Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Unter dem Doppeladler - Teil 1

18. Juli bis 22. Juli 2011

Gesamtroute - 18. Juli bis 01. August 2011

2014 - Skandinavien - Die Elchtour - Gesamtroute

Gesamtroute:

Kuchl (A) – Linz – Kefermarkt – Maria Schnee – Krumau (CZ)- Schloss Frauenberg – Stadt Pisek – Pilsen – Loket – Karlsbad – Parchen – Gablonz – Schrems (A) – Staatz – Eisenstadt – Pápa (H) – Esztergon – Budapest – Balaton – Insel Krk (HR) – Weißensee (A) – Kuchl – 3032 km

VORWORT

"Unter dem Doppeladler" ist der Titel eines bekannten Marsches (Josef Wagner) und bezeichnet die Doppelmonarchie Österreich - Ungarn. Ich bin jetzt kein ausgewiesener Monarchist, aber genau in die ehemaligen Monarchieländer TSCHECHIEN - UNGARN und KROATION ging unsere Sommerreise 2011.

Geplant wäre eine Österreichreise (Steiermark, Wachau, Wien ...) mit unseren Freuden - den Bochei's - gewesen. Leider mussten sie kurzerhand absagen und so zogen Sonja und ich allein in den langersehnten Urlaub. Der Wetterbericht verhieß uns frecherweise für die Steiermark nichts Gutes und so bewahren wir uns die geplante Österreichreise für einen späteren Zeitpunkt mit unseren Freunden auf ....

1. Etappe - Tschechien

1. Etappe

18.07. – 22.07.2011

Kuchl (A) – Linz – Kefermarkt – Maria Schnee – Krumau (CZ)- Schloss Frauenberg – Stadt Pisek – Pilsen – Loket – Karlsbad – Parchen – Gablonz – Schrems – 1213 km

Tag 1
Mo. 18.07.2011
Vormittag: Leicht bewölkt + 18° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 20° C
Abfahrt: 10:30 - Ankunft: 19:21 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 51 Minuten
Kuchl - Linz - Kefermarkt - Freistadt - Maria Schnee
0 - 289 km
Feuerwehrmuseum St. Florian
Stift Sankt Florian

Die Frage „Wohin fahren wir?“ stand wie so oft am Anfang unserer Reise. Mit unserem „neuen“ – gebrauchten Wohnmobil starteten wir also zur Sommertour 2011 los und fuhren erst einmal nach links – quasi Richtung Linz. Unser neues Womo lief so ruhig, dass man im Gegensatz zum alten sogar das Radio horchen, das Fenster geöffnet und zusätzlich mit der allerliebsten Gattin plaudern konnte …

Wo wollt‘ ich schon immer mal hin? – Da gibt es viele Ziele, eines davon ist das Stift St. Florian in der Nähe von Linz. Dieses Augustiner Chorherrenstift beheimatet einerseits das Oberösterreichische Feuerwehrmuseum (Montag Ruhetag !) und ist auf der anderen Seite ein barockes Juwel – also immer eine Reise wert …

Stift Sankt Florian

Gegen eine Gebühr von € 4,– (wo sind die Zeiten, als die Gotteshäuser noch frei zugänglich waren ….) kann man die wunderschöne Basilika besichtigen und (so wie wir) die berühmte Brucknerorgel, die neben vielen bekannten Komponisten und Orgelspielern eben auch Anton Bruckner erklingen ließ, hören.
Nach der Besichtigung ging es uns auch ohne unsere Freunde, den „Bocheis“ so, wie es uns meistens geht, wenn wir mit den ihnen unterwegs sind: Wir trafen rein zufällig Bekannte (Ketter Hans und „Lengries“ Familie) aus unserem Ort, die ebenfalls das Stift St. Florian besuchten.

Und weil wir schon in Linz bei den Kirchen waren, machten wir einen Abstecher auf den Pöstlingberg, den wir ansonsten im besten Fall von der Autobahn aus bewundert hatten.

