Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Rumänien - Teil 2

Teil 2 – 19.08. bis 22.08.2021

Gesamtroute 15. bis 28. August 2021

2021 - Rumänien-Rundreise

Gesamtroute:

Kuchl (A) – über Ungarn – Denta (RO) – Eiserne Tor – Transilvanien – Camping Silvia (Sadova Veche) – Herkulesbad – Salzseen Salzburg (Ocna Sibiului) – Hermannstadt (Sibiu) –  Transfogarascher Hochstraße (Transfăgărășan) – Lac Vidraru – Rotunda – Festung Poenari – Bukarest (Bucuresti) – Vadu Beach (Schwarzes Meer) – Murighiol – Donau Delta – Schlammvulkane Berca – Bran (Törzburg – Dracula-Schloss) – Pupea – Salzbergwerk Turda (RO) –  über Ungarn – Lutzmannsburg (A) – Gmünd – Kuchl – 4447 km

Rumänien - Teil 2:

19.08. – 22.09.2021

Salzseen Salzburg (Ocna Sibiului) – Hermannstadt (Sibiu) –  Transfogarascher Hochstraße (Transfăgărășan) – Lac Vidraru – Rotunda – Festung Poenari – Bukarest (Bucuresti) – Vadu Beach (Schwarzes Meer) – Murighiol – Donau Delta – 745 km

Tag 5
Do. 19.08.2021
Vormittag: Sonnig + 23° C
Nachmittag: Sonnig + 25° C
Abfahrt: 13:26 Uhr - Ankunft: 21:08 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 34 Minuten
Salzburg (RO) - Hermannstadt - Transfagarasan Pass - Rotunda
1611 - 1626 - 1734 - 1768 km (157 km)
Die Salzseen in Salzburg ...
Reges Treiben im Schlamm ...
Schlamm mit heilender Wirkung ...
Salzburg (Ocna Sibiului) - Salzseen

Heute geht es zum Wellnessen …

Salzburg kam durch seine großen Salzvorkommen zu seinem Namen. Heute wird in Ocna Sibiului allerdings kein Salz mehr gefördert. Das letzte Bergwerk wurde 1931 geschlossen. Die Gruben wurden einfach offen gelassen und einige von ihnen stürzten mit der Zeit ein. Dadurch entstanden die heutigen Salzseen, die vom Grundwasser gespeist werden. Rund um Ocna Sibiului gibt es 15 Badeseen. 

Nur ein paar Meter sind es vom Campingplatz Julia bis zu den Heilquellen von Salzburg – Der Eintrittspreise beträgt gut € 6,– für eine Person!

Nur wenige ausländische Touristen verirren sich hier her. Mehrere Imbissstände und ein Restaurant befinden sich direkt neben einem der Salzseen. Aber es gibt auch viele Rückzugsmöglichkeiten, um einen entspannten und ruhigen, abseits des Trubels, Badetag zu verbringen.

Die Salzseen machen ihrem Namen alle Ehre. Der Tököly-See hat einen Salzgehalt von 31 Prozent. Zum Vergleich: Der Salzgehalt des Toten Meeres liegt im Schnitt bei 28 % bis 33 %, beim Mittelmeer liegt er bei nur 3 %.

Ein besonderes Highlight ist das Schlammbad – eine Quelle voller schwarzer Schlamm, in der sich alle gemeinsam suhlen und mit Schlamm einreiben. Danach wird die „Panier“ an der Sonne getrocknet. Soll total schöne Haut machen, haben wir uns sagen lassen, gut für Rheuma sein und überhaupt alles Sonstige heilen. Mal sehen, wie sich das bei Sonja auswirkt …

Nach dem erholsamen Vormittag und einem rumänischen Mittagessen, setzen wir die Fahrt fort, in Richtung Transfagarasan-Pass …

Auf nach Hermannstadt ...
In diesem Krankenhaus möchte ich eher nicht behandelt werden ...
Großer Ring mit katholischer Kirche ...
Hermannstadt (Sibiu)

Hermannstadt ist eine Stadt in Siebenbürgen, in der geografischen Mitte Rumäniens. Sie ist für die germanische Architektur in ihrer Altstadt bekannt, ein Erbe der sächsischen Siedler aus dem 12. Jahrhundert. 

