Gesamtroute - 17. bis 27. Juli 2008
Gesamtroute:
Kuchl (A) – Sirmione (I) – Cremona – Pisa – Lucca – Vinci – La Verna – Casal Borsetti – Kuchl – 1920 km
VORWORT
Unser Plan war dieses Mal, dass wir ohne Plan Richtung Genua in den Süden fahren und dann mal schauen, wo es uns so hin verschlägt. Wir (Heidi, Sepp, Sonja und Rupert) machten uns also mit unseren zwei Womos auf den Weg, um planlos das "wilde Camperleben" zu erfahren und um spontan zu entscheiden, ob wir uns nach links, rechts (quasi nach Westen, Osten) rauf oder runter (quasi nach Norden oder Süden) wenden würden ...
1. Etappe - Von Kuchl bis Vinci
17.07. – 20.07.2008
Kuchl (A) – Sirmione (I) – Cremona – Pisa – Lucca – Vinci – 1014 km
Tag 1
Do. 17.07.2008
Vormittag: Regen + 21° C
Nachmittag: Heiter + 26° C
Abfahrt: 09:11 - Ankunft: 18:50 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 39 Minuten
Kuchl (A) - Sirmione (Gardasee)
0 - 516 km
Anfahrt über die Autobahn Rosenheim (D) nach Innsbruck – Bundesstraße Brenner (B182) – Sternitz (I) – Autobahn (A22) bis Rovereto – am Westufer (SS45) des Gardasees – nach Sirmione.
Ohne Probleme ging es bis nach Tirol, wo wir kurz vor der Europabrücke von der Autobahn runterfuhren, um die alte Brennerstraße zu genießen. Wir hätten das aber schon etwas früher tun sollen, denn so kamen wir auf ziemlich engen Straßen durch Tiroler Bergdörfer und erst später auf – die im Tale – schöne und breite Bundesstraße. Aber im Nachhinein gesehen war es eine gute Einstimmung auf die weitere Streckenführung unserer Reise …
Es ist immer ein herrlicher Anblick, wenn man auf den Gardasee runter kommt …
Dieses Mal entschieden wir uns für das „rechte“ (westliche) Seeufer. Die Straße ist einigermaßen eng und führt durch Felsen und Tunnel direkt entlang des Gardasees. Am Anfang freute ich mich über die etwas abenteuerliche Strecke, mit der Zeit wurde es aber dann doch ein wenig anstrengend und so waren wir froh, den Stellplatz in der Nähe von Sirmione zu erreichen.
Das traditionelle „Wieselburger-Bier“ durfte auch dieses Mal nicht fehlen. Schöner, schattiger Stellplatz direkt am warmen Gardasee, WC und Dusche beim Strand und am Abend herrliche Stimmung …
Tag 2
Fr. 18.07.2008
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 29° C
Abfahrt: 18:30 - Ankunft: 19:50 Uhr
Reisezeit: 01 Stunden 20 Minuten
Sirmione - Cremona
516 - 615 km (99 km)
Die Altstadt von Sirmione ist ja touristisch kein unbeschriebenes Blatt, nur Sonja und ich hatten bisher noch nicht den Weg dahin gefunden. Aus diesem Grund machten wir uns mit dem Bus auf, um uns in den Trubel zu stürzen …
Trotz der vielen, vielen Menschen gefiel uns die Stadt: enge Gassen, wunderschöne Blütenpracht, typisch köstliches italienisches Eis, schattige Gastgarten usw.
Zwischengeschichtl – planlos …
Nach der Rückkehr zum Stellplatz und einem herrlichen Bad im durchaus warmen Gardasee machten wir uns Gedanken über die weitere Route unserer gemeinsamen Reise: Zur engeren Auswahl standen die Regionen um Lago Maggiore (I), die Còte d‘ Azur (F) oder die Toskana (I). Hier zeigte sich, dass sich unser Vorhaben – ohne Plan in den Urlaub zu reisen – doch ein bisschen planlos war und wir wussten momentan nicht so recht, was wir uns in den nächsten Tagen ansehen sollten. Aber wir sind ja bekannt dafür, dass wir unproblematisch und flexibel sind und so entschieden wir uns kurzer Hand, die obere (nördliche) Toskana für uns zu entdecken und anschließend unseren Urlaub erholsam an der Adria aus klingen zu lassen ..