Die barocke Wallfahrtskirche ist mit ihren zwei markanten Türmen zu Ehren der sieben Schmerzen Marias erbaut. Neben der wunderschönen Kirche hat man von der Aussichtsplattform am Pöstlingberg einen Rundumblick über Linz.

Was kennt man von Linz? Die gleichnamige Torte, die ARS Electronica, Anton Bruckner – von dem sieht man hier wenig: Rauchende Schlote der Vöestalpine und Chemie Linz, die graue Donau und viele, viele Häuserreihen.

Vielleicht hat auch die beginnende Bewölkung die etwas trübe Stimmung beeinflusst, aber ich las wirklich auf einer Steintafel die etwas irritierende Innschrift: „Fuck am Pöstlingsberg“. Wenig später stellte sich das Ganz, Dank meiner aufmerksamen Gattin, als Lesefehler heraus, obwohl ich jetzt auch nicht weiß, was „Buck am Pöstlingsberg“ bedeutet?

Kirche am Pöstlingberg
Basilika zu den Sieben Schmerzen Mariä
... schöne Wallfahrtskirche ...
Schnitzaltar in Kefermarkt

Anschließend berieten meine Sonja und ich, wohin es denn weiter gehen soll? Wir haben ja beide ein sehr sonniges Gemüt, trotzdem suchen wir immer wieder die Sonne auch als Wegbegleiter unserer Reisen. Ein besorgter Blick auf die Wetterkarte zeigte uns, dass die besten Chancen für einen halbwegs regenfreien Urlaub im Nord-Osten zu liegen schienen. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Tschechien. Auf den Straßen durch das Mühlviertel fiel mir ein, dass irgendwo in der Gegend ein schöner Altar zu besichtigen wäre. Nach einem klärendem Telefonat mit unserem Experten zu Hause (Wimmer-Reisen) bogen wir Richtung Kefermarkt ab und besuchten den unter Fachleuten weltbekannten, hölzernen, gotischen Schnitzaltar in der dortigen Kirche. Und dieses 13 Meter hohe Meisterwerk der Spätgotik ist wirklich so sehenswert, dass ich mir bei aller Sparsamkeit 2 Euro erlaubte, um die Geschichte dieses Werkes zu erfahren und das Kunstwerk im richtigen Licht zu sehen. 

Da wir ja im Urlaub waren und daher genug Zeit hatten, folgten wir von Kefermarkt aus, den Hinweisschildern „Gotikstraße“ und waren gespannt wohin uns die Reise führte. Allerdings haben auch so kunstbeflissene Menschen wie wir einmal genug von Kirchen und Klöstern. Also verlegten wir unser Augenmerk mehr auf die hügelige Landschaft und Dörfer. Neben interessanten weißen Vierkanthöfen mit dunklen Flecken drinnen (Sonja nannte sie „Kuhhäuser“) stießen wir auf folgende Kuriosität:

Kurz vor St. Oswald im kleinen Ort Wippl – Holzmühle bestaunten wir dieses eigentümliche Anwesen. Im Garten und aus den Fenstern sahen uns komische Puppen und Gestalten schief an. Viel Gerümpel und seltsame Sprüche erweckten fast den Eindruck eines Geisterhauses:

„Suche Frau mit grünen Ohren, blau Nase, weisse Augen, schwarzen Mund – Belohnung € 700,–„
„Parapsychologie – Strahlung“
„Grüssen streng verboten“
„Ich bin nicht von dieser Welt“
„Ich bin deppert“

Uns Normalbürgern blieb der Sinn dieser Installation leider auch bei einer längeren Nachdenkphase verborgen und die Einheimischen wollten uns auch keine Auskunft erteilen und so setzten wir unsere Reise verwundert fort …

 

Kuriosität in Wippl
... Geisterhaus?
Marienbild bei Maria Schnee
Herrlicher Sonnenuntergang bei Maria Schnee ...

Weiter ging es danach in Richtung Grenze. Schön langsam brach die Dämmerung herein und wir suchten einen Übernachtungsplatz, den wir auf einem Hügel neben der Hauptstraße bei der Kirche „Maria Schnee am heiligen Stein“ fanden.

