Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Südnorwegen: Land der Fjorde - Teil 1

Teil 1 – 13.07. bis 18.07.2018

Gesamtroute 13. Juli bis 29. Juli 2018

2018 - Gesamtroute - Südnorwegen: Land der Fjorde ...

Gesamtroute:

Kuchl (A) – Flensburg (D) – Skagen (DK) – Hirtshals – Fähre – Kristiansand (N) – Mandal – Südkap Lindesnes – RV 44 – Stavanger – Svord i Fjell – Issalvatnet – Preikestolen – Hetlandsvatnet – Langfossen – Latefossen – Norheimsund  – Steindalsfossen – Bergen – Hamlagrøvatnet – Flåm – Lærdalstunnel – Nigardsbreen-Gletscher – Jostedøla – Fosnavåg – Vogelinsel Runde – Geirangerfjord – Heggjebottvatnet – Lom – Lillehammer – Vägsjön (S) – Vanern – Öresundbrücke – Gedser (DK) – Rostock (D) – Tropical Island – Dresden – Therme Erding – Kuchl (A) – 5967 km

VORWORT

Ach, wir haben das Gefühl, schon soviel auf unseren Wohnmobilreisen gesehen und erlebt zu haben – aber wir kennen trotzdem leider nur einen ganz kleinen Bruchteil von „unserem“ schönen Europa. Zum Beispiel haben wir vor vier Jahren bei unserer Elchtour eine traumhafte Fahrt zum Nordkap und danach über die Lofoten, Vesterålen, Trondheim, Oslo, usw. wieder zurück nach Kuchl unternommen. Der Süden Norwegens aber ging sich auf Grund der zur Verfügung stehenden, geringen Zeit dann doch leider nicht aus …

„Sonja, fahren wir heuer vielleicht nach Südnorwegen?“ lautete daher meine bescheidene Anfrage an meine allerliebste Gattin. „Tja Rupert, warum fahren wir heuer nicht nach Südnorwegen, soll ja landschaftlich ganz schön dort sein …“ war die lächelnde und wohlwollende Antwort. Also fahren wir heuer nach Südnorwegen und auf Anhieb habe ich viele geistige Bilder im Kopf: Skagen an der Nordspitze Dänemarks, wo Ost- und Nordsee aufeinander treffen; zum Südkap Norwegens; unbedingt den Preikestolen erklimmen, ein bisschen fischen, vielleicht noch die Vogelinsel Runde, Stavanger und Bergen und – was das Wichtigste ist: eine nette Zeit zusammen mit Sonja auf der Reise entlang der norwegischen Fjorde verbringen …

DANKE, wie immer an Thomas und Marie-Luise, die auf unser Schuhgeschäft aufpassen und dann kann es wieder (endlich) los gehen …

Daten:
– Österreich: 8,58 Mio. Einwohner, 83.878 km2 Fläche, 102 Einwohner/km2, Wien;
Deutschland: 80,79 Mio. Einwohner, 367.167 km² Fläche, 226 Einwohner/km², Berlin;
– Dänemark: 5,62 Mio. Einwohner, 43.094 km² Fläche, 130 Einwohner/km², Kopenhagen;
– Schweden: 9,64 Mio. Einwohner, 438.575 km² Fläche, 22 Einwohner/km², Stockholm;
– Norwegen: 5,06 Mio. Einwohner, 385.199 km² Fläche, 13 Einwohner/km², Oslo;

Reiselektüre:
– Womo-Verlag: – Mit dem Wohnmobil nach Sürdnorwegen
–  Eigene Erfahrungen, Tipps aus vielen Internetseiten, -Foren und von Björn Seifert

Die Anfahrt ...

Über Dänemark nach Norwegen ...

13.07. – 18.07.2018

Kuchl (A) – Flensburg (D) – Skagen (DK) – Hirtshals – Fähre – Kristiansand (N) – Mandal – Südkap Lindesnes – RV 44 – Stavanger – Svord i Fjell – Issalvatnet – Preikestolen – Hetlandsvatnet – 2155 km

Tag 1
Fr. 13.07.2018
Nachmittag: Sonnig + 26° C
Abfahrt: 18:45 Uhr - Ankunft: 00:05 Uhr
Reisezeit: 05 Stunden 20 Minuten
Kuchl (A) - Autohof Berg (D)
0 - 472 km
Zwei heiße Eisen (Lamborghini) aus Tschechien ...

Wir starten am Freitag Abend, nehmen lässig und ohne murren die völlig unnötige Wartezeit wegen der Kontrollen am Walserberg (Grenze zu Deutschland) hin und tuckern gemütlich Richtung Norden …

Beim Autohof Berg – irgendwo an der A9 in Deutschland –  stellen wir unser Womo gegen Mitternacht in einer Seitengasse ab, „sichern“ die Vordertüren und schlafen friedlich ein ..

Übernachtungsplatz Nähe Autohof Berg (D)
Parkplatz, kostenlos
(Autobahnrastplätze werden allgemein wegen Einbruchsgefahr nicht als Übernachtungsplätze empfohlen)
Tag 2
Sa. 14.07.2018
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Sonnig + 26° C
Abfahrt: 07:45 Uhr - Ankunft: 16:45 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden
Autohof Berg - Flensburg
472 - 1157 km (685 km)
Unsere Maskottchen sind natürlich auch wieder on Tour ...

