Reiseberichte der Familie Unterwurzacher
Abenteuer Albanien - Teil 2
Teil 2 – 02.06. bis 08.06.2023
Gesamtroute 28. Mai bis 17. Juni 2023
Gesamtroute:
Kuchl (A) – über Slowenien – Dubrovnik (Kroatien) – Trebinje (Bosnien und Herzegowina) – Savnik (Montenegro) – Kolasin – Vermosh Tal (Albanien) – Theth – Shkodra – Koman Stausee – Kukës – War Memorial – über Nordmazedonien nach Lin (AL) Ohridsee – Osum Canyon – Berat – Vlora (Hidrovor Beach) – Benjë Thermalquellen – Gjirokastra – Blue Eye – Butrint Ausgrabungen – Borsh Beach – Llongara Pass – Vlora (Zvernec Beach) – Mrizi Zanave Agroturizem – Dubrovnik (HR) – Bucht von Kotor (MNE) – Porec (HR) – Kuchl (A) – 4153 km
Albanien - Teil 2
03.06. – 08.06.2023
ALBANIEN – TEIL 2:
Shkodra – Kukës – War Memorial – über Nordmazedonien nach Lin (AL) Ohridsee – Osum Canyon – Berat – Vlora (Hidrovor Beach) – Benjë Thermalquellen – Gjirokastra – Blue Eye – Butrint Ausgrabungen – 952 km
Tag 7
SA. 03.06.2023
Vormittag: Leicht bewölkt + 26° C
Abend: Sonnig + 24° C
Abfahrt: 09:54 Uhr - Ankunft: 20:13 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 19 Minuten
Shkodra - Tankstelle Zamir M.
1478 - 1708 km (230 km)
Da die Fähre über den Komansee ausgebucht war, haben wir „nur“ eine Touristenfahrt auf den See unternommen. Es war aus unserer Sicht aber die absolut richtige Entscheidung, um den Komansee kennen zu lernen und trotzdem unser Wohnmobil nicht den eher schlechten Straßenverhältnissen auszusetzen. So weit so gut. Jetzt ist aber unser geplanter Besuch des Valbonatals für uns ein eher unlogisches Ding, weil – erstens, der Landweg dahin doch ziemlich weit ist und – zweitens, ein großer Teil des Rückweges wieder über die gleiche Strecke gehen würde. Außerdem haben wir bis jetzt ziemlich viel Zeit in den Albanischen Alpen verbracht und uns dürstet es nach einer kleinen Gebietsveränderung. Also beschließen Sonja und ich in den Osten – quasi Richtung Kukës – zu fahren, um dann über Nordmazedonien zum Ohridsee zu gelangen. Da wir Zeit haben, wollen wir nicht die vorgeschlagene Route über Tirana und die Autobahn nehmen, sondern über Landstraßen und landschaftlich schöne Gegenden unser Ziel erreichen …
Nach einem ausgiebigen Frühstück und ebensolcher Routenplanung fahren wir los. Wir sehen – so wie in Rumänien – Störche, ein Denkmal für die Mutter Teresa, die hier in Albanien sehr verehrt wird und fahren fast alleine (mit Ausnahme von Motorradfahrern) über einsame Straßen und Dörfer …
Als wir im Niemandsland eine Mittagspause machen, bleibt ein Albaner mit seinem Fahrzeug stehen und fragt uns, ob wir seine Hilfe benötigen? Sie sind nett, die Albaner und jeder stellt uns die Frage: „Ob uns Albanien gefällt“ – auf unsere positive Antwort ernten wir jedes Mal ein glückliches Lächeln und ein herzliches Danke …
