des örtlichen Dorf- und Heimatvereines ist uns deshalb sicher. Mit der Gewissheit, ein aufstrebendes Land nicht nur im Gedanken sondern auch materiell unterstützt zu haben, geht es weiter – an ehemaligen Wachtürmen vorbei – nach Berlin …
Berlin
Mit etwas Stau erreichen wir Berlin. Der eingeplante offizielle Stellplatz ist leider bummvoll. Wie einige andere Wohnmobilreisende auch, stellen wir unser Womo in eine Seitengasse, neben einem Park. Danach geht es voll Tatendrang mit der Metro laut Plan – vier Stationen bis ins Zentrum. Nach nur einer Station verlassen nun plötzlich alle Wissenden die Metro und wir zwei nichtwissenden Österreicher sitzen ziemlich vereinsamt alleine in der Bahn ??? Wir zwei steigen nun doch auch aus, ich komme mir – was sehr selten vorkommt – ziemlich blöd vor – wir steigen, mangels Alternativen, in die immer noch wartende Garnitur wieder ein und – plötzlich fahren wir los. Aha …
Als wir an unserem ursprünglichen Einstiegsort wieder ankommen und aussteigen, komme ich mir irgendwie noch ein bisschen blöder vor als vorher. Erst als wir einen Berliner (die sprechen ja alle zu unserem Glück halbwegs Deutsch) um Rat fragen, klärt sich die Sache auf: Ein Metro-Baustelle erfordert ein Umsteigen auf eine andere Garnitur, die rückwärts wieder raus fährt und dann die richtige Richtung einschlägt – man lernt nie aus …
Die Hauptstadt Deutschland empfängt uns nach einigen Umwegen, als eine besondere und – laut unserer Meinung – gelungene Mischung zwischen Alt und Jung.
Es wird noch immer sehr viel gebaut und die bekannten, älteren Gebäude haben sowieso ihren eigenen Reiz. Wir bummeln an der Spree entlang zum Reichtagsgebäude, genießen auf Kosten des deutschen Olympiasiegers Martin Häner (Hockeymannschaft) ein Gläschen Sekt (erst als wir uns am bereitgestellten Buffet laben wollen, erfahren wir, dass dies nur für die VIP-Gäste vorgesehen wäre …), erleben am BrandenburgerTor den Sonnenuntergang, lassen uns – natürlich – eine Original Berliner Currywurst schmecken und genießen an diesem lauen Sommerabend das Ambiente von Berlin.
Zum Abschluss machen wir uns bei einer lehrreichen Film- und multimedialen Lichtprojektion, an der Fassade des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, auf die Spurensuche vom Reichstag zum Bundestag, die uns die parlamentarische, 130 Jahre alte, deutsche Geschichte näher bringt.
Tag 3
Do. 16.08.2012
Vormittag: Leicht bewölkt + 20° C
Nachmittag: Leicht bwölkt + 20° C
Stadtbesichtigung Berlin 07:00 bis 16:30 Uhr
Abfahrt: 16:30- Ankunft: 19:00 Uhr
Reisezeit: 02 Stunden 30 Minuten
Berlin (D) - Slubice (PL)
797 - 903 km (106 km)
Nach einer morgendlichen Nordic-Walking-Tour durch Berlin machen wir uns entlang der ehemaligen Mauer auf den Fußweg ins Zentrum. Nach einer halben Stunde erreichen wir das Brandenburger Tor und fahren zum ersten Mal mit einem Sight-Seeing-Bus mit (€ 15,–). Auch keine schlechte Sache, um eine Stadt zu erkunden. Wir sehen viele Botschaften (die österreichische ist aus unserer Sicht die Hässlichste …) und fast alle bekannteren Sehenswürdigkeiten (Brandenbuger Tor, Potsdamer Platz, Alexanderplatz, Kurfürstendamm, Reichstag, Fernsehturm, Museumsinsel, Gedächtniskirche, Siegessäule, Gendarmenmarkt, Nikolaiplatz, Hinter den Linden, Checkpoint Charlie, Zoo, Fernsehturm, Holocaust-Mahnmal, Hauptbahnhof, usw. ….)