Natürlich besichtigten wir die 1991 neu erbaute Kirche und staunten über die Geschichte und Legenden, die sich um den heiligen Stein und diese Kirche im Grenzgebiet rangten. Bei herrlichen, warmen Licht des Sonnenunterganges besuchten wir das Marienbild im angrenzenden Wald.

Dafür, dass wir am Morgen noch nicht wussten, wohin uns die Reise führt, hatten wir doch viel an diesem Tag gesehen. Wir genossen den herrlichen Sonnenuntergang an diesem mystischen Kraftort und verbrachten ein ruhige Nacht im Grenzland zwischen dem heutigen Tschechien und Österreich …

 

Stellplatz Wallfahrtskirche Maria Schnee
Parkplatz vor der Kirche
kostenlos
A-4262 Leopoldschlag, Am Hiltschenberg,
GPS: N 48,62059° E 14,47243°
Tag 2
Di. 19.07.2011
Vormittag: Leicht bewölkt + 18° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 21° C
Abfahrt: 09:08 - Ankunft: 19:05 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 57 Minuten
Maria Schnee (A) - Krumau (CZ)- Schloss Frauenberg - Pise
289 - 431 km (142 km)

Auch am nächsten Morgen lachte uns die Sonne trotz ein paar kleiner Wolken freundlich ins Wohnmobil. Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem so richtig Urlaubsfeeling aufkam, passierten wir nach einigen Fahrminuten bei Wullowitz die Grenze zu Tschechien. Völlig ungewohnt: Wir mussten Geld umwechseln. Bei aller heutzutage üblichen Jammerei um den Euro: Auf Reisen ist er doch äußerst praktisch. Hingegen gibt es im ehemaligen Kronland Österreichs-Ungarn, das seit 2004 Mitglied der EU ist, immer noch die nationale Währung: Tschechische Kronen.

Zwischengeschichtl – Grenzgebiet …

Gleich nach der Grenze fielen uns alle paar Kilometer junge Mädchen auf, die da am Wegesrand standen. Wir hatten das gleich Phänomen schon auf den Landesstraßen in Spanien beobachtet.

– Hatten diese jungen Dinger etwa den Bus versäumt?
– Oder warteten sie auf ihrem Papa, der Lastwagenfahrer ist und sie in die Schule mitnimmt?
– Oder war es gar ein Projekt der tschechischen Regierung, um ausländische Kraftfahrer in Tschechien willkommen zu heißen?
– Vielleicht gehören sie einer internationalen Vereinigung von quasi Straßenmädchen an, die die Aufgabe haben auf die Sauberkeit der Landstraßen zu achten und allfällige Verschmutzungen und Beschädigungen sofort zu melden?

Wir wissen es nicht! Beim nächsten Mal werde ich anhalten und eine der adrett gekleideten Damen (sie müssen teilweise aus ärmlichen Verhältnissen stammen, weil sie oft so wenig anhaben) fragen, was denn ihre wirkliche Aufgabe sei ???

Blick auf Krumau und die Moldau ...
Burg Krumau ...
Kirche Krumau
Kleine Läden und viel Krimskrams ...
Schiele Museum ...
Krumau

Neben dem Geldumwechseln kauften wir an der Grenze auch gleich eine Tschechische Straßenvignette um 250 Kronen (ca. € 11,30), die uns zur Benützung von Autobahnen und Schnellstraßen bevollmächtigte.

Vorbei an den jungen „Landstraßenmädchen“, schlugen wir den Weg nach Krumau ein, wo wir das Womo an einem bewachten Parkplatz (40 Kronen/Stunde) direkt an der Moldau abstellten.