Bis kurz vor Kukës geht es bergauf, bergab und wieder einmal durch viele Kurven in schöner Landschaft. Danach können wir uns auf ein Stück neu gebauter Autobahn ein wenig ausrasten. Sonja ist richtig froh darüber. In den letzten Tagen sind wir so viele Bergstrecken gefahren, wie noch nie. Die Straßen waren teilweise doch auch sehr fordernd und viele Erinnerungssteine mahnen zur Vorsicht. In Albanien werden diese Gedenksteine, die an den verschiedenen Straßen auf verstorbene Menschen hinweisen, als „Vdekjeprurëse“ bezeichnet. Das Wort leitet sich aus dem Albanischen ab und kann sinngemäß als „Todesgedenkstein“ übersetzt werden. Diese Gedenksteine sind oft mit Namen, Geburts- und Sterbedaten der verstorbenen Personen versehen und dienen als Erinnerung an tragische Ereignisse oder Unfälle, die an diesem Ort stattgefunden haben. Sie sind eine Art Straßen-Memoriam für die Verstorbenen und werden von Familienangehörigen oder Freunden aufgestellt und gepflegt, um ihre Trauer und Erinnerung zum Ausdruck zu bringen. Weil es so viele Gedenksteine sind, hat Sonja absolut kein gutes Gefühl bei den vielen Kurven und Abgründen …
Anschließend fahren wir wieder über Landstraßen durch einsame, gebirgige Landschaften in Richtung Süden. Neben der wunderschönen Landschaft sehen wir auch gar nicht so selten verlassene Gebäude am Straßenrand. Albanien ist eines der ärmsten Länder in Europa. Das Durchschnittseinkommen liegt bei etwa € 430,– im Monat. Im Vergleich dazu in Deutschland bei ca. € 3.500,– im Monat …
Am War Memorial – einem eindrucksvollen Partisanen-Denkmal auf einer Passhöhe in 900 Meter Höhe – parken wir unser Wohnmobil neben einem Feldweg auf einer Wiese. Wir überlegen, hier einsam zu übernachten – die Aussicht wäre wunderbar …
GPS: N 41,79980° E 20,39270°
Zwischengeschichtl – „Menschen in Albanien III“…
In der Nähe eines Kriegerdenkmales finden wir ein für uns geeignetes Plätzchen zum Übernachten. Einsam, ein bisschen abenteuerlich, kein Haus weit und breit – hier wollen wir heute schlafen. Ein Wagen hält – eine Mutter fährt mit ihren drei Kindern nach Hause. Auf meine Frage, ob man hier mit dem Wohnmobil stehen bleiben darf, sagt sie auf Englisch „Ja, natürlich!“ Woher wir kommen, warum wir in Albanien sind und wie uns das Land und die Leute gefallen? Auch sie freut sich über unsere positiven Antworten, Ich frage mich, warum sind die Menschen hier bloß so nett, man ist das nicht gewohnt? Während ich eine Runde mit der Drohne fliege, kommen plötzlich zwei junge Burschen über die Wiese und beobachten im Respektabstand mein Treiben. Natürlich zeige ich ihnen das Display und wie das Ding funktioniert. Sie fragen mich – ebenfalls auf Englisch – ob ich zu ihren Schafen fliegen könnte und ein Foto von oben von der Herde machen könnte. Nichts leichter als das – die Burschen sind begeistert und ich sende ihnen auf ihr Handy die Schafluftaufnahme.
Plötzlich sind die zwei Burschen wieder weg, um nach 10 Minuten mit zwei selbst gepflückten Wiesen-Blumensträußen wieder bei uns aufzutauchen. Als Dank für die Drohnenaufnahmen schenken sie uns die Blumensträuße – hat man dafür noch Worte?