So wird Sibiu in Wikipedia beschrieben – wir finden erstmals keine Parkplatz …

Scheint viel los zu sein, alle öffentlichen Parkplätze sind hoffnungslos überlastet. Aber wir haben Glück: In einer engen Seitengasse ist neben einem – eher nicht vertrauenserweckenden Krankenhaus – ein Plätzchen frei. Wir lösen einen Parkschein und spazieren ein paar Minuten in die Altstadt. 

Die Stadt überrascht, auf ihre ganz eigene und positive Art und Weise: Nicht umsonst wird Sibiu auch als schönste Stadt Rumäniens bezeichnet. Nachdem wir durch einen Torbogen schreiten – stehen wir auf dem Großen Ring (Piata Mare), er ist der größte Platz der Stadt und einer der größten Stadtplätze überhaupt in Rumänien. Seit dem 16ten Jahrhundert, ist er das Zentrum der Stadt und ist von mehreren wichtigen mittelalterlichen Gebäuden umgeben. Der Brukenthal-Palast mit Museum, das Blaue Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert, die Katholische Stadtpfarrkirche von 1733 und das rege Treiben lassen uns staunen …

Wir lassen uns in einem der besten Häuser der Stadt einen hervorragenden Kaffee schmecken – berieselt vom kühlenden Wassernebel beobachten wir die, auch hier vorhandene, High Society. Anschließend flanieren wir zum Kleinen Ring (Piata Mica), überschreiten unbeschadet die Lügenbrücke, kaufen Souvenirs bei einem der vielen Stände, besichtigen auch die evangelische Stadtkirche und erfrischen uns an einem köstlichen Eis …

Unser Weg am Donnerstag ...
... auf dem Weg ins Gebirge ...
Auf unzähligen Kurven geht es hoch zum Transfagarasan-Pass ...
Kurze Rast auf der Anfahrt ...
Imposante Passstraße ..
Imposante Passstraße ..
Transfagarasan Pass (Transfăgărășan)

Die Transfogarascher Hochstrasse – wie die Strasse in Deutsch heisst – steht schon lange auf meiner persönlichen Agenda. Sie soll eine der schönsten Straßen der Welt sein, ähnlich imposant wie die Trollstigen in Norwegen

Ich habe schon mehrere interessante Filme im TV und im Internet gesehen, heute wollen wir das vielgelobte Bauwerk in Natura sehen. Obwohl es schon später Nachmittag ist, machen wir uns auf den Weg …

Über unzählige Kurven geht es von Bascov aus, hoch zum Pass, der auf einer Höhe von 2042 Meter liegt und anschließend wieder runter in Richtung Pitesti. Die gesamte Hochgebirgsstrecke ist ca. 90 Kilometer lang.

Langsam schrauben wir uns hoch, Kurve um Kurve. Immer wieder halten wir an, um den Blick nach oben und auch ins Tal zu genießen. Leider ist es im oberen Bereich auf Grund der aktuellen Wetterlage und der Tageszeit (ca. 19:00 Uhr) ziemlich „diesig“ – quasi: schlechte Fernsicht …

Trotzdem ist es schön, sehr schön. Besonders die letzten Kilometer schlingeln sich durch ein breites Tal nach oben. Neben der Straße stehen einige Wohnmobile, teilweise aus Österreich, die bei Lagerfeuer und keltischen Gesängen sicherlich hier übernachten wollen. Auf der anderen Talseite grasen Schafe die kargen Flächen ab. Wir ziehen weiter – auf einem Verkehrsschild lesen wir, dass die Straße ab 21:00 bis in den Morgen für jeden Verkehrs gesperrt wird.

Oben am Pass herrscht ein Gedränge und Treiben mit Verkaufsständen und bummvollen Parkplätzen, dass so gar nicht in die Stille der Berge passt. Aber auch die Rumänen wissen, wo es gutes Geld zu verdienen gibt. Das ist hier nicht anders, als bei uns in der Salzburger Getreidegasse, am Mont Saint Michel in Frankreich oder an den anderen Top-Sehenswürdigkeiten dieser Welt. 