Landkarte raus und Navi an – so ging es weiter über die Autobahn (A4 – A21) nach Cremona. Runter von der Autobahn – und mit Sonja’s hervorragendem Orientierungssinn (unsere Navistimme Susi hatte sich – was sehr selten vorkommt – irgendwie vertan) direkt zum Stellplatz beim Stadion (dem Fußball folgend), wo uns die Polizia ganz nett auf den richtigen Fleck (über einen Radweg) hin lotste …
Cremona ist durch die Geigenbauerdynastien Guarneri, Amati und Stradivari bekannt. Der Stellplatz war in Ordnung, für uns machte die Stadt anfänglich einen eher heruntergekommenen Eindruck …
Wie gesagt, diese Stadt Cremona mit ca. 71.000 Einwohnern in der Po-Ebene liegt in der Region Lombardei und machte anfangs nicht gerade einen einladenden Eindruck auf uns. Dies änderte sich aber schlagartig, als wir bei unserem Rundgang auf den Piazza Duomo kamen. Genauso stelle ich mir einen typisch italienischen Platz vor und der herrliche Dom im prächtigen Stilgemisch, sowie der höchste Glockenturm Italiens (111 Meter) mit seiner interessanten Uhr, vervollständigen den wunderbaren Gesamteindruck!
Tag 3
Sa. 19.07.2008
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig + 30° C
Abfahrt: 09:25 - Ankunft: 17:45 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 20 Minuten
Cremona - Pisa - Lucca
615 - 864 -886 km (271 km)
Über Parma ging es auf der A15 recht gebirgig Richtung La Spezia an der Ligurischen Küste. Diese Industriestadt mit fast 100.000 Einwohnern ließen wir nach einem kurzen Stau links liegen. Da wir die Tourismusattraktion Cinque Terre von einer früheren Reise schon kannten ging es weiter in Richtung Pisa. Auch die ligurischen Orte am Meer besuchten wir dieses Mal nicht: Auf der einen Seite hatten wir von einer Quallenplage, die sonst eher an der Adria vorkommt, gehört und auf der anderen Seite haben wir nicht wirklich ein schönes, freies Plätzchen an der Küste gefunden.
Uns zog es eher in die Berge der Toskana. Wir wollten die ursprüngliche Landschaft und Orte ohne allzu viel Rummel erleben. Geht das überhaupt in der Toskana zu dieser Jahreszeit?
Dank dem untrüglichen Spürsinn von Sepp und seiner feinen Nase landeten wir zur Mittagszeit, abseits der großen Reiseroute in einem wunderbar ruhigen und idyllisch gelegenen Garten neben einem Weinberg. In der Nachbarschaft von Olivenbäumen störte kein Lärm und Geschrei unsere kleine Jause und verleitete zu einem kleinen aber erholsamen Nickerchen ..
Also wenn man schon in der Nähe von Pisa ist, dann muss man sich zumindest einmal (für uns genügte es …) den schiefen Turm von eben dieser mittelalterlichen Stadt ansehen. Also die Wohnmobile auf dem großen Parkplatz vor der Stadt gegen eine Gebühr (1 Euro/pro Stunde) abgestellt und mit dem Rad ins Getümmel: Und dieser schiefe, berühmte Glockenturm mit dem dazugehörenden Dom und Nebengebäuden ist wirklich ziemlich beeindruckend. Ich habe nie geglaubt, wie schief der Turm wirklich ist (je nach dem, von welcher Seite man ihn betrachtet). Als beim Bau (Grundsteinlegung 9. August 1173) bemerkbar wurde, dass der Turm durch den Untergrund eingesunken war, versuchte man ab der dritten Etappe dem „Schiefsein“ entgegen zu wirken. Dadurch erhielt des Bauwerk seine „Bananenform“.