Berlin macht auf uns einen sehr geschäftigen Eindruck. Ein bisschen hektisch, aber immerhin wohnen ja auch über 3,5 Millionen Einwohner in der deutschen Hauptstadt. Nach dem noch immer viel gebaut wird, wird sich auch dementsprechend das Stadtbild weiter ändern und vielleicht kommen wir ja mal wieder hier her, um Berlin unsere Aufwartung zu machen. Außerdem haben wir erst später daran gedacht, dass auch ein paar unserer Verwandten hier ihre Zelte aufgeschlagen haben und das wäre natürlich auch ein Grund für einen Wiederbesuch …
Nach diesem gemütlichen Besichtigungstag in Berlin brechen wir gegen 16:30 Uhr in Richtung Polen auf …
Bei Frankfurt an der Oder überfahren wir die Grenze nach Polen. Kein einziger, gestrenger Zollbeamter will uns bei der Einreise in das EU-Land kontrollieren. Nur eine verlassene Grenzstation erinnert noch an den Übergang zum ehemaligen Ostblock. Im Reiseratgeber „Mit dem Wohnmobil nach Polen“ wird ein großer Bazar in Slubice empfohlen und genau dorthin wollen wir. Da es aber schon Abend wird, suchen wir uns zuerst einen Platz zum Übernachten …
Zwischengeschichtl – Vorurteile …
„Was, ihr wollt im Urlaub nach Polen fahren? Dort wird doch gestohlen, gesoffen …“
Solche Vorurteile hörten wir ein paar Mal während unserer Urlaubsplanung. Aber sind wir uns doch ehrlich: Welches Land, welche Bevölkerungsgruppe (wir Österreicher selbstverständlich mit eingeschlossen) sind nicht mit irgendwelchen dummen Vorurteilen belastet? Wir sind der Meinung, dass es am Besten ist, sich selbst ein Bild zu machen und ein bisschen Vorsicht schadet in keinem Fall, egal wo man sich befindet:
Slubice – der erste Ort, den wir in Polen besuchen – liegt gleich hinter der Grenze und macht nun doch auf den ersten Blick einen – gefühlsmäßig – nicht besonders sicheren Eindruck. Viele Lokale mit großen, leuchtenden Werbetafeln, dann wieder einige zugesperrte Geschäfte. Abseits der Hauptstraße auch verfallene Häuser, einige Autowracks, herumsitzende Jugendliche, denen augenscheinlich fad ist und der, im Reiseführer angegebene, bewachte Parkplatz ist auch nicht zu finden …
Ich möchte jetzt keineswegs die gängigen Vorurteile weiter schüren – vielleicht sind genau die an unserem unguten Gefühl schuld, oder es liegt einfach nur an der düsteren Wetterstimmung?
Auf jeden Fall fühlen wir uns bei der Stellplatzsuche nicht besonders wohl, bis Sonja vorschlägt, bei der Kirche zu parken. Ein guter Vorschlag: Genügend Raum vorhanden, etwas abseits von der Hauptstraße und irgendwie gibt uns die Kirche ein Gefühl von Schutz und Sicherheit.
Ich stelle mich neben ein paar Bäumen und versuche, jemanden zu finden, den ich fragen kann, ob wir bleiben dürfen – Leider niemand da.