Eigentlich wollten wir einen kleinen Spaziergang zum Bâlea-See auf der Passhöhe machen, aber abgesehen davon, dass wir sowieso keinen Parkplatz finden, ist uns einfach zu viel los hier …

Durch den 887 Meter langen Tunnel geht es auf der Südseite wieder runter ins Tal …

Als wir den riesigen Stausee Lac Vidradu erreichen, ist es schon finster und die Fahrt entlang des Sees und der Bachzuläufe zieht sich gewaltig auf der kurvigen Landstraße …

Zwischengeschichtl – „Bärgeschichten“…

Ich möchte euch jetzt sicherlich keinen Bären aufbinden, aber wir haben wirklich und leibhaftig einen solchen in freier Wildbahn gesehen – Ehrenwort: Groß, lebendig braun und echt – leider fehlt uns dazu ein wirklich scharfes, aussagekräftiges Bild und wie es dazu gekommen ist, möchte ich euch jetzt erzählen:

Bei der Abfahrt vom Transfagarasan-Pass zum Lac Vidraru bekommen wir eine Notfallbenachrichtigung per SMS. Ja gut – wird wohl wieder eine Benachrichtigung über das Datenvolumen sein, dachten wir auf Grund unserer angeborenen Sorglosigkeit und der mangelnden Rumänisch-Kenntnisse …

Auf einem Parkplatz am Stausee Lac Vidraru finden wir ein Schild, dass – sogar auf Deutsch – auf Bären hinweist. Ja gut – es ist bekannt, dass in Rumänien zwischen 6000 und 7000 frei lebende Bären in der Gegend herum laufen und dass es immer wieder zu Begegnungen mit Menschen kommt. Einige Reiseberichte erzählen davon. Ich habe aber auch im Internet schon etliche Handyaufnahmen gesehen, wo das Aufeinandertreffen von freilaufenden Menschen und Tieren gar nicht lustig und friedlich verlaufen ist, geschweige denn, dass es die Betroffenen genossen haben …

Auf der anderen Seite haben wir auf unseren Reisen schon viele Wildtiere, wie z.B. Füchse, Elche, Adler, Waschbären u.v.a.m. gesehen und es war jedes Mal ein beeindruckendes Erlebnis. Einen echten Bären zu sehen, würde schon so seinen Reiz haben …

Tja, und dann fahren wir mutterseelenalleine bei Dunkelheit durch den Wald entlang des Stausees. Der Weg zieht sich, da viele Zuläufe weit umfahren werden. Schön langsam werde ich müde und wir wollen den nächsten Parkplatz anfahren, um kurz zu rasten …

Wir biegen um eine Kurve und fahren auf einen Parkplatz mitten im Wald, oberhalb des Sees. Sonja steigt aus und da kommt er direkt vor ihr aus dem Gebüsch: Ein Braunbär richtet sich ca. 7 Meter vor Sonja auf – meine erste logische Reaktion: „Sonja, mach ein Foto …“

Sonja hat aber anscheinend andere Sorgen – leichte Panik breitet sich aus. „Sonja, mach doch ein Foto …!“ Ich liebe meine Frau, aber eine solche Gelegenheit, wird sich wahrscheinlich nicht so schnell wiederholen …

Sonja liebt mich auch – sagt sie zumindest, das reicht aber doch nicht aus, dass sie Ruhe bewahrt und meiner Aufforderung nachkommt. Im Gegenteil, sie steigt fluchtartig wieder in unser Wohnmobil ein. Weil ich ihre leichte Panik vielleicht doch ein wenig nachvollziehen kann, helfe ich ihr und öffne ihr vom Fahrersitz aus, das Fenster. Gleichzeitig sorge ich mit dem Fernlicht für bessere Voraussetzungen für ein Foto – man tut ja, was man kann …

Das offene Fenster trägt offensichtlich nicht wesentlich zur Beruhigung meiner allerliebsten Gattin bei. Damit ich aber endlich zufrieden bin, reißt sie die Kamera an sich und drückt ab, danach schließt sie – so schnell als möglich das Fenster …

 Dem Bären wird unsere Aktion und Fotosession zu blöd und er trottet langsam zurück ins Gebüsch …

Als wir anschließend – noch immer voll aufgeregt – das Foto checken, bin ich im ersten Augenblick leider leicht enttäuscht. Man kann die Panik von Sonja auf dem Bild richtig gut erkennen: Man sieht leider nur ein stark verwischtes braunen Ding, das nur schwer als Braunbär zu erkennen ist. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist mir eine gesunde Sonja doch wesentlich lieber als ein schönes Bärenfoto und WIR haben den Bären ja direkt vor uns gesehn und das werden wir nicht so schnell vergessen …

Später, im Donau-Delta, haben wir ein richtig nettes Paar aus Deutschland getroffen und denen die Geschichte erzählt. Sie haben sich erbarmt und uns zwei ihrer Bärenbilder zur Verfügung gestellt, damit ich zumindest weiß, wie die in Wirklichkeit aussehen …