Wird der Turm jemals einstürzen? Ich glaube nicht: tausende Besucher versuchen jeden Tag für die entsprechenden Fotos den Turm zu stützen (siehe auch oben in der rechten unteren Ecke). Und weil soviele Besucher anwesend waren (wir hatten auch nichts anderes erwartet) ging es bald wieder mit dem Rad zurück und dann weiter in Richtung Lucca …
Schon ab La Spezia haben wir die Autobahn vermieden und sind auf Bundes- und Landesstraßen ausgewichen. Das sollte sich bis fast an die Adriaküste nun nicht mehr ändern …
So kamen wir über die SS12r nach Lucca. Die Hauptstadt dieser Region – mit dem anscheinend besten Olivenöl der Welt – besticht durch ihre über Jahrhunderte erhaltene Altstadt. 10 Minuten von der rundum führenden Altstadtmauer entfernt lag unser Stellplatz, der am Abend absolut schön und ruhig empfunden wurde. Am nächsten Tag (Sonntag) weckte uns ein ohrenbetäubender Lärm, als ob der 3. Weltkrieg ausgebrochen wäre: Gleich neben an befand sich ein riesengroßer Schießstand, der eifrig benützt wurde …
Nach einer erfrischenden Dusche besuchten wir per Fuß die Geburtsstadt von Ciacomo Puccini, dem bekannten italienischen Opernkomponisten. Und über dieser sympathischen Stadt liegt auch eine liebliche Melodie – gleich einer Serenade (es kam zumindest mir so vor …), wenn man so auf dem Piazza San Michele, in den engen Gassen und am Torre Guinigi vorbei schlendert …
Die Zeit beim Spaziergang verging leider viel zu schnell und auch der Magen knurrte, also verspeisten wir eine wirklich köstliche Pizza und die zwei Pakistani, die uns hier in Lucca bedienten, hatten eine wahre Freude mit uns – und wir mit ihnen – wirklich nette Leute …
Zwischengeschichtl – Man spricht NICHT Deutsch …
Irgendwie war dieser Urlaub anders, als wir ihn bisher gewohnt waren: wir trafen keinen einzigen – der ansonsten so netten deutschen Nachbarn, die uns von Stolz immer erzählen, dass sie schon zum 29. Male hierher kommen … Nein, wir trafen auch nur ganz wenige Landsleute aus Holland, Belgien, Frankreich usw. Die nicht allzu vielen Reisemobil- und sonstigen Touristen kamen fast ausschließlich aus Italien selbst. Man sprach auch nicht – wie sonst gewohnt – Deutsch. Vielleicht ein bisschen Englisch, aber ansonsten kommunizierten wir mit Händen und Füßen.
Ein freundlicher Italiener machte mir netterweise verständlich, dass wir uns ja eben in Italien befänden – also spricht man auch italienisch. Er lachte dabei so richtig ansteckend und klopfte mir auf die Schulter. Überhaupt habe ich die Italiener noch nie so freundlich, nett und ursprünglich kennen gelernt, wie bei dieser Reise …
Tag 4
So. 20.07.2008
Vormittag: Sonnig + 28° C
Nachmittag: Sonnig - + 29° C
Abfahrt: 11:35 - Ankunft: 19:35 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden
Lucca - Vinci
886 - 1014 km (128 km)
Über die Bundesstraße SS12 ging es am nächsten Vormittag weiter in Richtung Vinci. Kurz nach Borgo a Mozzano entdeckten wir eine eigenartige Brücke: Die Porte del Diavolo (nein, keine Pizza – sondern die Teufelsbrücke …)
Über die Bundesstraße SS12 ging es am nächsten Vormittag weiter in Richtung Vinci. Kurz nach Borgo a Mozzano entdeckten wir eine eigenartige Brücke: Die Porte del Diavolo (nein, keine Pizza – sondern die Teufelsbrücke …)
Eine große Informationstafel berichtete in italienisch und dankenswerter Weise auch in englisch von der wahren Geschichte der Brücke: Die Brücke wurde von 1052 bis 1115 auf Anordnung der toskanischen Gräfin Mathilde erbaut und war ein Teil der „Via Francigena“ – ein Pilgerweg, der von Frankreich nach Rom zur Grabstätte der Apostel Petrus und Paulus führte.
