Reiseberichte der Familie Unterwurzacher
Auf den Spuren des Jakobsweges - Teil 1
Teil 1 – 21.07 bis 26.07.2017
Gesamtroute 21. Juli bis 09. August 2017
Gesamtroute:
Kuchl (A) – Musée de I’insolite (F) – Monte Jaizkibel (E) – San Juan de Gatzelugatxe – Park Cabarceno – Santillana – Playa de Barayo – Castro de Coaña – Praia de Picón – La Coruña – Capo de Finisterre – Cascada de Rio Ézaro – Playa Boca de Rio – Santiago de Compostela – Monte de Santa Trega – Praia de Rodanho (P) – Bom Jesus do Monte – Praia do Funtão – Porto – Fátima -Tomar – Peniche Papóa – Sintra – Lissabon – Cristo Rei – Cabo Espichel – Praia de Vale Figueires – Praia da Bordeira – Cabo de São Vincente – Ponta da Piedade – San Clemente (E) – Carcassonne (F) – Trebés – Chauvet Höhle – Montélimar – Colmar – Herbolzheim (D) München Erding – Kuchl (A) – 7711 km
VORWORT
Vorerst, wie immer die Kurzgeschichte, wie wir auf unser diesjähriges Reiseziel gekommen sind:
1. Schritt: Zuerst einmal nachdenken, wo wir in Europa noch nicht mit dem Wohnmobil waren und da ist die Auswahl gar nicht mehr so groß. In Lissabon, der Hauptstadt Portugals war ich schon mal mit meinem Sohn auf einen Flug-Städtetrip und es hat uns dort sehr gut gefallen. Ja, und dann fasziniert mich der Jakobsweg schon seit einiger Zeit.
Also – zweiter Schritt – Reiseberichte im Internet suchen, lesen und Bilder schauen – mit der Erkenntnis, dass die Küstenlandschaften in Nordspanien und Portugal ganz genau nach unserem Geschmack sind und sehr vielversprechend aussehen.
3. Schritt: Sich fragen, was gegen eine Reise in den Süden sprechen könnte und eventuelle Zweifel zerstreuen (die Hitze dort „unten“ wird schon halbwegs erträglich sein und die weite Entfernung wird für uns auch kein Problem darstellen …)
4. Schritt: Freunde befragen, Reiseführer kaufen, lesen, Vorfreude und Bestärkung – Wir fahren heuer nach Spanien und Portugal auf den Spuren des Jakobsweges …
Daten:
Österreich: 8,58 Mio. Einwohner, 83.878 km2 Fläche, 102 Einwohner/km2, Wien;
Deutschland: 80,79 Mio. Einwohner, 367.167 km² Fläche, 226 Einwohner/km², Berlin;
– Frankreich: 66,32 Mio. Einwohner, 643.801 km² Fläche, 103 Einwohner/km², Paris;
– Spanien: 46,56 Mio. Einwohner, 505.970 km² Fläche, 92 Einwohner/km², Madrid;
– Portugal: 10,32 Mio. Einwohner, 92.212 km² Fläche, 112 Einwohner/km², Lissabon;
Reiselektüre:
– Womo-Verlag: – Mit dem Wohnmobil nach Nord-Spanien und
Mit dem Wohnmobil nach Portugal
– Eigene Erfahrungen, Tipps aus vielen Internetseiten, -Foren und von Freunden …
Die Anfahrt ...