Herzlichen Dank an Doreen und Frank …
(Instagram: weltundwolken

"Unser erster Bär" ...
Bärenfoto von Doreen und Frank (Instagram: weltundwolken)...
Bärenfoto von Doreen und Frank (Instagram: weltundwolken)...
Wir verlassen den Stausee Lac Vidraru

Nach soviel Aufregung und nachdem wir endlich, den Stausee Lac Vidraru hinter uns gelassen haben, suchen wir ein geeignetes Übernachtungs-Plätzchen und finden es in der Nähe von Rodunda an einem Bach names Arges.

Etwas später trifft ein Pärchen aus Deutschland hier ein, die einen alten Lieferwagen als Campingbus umgebaut haben und uns Gesellschaft leisten. 

Kurz werden wir noch von einigen Jugendlichen aufgeweckt, die leicht belustigt ihr freilaufendes Pferd einfangen und in den Pferdeanhänger verladen – danach verbringen wir eine ruhige Nacht  …

Schotterplatz neben einem Bach
Kostenlos
Etwas Lärm von der Straße
Rotunda RO-117282, Rumänien
GPS: N 45,28631° E 24,65628°
Tag 6
Fr. 20.08.2021
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 28° C
Abfahrt: 10:22 Uhr - Ankunft: 17:16 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 54 Minuten
Rotunda - Festung Poenari - Bukarest
1768 - 1772 - 1960 km (192 km)
Austeiger-Paar aus Deutschland im selbstumgebauten Lieferwagen ...

Das junge Paar neben uns – aus Deutschland – hat sich ein Jahr Auszeit genommen, einen Lieferwagen umgebaut und tingelt nun durch Rumänien.

Es muss schon lässig sein, so ohne Zeit- und sonstigen Druck andere Länder und Leute kennen zu lernen – ob das etwas für uns in der Pension sein wird?

Ich glaube aber eher nicht – dazu sind wir wahrscheinlich viel zu stark zu Hause verwurzelt. Freunde, Bekannte und vor allem die Familie längere Zeit nicht zu sehen – das würden wir wohl nicht über’s Herz bringen …

Freilaufend ...

Es ist schon interessant, was sich auf und um den Straßen Rumäniens abspielt. Es gibt unzählige Verkaufsstände – quasi Abhofverkauf – wo derzeit hauptsächlich Melonen und Honig angeboten werden.

… und dann gibt es freilaufende Pferde, Schafe und vor allem Hunde. Ja, es gibt sie immer noch – trotz staatlicher Maßnahmen. laufen noch unzählige Hunde umher. Aber genauso wenig wie in Griechenland, waren alle – die wir getroffen haben – friedlich und haben auch ab und zu von uns etwas zum Fressen bekommen …

Ab und zu findet man Hinweise auf Dracula ...
Cetatea Polenari - 1480 Stufen zur Burg ...
Festung Poenari (Cetatea)

Wenn man bei uns zu Hause über Rumänien spricht, dann wird mit diesem Land sehr oft „Graf Dracula“ in Verbindung gebracht und man ist versucht zu glauben, dass das ganze Land oder zumindest Transsilvanien (Siebenbürgen) von Vampiren beherrscht wird. 

Gott sei Dank ist dem nicht so: Der berühmte Roman Dracula von Bram Stocker, erschien 1897 und nahm sich  wahrscheinlich das Leben von Graf Vlad Tepes – auch „Der Pfähler“ genannt – zum Vorbild. 

Vlad III. Drăculea (der Sohn des Drachen), der walachische Adelige aus dem 15. Jahrhundert entwickelte, laut Überlieferungen, nach Türkischer Gefangenschaft in seiner Kindheit, eine überaus blutrünstige Grausamkeit. Trotzdem gilt er in seiner Heimat als Held und wird verehrt.

Natürlich wird die Geschichte von „Graf Dracula“ auch touristisch in Rumänien vermarktet. Bis auf einige Hotspots – die zwar nicht immer etwas mit Graf Vlad Tepes zu tun gehabt haben, aber trotzdem ziemlich überlaufen sind – hält sich die Dracula-Hysterie aber in moderaten Grenzen …

Heute steht die Festung Poenari auf unserem Reiseprogramm: Graf Vlad Tepes soll hier – im Gegensatz zum angeblichen „Schloss Dracula“ in Bran – wirklich einige Zeit gelebt haben.

