Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Norditalien Städtereise - Teil 2

01. April bis 04. April 2010

Gesamtroute - 27. März bis 04. April 2010

2010 - Norditalien Städtereise

Gesamtroute:

Kuchl – Venzone (I) – Venedig – Padua – Florenz – Siena – Castiglione – Perugia – Assisi – Urbino – Casal Borsetti – Bad Kleinkirchheim (A) – Kuchl – 1806 km

2. Etappe - Umbrien

01.04. – 04.04.2010

Castiglione (I) – Perugia – Assisi – Urbino – Casal Borsetti – Bad Kleinkirchheim (A) – Kuchl – 997 km

Tag 6
Do. 01.04.2010
Vormittag: Leicht bewölkt + 21° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 21° C
Abfahrt: 09:30 - Ankunft: 20:25 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 55 Minuten
Siena - Castiglione - Perugia - Assisi
809 - 910 - 941 - 965 km (156 km)
... so stell ich mir die Toskana vor ...
Anfahrt auf Castiglione
Lago di Trasimeno
... interessante Burg ...
... interessante Fresken ...

Der Übernachtungsplatz in Siena neben dem Verschubbahnhof war für eine Nacht in Ordnung. In der Früh rissen uns Bauarbeiten aus dem wohlverdienten Schlaf. Nach dem Frühstück ging es daher schnell weiter nach Umbrien …

Landschaftlich sahen wir auf der Autobahn zwar eine halbwegs saubere – aber ansonsten nicht außergewöhnliche Gegend. Bis auf diesen Schnappschuss aus dem Fahrzeug (Sonja) haben wir wenig „Toskana“ gesehen. Tip für „Nachreisenden“: Wer ein bisschen mehr Zeit hat, wähle die Route: Siena – Pienza – Montepulciano – Castiglione. Diese Route ist nur um ca. 30 Kilometer länger und man soll durch die schönste toskanische Postkartenlandschaft gondeln, die man sich vorstellen kann. Unsere schnelle Fahrt auf der Autobahn hatte aber wieder den großen Vorteil, dass wir für die nächste Etappe mehr Zeit zur Verfügung hatten und wir werden die obengenannte Route sicher bei einer späteren Toskanareise nachholen.

Einen wunderschönen Eindruck von der Landschaft bekamen wir wieder kurz vor der Ankunft in Castiglione. Dieser Ort beeindruckt schon von seiner Lage her: Auf einer Halbinsel gelegen, ragt er quasi mitten in den Lago Trasimeno, auch „Transimenischen oder Umbrischen Meer“ genannt, hinein. Wir stellten unser Fahrzeug direkt am See in der Nähe des Campingplatzes ab. Hier kann man sicher auch ohne Probleme übernachten. Das Dorf selber liegt auf einem Hügel und beherbergt eine imposante Festungsanlage, die wir natürlich besichtigt haben.
(Eintritt pro Person € 3,–)

Etwas eigenwillige Fresken kann man an der Decke nach dem Museumseingang betrachten. Durch einen langen Wehrgang gelangt man auf die vier Festungstürme, von denen man einen herrlichen Rundumblick hat.

Gott sei Dank wurde ich nicht wirklich eingesperrt und so konnten wir in netten Geschäften kulinarische Geschenke für unsere Daheimgebliebenen einkaufen (Trüffelsalami, Wildschweinsalami, Olivenöl, Käse und ein Pfefferoniöl namens „Viagro“)

Wehrgang in Castiglione ...
... endlich hinter Gitter ...

Weiter führte uns die Tour von Heidi und Sepp in Richtung Assisi. Auf der Fahrt dahin blieben wir zufällig auf einem Parkplatz unterhalb der Innenstadt von Perugia stehen. Da es erst kurz vor 17:00 Uhr war, beschlossen wir den Berg zu erklimmen und der Stadt einen Besuch abzustatten. Perugia ist die Hauptstadt der Region Umbrien und weist ca. 165.000 Einwohner auf.

Über viele, steile Stiegen gelangten wir nach einiger Zeit zu einem großen Busparkplatz. Vor hier gingen es weiter bergauf, teilweise sogar mit Rolltreppen. Nach der letzten Rolltreppe glaubten wir uns plötzlich im Mittelalter wiedergefunden zu haben. Durch alte Gänge und unterirdische Gassen gelangten wir schließlich wieder ans Tageslicht und genossen eine rundum Aussicht.

Danach spazierten wir auf den Piazza IV Novembre, schauten kurz vorher in einem herrlich alten Cafe vorbei (Einrichtung aus dem 19. Jahrhundert) und besichtigten den Dom, der zwar (ein Wunder?) keine Reliquien beherbergt, uns aber trotzdem sehr gut gefallen hat. In einer Kapelle soll der Ehering der Hl. Maria ausgestellt sein. Anschließend wurde noch das Rathaus (Palazzo del Priori) besucht

Perugia - die Hauptstadt Umbriens ...
Schöne Stadt - schöne Aussicht ...
... eine Stadt wie im Mittelalter ...
Palazzo del Priori ...
Abendstimmung über Assisi ...