21.07. – 26.07.2017
Kuchl (A) – Musée de I’insolite (F) – Monte Jaizkibel (E) – San Juan de Gatzelugatxe – Park Cabarceno – Santillana – Playa de Barayo – Castro de Coaña – Praia de Picón – 2552 km
Tag 1
Fr. 21.07.2017
Nachmittag: Sonnig + 27° C
Abfahrt: 18:40 Uhr - Ankunft: 00:29 Uhr
Reisezeit: 05 Stunden 49 Minuten
Kuchl (A) - Rastplatz Hegau (D)
0 - 432 km
Auf den Spuren des Jakobsweges mit dem Wohnmobil nach Spanien und Portugal …
Der Jakobsweg – oder besser gesagt: Die Jakobswege – faszinieren mich geistig schon sehr lange. Viele interessante Erzählungen und Erlebnisse von Bekannten, Filme, Dokus und natürlich habe ich auch das Buch von Hape gelesen. Aber so einfach mal weg sein wie der Kerkeling funktioniert leider noch nicht ganz. Zumindest nicht für längere Zeit und die braucht man, wenn man sich auf den Jakobsweg begeben möchte. ABER – einfach mal so die Gegend mit dem Womo erkunden und nebenbei die Nordküste Spaniens besuchen, vielleicht auch noch „runter“ nach Portugal, das würde ja schon gehen …
… und es geht, wenn man gar nette Verwandte hat (DANKE!), die auf das Schuhgeschäft aufpassen und es geht, wenn man eine – noch immer – liebende Ehefrau/Partnerin hat, die einem (fast) überall hin folgt. Also auf nach Spanien und Portugal – Viva Espana – oder wo immer es Sonja und mich auch hintreibt …
Freitag Abend: Es geht los, fast auf die Minute genau wie im Vorjahr bei unserer Reise nach Irland. Dieses Mal jedoch in die ganz andere Richtung, nämlich in den Süden, nach Spanien. Allerdings ist der Weg dahin doch ein relativ langer und so tuckern wir mit unserem französischen Wohnmobil mit dem Namen Chausson Flash vorerst einmal in seine Heimat, in Richtung Frankreich los.
Schon nach wenigen Kilometern schwelge ich in unerschütterlicher Urlaubsstimmung und so geht es bei lässiger Musik und wochenendbedingtem Urlaubsverkehr über München bis an den Bodensee. Nach fast genau den gleichen Kilometern wie im Vorjahr (Zufälle gibt es ….) parken wir am Rasthof Hegau und begeben uns zur ersten wohlverdienten Nachtruhe …
Tag 2
Sa. 22.07.2017
Vormittag: Sonnig + 25° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 23° C
Abfahrt: 07:00 Uhr - Ankunft: 21:02 Uhr
Reisezeit: 14 Stunden 02 Minuten
Hegau (D) - Lac de Baragge (F)
432 - 1274 km (842 km)
Nach dem Frühstück mit frischen Brötchen fahren wir bei Freiburg über die Grenze von Deutschland nach Frankreich. Wir haben Urlaub, also Zeit. Genug Zeit, um auf die mautpflichtigen Autobahnen in Frankreich zu verzichten und mit dem netten Nebeneffekt, etwas Geld zu sparen. Für die Fahrt durch Frankreich wären das so ca. 100 Euro …
Unser Navi „Susi“ führt uns sicher durch Dörfer, über interessante Brücken und schöne Landschaften – unter anderem durch die Provence.
Irgendwann gegen Abend wollen wir uns ein schönes Übernachtungsplätzchen suchen und da kommt uns die kleine Hinweistafel zu einem „Lac … ?“ gerade recht.
Auf ziemlich abenteuerlichen Wegen gelangen wir schließlich zum „Lac du Barrage de Saint Etienne Cantales“, einem gar nicht so kleinen Stausee in der Auvergne.
Direkt am See parken wir einsam ein und fragen einen einheimischen Fischer, ob wir denn hier auch stehen dürfen.
Laut Aussage des Petrijüngers gilt das Fahrverbot für den weiteren Uferweg auf der linken Seite und wildes Campen sei verboten. Naja, sehr wild soll es ja heute bei uns nicht zugehen und es sei kein Problem, wenn man hier parkt oder übernachtet (zumindest soweit wir den Fischer verstanden haben …). Also nütze ich den Traumplatz zu meinem ersten erfrischenden Bad in diesem Sommerurlaub und anschließend begeben wir uns ganz ruhig zu Bett …
Tag 3
So. 23.07.2017
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 25° C
Abfahrt: 08:11 Uhr - Ankunft: 20:30 Uhr
Reisezeit: 12 Stunden 29 Minuten
Lac de Baragge (F) - Musée de I'insolite - Mont Jaizkibel (E)
1274 - 1370 - 1773 km (499 km)
Zwischengeschichtl – -Urlaubsphilosophie …
Obwohl wir gestern viel gefahren sind, haben wir auch viel gesehen. Die Fahrt ist nie langweilig und mir gefällt – mit Ausnahme der vielen Kreisverkehre – das Herumkurven auf den mautfreien Straßen. Sehr oft sitzt meine allerliebste Gattin neben mir auf den Beifahrersitz und wir philosophieren über Gott und die Welt, oder aber auch nur über Sonnenblumen oder eben Kreisverkehre.