Wir laden sie auf eine kleine Jause mit Süßigkeiten ein und plaudern einige Zeit: Sie sind ca. 17 und 18 Jahre alt, lernen in der höheren Schule Englisch und müssen am Wochenende die Schafe hüten (diese Arbeit machen unter der Woche die Großeltern …). Auch ihnen gefällt Albanien – ob sie hier bleiben werden/können, steht noch in den Sternen, sagen sie …
Nach einer Weile müssen sie wieder zu ihren Schafen und wir haben unseren Vorrat an Süßigkeiten gänzlich aufgebraucht – die Freude der Beiden war riesengroß und da Freude bekanntlich ansteckend ist, sind auch wir besonders Dankbar für diese Begegnung …
Nach einer halben Stunde bekommen wir wieder Besuch – dieses Mal ist es die andere Abteilung der hiesigen Jugendlichen. Drei Burschen im geschätzten Alter von 12 bis 15 Jahren kommen auf uns zu. Der Jüngste von ihnen nimmt auf einem unserer Sesseln Platz und fragt nach Schokolade. Gleich wird uns klar, dass die drei zwar vom Besuch unserer Freunde von vorhin erfahren haben, aber ganz aus einem anderen Holz geschnitzt sind. Über Google Translate erfahren wir dieses Mal, dass wir ihnen ebenfalls etwas zu essen, vornehmlich Schokolade, geben sollten. Brot oder Sonstiges ginge zur Not auch. Da wir alles schon vorhin hergeschenkt hatten und ich das den drei Burschen mitteile, erklären uns diese, dass sie auch Geld nehmen würden. € 10,– wären in Ordnung. Als die drei immer aufdringlicher werden und ins Wohnmobil kommen wollen, weise ich sie zurecht und sage, dass es genug sei …
Sie gehen zur Straße und zünden sich Zigaretten an. Ein paar Minuten später kommt ein Fahrzeug mit mehreren Männern drin und bleibt stehen. Die Burschen und die Männer unterhalten sich einige Zeit, dann fährt das Auto wieder weiter. Die drei Burschen kommen zum Fahrzeug zurück und setzen sich direkt vor unserem Eingang.
Jetzt wird es langsam nervig. Sonja und ich beschließen, weiter zu fahren. Wir haben kein gutes Gefühl mehr bei der Sache und so packen wir kurzer Hand zusammen und fahren weiter. Man soll seinem Bauchgefühl immer folgen …
Zuerst ärgern wir uns über die drei frechen Burschen – aber vielleicht hatten sie doch nichts Böses im Schilde und dann überwiegt eindeutig die Freude über die zwei Schäferburschen, die sich über das Drohnenfoto so gefreut haben.
Nach diesem kleinen Abenteuer fahren wir nach ca. 30 Kilometer zu einer Tankstelle. Dort lerne ich durch Zufall Zamir M. kennen – seines Zeichens Tankstellenbesitzer. Ich erzähle ihm die kleine Episode und er erklärt mir, dass so etwas schon vorkommen kann – es gibt überall solche und solche Menschen. Weise gesprochen. Zamir gehört zu den guten Menschen – hoffen wir zumindest. Auf unsere Frage sagt er uns, dass wir unbedingt neben seiner Tankstelle kostenlos übernachten sollen/müssen. Die Tankstelle ist die ganze Nacht offen und daher überwacht. Wir können gerne die Toilette benützen und uns beim Wasserhahn bedienen. Ob er in seinem benachbarten Wohnhaus noch etwas Vernünftiges zum Essen findet, kann er nicht genau sagen, da seine Ehefrau übers Wochenende verreist ist.
Das Angebot für die Übernachtung nehmen wir dankend an – das Essen lehnen wir dankend ab. Trotzdem bekommen wir vom Tankwart noch ein paar Nüsse als Geschenk und die Versicherung, dass er über Nacht auf uns aufpassen wird …
Am nächsten Morgen bedanke ich mich nach einer ruhigen Nacht bei Zamir für seine Gastfreundschaft mit einem kleinen Geschenk. Als Dank dafür schenkt er mir noch Verpflegung aus seinem Laden für die Weiterfahrt. Falls wir irgendwo – egal wo in Albanien oder Nordmazedonien – in Schwierigkeiten kommen sollten, müssten wir nur seinen Namen nennen oder ihn anrufen – er könne uns sicherlich weiter helfen …
Tag 8
So. 04.06.2023
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Weschselhaft + 28° C
Abfahrt: 09:35 Uhr - Ankunft: 12:44 Uhr
Reisezeit: 03 Stunden 09 Minuten
Tankstelle Zamir M. - Ohridsee
1708 - 1797 km (89 km)
Nordmazedonien
Dem Abenteuer vom Vortag und einer ruhigen, wohlbehüteten Nacht – folgt ein ausgiebiges Frühstück und nette Abschiedsworte von Zamir.