Die Ursprünge der Bergfestung Poenari gehen bis ins frühe 13. Jahrhundert zurück. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sie unter ungeklärten Umständen verwüstet und verfiel. Bis Vlad III. Draculea die strategische Lage der Burg Poenari erkannte und sie im Jahre 1457 durch Zwangsarbeit wieder aufbauen ließ.

Ein paar Kilometer (4) geht es von unserem Übernachtungsplatz zurück in Richtung Transfagarasan-Pass. Wir parken unser Wohnmobil neben der Straße und dann geht es los: Wir bewältigen den steilen Anstieg und die 1480 Stufen, bezahlen die 10 Lei (ca. € 2,–) und freuen uns über die herrliche Aussicht …

 

Unsere Route in die Hauptstadt ...

Nach  der doch etwas anstrengenden Wanderung kehren wir noch im Kiosk am Fuße des Berges auf einen Kaffee ein und ergattern einige flüssige Andenken …

Anschließend fahren wir über Landstraßen und ab Piresti über die Autobahn in Richtung Bukarest …

 

Zwischengeschichtl – Vorurteile…

Wieder einmal ein Thema, mit dem ich mich sehr oft auf unseren Reisen beschäftige: Vorurteile …

Ich erwähnte es eingangs schon: Selten ist ein Land so mit Vorurteilen behaftet, wie Rumänien – und da nehme ich uns (leider) auch nicht aus …

Betrachten wir unsere bisherige Reise mal von dieser Seite:

  • Vorurteil – Rumänien ist gefährlich: Kann ich bis jetzt überhaupt nicht bestätigen. Wir haben uns noch nirgends unsicher gefühlt und die Menschen, die wir kennen gelernt haben,  sind ohne Ausnahme sehr freundlich und hilfsbereit zu uns gewesen.
  • Vorurteil – Schlechte Straßen: Naja, das stimmt schon zum Teil. Es gibt neben schönen, neuen Autobahnen, die berüchtigten Schlaglöcher und auf den oft geradlinigen Landstraßen überholen PKW, aber auch viele LKW so, also ob es kein Morgen gäbe … Von Nachtfahrten wird sowieso auf Grund der schlechten Straßen und auch wegen der Pferdefuhrwerke – abgeraten.
  • Vorurteil  – Müll: Schlechter wie in Österreich – besser wie in Griechenland, würde ich sagen. Obwohl ich es mir schlimmer vorgestellt hätte, gibt es hier zweifellos Handlungsbedarf.
  • Vorurteil – Straßenhunde: Auch die gibt es, wie in Griechenland. Obwohl ich mich auf Grund eines schlechten Kindheitserlebnisses vor nicht bekannten Hunden eher fürchte, hatte ich hier in Rumänien nie starke Bedenken. Die betteln mit herzzerreißenden Blicken und wenn man bedenkt, dass viele von ihnen im Tierheim landen und getötet werden – furchtbar …
  • Vorurteil – Rumänien ist als Reiseziel uninteressant: Der größte Blödsinn überhaupt !!! Einfach nach Rumänien fahren und sich vom Gegenteil überzeugen …

Schauen wir mal, wie es uns weiter auf unserer Rumänienreise geht – bisher sind wir begeistert!

Gute Fahrt - quasi herzlich willkommen ...
Umgebung Stellplatz ...
Bukarest (Bucuresti)

Wir haben (… danke an Iris und Uwe …) auf einem bewachten Stellplatz direkt im Zentrum von Bukarest eingecheckt. In Großstädten bevorzugen wir einen Camping- oder bewachten Stellplatz, um unser Womo auch mal einen oder zwei Tage für die Stadtbesichtigung alleine lassen zu können …

Die Umgebung ist jetzt zwar nicht gerade atemberaubend, der Parkplatz liegt aber ideal etwas abseits von der Hauptstraße und in nicht einmal 10 Minuten ist man mitten im Zentrum …

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, geht es auch schon los. Sightseeing, flanieren und vor allem gut Essen gehen – das steht heute auf dem Plan …

Wir erleben eine extrem pulsierende Stadt, mit schönen Plätzen, einer belebten Fußgängerzone und tollen Lokalen.