Auf der langen Fahrt nützt Sonja die Zeit, um (Insider wissen es …) ihre Adventbasteleien für den Missionsmarkt weiter zu bringen. Dass sie dann hinter mir am Tisch sitzt, erschwert die Kommunikation mit zunehmenden Alter doch einigermaßen. Da kann dann aus „Charles de Gaulle“ schnell mal „Georges de Blue“ werden. Ob das jetzt an meiner Aussprache oder an der lauten Musik liegt, weiß ich nicht – Charles hin und Georges her, auf alle Fälle bin ich sehr glücklich. Glücklich weil Sonja und ich wieder Urlaub haben, weil wir wieder gemeinsam mit dem Womo unterwegs sind, weil das Wetter passt, die Landschaft oft sehr beeindruckend ist und weil wir gestern einfach so einen tollen Übernachtungsplatz gefunden haben …
So kann es ruhig weiter gehen. Aber Sonja meint, ich sollte meine Erwartungen nicht allzu hoch stellen. Jeden Tag werden wir nicht so schöne Plätze finden – man isst ja auch nicht jeden Tag Garnelen (eine meiner Lieblingsspeisen …). Das leuchtet mir natürlich ein (oder auch nicht …) und so freue ich mich trotzdem auf die nächsten Garnelen …
Heute wollen wir Bertrand Chenu und sein Musée de I’ilsolite besuchen. Auf dieses „Unmögliche Museum“ sind wir vor einiger Zeit durch einen Fernsehbeitrag aufmerksam geworden und auch unsere Freunde aus Wien (… ja ich habe auch Freunde in Wien … ;-)) Hanna und Gerhard (die Spittelberg’s) haben uns den Besuch ebenfalls wärmstens empfohlen.
Schon die Anfahrt durch das romantische Tal der Célé in der Nähe von Cabrerets ist wunderschön …
Musée de I'insolite
Unter steilen Felswänden liegt das Musée de I’insolite, das Reich des Bertrand Chenu, der uns freundlich begrüßt. € 3,– Eintritt pro Person + € 2,–, wenn man Bilder machen möchte – das ist völlig in Ordnung. Wir drücken dem vollbärtigen Mann einen Zehner in die Hand und tauchen ein in eine Welt voller Kuriositäten, Humor, Spitzfindigkeiten, witzigen Details, unglaublichen Ideen, künstlerischen Gedanken, handwerklichem Geschick und, und, und …
Kurze gesagt: Das müsst ihr euch anschauen …
Bertrand erzählt uns bereitwillig, teilweise in Deutsch, über sein Schaffen und Leben. Den gelernten Gerber aus der Bretagne hat es hierher verschlagen, wo er lebt, gleichzeitig sein Museum betreibt und seiner Arbeit – oder besser gesagt: Inspiration – nachgeht. Künstler, Tischler, Schlosser, Lebensmensch, Geschäftsmann usw. das vereint er in einer Person und genau das drückt sich auch in seinen Werken wieder aus ..
Wir verbringen viel Zeit im unmöglichen Museum und doch gäbe es noch so viel zu entdecken …
Eines mag Bertrand gar nicht – nämlich wenn man ohne zu fragen fotografiert, da kann er angeblich richtig böse werden. Ansonsten nimmt er alles – angefangen von netten Österreichern, japanischen Busladungen bis zu Motorradgangs in seinem Heim, sprich Museum, gerne auf …
Musée de I’insolite in der Nähe von Cabrerets
GPS: N 44,52219° O 1,676990°
Versehen mit viel neuem Gesprächsstoff über das eben Gesehene, wenden wir uns Womo und verlassen das imposante Tal der Célé.
Auf der einen Seite freuen wir uns schon auf unser fernes Ziel Nordspanien, auf der anderen Seite lassen wir uns gerne vom Weg, den uns „Susi“, unser Navi, vorschlägt, abbringen. Am besten dazu geeignent sind zum Beispiel Wochen- oder Trödlermärkte, an denen wir im Urlaub unmöglich vorbei fahren können, ohne sie ausgiebig durchstöbert zu haben. Natürlich machen wir auch einige Pausen, zum Beispiel, um die soeben eingekauften, örtlichen Köstlichkeiten bei einem netten Mittagessen zu verkosten oder um den obligatorischen Nachmittagskaffee zu genießen. Eigentlich ist es uns ja egal, ob wir heute Abend oder morgen Spanien erreichen, wir haben ja Urlaub …
Nach dem Besuch auf einem Wochenmarkt, verspeisen wir bei herrlicher Aussicht den gekauften Schafskäse und das einheimische Lamm (vorzüglich). Am Nachmittag genießen wir unseren Kaffee am Rande eines der vielen Sonnenblumenfelder.