Heute werden wir nicht sehr weit fahren, In der Nähe von Lin wollen wir uns am Ohridsee einen Stellplatz suchen. Vorher geht es noch über die Nordmazedonische Grenze und dann wieder zurück nach Albanien …
Moscheen, katholische Kirchen, neue Hotels, alte Gebäude begleiten uns auf dem Weg …
Ohridsee
Die Grenzübergänge verliefen problemlos und so sehen wir nach einem Pass den Ohridsee mit dem Städtchen Lin vor uns.
Hier greifen wir einen Tipp von den sympathischen Youtubern „Iris und Uwes Womo-Welt“ auf und finden einen schönen Stellplatz direkt am Ohridsee …
Wir genießen die Mittagsjause und den Nachmittag am ruhigen Strand des Ohridsees. Er zählt zu den ältesten Seen der Welt und weist eine ganz eigene Fauna und Flora auf, so gibt es hier eine eigene Ohridforelle. Wir sehen Schmetterlinge, aber wir fürchten uns auch beim Schwimmen vor Schlangen, die sich durch das Wasser schlängeln. Unsere „Nachbarn“ – insgesamt stehen noch zwei weitere Fahrzeuge hier – erklären uns, dass die Wasserschlangen hier sehr verbreitet aber harmlos sind. Ihr Wort in Gottes Ohr …
Bei der Mittagsjause habe ich einem lieb aussehenden Straßenhund ein Stückchen von meiner „Schusterwurst“ geschenkt – seitdem ist er mein Freund und weicht nicht mehr von meiner Seite. Es gibt auch, wie in anderen südlichen Ländern, einige Straßenhunde, die aber einen ruhigen und friedlichen Eindruck machen. Ein Experte hat mir geraten, diese Hunde nicht zu füttern und normaler Weise halte ich mich auch daran, aber der hier hat so einen lieben Blick …
Gegen Abend wollen wir uns auf den Fußweg in das Örtchen Lin machen, um eine Ohridseeforelle (albanisch: Koran) zu verspeisen (ebenfalls ein Tipp von Iris und Uwe …).
Vorbei an einem Hotel, wo wir das WC benutzen dürfen, geht es entlang des Ufers ein paar Kilometer weiter in fast unberührter Natur. Es riecht nach Kräutern, wir sehen eine Schildkröte, eine Schlange (es gibt hier viele Ringel- und Würfelnattern), eine freilaufend Kuh, einen freilaufenden Esel, der den Weg nicht frei geben will und einen freilaufenden Bauern und wir sehen auf diesem Streckenabschnitt keinen Müll. Nach diesem abenteuerlichen Spaziergang kehren wir in einem der „Rosas B&B“ – anscheinend gibt es jetzt zwei oder drei davon – ein und das erste was wir hören, sind steirische Klänge? Zwei Motorrad-Veteranen waren mit ihren BMW’s in der Türkei und sind jetzt auf dem Heimweg zufällig hier vorbei gekommen. Später gesellt sich noch ein älteres Ehepaar dazu, wo er ein pensionierter Geschichte Professor ist – Interessante Gespräche folgen und so übersehen wir nach dem köstlichen Fischessen fast die Zeit und es wird schon bald dunkel …
Als wir aufbrechen, wartet eine Überraschung vor dem Lokal auf uns: Mein Freund – der Hund vom Nachmittag – liegt hier und wartet auf uns. Er begleitet uns den ganzen Weg zurück und wir sind froh, dass wir im Dunkeln einen ortskundigen Führer haben …
Tag 9
Mo. 05.06.2023
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Wechselhaft + 24° C
Abfahrt: 11:32 Uhr - Ankunft: 18:20 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 48 Minuten
Ohridsee - Osum Canyon
1797 - 1991 km (194 km)
Relaxen ist am Vormittag angesagt. Der See bietet eine gute Abkühlung zu den schon sommerlichen Temperaturen. Lesen, schwimmen gehen, Nichtstun …
Kurz vor Mittag geht es wieder weiter. wir fahren gegen Südwest. Der Ousm Canyon ist heute unser Ziel, vorher geht die Reise vorbei an riesigen Werbetafeln, an Ölfelder und an der Stadt Berat. Ab hier wird die Landschaft wieder natürlicher. Wenig Häuser, ein Tal mit einem wilden Fluss, wieder alle mögliche Tierarten mit ihren Aufpassern, die uns freundlich zuwinken …
Osum Schlucht
Nach Berat wird das Tal immer enger und wir fahren in Richtung Osum Schlucht – ein Naturdenkmal. Es wird allgemein angenommen, dass der Fluss vor vielen Jahren unterirdisch floss, aber im Laufe der Zeit verschwand der Felsen über dem Fluss und schuf die aktuelle Form der Schlucht …
„Der Grand Canyon von Albanien …“ – ich findet solche Bezeichnungen unnötig. Wenn man sich diesen beeindruckende Schlucht ansieht, braucht es keinen Vergleich zu irgendetwas noch größeren, noch gigantischeren… – es ist auch so schön genug!