Ich werde als Erster wach und mache mich still und leise auf den Weg. Nach einiger Zeit suchen wir uns entlang der Autobahn ein schönes Plätzchen zum Frühstücken und genießen unseren zweiten Urlaubstag …

Die Fahrt geht danach ohne größere Probleme und bei relativ flüssigen Verkehr über Hamburg in Richtung dänischer Grenze. In Flensburg suchen wir uns am Nachmittag einen großen Supermarkt, um noch einige Dinge ein zu kaufen …

Einsam und verlassen vor einem Einkaufszentrum ins Flensburg (D) ...
Panne: Defekter Starter - pünktlich nach gut 4 1/2 Stunden kam der Pannendienst ...

Zwischengeschichtl – Panne Teil 1

Voll bepackt kehren wir, nach dem Einkauf im Supermarkt, zurück auf den riesigen Parkplatz zum Wohnmobil und starten unser Fahrzeug …

… Besser gesagt: Ich will starten – aber es rührt sich nichts – absolut nichts: kein Klack, kein Brmmmm und schon gar kein Starten des Motors. Quasi innere Stille. In der Natur super – im Auto, das uns nach Norwegen bringen soll, eher schlecht. Der Fachmann (ich) probiert noch ein paar Mal den gefühllosen Starter wieder zu beleben (nichts), öffnet die Motorhaube (nichts Außergewöhnliches zu sehen) und kommt zur Erkenntnis, dass er sich nicht auskennt. Zumindest weiß er (ich) dass es nicht an der Batterie hapert (Licht und Warnlampen leuchten hervorragend) und schlägt daher die Starthilfe eines netten Deutschen dankend aus. Ich tippe auf einen defekten Starter …

Nur keine Panik, wir haben Urlaub und die Fähre von Dänemark nach Norwegen ist erst für morgen Abend gebucht. Ich nütze mein Nothilfe-App (für was habe ich denn das Ding …) unseres österreichischen Automobilclubs ÖAMTC und fordere relativ einfach Nothilfe an – absenden – fertig. Nach 10 Minuten ruft mich eine nette Dame aus Wien an, erzählt mir, dass ich auf dem Parkplatz vor einem Supermarkt in Flensburg stehe, spätestens in 60 bis 90 Minuten (das sei die normale Wartezeit) kommt der Pannendienst vorbei und ich soll mir keine Sorgen machen. Ich mach mir keine Sorgen, Sonja auch nicht. Wir machen uns ein gemütliches Kaffeetscherl, gehen noch einmal einkaufen, lesen die interessante Fiat-Betriebsanleitung von vorne bis hinten und warten. Nach ca. 60 Minuten ruft mich die nette Frau aus Wien noch einmal an und erkundigt sich, ob der deutsche Partner-Automobilclub ADAC sich schon bei mir gemeldet hat – hat er nicht! Die nette Dame sagt, dass ich mir keine Sorgen machen soll, spätestens nach insgesamt 90 Minuten sei der Pannendienst durchschnittlich vor Ort und das wird auch wohl in Deutschland so sein …

Ich mach mir noch immer keine Sorgen, gehöre aber anscheinend nicht zum Durchschnitt. Nach gut 120 Minuten rufe ich die nette Dame, die in der Zwischenzeit ein netter Herr geworden ist (Schichtwechsel), an und frage leise nach, ob man uns eh nicht vergessen hat – ich fühle mich so einsam. Ich bräuchte mir keine Sorgen machen, sagt der nette Herr, der deutsche ADAC ist verständigt, unterwegs und wird sich in Kürze melden. Nur Geduld – im Durchschnitt braucht der Pannendienst ….

Nach einer weiteren Stunde mache ich mir dann aber doch ein bisschen Sorgen: Der Parkplatz ist nun völlig leer. Ich bin ca. 5 bis 10 mal (oder waren es mehr …) mal rundherum spaziert, kenne jeden Mistkübel, bin mit einem vergessenen Einkaufswagen mehrmals herum gefahren, habe an der Straße die Autos gezählt – ein gelber Pannenwagen war leider nicht dabei. Um es kurz zu machen: Pünktlich nach gut 4 ½ Stunden und einigen weiteren Telefonaten kommt Jens vom ADAC in Flensburg … 

Jens ist jung, nett, freundlich und kennt sich aus. Auch er tippt nach einer kurzen Aufwärmphase auf einen defekten Starter. Während ich starte, klopft Jens dem Starter mit einem Hammer eine aufs Haupt und dieser läuft prompt wieder. Jetzt nur nicht abstellen, sagt Jens, er kann nicht garantieren, dass der Starter sich vor dem Hammer fürchtet und auch beim nächsten Mal wieder funktioniert. Jens telefoniert noch mit einem bekannten Mechaniker und macht uns die Hoffnung, dass uns dieser vielleicht morgen am Sonntag helfen kann. Wir fahren ein paar Minuten zur Werkstätte und stellen uns auf Anraten von Jens direkt vor das Garagentor, man kann ja nie wissen. Mit den netten Worten: „Macht euch keine Sorgen …“ verabschiedet sich der nette Jens. Die Nacht vor der Werkstätte verläuft ruhig. Kein Wunder, neben an ist ein riesiger Friedhof. Schauen wir mal, was der nächste Tag so bringen wird …