Und als Draufgabe gibt es noch einen Trödler- und Antiquitätenmarkt im Süden Frankreichs – Urlaubsherz, was willst du noch mehr … ?
Ich liebe Alleen, im Besonderen die wunderschönen Straßenalleen in Frankreich. Ich könnte nur noch schwärmen (Sonja fragt sich sowieso schon lange, warum wir bei meiner Schwärmerei für Frankreich überhaupt noch in ein anderes Land fahren …). Vor lauter Schwärmerei und Wonnegefühl bin ich aber leider in dieser Gegend zu fest auf das Gaspedal gestiegen, was uns nach dem Urlaub einen schönen Brief aus Frankreich eingebracht hat. Sorry, mein Fehler, den wir mit € 90,– wieder ausgleichen konnten …
So, es ist Abend geworden und wir haben an diesem wunderbaren Reisetag Spanien erreicht. „Susi“ zeigt uns einen Stellplatz im Hafen von Hondarribia, der ersten Stadt nach der Grenze, an. Gefällt uns aber überhaupt nicht. Also fahren wir weiter (ich bin ja gut vorbereitet …) auf den Monte Jaizkibel. Ein unmöglicher Name aber ein herrlicher Aussichtsberg auf 445 Meter Höhe eben zwischen Hondarribia und San Sebastián. Rechts das Meer, links das Meer – man kann also doch jeden Tag einen traumhaften Übernachtungsplatz finden und morgen gönne ich mir dann Garnelen … ;-))
Nach 2 ½ Tagen Anfahrtszeit haben wir also wohlbehalten Spanien und damit auch den Jakobsweg erreicht. Tief unter uns, an der Mündung des Rio Bidasoa beginnt der Camino del Norte bzw. der Camino del Costa, dem wir im zweiten Teil mit dem Wohnmobil folgen wollen …
Tag 4
Mo. 24.07.2017
Vormittag: Regen + 18° C
Nachmittag: Regen + 20° C
Abfahrt: 10:00 Uhr - Ankunft: 19:28 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 28 Minuten
Monte Jaizkibel - San Juan de Gatzelugatxe - Naturpark Cabarceno
1773 - 1923 - 2050 km (277 km)
Romantisch klopfte es auf unser Womodach – es regnet und der Nebel hängt im Tal. Wir lassen uns Zeit, um aus dem wollig, warmen Bett zu kriechen.
Beim Frühstück sehen wir die ersten Pilger, die bei diesem Sauwetter am Camino del Costa an unserem beheizten Wohnmobil vorbei ziehen. Eigentlich könnten sie uns ja leid tun, aber sie machen am Anfang ihrer 835 km langen Reise am nördlichsten Jakobsweg einen sehr glücklichen und zufriedenen Eindruck …
Schön langsam machen wir uns auch auf den Weg. Nicht zu Fuß auf dem Jakobsweg, sondern leider oder Gott sei Dank (???) mit dem Wohnmobil.