Nach dem Abstieg ging die Fahrt weiter. Leider kamen wir in den Abendverkehr und so brauchten wir für die ca. 27 kilometerlange Strecke doch einige Zeit. Als wir in Assisi ankamen war es bereits dunkel. Schon von weiten sahen wir die berühmte, an einem Hang liegende Pilgerstadt. Der Busparkplatz am Fuße von Assisi war bereits mit zahlreichen Wohnmobilen besetzt. Kein Wunder um diese Zeit, so kurz vor Ostern. Trotz der Dunkelheit wagten wir uns nach dem Tip aus dem Buch „Mit dem Wohnmobil durch Toskana und Umbrien, Teil 2“ auf eine Bergstraße, wo wir nach ca. 4 Kilometer einen großen Park- und herrlichen Stellplatz in der Nähe des Klosters „Eremo delle Carceri“ erreichten. Wir genossen noch den wundervollen Blick auf das darunterliegende Tal und fielen müde ins Bett.

Stellplatz Kloster Eremo delle Carceri
Geschotterter Parkplatz, WC beim Kloster
kostenlos - herrliche Aussicht
Parkplatz Kloster I-06081 Assisi

Zufahrt vor und an Feiertagen für Wohnmobile nicht gestattet

GPS: 43°3'41.60" N, 12°38'44.33" E
ca. 5 min Fußweg zum Kloster
ca. 50 min Fußweg nach Assisi
Tag 7
Fr. 02.04.2010
Vormittag: Sonnig + 22° C
Nachmittag: Leicht bewölkt + 19° C
Abmarsch: 09:00: - Rückkehr: 23:35 Uhr
Ausflugszeit: 14 Stunden 35 Minuten
Kloster Eremo delle Carceri und Assisi
(0 km)
Herrlicher Ausblick vom Womofenster aus ...
Sepp beim Morgensport ...
Versuch einer Brotvermehrung ...

Die erste Nacht, in der wir wirklich ohne Probleme geschlafen haben und dann noch in der Früh dieser herrliche Ausblick – die Welt ist doch schön! Es war zwar in der Nacht nicht gerade warm, trotzdem genossen wir bei offenen Fenster das Frühstück.

Sepp nützte die morgendliche Stunde um per Laufschritt den Berg (Monte Subabio – 1290 m) zu erkunden, Heidi versuchte ein Foto fürs Familienalbum zu ergattern und ich bemühte mich, die restlichen Brotreste, die uns noch geblieben waren, zu verzehren …

Obwohl ständig Gruppen – meist – jugendlicher Pilger zu Fuß eintrafen, hielt sich der Besucherandrang im Kloster Eremo delle Carseri in Grenzen. Auch wir spazierten und besichtigten diese Wirkungs- und Meditationsstätte des HL Franz von Assisi und seiner Anhänger. 

Mir hat schon das Kloster La Verne, das ebenfalls nach einem Besuch des Hl. Franz v. Assisi erbaut wurde, bei unserer ersten Toskanatour beeindruckt. Aber auch hier in Eremo delle Carceri spürt man, dass es ein besonderer Ort ist.

Nach dem Mittagessen ging es zu Fuß in Richtung Assisi. Ich hatte mich schon in der Früh mit ein paar Einheimischen „unterhalten“, die junge Eichentriebe sammelten. Diese werden gegen Zahnfleischentzündungen verwendet. Die netten Einheimischen gaben mir zu verstehen, dass der Weg durch das Gebüsch eher nicht zu empfehlen ist – nsere Damen ließen sich aber davon nicht abhalten und so kletterten wir Kinder der Berge durch unwegsames und steiles Gelände. Irgendwie war ich dann doch froh, wieder die Straße gefunden zu haben und wir genossen die schöne Aussicht auf Assisi und das Tal.

Da wir ja quasi von oben herab kamen, galt unser erster Besuch der Burg oberhalb der Stadt (Rocca Maggiore), die wir gegen einen Eintritt von € 5,– pro Person natürlich auch besichtigten. Auch von hier aus hat man einen guten Überblick über die Stadt mit ca. 27.500 Einwohnern. Im Anschluss an den Rundgang genehmigten wir uns bei herrlichem Wetter einen Cappuccino im sonnigen Burggarten.