Parkplatz vor Mechaniker-Werkstatt
... relativ ruhig ...
kostenlos (wenn man Kunde ist ... 😉
Am Friedenshügel 26, D-24941 Flensburg
Tag 3
So. 15.07.2018
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Sonnig + 29° C
Abfahrt: 11:45 Uhr - Ankunft: 19:00 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 15 Minuten
Flensburg (D) - Skagen (DK) - Hirtshals - Kristiansand (N)
1157 - 1576 - 1621 - 1633 km (476 km)
Mit großem Gott-Vertrauen warten wir nach der ruhigen Nacht in Flensburg auf den Mechaniker ...

Zwischengeschichtl – Panne Teil 2 …

Pünktlich, wie abgemacht, erscheint gegen 10:00 Uhr – zwar nicht ein Engel – aber immerhin Andreas, der Besitzer der Werkstatt. Er hat einen entsprechend neuen Starter leider nicht im Haus, aber laut Internetliste gibt es diesen, in einem nicht weit entfernten Großlager. Jetzt muss Andreas nur mehr einen der zwei Mitarbeiter telefonisch erreichen und hoffen, dass dieser das besagte Großlager auch am Sonntag öffnet.

In der Zwischenzeit baut der nette Mechaniker den defekten Starter aus und fährt dann damit zum Großlager, wo bereits einer der beiden Mitarbeiter warten soll. Nach ca. einer Stunde ist Andreas zurück. Sein trauriger Blick verheißt leider nichts Gutes: Der Mitarbeiter war zwar wie telefonisch vereinbart vor Ort, der Starter aber nicht – ein Fehler in der Internetliste ….

Vorher hat Sonja noch zu mir gesagt: „Mach dir keine Sorgen …!“ aber ich sollte mit meiner eher negativen Vorahnung: „Wer weiß, ob das funktioniert …“ leider recht behalten. So – jetzt haben wir den Salat und zwei Möglichkeiten:
1. Wir warten bis morgen, da kann uns der nette Andreas einen Starter besorgen und einbauen. Das würde aber auch bedeuten, dass wir die vorgebuchte Fähre und den Preis dafür von € 270,– in den Wind schießen würden …
2. Wir fahren mit dem defekten Starter weiter, hoffen, dass dieser halbwegs funktioniert und suchen uns nach der Ankunft in Norwegen eine geeignete Werkstätte.
Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Andreas erklärt uns, dass der von ihm wieder eingebaute alte Starter noch 200 mal, 20 mal oder vielleicht auch nur noch 2 mal funktionieren kann und irgendwann oder gleich den Geist aufgeben wird – No Risk – no Fun!

Das Schöne und Besondere an diesem Sonntag: Andreas, der Mechaniker will für seine Arbeit und seinen ganzen Aufwand nichts verlangen, er konnte den Schaden ja nicht beheben, meint er! Wir bedanken uns ganz, ganz herzlich, geben ihm natürlich, trotz unserer angeborenen Sparsamkeit ein Trinkgeld und freuen uns gewaltig über diesen netten Menschen!!!

Unter Sonja's wachsamen Augen wird der Starter ausgebaut ...
Das "böse" Ding - der defekte Starter ...
Dänemark wir kommen (mit kaputtem Starter ...)

Doch mit etwas Bauchweh fahren wir weiter und erreichen bald die Grenze zu Dänemark. Wir stellen den Motor so wenig wie möglich ab. Manchmal (z.B. beim Tanken) ist es unumgänglich. Zum Glück funktioniert der Starter, allerding hört er sich ein wenig komisch an (wie in einem Lied von Fredl Fesl …).
Da es sich mit der Zeit leicht ausgeht, visieren wir trotz des unguten Gefühls, den nördlichsten Zipfel von Dänemark – Grenen bei Skagen – als Ziel an. Dort treffen sich die Ost- und die Nordsee und wir genießen einen Spaziergang am Strand bei herrlichem Wetter

Fähre (Color Line) von Hirtshals (DK) nach Kristiansand (N)

Nach dem erholsamen Zwischenstopp in Skagen geht es noch fast 60 Kilometer weiter nach Hirtshals, wo wir am Fährhafen der Color Line einchecken.

Kurz vor 21:00 Uhr legt die SPEED II von Dänemark ab und wir erleben die gut drei Stunden dauernde Überfahrt nach Norwegen …

Die Einfahrt in die Fähre hat reibungslos geklappt, die Überfahrt war ruhig – hoffentlich streikt bei der Ausfahrt in Norwegen unser Starter nicht!! Ich will mir gar nicht ausmalen, was los wäre, wenn der Motor nicht anspringt …

Fähre Hirtshals (DK) – Kristiansand (N)
20:50 – 00:05 Uhr – Preis: € 270,–

Hoffentlich springt unser Fahrzeug bei der Ankunft in Norwegen auch wieder an ...