Normalerweise würden wir den Reiseführer „Mit dem Wohnmobil nach …“ folgen und ins Gebirge, in die Pyrenäen fahren, um vielleicht Geier zu beobachten und alte Dörfer zu entdecken. Das Wetter lässt uns aber die Route ändern und so fahren wir die schmale Küstenstraße vorbei an San Sebastián in Richtung San Juan de Gatzelugatxe …
Fast in jeder Bucht wachsen Fremdenverkehrsorte mit den dazugehörenden, nicht ganz so schönen Hotelkomplexen hervor. Das Meer schäumt auf die Sandstrände und etwas später nach Deva, wird die Straße schmäler und die Gegend einsamer. Unser heutiges Hauptziel ist aber die Klosterinsel …
San Juan de Gaztelugatze
Die Klosterinsel empfängt uns ebenfalls mit starken Regen. Aber das macht uns genauso wenig aus, wie den Pilgern, wir sind ja gut ausgerüstet und schnüren unsere Gore-Tex-Bergschuhe von Lowa (gekauft bei UNTERWURZACHER-SCHUHE … ;-)), um uns auf den Weg zu machen …
Die beeindruckende Klosterinsel im Baskenland, mit dem – für mich – unaussprechlichen Namen ist leider in keinem unserer Reiseführer eingetragen, was mich doch sehr verwundert. Ich kenne die Insel auch nicht als Drehort für „Games of Thrones“, sondern als Hintergrundbild auf meinem PC und habe mir schon beim ersten Mal, als ich es gesehen habe, gedacht: da will ich unbedingt mal hin und jetzt steigen wir den steilen und teilweise sehr rutschigen Weg hinunter, zum tosenden Meer, das durch den peitschenden Wind aufgewühlt wird. Die Aussicht ist trotz des Regens top und die Stimmung sehr mystisch. Es hilft alles nichts, um zur Kapelle hoch zu kommen, müssen wir vorher die ca. 237 Stufen (es können auch ein paar mehr sein) erklimmen. Kommt die leichte Nässe auf meiner Haut von der Gore-Tex-Jacke, vom Regen oder gar von der leichten Anstrengung? Am Ende der Stufen erreichen wir die Stelle, an der laut Legende Johannes der Täufer seinen Fußabdruck hinterlassen hat – als Fachmann würde ich sagen: leichter Senkfuß. Nebenan erwartet uns die malerische Kapelle und vor allem der herrliche Blick über die stürmischen Wogen des Golfs von Biskaya, die auf dieser Insel Klippen, Tunnel und gewagte Bögen geformt haben. An der Kirche des ehemaligen Klosters befindet sich eine Glocke, die man dreimal läuten soll. Dabei kann man sich Fruchtbarkeit (wohl nicht mehr notwendig …), eine erfüllte Liebe oder Sonstiges wünschen. Die Besucher machen ausgiebig Gebrauch davon, das Läuten kann aber nicht die lebhafte Seemannsmusik, die aus einem Lautsprecher in der Kirche kommt, übertönen. Erbaut wurde die Kirche um 1053 und diente im 12. und 13. Jahrhundert vermutlich dem Templerorden als Rückzugsort. Das ist schon ein Weilchen her und seither sollen Ritter, Hexen, Seeungeheuer und sonstige Sagengestalten hier ihr Unwesen getrieben haben.
Bei unserem Besuch haben sich sämtliche bösen Geister, wahrscheinlich auf Grund des schlechten Wetters, Gott sei Dank verzogen und auch der Touristenstrom hält sich – wahrscheinlich ebenfalls aus dem gleichen Grund – sehr in Grenzen …
Nach dem Abstieg wird der Regen noch stärker. Um nicht den rutschigen Hinweg nehmen zu müssen, gehen wir zuerst auf einem Güterweg in östliche Richtung und biegen dann auf einem Privatweg ab, der uns einsam aber wohlbehalten zu unserem Wohnmobil führt. Auf Grund des schlechten Wetters lassen wir den Besuch im Guggenheim-Museum in Bilbao (hätte mich sehr gereizt) ausfallen und fahren direkt zum Stellplatz im Naturpark Cabarceno, den wir morgen besuchen wollen ..
Tag 5
Di. 25.07.2017
Vormittag: Bewölkt + 20° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 22° C
Abfahrt: 15:30 Uhr - Ankunft: 21:00 Uhr
Reisezeit: 05 Stunden 30 Minuten
Naturpark Cabárceno - Santillana del Mar - Playa de Barayo
2050 - 2108 - 2363 km (313 km)
Tierpark Cabárceno
Gestern gab es leider keine Garnelen und der Stellplatz am Naturpark Cabárceno ist ein großer, geschotteter Parkplatz und zweckmäßig. Unter den ca. 50 Wohnmobilen auf diesem Platz befinden sich hauptsächlich Spanier, Italiener und Franzosen, kein Deutscher und ein Österreicher – nämlich wir.
Nach dem Frühstück wollen wir den großen Zoo auf dem ehemaligen Gelände einer Eisen-Mine mit dem Wohnmobil erkunden ..
Voller Erwartung brechen wir auf und stellen uns mit dem Womo in die Auto-Warteschlange. Ein Mann klopft an unser Fenster und fragt uns, ob wir für € 3,– einen Behindertenausweis kaufen möchten. Das würde uns einen verbilligten Eintritt ermöglichen. Weil wir 1. – Gott sei Dank, soweit mir bekannt ist, weder eine körperliche noch eine geistige Behinderung aufweisen und 2. – relativ ehrliche Menschen sind, weisen wir dieses Angebot entrüstet zurück.