Der Fluss Osum windet sich hier 13 Kilometer lang durch die 80 Meter hohen Felsen. Man könnte auch eine Canyon-Wanderung unternehmen, aber es hat leider zu regnen angefangen und vor zwei Wochen kamen hier zwei Touristen ums Leben, als sie nach einem Gewitter das Hochwasser überraschte …
Die Osum-Schlucht ist eine der spektakulärsten Naturattraktionen Albaniens. Die Ränder der Schlucht haben ein ungewöhnliches Ökosystem, das das Grün auf beiden Seiten der Schlucht das ganze Jahr über bewahrt. Mediterrane Büsche wie Heide und Dornbusch gedeihen zusammen mit einer reichen Flora und Fauna. Einige der Felsformationen im Karst haben phantasievolle Namen wie Kathedrale, Auge und Dämonentür. Wir fahren quasi bis zum Ende der Schlucht oder eigentlich besser gesagt: Bis zu einer Brücke. Vor hier aus geht es nur mehr ins nächste Dorf und dann mit Allradfahrzeugen über eine Schotterpiste weiter.
Am Abend stehen wir Mutter Seelen alleine in dieser einsamen Gegend, nur ein einsamer Hirte mit seiner Herde zieht vorbei. Die Häuser nebenbei sind längst verlassen und wir genießen nur das Rauschen des Baches unterhalb in der Schlucht …
Tag 10
Di. 06.06.2023
Vormittag: Sonnig + 27° C
Nachmittag: Sonnig + 29° C
Abfahrt: 09:30 Uhr - Ankunft: 18:00 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 30 Minuten
Osum Schlucht - Berat - Hidrovor Beach
1991 - 2057 - 2141 km (150 km)
Wir sind heute den 10. Tag unterwegs und haben schon wirklich viel und schöne Sachen gesehen und erlebt. Berge, Seen, gute und schlechte Straßen, Kurven – Kurven – Kurven, wilde und ganz liebe Tiere, interessante Begegnungen mit den Albanern*innen, abenteuerliche Ausflüge, Wanderungen und vieles andere mehr …
Was fehlt? Richtig – das Meer! Also geht es heute unbedingt ans Meer und vorher noch in die touristisch bekannte Stadt Berat, die jetzt auf dem Rückweg auf dem Weg liegt. Ich war heute schon bei wieder herrlichem Wetter früh auf den Beinen und habe die Gegend mal ohne Kamera erkundet. Auch mal schön, sich den kleinen (Blumen) und großen Dingen (Canyon) der Natur zu widmen, ohne nachdenken zu müssen, wie wir es am besten ins Bild rücken können …
Nach der einstündigen Frühwanderung genehmige ich mir einen guten Kaffee im Freien und beobachte den Hirten, der heute mit seinen Schafen, Hunden und Ziegen wieder in Richtung Berge zieht. Der Hirter grüßt mich von weitem – die Hunde scheinen eher weniger freundlich zu sein, darum verziehe ich mich kurz ins Wohnmobil und schmeisse Sonja aus dem kuscheligen Bett …
Nach dem Frühstück geht es wieder retour in Richtung Berat. Auf der Rückfahrt erkunden wir das Bride’s Hole, um das sich folgende Legende rankt: „800 m vom Ort Bagazi entfernt, befindet sich ein Hohlraum mit einer Länge von 7-8 m und 2 m Durchmesser. Der Legende nach musste ein junges Mädchen, gegen ihren Willen heiraten. Die Tradition zwang sie dazu. Die Frau plante ihre Flucht. Sie betete zu Gott und sah die Canyons an. „Öffne die Felsen, um mich zu retten“, flehte das Mädchen und sie wurde erhört und vor ihr öffnete sich ein Hohlraum. Sie sprang vom Pferd und versteckte sich für immer in dem Loch im