Kurz nach Mitternacht erreichen wir Norwegen und haben Glück: Der Motor springt doch an und wir fahren noch 12 Kilometer in das Industriegebiet von Kristiansand, wo wir per Internet eine Fiat-Werkstätte ausgemacht haben, vor der wir nächtigen …

Parkplatz vor Fiat-Werkstätte
ruhig (Industriegebiet)
N-4604-4698 Kristiansand
Tag 4
Mo. 16.07.2018
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Sonnig + 29° C
Abfahrt: 11:45 Uhr - Ankunft: 19:00 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 15 Minuten
Kristiansand - Mandal - Südkap Lindesnes - RV44 - Refsnesstranden
1633 - 1689 - 1744 - RV44 - 1956 km (323 km)

Zwischengeschichtl – Panne Teil 3 …

Wir haben auf der diesjährigen Norwegenreise nun schon zum zweiten Mal vor einer Auto-Werkstätte übernachtet. Ich kann mir Romantischeres vorstellen – aber auch egal, wird schon noch besser werden.

Zeitig in der Früh betreten wir den großen Empfangsraum und bringen im besten Englisch unser Anliegen vor. Im wirklich guten Englisch erklären uns die Herren im blauen Mantel, dass sie gerne unser Wohnmobil herrichten würden, aber leider der richtige Starter nicht vor Ort wäre. Wir müssten uns aber keine Sorgen machen (don’t worry …) – in eine paar Tagen wäre der Ersatzteil hier …

So lange wollen wir aber nicht wirklich warten und so entschließen wir uns, mit etwas Risiko wieder weiter zu fahren …

Wir sehen die ersten typischen roten Häuschen und fühlen uns sofort an unsere Elchtour 2014 erinnert ...

Das Wetter ist wieder wunderschön, die Landschaft schon typisch norwegisch (rote/weiße Häuser, viel Wasser, viel Wald …) und was soll denn schon wirklich passieren, außer wir bleiben irgendwo in der Einöde plötzlich stehen …

Unser erstes Ziel ist Mandal und danach der Küste entlang bis zum Südkap von Norwegen …

Wir spazieren. am jetzt ruhigen, wunderbaren Strand von Mandal entlang. Hier haben sie sogar einen Zugang für Menschen mit Behinderung ins Wasser gebaut  – vorbildhaft.

Auf dem Weg zum Südkap führt uns unser Navi wegen einer Abkürzung von sage und schreibe 500 Meter auf eine sehr steile Schotterstraße ...
Steil, einsam, Schotter - anstatt die schöne Küstenstraße zu fahren, krebsen wir in der Wildnis herum ...

Zwischengeschichtl – Verwirrtes Navi …

Ich will es ja in diesem Reisebericht nicht unbedingt mit den Zwischengeschichtln übertreiben – aber was sein muss, muss sein ….- notorische Nichtleser können aber gerne den vielen Text in den blauen Kasterln überspringen …

Ich schätze unser Navi namens „Susi“ (die Dritte) sehr. Es hat uns jahrelang treu durch Europa gebracht und es ist ungemein praktisch, einfach die Koordinaten oder die Adresse einzugeben und sorgenfrei los zu fahren. Aber, so wie im richtigen Leben, darf „mann“ ihr auch nicht alles glauben und sollte den Hausverstand nicht ausschalten. Dabei habe ich mir jetzt gar nicht viel dabei gedacht, als Susi uns von der breiten asphaltierten Straße auf eine schmale Schotterstraße geführt hat. Wir fahren steil den Berg hinauf. Wie immer in solchen Fällen wird die Straße noch schmäler und noch steiler, weit und breit kein Haus, kein Mensch zu sehen. Einmal gehen sogar die Reifen durch. Wir sind in der Wildnis – wenn uns jetzt das Auto eingeht, dann helfe uns Gott (ein bisschen dramatisch ausgedrückt) oder andersrum: Ich weiß nicht, ob der norwegische ÖAMTC oder ADAC, oder wie immer er heißen mag, mit einem Abschleppwagen in diese Einöde finden und kommen würde …

Nach gut 17 nervigen Kilometern erreichen wir Gott sei Dank wieder die Hauptstraße und die Zivilisation. Susi, das miese Ding hat uns wegen einer, um sage und schreibe nur 500 Meter kürzeren Strecke auf diese Schotterpiste geführt …

Fast mystisch empfängt uns die Küste ...
Lindesnes

Nebelverhangen empfängt uns die Küste, aber bald reißt es auf und so erreichen wir das Südkap Norwegens.

Nachdem wir vor vier Jahren das Nordkap „erobert“ hatten, wollten wir auch das Gegenstück in Lindesnes besuchen – und wir haben beides nicht bereut …

Es empfängt uns eine herrliche Küstenlandschaft. Sonja macht sich noch zurecht und ich nütze die Gelegenheit, um nach einem kurzen Aufstieg das Ganze von oben zu betrachten – wunderbar …

Nachdem wir vor vier Jahren das Nordkap „erobert“ hatten, wollten wir auch das Gegenstück in Lindesnes besuchen – und wir haben beides nicht bereut …

Es empfängt uns eine herrliche Küstenlandschaft. Sonja macht sich noch zurecht und ich nütze die Gelegenheit, um nach einem kurzen Aufstieg das Ganze von oben zu betrachten – wunderbar …

Wir wandern zum Leuchtturm hoch. Irgendwie haben wir die Kassa für den Eintritt (ca. 80,– NOK ?) übersehen oder sie war geschlossen – keine Ahnung.