Wir kennen Krumau schon von früheren Reisen mit unserer Musikkapelle und mit der Feuerwehr. Aber dieses südböhmische Städtchen, das als Kulturdenkmal auf der Liste des UNESCO-Welterbes geführt wird, ist immer wieder eine Reise wert. Krumau liegt richtig romantisch an der dunkelbraunen bis schwarzen Moldau, die sich in einer Schleife um den Ort legt. Von der alles überragenden Burg aus, hat man einen herrlichen Blick auf die vielen kleinen Gässchen mit ihren Gasthäusern, auf die Kirche, auf die Kanufahrer und vieles mehr …

Es gibt wirklich vieles zu sehen, wie z.B. das Egon-Schiele-Museum, zahlreiche kleine Geschäfte mit ein paar Besonderheiten und vielem Krimskram. Einzig und alleine die tschechischen Knödel kann ich aus meiner Sicht nicht empfehlen: Wohlweislich und geprägt von früheren, schlechten Erfahrungen, haben wir diese Spezialität, die mich an Styropor oder so etwas Ähnliches erinnert, dieses Mal nicht bestellt. Bestellt und mit Hochgenuss verzehrt habe ich natürlich das berühmte Budweiser-Bier aus dieser Gegend. Und auch das Mittagessen in einem der gemütlichen Restaurants am Moldaustrand war ohne Knödel köstlich.  Das Ganze scheint sich auch schon bis Japan rumgesprochen haben, denn so viele Reisegruppen aus dem fernöstlichen Teil der Erde sieht man sonst nur in der Getreidegasse in Salzburg.

Schloss Frauenberg
Schloss Frauenberg

Nach einem wunderschönen Aufenthalt in Krumau ging es am Nachmittag weiter in die Stadt Hluboká nad Vltavou (keine Ahnung, wie man das ausspricht …) zum Schloss Frauenberg. Nach einem kleinen Spaziergang erschließt sich dem geneigten Besucher ein imposantes Schloss, dass genauso gut nach England passen würde. Auch die wunderschönen Blumenanlagen haben einen gewissen englischen Charme.

Marsch der Stadt Pisek ...

Zwischengeschichtl – Nächstes Ziel …

Wer mich kennt, weiß, dass ich neben meinem Beruf als Schuhmacher und Kaufmann, meiner Berufung als Feuerwehrkommandant, auch noch seit meiner Jugendzeit, also seit über 40 Jahren (ja, ich bin schon so alt – bzw. habe schon so früh mit dem Musizieren angefangen 😉 dem musikalischem Hobby des Schlagwerkers bei der Musikkapelle  Kuchl (früher Trachtenmusikkapelle Kuchl) nachgehe …
Dadurch ist es vielleicht auch verständlich, dass ich – fast schon zwanghaft – auf unseren Reisen nach allen Schuhgeschäften, nach roten Autos und Feuerwehrhäusern und nach Musikspezifischen Aspekten Ausschau halte.
Zieht man diese ganze Vorgeschichte in Betracht, ist es wiederum nicht verwunderlich, dass mir beim Studieren der tschechischen Landkarte die Stadt Pisek aufgefallen ist. Jeder halbwegs gebildete Blasmusiker, zu denen ich mich im leichten Größenwahn auch zähle, kennt das bekannte Musikstück von Josef Ullrich „Marsch der Stadt Pisek“, auch Austronautenmarsch (keine Ahnung warum), genannt. Aus diesem einzigen Grund haben wir also als nächstes Ziel die Stadt Pisek ausgesucht.

Nach kurzer Suche fanden wir einen Parkplatz direkt an der ältesten (erste Erwähnung 1348) Steinbrücke Tschechien (natürlich mit dem tschechischen Brückenheiligen Nepomuk) und am Fluss Otava gelegen. Nach einem kleinen Abendrundgang in der nahen Altstadt begaben wir uns an diesem lauschigen Plätzchen zur Nachtruhe.

... älteste Steinbrücke ...
Stellplatz Stadt Pisek
Großer Parkplatz, WC
Kostenlos
CZ-39701 Pisek
GPS: N 49,30821, E 14,14412
Tag 3
Mi. 20.07.2011
Vormittag: Bewölkt + 18° C
Nachmittag: Bewölkt + 16° C
Abfahrt: 11:07 - Ankunft: 19:55 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 48 Minuten
Pisek - Pilsen - Loket
431 - 521 - 623 km (192 km)
... älteste Steinbrücke in Pisek ...
... Fotografieren verboten ...
Pisek

Der dritte Tag begann nach einer ruhigen Nacht am Fluss mit einem ausgiebigen Frühstück. Gleich neben der alten Steinbrücke kaufte ich sechs (!) Brötchen um sagenhaft günstige und umgerechnete € 0,68. Nach dem Frühstück besichtigten wir die Stadt Pisek bei Tag und genossen trotz regnerischer Witterung den Spaziergang.