Felsen“ Danach sehen wir uns noch den Fußabdruck von Abaz Aliu an: „n der Nähe des Dorfes Dhores, etwa 5 km von Çorovodë entfernt, gibt es eine kleine Kapelle mit Fußabdrücken. Die Legende legt nahe, dass dieser Fußabdruck, um den die Kapelle gebaut wurde, die des Heiligen Abaz Aliu sind. Abaz Aliu kam zum Berg Tomorr auf einem weißen Pferd geflogen. Es wird vermutet, dass Abaz Aliu einen Fußabdruck in der Ebene von Kajcës und in Dhores hinterlassen hat, von wo er zum Berg Tomorr flog, um seine Feinde zu besiegen.“ Weiters sehen wir immer wieder, die in Albanien altbekannten Bunker …
Berat
Berat – Die Stadt der Tausend Fenster, gilt als die schönste Stadt Albaniens und da darf man als Tourist nicht dran vorbeifahren. Also fahren wir zuerst einmal durch und finden im Verkehrsgewirr keinen Parkplatz. Bei der Hinfahrt sahen wir einen bewachten Parkplatz und wir stellen uns für LEK 210,– auf diesem Platz ab.
GPS: N 40,70202° E 19,95488°
Außer unserem Kurzbesuch in Shkodra hatten wir ja bisher noch keinen Stadtbesuch auf dem Programm, darum wollen wir uns jetzt intensiv der Stadt Berat widmen. Die ca. 60.000 Einwohner zählende Stadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe – die große Anzahl an Fenstern in den Gebäuden der Altstadt ist auf die historische Architektur zurück zu führen, hat aber auch eine kulturelle und praktische Bedeutung (sagt ChatGPT). Durch enge Gassen wandern wir den steilen Weg hoch zur Burg (Kalaja).
Von hier hat man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und die Umgebung. Wir lassen es uns gut gehen und einen Kaffee schmecken, kaufen Kirschen, beobachten die vielen Menschen hier heroben und schlendern anschließend wieder ins Tal.
In der Fußgängerzone ist ebenfalls viel los. Man merkt, dass Berat eine Touristenstadt ist. Aber auch einige Busse mit vielen, ganz in Schwarz gekleideten Menschen und viel Polizei, erregt unsere Aufmerksamkeit.
In einem der vielen Lokale probier ich einheimische Gerichte. Wir haben keine Ahnung, was jetzt auf mein Teller kommen wird, aber es schmeckt vorzüglich …
Nachdem wir noch ein bisschen mit Einheimischen beim Dominospielen – anscheinend der Lieblingsbeschäftigung der männlichen Albaner – geplaudert haben, geht es weiter ans Meer …
Hidrovor Beach
Der Besuch von Berat war schön, aber jetzt soll es endlich ans Meer gehen. Nördlich von Vlora geht es Kilometer lang auf einer Schotterstraße Richtung Meer. Wir freuen uns über Pelikane und Flamingos, die man auch nicht alle Tage sieht …
Doch etwas holprig ist die Zufahrt zum Hidrovor Beach über eine einspurige geschotterten Straße. Danach geht es über Sandstraßen an einem Fischrestaurant vorbei durch ein kleines Wäldchen, bevor man den himmellangen Strand vor sich sieht. Wir fahren hinter einem PKW nach, der von einem netten Mädchen aus Schwaz in Tirol gelenkt wird. Sie biegt links ab und fährt mit Schwung durch den immer tieferwerdenden Sand. Irgendwann bleibt sie und ihr Freund mit ihrem Fahrzeug hängen und sie beschließen, dass dies der ideale Platz zum Übernachten ist. Zum Rausfahren wird ihnen schon jemand helfen, sind sich die Beiden einig.