Es gibt noch Bunkeranlagen zu erforschen und vor allem die herrliche Aussicht zu genießen. Natürlich besteigen wir auch den 16 Meter hohen Turm und lassen uns die Seeluft durch die Nase streichen …

Vom Südkap zum Nordkap "nur" 2518 km - aber da waren wir schon ...
Nordsjøvegen

Für uns war das Nordkap vor vier Jahren beeindruckend und wir möchten die Reise dorthin nicht missen. Das Südkap ist von der Lage und der Landschaft her natürlich ganz etwas anderes und völlig unterschiedlich. Es hat uns gut gefallen und man könnte hier sicherlich auch nett mit dem Wohnmobil übernachten.

Unsere Fahrt geht aber weiter: Entlang der richtigen Strecke geht es vorerst von der Halbinsel zurück. Nordsjøvegen – die Nordseestraße, die nun folgt – ist mit ihren Fjorden, Bergen und Aussichten für uns eine der schönsten Straßen, die wir mit unserem Wohnmobil erleben dürfen …

Die RV 44 – Nordsjøvegen – einfach nur schön …

Abkühlung in der Nordsee: Refsnesstranda

Dieser wunderbare Tag verlangt nach einem wunderbaren Abschluss. Wir stellen das Wohnmobil am Refsnesstranden ab und wagen uns nach diesem herrlich warmen norwegischem Sommertag zum ersten Mal ins Meer …

Wir stehen dieses Mal nicht vor einer Werkstätte, sondern gemütlich ein bisschen hinter den flachen Dünen und erleben einen romantischen Sonnenuntergang plus einer Fliegeninvasion. Die Gelsen kann man an einer Hand abzählen – wahrscheinlich fürchten sie sich vor den vielen, schwarzen Fliegen …

Das Einzige, was heute nicht gepasst hat, ist unser Starter, der wieder einmal auf dem Parkplatz eines Supermarktes den Geist aufgab, aber mit einem leichten Klopfen mit dem Hammer wieder ins Leben zurück gerufen werden konnte. Jetzt müssen wir unbedingt bald etwas tun – nicht aus zu denken, wenn das Ding irgendwo in der Einöde das Zeitliche segnet …

Parkplatz vor langem Sandstrand (5 min)
WC (renovierungsbedürftig)
Kostenlos, Mistkübel
N-4365 Refsnesstranden
GPS: N 58,68627° O 5,55538°
Tag 5
Di. 17.07.2018
Vormittag: Bewölkt + 20° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 22° C
Vormittag von 08:00 bis 13:30 Uhr: Besuch mit dem Bus in Stavanger
Abfahrt: 13:54 Uhr - Ankunft: 17:42 Uhr
Reisezeit: 03 Stunden 48 Minuten
Refsnesstranden - Stavanger - Svord i Fjell - Issalvatnet
1956 - 1996 - 2002 - 2076 km (120 km)
Bei einer Fiat-Werkstätte lassen wir unser Womo zur Reparatur ....

Zwischengeschichtl – Panne Teil 4 …

Es reicht: wir wollen nicht länger das Risiko eines Totalausfalles des Wohnmobils eingehen. Gott sei Dank gibt es in einem Vorort von Stavanger eine große Fiat-Werkstätte. Jetzt bräuchten wir nur noch ein bisschen Glück …

Wir erklären dem bärtigen Herren (schaut aus wie ein Wikinger …) in der Reparaturannahme unser Anliegen. In der Zwischenzeit haben wir ja schon Übung im englischen Erklären des Starterdefektes. Gespannt lauscht der Bärtige und runzelt die Stirn, da gäbe es leider ein Problem …

Shit, schon wieder scheint irgendetwas schief zu laufen. Was ist es dieses Mal? Kein Starter vor Ort, die Arbeiter streiken, heute ist Nationalfeiertag oder die Firma hatte gestern ihre jährliche Betriebsfeier und jeder ist heute blau … ?
Der Herr erklärt uns, dass ein geeigneter original Fiat-Starter natürlich vorrätig ist, nur habe man derzeit so viel Arbeit, dass unser Wohnmobil erst zu Mittag fertig sein wird …

Mit diesem „Problem“ können wir locker leben: Erstens sind wir im Urlaub und zweitens können wir von hier mit dem Bus nach Stavanger fahren und die viertgrößte Stadt Norwegens erkunden …

Mit dem Bus nach Stavanger ...
Stavanger

Während also an unserem Wohnmobil geschraubt wird, rauschen wir mit dem Bus durch die Vorstadt direkt ins Zentrum von Stavanger. Wir schlendern vom Hauptbahnhof zum Zentrum im Hafen, dorthin wo die großen Kreuzfahrtschiffe liegen. Natürlich erkunden wir auch „Gamle Stavanger“, das wirklich gut erhaltene Altstadtviertel mit dem weißen Häusern und den lieb gestalteten Vorgärten. Das norwegische Ölmuseum, eine Shoppingtour und eine kleine Tour durch die heimischen kulinarischen Köstlichkeiten, sind weitere Punkte in unserer Stadtbesichtigung …

Svord i Fjell - die drei Schwerter stehen für Frieden, Einheit und Freiheit ...
Svord i Fjell

Es war schön in Stavanger. Noch schöner ist die Tatsache, dass unser Wohnmobil jetzt wieder mit einem neuen Starter ausgerüstet ist und wir mit einem besseren Gefühl durch’s Land fahren können. Der Preis der Reparatur lag genau in dem Bereich, den wir auch in Deutschland gezahlt hätten – also alles gut. Und weil’s grad so schön ist, fahren wir ohne Probleme (der neue Starter läuft wie ein Glöckchen …) zum Svord i Fjell, um ein köstliches Eis, das frische Wasser und die imposante Aussicht auf das Denkmal der drei Schwerter – die Frieden, Freiheit und Einheit symbolisieren – zu genießen.