Sonja schaut auf dem linken Bild etwas verstört, weil die Verkäuferin in der feinen tschechischen Confiserie mit belgischer Schokolade, das Fotografieren verboten hatte. Ich machte das, was ich immer in diesen Fällen mache – ein paar Fotos ..

Nach Pisek fuhren wir nach Pilsen – wegen der weltberühmten Brauerei …

Pilsen
Brauerei in Pilsen ...

Zwischengeschichtl – Fahrlust …

Ich glaube, ich habe schon erwähnt, dass wir keinen wirklichen Plan über unsere, kommende Route hatten. Also blickten wir gemeinsam auf die Landkarte und mir viel sofort die Stadt „Pilsen“ (tschechisch: „Plzen“) ins Auge, deren Name mir irgendwie bekannt vorkam. „Pilsen“ ist auch Nichtfeuerwehrleuten und Nichtmusikern in aller Welt ein Begriff: Hier befinden sich nicht nur die legendären Autowerke der Fa. Skoda (wir nannten unser erstes Familienfahrzeug dieser Marke – „Tschechischer Panzer“) sondern natürlich auch eine der berühmtesten Brauereien der Welt mit dem „Pilsner Bier“.
In Tschechien gilt für Autofahrer die 0,0-Grenze und ich kann schwören, dass ich bei der Ankunft in Pilsen keinen Tropfen Alkohol im Blut gehabt habe. Trotzdem fanden Sonja (ebenfalls völlig nüchtern) und ich den Eingang zur Brauerei nicht, sondern kamen laut Navi zum Hauptbahnhof, in dem es zwar Bier gab, aber keine Brauerei dazu. Also stellten wir unser Womo am Rande des Sportgeländes (N 49’75111°; E13’38313°) ab und machten uns zu Fuß auf die Suche nach dem süffigen Nass ..

Wenn man die Brauerei einmal gefunden hat, dann gibt es verschiedene Führungen und Möglichkeiten mehr über das Brauwesen zu erfahren. Da die Mittagszeit nahte, nützten wir die Möglichkeit das – von außen eher modern wirkende – Restaurant im Keller zu besuchen. Zum „Pilsner Urquell“ und „Gambrinus“ ließen wir uns typische tschechische Spezialitäten (Hasenkeule und Rinderbraten in dunkler Biersoße) schmecken …

Aber Pilsen hat nicht nur kulinarisch etwas zu bieten: Man kann z.B. das Biermuseum mit unterirdischen Gängen und Kellern besuchen. Auf dem ehemals größten gotischen Platz Böhmens (Platz der Republik) befindet sich die Bartholomäus-Kathedrale mit dem höchsten Kirchturm Böhmens (102,26 m). Gegen eine Gebühr von umgerechnet € 3,18 durften wir die gezählten 301 (!) Stufen erklimmen und hatten trotz Regen eine gute Aussicht auf die Stadt.

Nicht weit entfernt sahen wir die große Synagoge, die die zweitgrößte Europas und die drittgrößte der Welt darstellt.

Diese Gelegenheit nützten wir und so kamen wir zu unserem ersten Besuch einer jüdischen Synagoge (Eintritt pro Person: € € 2,75). Mit einer papierenen „Kippa“ (Kopfbedeckung) bekleidet tauchten wir ehrfurchtsvoll und interessiert in die fremde Welt des jüdischen Glaubens ein. Zusätzlich konnten wir in der Synagoge noch eine kunstvolle Fotoausstellung aus den zwanziger Jahren besuchen.

Alles in allem ein äußerst interessanter Besuch in Pilsen …

Braumuseum in Pilsen
Tschechische Spezialitäten ...
Aussicht vom höchsten Kirchturm in Böhmen ...
... auf Pilsen ...
Drittgrößte Synagoge der Welt ....
... in Pilsen ...