Von nun an ging es bergab. Die erste Station der Dom von Assisi -die romanische Kathedrale San Rufino. Im Reiseführer stand, man soll sich in der Osterzeit vor einem Besuch in Assisi hüten. Wir wunderten uns hingegen, dass die Zahl der Touristen und Pilger an diesem Karfreitag so gering war.

Neben den Kirchen und dem römischen Minerva-Tempel (jetzt auch eine Kirche) besuchten wir (oder besser gesagt unsere Damen) auch 95 Prozent der ca. 100 Andenken-Läden (geschätzte bzw. empfundene Zahlen …). Mir ist aufgefallen, dass die Geschäftsleute hier keinesfalls so aufdringlich sind, wie in anderen Orten. Ein bisschen mussten wir natürlich auch über den vielen Kitsch schmunzeln, der oftmals angeboten wird. Weniger gefallen hat mir ein Franziskusdarsteller, der sich für Geld bewegte und kleine Zettel mit Lebensweisheiten verteilte.

Der vorläufige Endpunkt unserer Besichtigungstour war natürlich die Basilika San Francesco. In der dortigen Oberkirche bestaunten wir den berühmtesten Freskenzyklus des Mittelalters, das zum Großteil vom berühmten Künstler Giotto di Bondone (kurz Giotto genannt) stammen soll. die Unterkirche ist der Heiligen Katharina geweiht und beherbergt neben weiteren zahlreichen Kunstschätzen das Grabmal des Heiligen Franz von Assisi.

Das Abendessen nahmen wir in einem netten Lokal an der Hauptstraße ein. Ich bestellte „Strangozzi con Tartufo“, ohne ganz genau zu wissen, was das ist und bekam herrliche handgemachte Spaghetti aus Umbrien mit Trüffel. Als wir bei Dämmerungseinbruch die Straßen von Assisi betraten, lag eine eigentümliche Stimmung über der Stadt. Die Karfreitagprozession (Processione del Cristo morto) stand kurz bevor.

Entlang der Straßen und Gassen vom Dom San Rufino bis hinunter zur Basilika San Francesco sammelten sich die Leute, langsam erloschen die künstlichen Lichter in den Häusern und auch in den Geschäften. Man fühlte, wie sich Stille und Besinnung mystisch ausbreiteten. Nur kleine Kerzen und Fackeln sorgten für ein bisschen Licht, als von weiten der dumpfe Ton einer Trommel ertönte. Langsam näherte sich die Prozession und zog an uns vorüber. Von vermummten Personen, die barfuß in Begleitung schweigender Menschen zur Basilika San Francesco und anschließend mit der Figur des verstorbenen Christi wieder retour ziehen, werden schwere Holzkreuzer getragen.

Mit den Eindrücken der Karfreitagsprozession machten wir uns zurück auf den vier Kilometer langen Weg, hinauf zu unserem Stellplatz in der Nähe des Klosters Eremo delle Carceri. Ich glaube, wer den Geist des Heiligen Franziskus in Assisi finden will, findet ihn dort auch. Wer will, findet ihn überall …

Herrlicher Ausblick auf Valle Umbre ...
Rocca Maggiore oberhalb von Assisi ...
Assisi zu unseren Füßen ...
... wir zwei ...
Dom von Assisi ...
"Künstler" und ...
... Kitsch in Assisi
Basilika San Franzesko - Unterkirche ...
Karfreitag in Assiesi - beeindruckend!
Stellplatz Kloster Eremo delle Carceri
Geschotterter Parkplatz, WC beim Kloster
kostenlos - herrliche Aussicht
Parkplatz Kloster I-06081 Assisi

Zufahrt vor und an Feiertagen für Wohnmobile nicht gestattet

GPS: 43°3'41.60" N, 12°38'44.33" E
ca. 5 min Fußweg zum Kloster
ca. 50 min Fußweg nach Assisi
Tag 8
Sa. 03.04.2010
Vormittag: Sonnig + 17° C
Nachmittag: Sonnig + 11° C
Abfahrt: 10:30 - Ankunft: 18:45 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 45 Minuten
Assisi - Urbino - Casal Borsetti
965 - 1093 - 1243 km (278 km)
Letzter Blick auf das Umbre-Tal
Auf dem Monte Subasio ...
Wieder einmal: Herrliche Aussicht ...
... lässige Piste ...

Den herrlichen Morgen nützten wir, um im Freien zu frühstücken. Danach überlegten wir die Route Richtung Heimat. Sepp hatte bei seinem morgendlichen Jogginglauf herausgefunden, dass man vom Gipfel des Monte Subasio eine Wahnsinnsaussicht hat und ich hatte gelesen, dass man diese Straße als Verbindung in Richtung Meer (quasi Ostküste Italiens) nützen kann.Die Überfahrt Richtung „Collerpino“ hat sich wirklich ausgezahlt und auch unsere – ansonsten eher beim Fahren das Flachland liebende Damen – waren begeistert.