Auf der Fahrt Richtung Preikestolen ...

Morgen wollen wir einen der vorprogrammierten Höhepunkt unserer diesjährigen Norwegenreise erklimmen. Aus diesem Grund geht es wieder in das Landesinnere, vorbei an Seen, Fjorden und Bergen, über Brücken und Fähren, in Richtung Preikestolen.

Beim kleinen Seerosenteich Issalvatnet finden wir einen schönen Übernachtungsplatz. Da es ja lange hell bleibt, genießen wir die Landschaft, ein erfrischendes Bad, die Natur, die Zweisamkeit und Ruhe am Wasser …

Parkplatz neben Seerosenteich
Kostenlos, asphaltiert
Insel Idsal - Seeroseteich Issalvatnet
GPS: N 58,97470° O 5,99276°
Tag 6
Mi. 18.07.2018
Vormittag: Leicht bewölkt + 22° C
Nachmittag: Kurzer Schauer + 21° C
Wanderung Preikestolen -Länge: 8,1 km - 590 Höhenmeter - Wanderzeit: 08:30 bis 13:30 Uhr
Abfahrt: 14:44 Uhr - Ankunft: 15:54 Uhr
Reisezeit: 01 Stunden 10 Minuten
Issalvatnet - Preikestolen - Hetlandsvatnet
2076 - 2094 - 2155 km (79 km)
Wanderung zum Preikestolen ...
Preikestolen: Steiler Aufstieg über Steine am Anfang ...
Preikestolen

Auf den Preikestolen – dem Predigtstuhl – da muss ich unbedingt einmal hinauf. Das nehme ich mir schon seit vier Jahren – als wir zum ersten Mal in Norwegen waren und von diesem Aussichtsberg gehört haben – vor. Heute soll es soweit sein: Hoffentlich passt das Wetter und sonst alles .

Zeitig in der Früh brechen wir von unserem Übernachtungsplatz am Seerosenteich Issalvatnet zu einer kurzen Anfahrt zum Parkplatz Preikestolen auf (Parkgebühr: NOK 20o,–).

Um 08:00 Uhr herrscht hier reges Treiben und der Parkplatz ist ebenfalls schon ziemlich voll.
Wir schnüren unsere wasserdichten und knöchelhohen Bergschuhe (Unterwurzacher-Schuhe) und packen in unserem Rucksack wetterfeste Kleidung und eine kleine Jause hinein und los geht es – aufi auf’n Berg …

Es geht relativ flott los auf einer Schotterstraße, die in einem Steinweg übergeht. Weiter oben folgt ein wunderbares Plateau und weiter danach zwei kleine Seen, bevor ist wieder über Felsplatten und auf Steinwegen bergauf geht.

Insgesamt brauchen wir für die ca. 4 Kilometer lange Bergstrecke, bei der man gut 500 Höhenmeter überwindet, ungefähr 1 Stunde und 40 Minuten.

Zwischengeschichtl – Bergerfahrung …

Wir sind Dank unserer langjährigen Bergerfahrung früh genug los gegangen, trotzdem sind schon viele Wanderer unterwegs. Auch eine Busgruppe von Asiaten, die man überall in den Touristenzentren in großer Anzahl antrifft. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, es sind genauso Touristen wie du und ich …

Was mich jetzt aber schon ein bisschen verwundert, ist die Tatsache, dass mich die Spitzengruppe dieser Turnschuh-Touristen gerade eben überholt hat. Mich, der schon mit 9 Jahren mit seinem Vater – ein ausgesprochener Bergfex, wie er im Buche stand – auf unserem Hausberg, den 2522 Meter Hohen Göll gekraxelt ist, der in den Bergen aufgewachsen und quasi die Bergluft mit der Muttermilch eingesaugt hat, der ehrenamtlich bei der Berg- und Naturwacht tätig war – und nun überholen mich diese „Nike-Japaner“ (nicht ganz böse gemeint … ;-)) – eine Frechheit sondergleichen …

Ich bin jetzt beileibe nicht der ehrgeizige, übermotivierte Mountainrunner und die Geschwindigkeit hat wohl mit der Zeit auch etwas nachgelassen, aber dass mich jetzt diese Sneakerboys und -girls aus Asien laut schnatternd (nicht böse gemeint … ;-)) leichten Fußes überholen, kratzt doch eindeutig an meinem, ansonsten sehr gesunden Selbstbewusstsein ….
Aber was soll’s – man wird halt nicht jünger –