Zum Abschluss unserer Nachtreise genießen wir die Prachtstraße Unirii (Boulevardul Unirii) mit beeindruckenden Wasser- und Lichtspielen, bevor wir uns absolut müde in unsere Betten schmeißen …

Bewachter Parkplatz mit Zaun
Schotter, Dixi WC,
€ 20,-- / 24 Stunden für ein Wohnmobil
60 Strada Sfinții Apostoli RO-040091 București
GPS: N 44,42790° E 26,09990°
Tag 7
Sa. 21.08.2021
Vormittag: Sonnig + 31° C
Nachmittag: Sonnig + 33° C
Stadtbesichtigung - Bukarest
Beginn: 09:00 Uhr - Rückkehr: 16:45 Uhr
Ausflugszeit: 07 Stunden 45 Minuten
Weiterfahrt zum Schwarzen Meer
Abfahrt: 16:52 Uhr - Ankunft: 20:35 Uhr
Reisezeit: 03 Stunden 43 Minuten
Bukarest - Vadu Beach
1960 - 2220 km (260 km)
Parlamentspalast - Gigantisch ...
Kirche geweiht dem heiligen Johannes Chrysostormos ...

Nach dem Frühstück beginnen wir unsere heutige Stadtbesichtigung mit einem kleinen Spaziergang zum Parlamentspalast. Wobei „klein“ jetzt nicht gerade der richtige Ausdruck ist, weil:

  • Der Spaziergang zum Parlamentspalast von unserem Stellplatz aus, ca. 1,5 km beträgt. Wenn man jetzt auf der falschen (quasi linken) Seite den Eingang sucht und deshalb das gesamte Gebäude umrunden muss, dann kommen noch locker zusätzlich 3 Kilometer dazu …
  • Das Gebäude selber – früher Haus des Vokes genannt – ist nach dem Pentagon in Washington – nicht nur das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt sondern zugleich das schwerste Gebäude der Welt.

Bevor wir an einer Führung teilnehmen, besuchen wir noch eine kleine orthodoxe Kirche, die dem heiligen Johannes Chrysostomos geweiht ist. Gleich dahinter ist mit der Kathedrale der Erlösung des Volkes, die größte orthodoxe Kirche der Welt im Bau. 

Das schwerste Gebäude der Welt ...
Führung in Englisch durch den Parlamentspalast ...
... einer der 480 Kronleuchter ...
... hier tagt das Parlament ...

Wir haben es geschafft: Das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt ist umrundet und wir erbitten Einlass …

Hier gibt es die eh schon „normalen Coronaregeln“ (Impfnachweis, Reisepass, Mundschutz …) und wir haben etwas Zeit zum Beginn unserer englischen Führung.

Beim Parlamentspalast in Bukarest handelt es sich wirklich um einen Bau der Superlative: Nach einem Erdbeben verfügte der damalige diktatorisch regierende rumänische Staatspräsident Nicolae Ceaușescu statt dem Wiederaufbau von zerstörten Häusern, den weiteren Abriss von 40.000 Wohnungen, ein Dutzend Kirchen und drei Synagogen. Die Architektin des Gebäudes Anca Petrescu gewann den Wettbewerb gleich nach dem Ende ihres Studiums, 26-jährig, nur, weil sie angeblich das größte Projekt einreichte. Die einzelnen Räume mussten – so unser Guide – zuerst im Maßstab 1 : 1 originalgetreu aufgebaut werden, bevor sie der Diktator genehmigte.

Rund 20.000 Arbeiter errichteten von 1983 bis 1989 durchgehend im Dreischichtbetrieb den Prunkpalast, der ursprünglich „Haus des Volkes“ oder  „Haus des Sieges“ hieß. Die Rumänen nannten es nach der Hinrichtung des Ehepaares Ceausescu im Jahr 1989 – das „Haus des Sieges über das Volk!“. Heute befindet sich darin die rumänische Abgeordnetenkammer, der Senat, ein internationales Konferenzzentrum, das Nationalmuseum für Moderne Kunst und es werden parlamentarische Versammlung der NATO abgehalten. Hier noch ein paar Zahlen:

  • Grundfläche: 65.000 m2
  • Höhe: 86 m über den Boden und 92 m im Untergrund
  • Länge: 275 m
  • Breite: 265 m
  • 5100 Räume davon 30 Säle von 200 bis 2000 m2
  • 200 Toiletten
  • 31 Aufzüge
  • 480 Kronleuchter
  • 150.000 Glühlampgen
  • ca. 1,7 Mill. Euro Stromkosten pro Jahr …

Der Eintritt für die gut eine Stunde dauernde Führung kostet ca. € 10,– pro Person. Man sieht zwar nur einen kleinen Prozentanteil an der Größe des Hauses – die Eindrücke sind aber schon sehr gewaltig …

Blick vom Parlamentspalast auf die 3 km lange Bulevardul Unirii ...
... es glänzt nicht alles in Bukarest ...