Irgendwie durch Zufall – oder war es Bestimmung – erreichten wir nach 128 Kilometern auf teils sehr engen und kurvenreichen Straßen „Urbino“ – Weltkulturerbe.  Man wird es kaum glauben, aber auch hier besuchten wir die Kirche und den herzoglichen Palast. Um nicht in Gefahr zu geraten, eine „Kirchophobie“ (dieses Wort wurde von Heidi und mir erfunden. Angst vor Kirchen gibt es anscheinend wirklich und wird laut Wikipedia “ Ecclesiophobie“ genannt) zu erleiden, besuchten wir dieses Mal auch eine zeitgenössische Ausstellung mit interessanten Installationen.

Weiters freuten wir uns, in Urbino einen Markt – dieses Mal völlig ohne Kitsch – und dafür mit wirklicher Handwerkskunst aus der Umgebung, zu besuchen. 

 

Urbino
Bilder einer Ausstellung ...

Heidi und Sepp hatten an diesem Tag als Zwischenziel bei der Heimfahrt den kleinen Ort „Casal Borsetti“ an der Küste gewählt. Wir kannten diesen Ort und den 100 Meter vom Meer entfernten Stellplatz von unserer ersten Toskanareise. Damals im Juli standen nur einige Wohnmobile auf diesem ideal liegenden Stellplatz der Gemeinde – dieses Mal füllten sicherlich an die 300 Wohnmobile den Platz. Für uns ein Grund auf dem gegenüberliegenden Parkplatz der Sportanlage fast alleine zu übernachten. Natürlich nützten wir die Gelegenheit, um einen Spaziergang zum Meer zu unternehmen …

... endlich wieder Meer ...
Ostersamstag in Casal Borsetti ...

Zwischengeschichtl – Andere Länder …

An diesem Ostersamstag kamen wir bei der örtlichen Kirche vorbei und nahmen spontan an dem „Rituale del Fuoco“ (bei uns vergleichbar mit dem „Scheittelbrennen“) und an der anschließenden Messe teil, um das Kirchenvolk von Casal Borsetti ein wenig zu verstärken. Man kann sagen, dass es trotzdem wir ausser „Amen“ fast kein Wort verstanden haben, ein Erlebnis gewesen ist (der Pfarrer hat den Ministranten am Ohr gezogen, ein emsiger Pfarrdiener, der ein bisschen an Quasimodo erinnert hat, doch teilweise andere Gebräuche als bei uns zu Hause, u.v.m.).

Stellplatz Casal Borsett
VE, Strom, Wasser, Dusche WC
€ 10,-- pro Tag und Wohnmobil
I-48010 Casal Borsetti,
Via Stefani Orolani Calci
Tag 9
So. 04.04.2010
Vormittag: Wechselhaft + 10° C
Nachmittag: Wechselhaft + 04° C
Abfahrt: 09:15 - Ankunft: 23:15 Uhr
Reisezeit: 14 Stunden 00 Minuten
Casal Borsetti (I) - Bad Kleinkirchheim (A) - Kuchl
1243 - 1659 -1806 km (563 km)
Therme Bad Kleinkirchheim
Römerbad ...

Die Fahrt ging über die Bundesstraße nach Udine und dann weiter bis Tarvisio. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es mit dem Wohnmobil kilometermäßig keinen großen Unterschied macht, ob man auf der italienischen Seite die Autobahn oder die Bundesstraße benützt. Auf der Bundesstraße ist das Tempo ähnlich, man sieht wesentlich mehr von der Landschaft und erspart sich so nebenbei auf dieser Strecke € 22,90 an Mautgebühren.

Bei einem Kaffee in der Autobahnraststätte Arnoldstein verabschiedeten wir uns von unseren Freunden, den „Bocheis“, da wir noch die Römertherme in Bad Kleinkirchheim zum Abschluss unserer diesjährigen Osterreise testen wollten und Sepp nach Hause musste.

Sieht man jetzt von den etwas unmotivierten Damen beim Empfang ab, ist der Besuch in dieser auf 1087 Meter liegenden Therme doch auch empfehlenswert. Erstaunt hat mich, dass fast nur italienische Gäste anwesend waren – wahrscheinlich weil es ein „Römerbad ist ;-))

Da der Wetterbericht nichts Gutes ansagte und mir war es in Italien schon kalt genug, beschlossen Sonja und ich gleich nach dem wohltuenden Aufenthalt im Thermal Römerbad den kürzesten Weg nach Hause zu nehmen.
Dieser – wieder einmal – wunderschöne Wohnmobilurlaub zu Ostern 2010 ging mit Schneefall auf der Salzburger Seite der Tauernautobahn zu Ende.

Danke an Heidi und Sepp !

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