Abgesehen davon haben wir auch Erste Hilfe geleistet: Ungefähr zur Hälfte des Weges sitzt ein junger Bursch am Wegesrand und schaut gar nicht gut aus. Er ist bleich, schwitzt und zittert. Wir fragen seinen Freund, ob und wie wir helfen können? Auf Englisch erklärt uns der junge Mann (sie kommen aus Indien), dass sein Freund Diabetiker sei und eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) habe. Da ich seit fast 40 Jahren selber dieser süßen Spezies angehöre, gebe ich ihm meinen halben Vorrat an Schokoriegeln (Milchstraße …), die ich eigentlich immer mir mir führe und nach kurzer Zeit geht es ihm bald wieder besser …

Übrigens: Zum Schluss waren wir trotz Hilfeleistung lange vor den mandeläugigen Japanern (nicht böse gemeint … ;-)) auf dem Gipfel  – Vielleicht sind sie am Anfang doch zu schnell weggegangen – Bergerfahrung siegt doch … ;-))

Uns gefällt schon die Landschaft beim Aufstieg gewaltig und je höher man kommt, desto schöner und spektakulärer wird die Aussicht ...

Man hat den Gipfelsieg schon fast in der Tasche, da öffnet sich der wirklich sensationelle Blick auf den 40 Kilometer langen Lysefjord und wenn man dann wirklich ganz oben steht, öffnet sich gleichermaßen das Bergsteigerherz …

Preikestolen: Der glückliche Gipfelstürmer ...
Preikestolen: Auch Sonja ist stolz ...

Wir lassen uns Zeit und genießen das wirklich einzigartige Erlebnis auf der 25 x 25 Meter großen Plattform. Natürlich machen wir die entsprechenden Bilder, schauen vorsichtig 604 Meter in die steil abfallende Felswand auf den Fjord, stärken uns mit einer entsprechenden Bergjause und beobachten interessiert die vielen Gleichgesinnten. Ca. 300.000 Besucher jährlich zählt der Preikestolen. Man kann den Predigtstuhl auch vom Boot oder vom Hubschrauber aus betrachten. Weil es so schön ist hier oben, steigen wir noch ein bisschen weiter rauf und die Aussicht ist noch ein bisschen phänomenaler …

Man begegnet hier Turnschuhtouristen, jungen Mädchen mit Sandalen, Eltern mit Babys in Tüchern und Rückentragen, Rentnern mit kleinen und großen Hunden – und alle – auch wir – wollen, mehr oder weniger am steilen Abgrund (ohne jede Sicherung) ein Erinnerungsfoto schießen. Mich wundert’s, dass nicht mehr passiert und man sehr wenig über Unfälle in den Medien liest?

Ein norwegischer Bergsteiger klärt uns auf, dass es sie schon gibt: Unvorsichtige Touristen, Wanderer, die sich überschätzen, Lebensmüde usw. und die westnorwegische Bergrettung hätte genug zu tun …
Eine Geschichte erzählt uns der Norweger auch noch: Ein Wanderer soll nach einer stärkenden Jause sein übergebliebenes Würstchen voll Übermut über die Kante in den Abgrund geworfen haben. Ein nicht angeleintes Hündchen soll dem Würstchen voll Begeisterung und Hunger hinter gesprungen sein …
Man weiß jetzt nicht ganz genau, ob das Hündchen das Würstchen eingeholt hat – aber wir hoffen, dass es sich nur um eine erfundene Geschichte handelt …

Preikestolen - eine wirklich phänomenale Aussicht ...
Preikestolen: Völkerwanderung ....
Preikestolen: Als wir beim Wohnmobil ankommen, fängt es zu regnen an - und wir rasten ein bisschen ...

Irgendwann sollte man aber trotz der unvergesslichen Tour auch wieder an den Abstieg denken.
Nachdem wir lange genug die Aussicht genossen haben, packen wir gegen Mittag unsere Utensilien und die Jausen-Rückstände (Müll) wieder in den Rucksack und marschieren talwärts.
Ein guter Zeitpunkt: Der Strom der aufwärts steigenden Wanderer will zu dieser Tageszeit fast nicht mehr abreißen und außerdem ziehen relativ schnell graue Wolken über dem Lysefjord auf …

Sonja und ich haben es wieder einmal so richtig gut erwischt: Frühzeitig zur Wanderung auf den Preikestolen aufgebrochen – das bringt den Vorteil, dass man sich nicht bergauf in einer Schlange anstellen muss. Kurz bevor wir den Parkplatz nach ca. 1 ½ Stunden Rückweg erreicht haben, hat es zu regnen begonnen. Wir rasten uns ein bisschen aus und genießen das romantische Prasseln der Regentropfen auf das Dach des Wohnmobils bei einem köstlichen Kaffee … 

Wir finden am "Hettlandsvatnet" einen vorerst einsamen Übernachtungsplatz ...
Erfrischendes Bad am Hetlandsvatnet ...