Gegen 18:00 Uhr verließen wir Pilsen und brachen zur ca. 100 km langen Reise nach Loket auf, wo wir um 19:55 Uhr eintrafen. Wir nächtigten am Fuße der beeindruckenden Stadt und Burg neben der Tankstelle auf einem großen Parkplatz. 

Blick vom Stellplatz auf Burg Loket ...
Stellplatz Loket
Geschotterter Parkplatz neben Tankstelle
kostenlos
CZ-35733 Loket
GPS: N 50°11'20,0", E 12°45'2,1"
Ca. 10 min in den Ort
Tag 4
Do. 21.07.2011
Vormittag: Leicht bewölkt + 18° C
Nachmittag: Regen + 16° C
Abfahrt: 10:00 - Ankunft: 21:28 Uhr
Reisezeit: 11 Stunden 28 Minuten
Loket - Karlsbad - Parchen - Gablonz
623 - 651 - 827 - 924 km (301 km)
Burg Loket
Marktplatz mit Mariensäule ...
Loket

Am nächsten Tag ging es, an einer riesigen Freiluftbühne vorbei, über eine gewaltige Brücke, die über eine noch gewaltigere Schlucht mit dem Fluss Eger führt, hoch zur Altstadt von Loket (deutsch: Elbogen). Kirche und die auf einem Granitfelsen erbaute Burg aus dem 12. Jahrhundert sind allemal einen Besuch wert.

Neben Johann Wolfgang von Goethe, der die Stadt oft besucht hatte, wurde hier 2006 der James-Bond-Film „Casino Royale“ gedreht. Goethe soll hier an seinem 74-jährigen Geburtstag um die 19-jährigen Ulrike von Levetzow vergeblich angehalten und aus Frust über die Abweisung die Stadt nie mehr besucht haben.

Karlsbad

Uns zog es auch ohne Abweisung weiter und wir landeten in Karlsbad, (tschechisch: Karlovy Vary) wo sich einst der Kaiser und sein Leibarzt trafen und jetzt die Schönen und Reichen dieser Welt sich ein Stelldichein geben.

Trotzdem wir nach eigener Einschätzung weder zu der einen, noch zu der anderen Gattung gehören, gefiel uns dieser mondäne Kurort sehr und wir flanierten entlang der „Eger“ und der „Tepla“ zu den einzelnen Quellen, nachdem wir unser Womo am Berg in einer Seitengasse (in der Nähe des Hotels Imperial) abgestellt hatten.

Die Reichen und Schönen in Karlsbad ...
Karlsbad - Karlovy Vary
So begeistert schaut Sonja aus, wenn sie geundes Wasser trinkt ...

Zwischengeschichtl – Geschmackssache …

Neben den vielen Prachtbauten, Luxushotels, knipsenden Japanern (wo findet man dieses nette Völkchen mittlerweile nicht?), Nobelgeschäften, kann man natürlich in den einzelnen Kuranstalten das erwiesenermaßen gesunde Wasser trinken. Wir kauften uns an einem der vielen Stände je eine original Schnabelkanne (Made in Böhmen) und probierten das gesunde Wasser, das man mit ca. 30, 50 oder 70 ° C verkosten kann. Ich muss zwar sagen, dass mir das tschechische Bier besser mundet, aber man kann das Wasser – vor allem, wenn man bedenkt, wie gesund es ist – durchaus trinken. Ganz anderer Meinung war hingegen meine – ansonsten nicht heikle – Gattin, die das Wasser fast nicht hinunter brachte. Gott sei Dank haben wir die Schnabelkännchen in der richtigen Größe gewählt, so dass wir sie auch als Schnapsstamperl verwenden können. Sonja stärkte sich anschließend mit den typischen, süßen „Karlsbader-Oblaten“, die ihr wesentlich besser schmeckten. 