Wir zahlen gerne die € 30,– pro Person (einen Tag Schifahren ist wesentlich teurer …) und versuchen uns mit dem Plan zuerst einmal einen groben Überblick zu schaffen:
Auf dem Riesengelände (alleine das Elefantengehege ist 20 ha groß) wurde früher im Tagebau Eisen abgebaut und wir fahren auf guten Straßen (ca. 20 km lang) durch die eigentümliche Landschaft. Aber es ist kein Safaripark – die Tiere sind in sehr großen Gehegen untergebracht und es gibt überall Parkplätze, auf denen man das Fahrzeug abstellen kann, um dann die Viecher zu Fuß genauer beobachten zu können. Infrastruktur, wie Restaurant, WC usw. ist ebenfalls vorhanden. Eine Besonderheit sind die drei Seilbahnen (vermutlich aus Österreich … ;-)), mit denen man über das Gelände schwebt und dadurch den Tieren ohne zu stören noch näher kommt. Weiters existiert noch ein Affenhaus, ein Reptilienhaus und vieles mehr. Es gibt soviel zu sehen und so verbringen wir bis zum Nachmittag, bei immer besser werdenden Wetter eine interessante Zeit
Santillana del Mar
Wenn uns kein einheimischer Wochenmarkt unterkommt, muss eben auch ein Supermarkt für den Einkauf der notwendigsten Lebensmitteln genügen. Man kann die spanischen Supermärkte zwar nicht ganz mit dem Riesenangebot in den französischen Märkten vergleichen, aber für unsere Ansprüche genügen sie allenthalben. Hauptsache es gibt frische Garnelen, die heute unbedingt her müssen …
Danach setzen wir wieder unsere Reise fort – Santillana del Mar – mit der sehenswerten Altstadt ist unser nächstes Ziel …
Die jahrhundertealte Altstadt mit der Colegiata de Santillana del Mar (Stiftskirche der Hl. Juliana, Sant Iuliana – Santillana), die der Stadt ihren Namen gegeben hat, sowie zahlreichen Handelshäusern und Palästen, liegt natürlich auch auf dem Jakobsweg und man sieht überall die berühmte Muschel. In der gesamten Altstadt herrscht absolutes Fahrverbot und so kann man gemütlich durchschlendern oder ein Kaffeetscherl trinken und die Touristen beobachten … ,-))
Playa de Barayo
Aber wir haben heute vom Reisen noch nicht genug und wollen wieder direkt ans Meer. Ein einsamer Strand, mit romantischen Sonnenuntergang, das wäre jetzt wirklich ideal …
Also geht es flott weiter, ein kurzes Stück auf der mautfreien Autobahn, vorbei an einem der berühmten Stiere (14 m hoch) die früher für Werbezwecke aufgestellt waren und jetzt als Symbol für Spanien gelten ..
Dieses Mal dient uns wieder der Reiseführer „Mit dem Wohnmobil nach Nord-Spanien“ als Grundlage unserer Route. Sie führt uns durch Asturien bei immer besser werdenden Wetter, nach Luarca. Über eine einspurige Eisenbahnlinie fahren wir auf einem Feldweg zu einem Wiesenplatz. Hier könnte man zwar ungestört stehen, aber man hat keinen direkten Blick auf den Strand unterhalb.
Weil wir in der Zwischenzeit in der Hinsicht auf traumhafte Übernachtungsplätze schon ziemlich verwöhnt sind, geht es wieder retour und wir versuchen es auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht, in der Nähe von Vigo, noch einmal.
Hier finden wir einen großen asphaltierten Parkplatz, direkt oberhalb der Klippen. Unterhalb offenbart sich ein Traumstrand: Eine langgezogene, sandige Bucht mit bizarren Klippen neben denen sich der Rio Barayo gemächlich ins Meer schlängelt …
Als die letzten Badegäste heraufsteigen und mit ihren Fahrzeugen den Platz verlassen, stehen wir fast alleine an diesem wunderbaren Platz der Erde …
Ich muss aufpassen, dass ich vor lauter Euphorie nicht zu viel ins Schwärmen komme, bei diesen Traumstränden und wie Sonja so schön sagt, „Man isst ja auch nicht jeden Tag Garnelen …“
Aber heute schon! Ich kann mich fast nicht entscheiden, ob der kulinarische oder der optische Hochgenuss größer ist?