Gegen 22:00 Uhr fährt ein Auto an uns vorbei in Richtung Pfarrhaus. Ich begebe mich durch die Dunkelheit zu dem Mann, der gerade aussteigt -ein Geistlicher: „Guten Abend, Entschuldigung, sprechen Sie deutsch oder englisch“ Aus dem darauf folgenden polnischen Wortschwall und seinen Gesten erkenne ich unschwer, dass er mich nicht versteht – Russisch wäre eine Alternative, die wir leider durch meine Unkenntnis wieder streichen müssen. Ich versuche ihm trotzdem auf deutsch und englisch zu erklären, dass wir gerne hier übernachten möchten und ob das möglich wäre. Er versucht mir auf polnisch und russisch zu erklären, dass er nicht der „Hauptpfarrer“ sei und mal nachfragen müsste. Nach einigen Minuten Warten in der Dunkelheit, kommt der erste Geistliche mit einem zweiten Geistlichen zurück, der mir auf meine obligatorische Frage nach Deutsch oder Englisch, folgende Antwort gibt: „Hallo – Wie geht es Ihnen – Alles kaputt – Chaos“. Dies sind also wahrscheinlich die einzigen deutschen Sätze, die er spricht und – Nein, ich spreche wiederum leider kein Russisch. Beide Geistlichen geleiten mich ins Pfarrhaus, man müsste noch den Hauptpfarrer fragen – zumindest verstehe ich das so. Nach zehn Minuten kommen sie zurück und erklären mir im einwandfreien polnisch-russischen Kauderwelsch, dass ich – in Gottes Namen – gerne neben der Kirche übernachten darf …
Tag 4
Fr. 17.08.2012
Vormittag: Leicht bewölkt + 20° C
Nachmittag: Sonnig + 23° C
Abfahrt: 09:30 - Ankunft: 19:15 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 15 Minuten
Slubice (PL) - Leba
903 - 1418 km (515 km)
Zeitlich in der Früh besuche ich die hl. Messe und gemeinsam mit Sonja nach dem Frühstück den besagten Bazar in Slubice. Ein Verkaufsstand nach dem anderen beherbergt hier Massen an Kleidern, Schuhen, Geschirr, Waffen, Souvenirs und gezählte 14 Friseurläden. Es gibt aber auch Obst, Gemüse und andere heimische Erzeugnisse. Für den, der ein bisschen handeln und feilschen will, ist dieser Bazar vielleicht einen Besuch wert.
Uns aber zieht es weiter. Auf Grund der Wettervorhersage (dank Handy, Navi und Netbook sind wir fast immer bestens informiert …) haben wir unsere Route geändert. Zuerst wollten wir in Richtung Warschau – jetzt geht es an die Ostsee.
Nach dem wir uns ein paar polnische Zloty (Währung) eingetauscht und getankt haben, lassen wir die gut 500 km lange Reise gemütlich angehen. Wir kaufen uns am Wegesrand ein halbes Hühnchen und verspeisen es an einem idyllischen See.
Das Straßenbild ändert sich, je mehr wir uns der Ostsee nähern: Zuerst über neue, gut ausgebaute Autobahnen, danach über die berühmt, berüchtigten Landstraßen, auf denen die LKW’s, Traktoren und auch Wohnmobile ganz rechts auf den Pannenstreifen ausweichen, um eine unfallfreies Überholen der anderen Verkehrsteilnehmer zu ermöglichen. Teilweise befahren wir dann auch schon mal Schotterstraßen. Die letzten 40 Kilometer geht die Fahrt auf einer schmalen Landstraße, die wie ein Fleckerlteppich aussieht, dahin. Äußerst mühsam, mit höchstens 60 Stundenkilometer und sehr geräuschvoll sich hier so fort zu bewegen.
Leba
Wir schaffen es trotzdem und erreichen Leba gegen 19:00 Uhr. Diese Kleinstadt an der Ostsee ist ein – in Polen – bekannter Badeort und berühmt für seine Wanderdünen, die wir morgen besuchen wollen.