Wir biegen rechts ab und suchen uns ein sicheres Plätzchen zum Übernachten. Hier ist der Sand fest und wir stehen bombensicher. Weiter vorne gibt es einige weiche Stellen.
Wir sind auf vier Kilometer fast alleine an diesem Strandabschnitt, nur aus einer kleinen Bar in der Nähe klingen ein paar Stimmen. Wir nützen den angebrochenen Abend wieder einmal zum Relaxen. Baden im ca. gefühlt, 20 ° C Grad warmen, Meereswasser. Drohnen fliegen und lesen – so lassen wir den warmen Juni Abend ausklingen und ein Gläschen in der Strandbar darf auch nicht fehlen …
Tag 11
Mi. 07.06.2023
Vormittag: Regen + 23° C
Nachmittag: Wechselhaft + 24° C
Abfahrt: 09:08 Uhr - Ankunft: 12:24 Uhr
Reisezeit: 03 Stunden 16 Minuten
Hidrovor Beach - Benja Thermalquellen
2141 - 2288 km (147 km)
Nach einer absolut ruhigen Nacht am Hidrovor Beach brechen wir doch früher auf als gedacht. Der Besitzer der Strandbar hat uns aufmerksam gemacht, dass Regen angesagt ist und bei Regen ist die Rückfahrt über den Sand und durch den Wald immer ein Lotteriespiel, speziell für 7 Meter lange Wohnmobile, sagt er lächelnd …
Das leuchtet sogar uns Abenteurern ein. Also suchen wir uns ein weiteres Ziel, das da Thermalquellen von Benja heißt …
Als wir gegen 09:00 Uhr von einem Traumstrand abfahren, fängt es gerade zu regnen an, aber wir kommen noch sicher auf die befestigte Straße. Während der fast 150 Kilometer langen Fahrt nach Benja finden Sonja und ich – wie immer auf unseren Reisen – viel Zeit zum quatschen und zu philosophieren …
Wir sprechen über unsere Kinder, Enkelkinder und Freunde, die zu Hause verweilen und wie es ihnen so geht? Wir sprechen über die Straßen von Albanien, die wir von unbefahrbar bis absolut top einstufen, nur warum man teilweise Geschwindigkeitsbeschränkungen von 30, 40 und 60 km/h auf freien Landstraßen hat und dabei von Albanern mit mindestens 100 km/h überholt wird, verstehen wir nicht. Vielleicht um die Pferde- und Eselgefährte, die man reichlich sieht, nicht zu gefährden. Wir verstehen auch nicht, warum man in südlichen Ländern überall Müll und Unrat im Freien verbrennt? Wir stocken in einem der vielen kleinen Läden (große Einkaufshäuser wie bei uns, findet man fast überhaupt nicht …) unsere Vorräte auf und gelangen nach schöner Fahrt entlang der Vjosa zu den Thermalquellen von Benja …
Thermalquellen von Benja
Kurz vor den Thermalquellen befindet sich ein gemütlicher Campingplatz. Da wir aber aus verschiedenen Gründen prinzipiell das Freistehen bevorzugen, fahren wir ein paar Meter weiter und bemerken, dass das Freistehen direkt bei den Thermalquellen wohl auch nicht mehr lange kostenlos möglich sein wird. Denn auch hier wird – wie in vielen Teilen des Landes – touristisch gehörig aufgerüstet und es werden gerade neue Stellplätze angelegt. Das Kassahäuschen am Eingang steht schon …
Von irgendetwas müssen natürlich auch die Albaner leben und so lassen wir uns ein kleines Mittagessen schmecken, bevor es zu den berühmten Thermalquellen geht. Auf dem Weg dahin bestaunen wir noch ein deutsches Paar, dass nur mit wenigen Mitteln und einem PKW in Albanien unterwegs ist – auch so kann „Camping“ gehen …
Von weitem erkennen wir schon die alte Steinbrücke Ura e Kadiut, welche im 18. Jahrhundert erbaut wurde und sich über den Fluss Lengarica spannt. Fotos auf der Brücke müssen sein, sagt meine Gattin Sonja – also machen wir das auch. Danach geht es in die 22 – 28 °C warmen Becken. Leichter Schwefelgeruch liegt über der Landschaft und es tummeln sich etliche Mitschwimmer aller Generationen in dem trüben, blauen Thermalwasser, das Chlor-Natrium-Kalzium-Substanzen enthält (Wikipedia). Am Abend besuchen wir noch einmal das große Becken – es sind jetzt weniger Menschen anwesende – und genießen das Wasser und die Umgebung …
Tag 12
Mi. 08.06.2023
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 32° C
Abfahrt: 10:05 Uhr - Ankunft: 18:23 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 18 Minuten
Benja Thermalquellen - Gjirokastra - Blue Eye - Butrint
2288 - 2362 - 2394 - 2430 km (142 km)
Heute stehen wir einmal früh auf und wandern ein bisschen in den Lengarica Canyon, um anschließend noch einmal die Thermalquellen zu benutzen – hier kann man auch den heilenden Schlamm auflegen oder einfach nur entspannen …
Gjirokastra
Weiter geht es nach Gjirokastra, eine der ältesten Städte Albaniens und ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe.