62 Kilometer vom Preikestolen entfernt finden wir einen ruhigen, einsamen und idealen Übernachtungsplatz am See Hetlandsvatnet. Es ist noch nicht einmal 16:00 Uhr und so genießen wir das Alleinsein bei einem Bad, Spaziergang und anschließendem Abendessen im Freien …

Unsere Vorstellungen von einem idealen Übernachtungsplatz gehen in diese Richtung: Möglichst nahe an einem Gewässer, sensationelle Aussicht/Landschaft und am besten soll es einsam sein -aber da werden wohl viele andere auch so denken …

Als wir so einsam beim Abendessen im Freien direkt neben dem See sitzen, kommt ein Alkoven mit deutschem Kennzeichen auf „unseren“ Platz. Schon von weitem winkt uns der Fahrer entgegen – sind schon nette Leute unsere deutschen Nachbarn. Wenig später gesellen sich noch zwei Kleinbusse zu uns und vorbei ist es mit der Einsamkeit. Natürlich hat jeder das Recht, einen schönes Fleckchen Erde zu genießen, Platz ist auch genug und ein bisschen Konversation schadet ja auch nicht …

... ein Lagerfeuer ist bei der herrschenden Waldbrandgefahr wohl nicht die beste Idee ...
Brandgefahr ...

Zwischengeschichtl – Brandgefährlich !

Seit Wochen wird über die Hitzewelle, die über Europa liegt, berichtet. Für uns Reisende ein besonderes Glück. Eigentlich habe ich mir immer vor- und hätte mich darauf eingestellt, dass in Skandinavien schlechtes Wetter, Nebel und Regen, vielleicht sogar Schnee, vorherrscht. Weit gefehlt – Schon bei unserer Elchtour 2014 hatten wir laut Einheimischen das Glück einer noch nie dagewesenen Hitzewelle in Norwegen und heuer ist es noch wärmer, wir hatten bisher Temperaturen von + 21° bis + 29″´° Celsius.

Des einen Freud, des anderen Leid: Mehrere Norweger, mit denen wir gesprochen haben, klagten über diese lang anhaltende Hitzewelle und sehnten sich für Land und Leute dringendst Regen herbei. Überall auf den Feldern wird bewässert – ein ungewohntes Bild in Norwegen. Seit Tagen wird auch von großen Waldbränden in Schweden, Deutschland und auch Norwegen berichtet. Im Radio gibt es ständig Aufrufe, offenes Feuer im Freien zu vermeiden und man sieht auch viele Warnschilder. Der neben der Straße liegende Hang am Hetlandsvatnet-See ist kahlgeschlägert – vermutlich eine Folge eines Waldbrandes in den vorangegangenen Jahren.

Man sollte also schon drauf achten, dass man keine offene Flamme verwendet, oder wohin man zum Beispiel sein Fahrzeug mit dem heißen Auspuff hinstellt.

Wie ich jetzt so gemütlich vor unserem Wohnmobil sitze, beobachte ich, wie der nett winkende Deutsche von vorher, ein Lagerfeuer herrichtet. Ich mische mich – wenn es nicht sein muss – keinesfalls in die Sachen anderer Leute, geht mich in keiner Weise etwas an und interessiert mich eigentlich auch nicht wirklich.

Hier lässt mir die Sache aber doch keine Ruhe und so spaziere ich rüber zum holzsammelnden Deutschen. Er heißt Gerald, seine Frau Heike. Sie haben mit ihren zwei Jungs und dem Mädchen das Wohnmobil gemietet und sind begeistert von Landschaft, Natur und Freiheit. Er – der Gerald – hätte heute Geburtstag (herzliche Gratulation) und seine Jungs wollten, wie zu Hause auch, fein essen gehen. Gerald zog aber die Natur und das freie Campingleben dem noblen Restaurationsbesuch vor. Und weil die Kinder jetzt ein bisschen enttäuscht wären, wollte er ihnen mit einem großen, romantischen Lagerfeuer und ein paar gegrillten Würstchen (Frankfurter oder Wiener?) ein wenig Freude bereiten. Als erste Löschhilfe hätte er einen Kübel Sand vom Strand herauf geholt  …

Ich kann jetzt als Feuerwehrmann nicht mehr anders und muss dem Gerald leider ein bisschen die Freude nehmen. Behut- und einfühlsam erzähle ich ihm von den Berichten über die Waldbrände im Radio, frage ihn, ob er den abgebrannten Wald auf der anderen Straßenseite und das absolut dürre und gelbe Gras, das rund um die geplante Feuerstelle meterhoch steht, gesehen hat. Wenn das durch Funkenflug Feuer fangen würde, dann hätte nicht nur er, sondern auch die anderen zwei Camper hier ein gar nicht kleines Problem (wir stehen am Kieselstrand direkt neben dem Wasser …).
Nun ist der Gerald – man sieht es ihm an – enttäuscht . Das tut mir ehrlich leid, aber Gerald ist auch einsichtig und berichtet sogleich seiner Heike, was ihm der nette Feuerwehrmann aus Österreich soeben geflüstert hat und das mit dem Lagerfeuer hier wäre vielleicht keine so gute Idee …

Wie ich später beobachten konnte, hat die nette Familie eine schöne Geburtstagsfeier im Freien ohne Lagerfeuer und ich hatte sogar den Eindruck , dass die zwei Jungs auch nichts dagegen hatten …

Parkplatz am See: Hetlandsvatnet
Kiesstrand, Wiese
Kostenlos
In der Nähe von Kvitafjellet, Medheia und Fisterfjellet.
GPS: N 59,17030° O 6,08869°

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