Wir stellen unser Womo auf einem Parkplatz direkt neben dem Meer ab und genießen den Seeduft, den wunderbaren Srant, das noch warme Wasser, den herrlichen Sonnenuntergang und ein gar köstliches, aber sehr günstiges Abendessen …
Tag 5
Sa. 18.08.2012
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Sonnig + 28° C
Abfahrt: 16:10 - Ankunft: 19:50 Uhr
Reisezeit: 03 Stunden 40 Minuten
Leba - Frische Nehrung
1418 - 1531 km (113 km)
Die Nacht verläuft ruhig – wir fühlen uns sicher. Wir stehen neben einem Zaun der ein militärisches Sperrgebiet umschließt. Am Morgen führe ich wieder ein Gespräch mit Igor, den wir schon am Vorabend kennen gelernt haben. Er ist Wachsoldat und spricht dank seiner deutschen Großmutter ein bisschen unsere Sprache. Igor ist ein muskelbepackter junger Pole mit Glatze. Er redet wie ein Wasserfall und erzählt mir von früher, von den Deutschen, von den Russen, von den Polen und von jetzt. Unser, mit Betonplatten befestigter, Parkplatz befindet sich auf einer riesigen Bunker-Anlage aus der NS-Zeit. Hier wurden während des Krieges Raketen produziert. Jetzt dient das abgesperrte Gelände als Feriendorf für Militärangehörige. Ganz in der Nähe befindet sich die Ruine der alten Nikolaikirche und die großen Düne, die wir nun besuchen wollen …
Wir haben schon die größte Düne Europas (Dune de Pyla) in Frankreich kennen gelernt und sind nun gespannt auf das polnische Gegenstück. Also radeln wir die drei Kilometer zum Eingang der „Lontzkedüne“. Sie ist zwischen 32 und 40 Meter hoch, ca. 1300 Meter lang und 500 Meter breit und damit die größte Düne an der Ostsee. Wir bezahlen 12 PLN = € 2,94 für zwei Personen und fahren die restlichen 6 Kilometer (die man auch zu Fuß oder mit einem kostenpflichtigen Elektrozug bewältigen kann) durch den Kieferwald weiter. Die Düne liegt auf der 17 km langen Nehrung (schmale Landzunge) zwischen dem Lebasee und dem Meer.
Lontzkedüne
Die Nacht verläuft ruhig – wir fühlen uns sicher. Wir stehen neben einem Zaun der ein militärisches Sperrgebiet umschließt. Am Morgen führe ich wieder ein Gespräch mit Igor, den wir schon am Vorabend kennen gelernt haben. Er ist Wachsoldat und spricht dank seiner deutschen Großmutter ein bisschen unsere Sprache. Igor ist ein muskelbepackter junger Pole mit Glatze. Er redet wie ein Wasserfall und erzählt mir von früher, von den Deutschen, von den Russen, von den Polen und von jetzt. Unser, mit Betonplatten befestigter, Parkplatz befindet sich auf einer riesigen Bunker-Anlage aus der NS-Zeit. Hier wurden während des Krieges Raketen produziert. Jetzt dient das abgesperrte Gelände als Feriendorf für Militärangehörige. Ganz in der Nähe befindet sich die Ruine der alten Nikolaikirche und die großen Düne, die wir nun besuchen wollen …
Wir haben schon die größte Düne Europas (Dune de Pyla) in Frankreich kennen gelernt und sind nun gespannt auf das polnische Gegenstück. Also radeln wir die drei Kilometer zum Eingang der „Lontzkedüne“. Sie ist zwischen 32 und 40 Meter hoch, ca. 1300 Meter lang und 500 Meter breit und damit die größte Düne an der Ostsee.
Wir bezahlen 12 PLN = € 2,94 für zwei Personen und fahren die restlichen 6 Kilometer (die man auch zu Fuß oder mit einem kostenpflichtigen Elektrozug bewältigen kann) durch den Kieferwald weiter. Die Düne liegt auf der 17 km langen Nehrung (schmale Landzunge) zwischen dem Lebasee und dem Meer.
Zwischengeschichtl
Als Bergerprobte Österreicher erklimmen wir barfuß den großen Sandhügel der Lontzkedüne und stürmen weiter Richtung Strand, um hier ein wenig spazieren zu gehen. Genau hier beginnt unser kleines Abenteuer: Während die anderen, braven Dünenbesucher entweder am Strand oder wieder über den eingezäunten Bereich den Rückweg antreten, kommt bei mir der Gedanke auf, die umliegende Natur ein wenig zu erkunden. Sonja ist schnell überredet (sie vertraut mir fast blindlings) und so geht es ab in die unberührte Natur. Und am Anfang genießen wir die Ruhe, freuen uns an kleinen, lieblichen Blümchen im Sand und entdecken dutzende, interessante Tierspuren. Es geht teilweise über immer höher werdende Sandhügel und auf der anderen Seite durch moorige Wälder. Umgestürzte Bäume erinnern an Urlandschaften, wie man sie nur aus „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ kennt. Einfach herrlich – diese unberührte Landschaft …
… Naja, ganz so herrlich ist sie dann auch wieder nicht: Die bösartigen Gelsen und Bremsen stören doch ein wenig, indem sie sich unsere Körper als geeignete Nahrungsquelle aussuchen. Die Sonne brennt herab, das Moor wird immer mooriger – heißt nässer, so dass wir bis zu den Knöcheln einsinken. Überall sind Spinnennetze zwischen den Bäumen gespannt. Diese Fäden und die dazugehörenden Spinnen bleiben immer mehr auf unseren Körpern hängen …
Zu allem Überfluss ist Sonja der Meinung, dass wir rechts gehen müssen und ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur nach links wieder aus dieser unberührten Landschaft heraus kommen.