Wir finden nur schwer einen Parkplatz und müssen den ganzen Weg hoch zu Fuß gehen, bei diesen Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit, aber es lohnt sich …
Blue Eye - Syri i Kaltër
Es liest sich fast so, wie wenn eine Sehenswürdigkeit die andere jagen würde. Aber nein – das stimmt nicht, wir lassen uns heute wirklich Zeit. Die Temperaturen erlauben auch nichts anderes. Nach einem kühlen Getränk und Mittagessen in Gjirokastra gehen wir ein paar Kilometer zurück zu unserem geparkten Wohnmobil. Dann geht es ein paar Kilometer eine Bergstraße hoch, zum Touristen-Hotspot Blue Eye.
Die Anfahrt war schon mal wunderschön, jetzt befinden wir uns auf einem neu angelegten Parkplatz:
GPS: N 39,91681° E 20,18164°
Gebühr: LEK 200,– (ca. € 2,–)
Hier könnte man sich sogar E-Skooter ausleihen. Sonja vertraut aber lieber auf ihr Fußwerk. Der Eintritt zum Blue Eye mutet fast lächerlich an: LEK 50,– pro Person (€ 0,40). Danach geht es entlang eines Sees auf einer neu angelegten Straße zum Syri i Kaltër. Schließlich gelangen wir nach zwei Kilometer zum eigentlichen Fluss, der aus der berühmten Quelle entspringt.
Schon hier faszinieren leuchtblaue Libellen. Es handelt sich hier um die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens) – sagt das Handy. Egal – sie sind wirklich beeindruckend. Und dann spazieren wir direkt zum Blue Eye: Der Blue Eye hat seinen Namen aufgrund seines Aussehens, das einem großen blauen Auge ähnelt. Das Wasser ist unglaublich klar, und seine lebendige blaue Farbe wird auf die tiefe unterirdische Höhle zurückgeführt, aus der das Quellwasser fließt. Die genaue Tiefe des Blue Eye ist immer noch nicht bekannt, wird jedoch als ziemlich tief geschätzt.
Wir haben Glück, weil gegen Abend nicht mehr so viele Menschen hier sind und das Naturschauspiel ist wirklich einmalig …
Butrint
Nach diesem wunderbaren Naturerlebnis fahren wir in Richtung Küste und passieren Ksamil – eine explodierende Touristenstadt, die so gar nicht unserem Geschmack entspricht. Wir fahren fast schockiert weiter zu den Ausgrabungsstätten von Butrint, das nicht weit entfernt von der griechischen Grenze liegt.
Wir parken unser Wohnmobil auf einem schattigen Parkplatz eines Hotels. Beim exklusiven Abendessen fragen wir, ob wir hier übernachten dürfen – Natürlich kein Problem, sagt der nette Kellner, mit dem wir einige Gedanken austauschen dürfen. Nebenbei genießen wir das köstliche Essen, den eleganten Gastraum, den wir ganz alleine benützen dürfen und anschließend die herrliche Abendstimmung mit Blick auf Korfu – schöner kann das Wohnmobil-Leben nicht sein – schauen wir einmal, was der dritte Teil unserer Albanien- bzw. Heimreise bringen wird ..