Schon ein bisschen geflasht von dieser Giganterie ziehen wir vorbei an verlassenen Geschäfts- und Wohngebäuden, die uns fast wie ein Totenschädel ansehen – ins belebte und gepflegte Zentrum von Bukarest.

Nach dem genussvollen Mittagessen besichtigen wir noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit, bevor wir uns am späteren Nachmittag auf den Weg zum Schwarzen Meer machen …

Unsere Stecke zum Schwarzen Meer ...

Es geht wieder „raus“ aus der Großstadt – zuerst auf der Autobahn (irgendwo müssen wir über eine Brücke Maut zahlen), später auf Landstraßen in Richtung Vadu Beach am Schwarzen Meer.

Hier werden dann die Straßen wirklich schlecht: Zuerst extrem riesige Schlaglöcher, dann einspurige Betonplattenstraße und zum Schluss eine reine, staubige Sandpiste …

Vadu Beach am Schwarzen Meer ...
Abendspaziergang am Ufer des Schwarzen Meeres ...
Vadu Beach (Schwarzes Meer)

Nach 260 Kilometer haben wir es geschafft: Wir sind am Vadu Beach am Schwarzen Meer, ohne im weichen Sand versunken zu sein.  – Wieder ein Tipp von Iris und Uwes Womo Welt – mit dem einen Unterschied, dass wir jetzt am Wochenende hier eingetroffen sind und doch ziemlich viel los ist …

Trotzdem genießen wir den freien Strand, die herrliche Abendstimmung, tauschen uns mit den anderen Freistehern – vom Zelt, über Wohnwagen bis zu den Luxus-Linern und fast ausnahmslos Rumänen, Ungarn, Bulgaren und Serben – aus, und staunen über Kino im Freien, Vollmond und Natur…

Es war doch wieder ein sehr ereignisreicher Tag und so gehen wir nach dem ausgiebigen Abendspaziergang und -essen wieder einmal müde zu Bett, um uns auf den nächsten Badetag zu freuen …

Am Vormittag in der Großstadt und jetzt am Schwarzen Meer – Rumänien hat schon sehr viel zu bieten …

Sandstraße neben dem Meer
Sandiger Untergrund, teilweise Wiese, keinerlei Infrastruktur, Fischrestaurant in der Nähe
Kostenlos, ca. 8 km schlechte Zufahrt ...
RO-907087 Vadu
GPS: N 44,42899° E 28,76574°
Tag 8
So. 22.08.2021
Vormittag: Sonnig + 30° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 14:10 Uhr - Ankunft: 17:30 Uhr
Reisezeit: 03 Stunden 20 Minuten
Bukarest - Murighiol (Donau Delta)
2220 - 2356 km (136 km)
Badetag am Vadu Beach ...

Heute ist Sonntag, der Tag, an dem man ruhen sollte – und das machen wir ausgiebig am Strand von Vadu bei 30 Grad, zusammen mit sehr vielen Einheimischen. Zum Abkühlen schmeißen wir uns in die kühlenden Fluten des Schwarzen Meeres. 

Baden, lesen und faulenzen … 

Vom Vadu Beach ins Donau Delta ...
Murighial (Donau Delta)

Am Nachmittag geht es zurück über die Rumpelpiste und anschließend auf Landstraßen weiter nach Murighial ins berühmte Donau Delta. Wir lernen Dooren und Frank aus Passau kennen, die mit ihrem VW-Bus durch die Lande reisen. Morgen werden wir zusammen und mit weiteren Gästen von Camping Murighial eine Bootstour ins Naturparadies Donau Delta unternehmen … 

Gebühr € 16,-- für eine Nacht, Wohnmobil und zwei Personen, ohne Strom
WC, Dusche - sehr sauber, Trinkwasser, Entsorgung, Strom, Wifi, ... ca. 10 min in den Ort, Besitzer bietet eigene Bootstouren ins Donau Delta an ...
DJ222C RO-827150 Murighiol
GPS: N 45,04147° E 29,15658°

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