Ich würde sagen, beides zusammen und die einsame Zweisamkeit bescheren einen unvergesslichen Urlaubstag an der Küste Nordspaniens ..
Tag 6
Mi. 26.07.2017
Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 25° C
Abfahrt: 11:05 Uhr - Ankunft: 19:50 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 45 Minuten
Playa de Barayo - Castro de Coaña - Playa de Arnao de Figueras - Punta Estaca de Bares - Praia de Picón
2363 - 2382 -2437 - 2532 - 2552 km (189 km)
Frühmorgens, als Sonja noch friedlich schläft, mache ich einen kleinen Spaziergang über die steilen Klippen zu meinem persönlichen Traumstrand. Bis auf zwei junge Damen mit ihren zwei Hunden, die hier übernachtet haben, ist er menschenleer. Ca. 700 Meter lang, erfrischendes Wasser, links bizarre Oxitfelsen und rechts unheimliche Höhlen, dazwischen jungfräulicher feinster Sandstrand, der laut Felsenschrift angeblich auch von Anhängern der Freikörperkultur genützt wird. Zurück wandere ich über einen schönen Waldweg, der über den Rio Barayo und das sumpfige Hinterland führt …
Castro de Coaña
GPS: N 43,50876° W 6,74754°
Castro de Coaña
Auch nach dem Frühstück können wir uns kaum von diesem herrlichen Plätzchen Erde trennen. Aber es hilft nichts, wir müssen irgendwann weiter und verlassen einen der schönsten, einsamen Strände, die ich kenne!
Wir fahren einige Kilometer nach Castro de Coaña – einem keltischen Dorf, das so ca. im 1. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde.
Zudem haben wir auch noch Glück, da der Eintritt heute kostenlos ist …
Playa de Arnao de Figueras
Nach soviel Kultur dürstet uns nach Erfrischung und wir fahren zum Playa de Arneo de Figueras, wo wir uns bei ca. + 23° C in die Fluten schmeißen …
GPS: N 43,54973°
W 7,01963°
Punta de Estaca de Bares
Wir hatten vor der Reise schon gefürchtet, dass es uns eventuell in Spanien im Hochsommer zu heiß sein könnte, aber das Wetter und die Temperatur so um die 26 Grad sind einfach ideal. Am Strand weht dann auch noch immer ein frischer Wind vom Atlantik her und die Nächte sind angenehm kühl.
Ein gar nicht so leichter Wind weht auch am nördlichsten Punkt Spanien, am Punta de Estaca de Bares, unserem nächsten Ziel …
Nicht das Ende der Welt aber doch das nördliche Ende Spaniens …
Punta de Estaca de Bares
GPS: N 43,78427° W 7,68409°
Praia de Picón
So, jetzt brauchen wir zum Abschluss des Tages noch einen schönen Übernachtungsplatz. Wir steuern den Geheimtipp eines Freundes an: The best bank of the world …
Susi, unser Navi, steuert hingegen einen engen Waldweg an und bevor wir irgendwo hängen bleiben, erkunden wir zu Fuß den weiteren Verlauf. Aber unsere Sorge ist unbegründet und so fahren wir durch den Wald auf den Praia de Picón und der schönsten Bank auf der Welt zu …
Ein paar Meter weiter östlich machen wir uns auf dem Parkplatz eines Imbissstandes gemütlich und genießen die Aussicht.
Gegen Abend stehen wir alleine und verlassen auf den Klippen des Praia de Picón und inhalieren den romantischen Sonnenuntergang …
Einfach nur herrlich. Ich meinen damit nicht alleine die Landschaft die Ihr zwei durchfahren habt und weil ich mich dort im Westen auch schon umgesehen hab , kann ich Eure Begeisterung verstehen und mittragen .
Danke für den tollen Reisebericht
Hallo Joxy,
danke für dein Lob und weiterhin schöne Reisen.
LG Ruprt
Hallo Sonja und Rupert,
in der ausklingenden Pandemie war es wieder einmal ein Höhepunkt, Sonja und dir auf der
Spanienreise zu folgen. Traumhafte Bilder und einen erfrischenden Text, ja so kennen und schätzen wir deine Reiseberichte.
Vielen Dank und weiterhin viele schöne Reisen und Berichte.
Das wünschen euch die lockers.
Hallo „Locker und Lockerine“ schön wieder von euch zu hören, bzw. zu lesen – Danke für den netten Kommentar.
Auch euch weiterhin schöne Reisen!
LG Rupert und Sonja