NEIN – wir haben uns natürlich nicht verlaufen, das passiert höchstens ein paar Flachlandindianern – aber sicher nicht uns: den gebirgserprobten „Schluchtenscheissern“ (netter Spitzname meiner Hamburger Feuerwehrfreunde) …
Nach einer guten Stunde in der einsamen Wildnis heißt es nun kühlen Kopf bewahren – was bei der sengenden Hitze gar nicht so einfach ist. Wie ich es als Feuerwehrkommandant gewohnt bin, erkunde ich die Lage, analysiere und beurteile haarscharf die Fakten und komme zu dem Entschluss, dass wir uns ein bisschen verlaufen haben …
Ich bilde zusammen mit Sonja (sonst ist ja auch niemand anders da …) die gemeinsame Einsatzleitung und wir können uns nach einigen Diskussionen zu folgendem Kompromiss durchringen: Wir verlassen auf Anordnung von Sonja fluchtartig das Moor und erklimmen die danebenliegende, steile Sanddüne (sie ist wirklich so steil, dass wir im herunterrieselnden Sand immer wieder abrutschen, ich reiße sogar einen oberschenkeldicken Baum beim Anhalten aus …) und halten uns dann nach meinem Dafürhalten nach links.
Als unsere Wasservorräte zur Neige gehen ;-)) hören wir endlich menschliche Stimmen – gerettet!!! Noch einmal müssen wir durch den moorigen Wald und dann können wir die verdutzten Gesichter der, auf normalen Wegen, wandernden Menschen mit innerer Freude erblicken.
Das nächste Mal bleiben wir wohl auch wieder besser auf den beschilderten Pfaden …
Glücklich wieder in der Zivilisation zu sein, radeln wir entspannt zurück. Für das Museum auf der Mitte des Weges (hier war gegen Ende des 2. Weltkrieges die V2-Rakete stationiert) haben wir eigentlich kein Interesse. Besser gefällt uns da schon ein fast hohler Apfelbaum am Wegesrand, der trotz des großen Loches, das seinen Stamm ziert, noch Früchte trägt …
Bei unserem Womo wieder angekommen, genießen wir nach einem weiteren Gespräch mit Igor, dem Wachesoldaten; noch einmal das Meerwasser, um uns nach der anstrengenden Tour, etwas ab zu kühlen. Im Gegensatz zu den südlichen Ländern schmeckt hier das Wasser fast gar nicht salzig
Frisch gebraust und wieder fit geht es weiter. Vorbei an Danzig der Küste entlang in Richtung „Frische Nehrung“. Dies ist eine 70 km lange, aber sehr schmale Landzunge von einigen hundert Metern Breite, die das „Frische Half“ von der Ostsee abtrennt. In diesem Naturpark wurde durch die Aufforstung mit Kiefern die Versandung gestoppt. Die größte Siedlung heißt Krynica Morska, sie ist ein beliebter Badeort. Ansonsten gibt es nur wenige Dörfer und wir fahren weiter bis kurz vor Piaski. Auf einem Waldparkplatz lassen wir uns gemütlich nieder, um den relativ einsamen Strand in ca. 100 Meter Entfernung zu erkunden. Auch wollen wir in diesem lauschigen Kiefernwald – ein paar Kilometer vor der russischen Grenze (Oblast Kalinigrad) – die Nacht verbringen.