Pachen

Nach Karlsbad ging unsere Fahrt weiter in Richtung Parchen (tschechisch: Prácheň). Im Norden – oberhalb von Prag – gelegen, besuchten wir hier bei Regen und Sauwetter den Panská skála (Herrenhausfelsen). Dieses steil – fast senkrecht – aufsteigende, Basaltgestein ist vermutlich nach einem Vulkanausbruch entstanden und an der kalten Oberfläche in die heutige Form gebracht worden. Vor dem Naturdenkmal befindet sich ein großer Parkplatz mit Schranken. Wir wählten einen Parkplatz hinter dem eigenartigen und sehenswerten Gebilde, um unsere kurze Besichtigungstour zu unternehmen.

Der Herrenfelsen in Parchen ...
Basaltgestein ähnlich wie in Nordirland: Giant's Causeway

Vorbei an schönen Flüssen, die uns zu einer Kaffeepause einluden, vorbei an weniger schönen Atomkraftwerken fanden wir schließlich den Weg nach Gablonz an der Neiße (tschechisch: Jablonec ned Nisou – endlich ein tschechischer Name ohne Häckchen und Strichlein !). Hier stellten wir uns auf einem Parkplatz neben dem städtischen See.

Stellplatz Gablonc
Parkplatz am See
kostenlos
CZ- 46601 Jablonec ned Nisou
GPS: N 50°43'59,6", E 15°10'10,1"
Tag 5
Fr. 22.07.2011
Vormittag: Leicht bewölkt + 19° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 19° C
Abfahrt: 11:07 - Ankunft: 17:50 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 43 Minuten
Gablonz (CZ) - Schrems (A)
924 - 1213 km (289 km)
Gablonz
Glaskunst-Ausstellung
Auf der Fahrt nach Österreich ...

In der Früh kauften wir uns voll Freude 4 Brötchen und zwei tschechische Topfengolatschen um unglaubliche K 20,– (€ 0,91). Der Grund, warum wir Gablonz besuchten, war unser Wunsch, eines der vielen Glasmuseen zu besichtigen. Diese Gegend Tschechiens ist ja berühmt für ihre Glasindustrie und so entschieden wir uns für das Glas- und Schmuckmuseum in der Fußgängerzone von Gablonz, indem neben der Glaskunst auf drei Stockwerken auch noch eine interessante Sonderaustellung zum Thema „Mode“ zu sehen war.

Danach drängte ein bisschen die Zeit: Prag ist zwar immer einen Aufenthalt wert, wir kennen die Stadt aber schon und so legten wir einen Einkaufsbummel in einem Einkaufszentrum bei „Kolin“, neben der Autobahn ein. Brünn wollten wir noch gerne sehen – das ging sich aber nicht mehr aus, da wir eingeplant hatten, am Abend wieder in Österreich zu sein. Auf den Weg dahin besserte sich wieder das Wetter. Wir fuhren durch wunderschöne Wälder, sahen wieder einige Straßenmädchen, die auf die Straßen aufpassen und näherten uns schön langsam wieder unserem Heimatland Österreich …

Zwischengeschichtl – Kennenlernort …

Meine Sonja und ich hatten uns vor geraumer Zeit in der Berufsschule Schrems im hintersten Waldviertel an der tschechischen Grenze kennen gelernt. Wir nützten die Gelegenheit, um diesen – für uns – wichtigen Ort nach nun über 30 Jahren wieder zu besuchen. Es war schon eine eigentümliche Erfahrung, auf den Spuren unserer Vergangenheit zu wandeln. Es hat sich einiges verändert in Schrems, aber die alte Disco gleich neben der Berufsschule gibt es immer noch und die Schule und das Internat selber haben sich bis auf einen Anbau auch nicht wesentlich verändert. Wir besuchten unser damaliges Stammlokal „Trinkl“ und ließen uns einen heimischen Karpfen schmecken. Übernachtet haben wir dann nicht wie früher – streng getrennt im Internat – sondern am Parkplatz des wunderschön angelegten Moorbades …

Stellplatz Schrems (A)
Parkplatz Moorbad
kostenlos, WC im Restaurant
A-3943 Schrems, Flurgasse,
GPS: N 48,79561°, E 15,07702°

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