Über „Bagni di Lucca“ und Monte …nein – nicht Monteverdi oder Montevideo – sondern „Montecatini Alto“ ging es in Richtung „Vinci“ – unserem Tagesziel. Man möge mich jetzt bitte nicht im Detail fragen, welche Straße wir hier genommen haben – ich weiß es nicht! Susi, unsere nette Navistimme lotste uns irgendwo durch die toskanische Gebirgsgegend: Ich weiß nur, dass die Straßen immer ein bisschen enger, ein bisschen steiler, immer weiter rauf und dann ein bisschen wieder runter und vor allem extrem kurviger wurden …
Sepp und ich, als Kapitäne der Landstraße meisterten die an uns gestellten Aufgaben im fahrtechnischen Bereich – und das darf ich ohne Übertreibung sagen – bravourös. Als urige Alpenbewohner sind wir ja das Bergfahren gewohnt. Und auch unsere beiden leicht besorgten mitreisenden Damen halfen uns bei der Konzentration, indem sie sich ziemlich ruhig verhalten haben …
So erreichten wir – leicht durchgeschwitzt – ein atemberaubend auf einem Bergrücken gelegenes Bergdörfchen – Montecatini Alto – das unsere Aufmerksamkeit erregte.
Und wirklich: Die Aussicht auf das Tal und die Stadt Montecatini war äußerst fesselnd und das war noch nicht alles ..
Nach einem kleinen Spaziergang erreichten wir am „Gipfel“ eine kleine – von außen unscheinbare Kirche, die sich erst im Innenraum herrlich offenbarte. Ich schaue mir gerne Kirchen an, ich schau mir auch genau so gerne Burgen, Schlösser, Gärten, Frauen und was weiß ich noch alles – an: immer unter der Voraussetzung, dass es sich dabei um etwas Schönes – Besonderes – handelt. Die Kirche von Montecatini hatte für mich etwas ganz Besonderes, was aber schwer zu erklären ist: Ich weiß nicht, war es die permanente Weihnachtskrippe, die mit Licht- und Klangeffekten die heilige Geschichte erzählt, oder war es die weiße Marienstatue, oder waren es die bunten Lichtspiele – hervorgerufen durch das, in die mit Hinterglasmalerei verzierten schönen Kirchenfenster einfallenden Sonnenstrahlen …
Auch die Burgruinen sowie die Umgebung beeindruckten.
Trotz der Standseilbahn, die von Montecatini Therme herauf führt, waren auch hier nur wenige Touristen anwesend und so genehmigten wir uns auf dem lauschigen Marktplatz ein paar Köstlichkeiten in einem Cafe –
An den Preisen merkte man sofort, dass man hier aber auch gewohnt ist, Touristen zu bewirten …
Danach trennten sich unsere Wege – Nein – natürlich setzten die Bocheis und wir unseren Urlaub gemeinsam fort, aber ein bisschen Zeit alleine, zu zweit schadet auch nicht.
Und so machen Sonja und ich einen längeren Spaziergang und entdecken einen gespaltenen Baum, der uns bei den hohen Temperaturen ein bisschen Schatten spendet. Es ist richtig schön hier in der Toskana: Herrliche Landschaft, interessante Kulturobjekte und der gemeinsam Urlaub machen uns glücklich …
Danach ging es wieder gemeinsam ins Tal weiter nach Vinci – der Geburtsstadt eines gewissen Leonardo …
Leonardo da Vinci (15.04.1452 – 02.05.1519) – wer kennt diesen Namen nicht? Nicht nur durch seine künstlerischen Meisterwerke (Mona Lisa, Das letzte Abendmahl – um nur einige zu nennen) wurde dieses Universalgenie auch durch wissenschaftliche (Botanik, Geometrie, Mathematik, Geologie, …) und Ingenieursarbeiten berühmt. Zu seinem (angeblichen) Geburtshaus in den Bergen führt eine schmale Straße, an deren oberen Ende sich ein wunderbarer Stellplatz inmitten von Olivenhainen befindet.
Wir entschieden uns aber für den offiziellen Stellplatz unterhalb von Vinci neben einem Sportplatz, wo wir uns in den Abendstunden direkt in einem Weingarten (weiße Trauben) einen burgenländischen Rotwein zu Gemüte führten.
Aus dem ca. 100 Meter entfernten Nachbarhaus in Richtung Vinci ertönte die laute Stimme einer Opernsängerin, wir genossen diesen einzigartigen, italienischen Abend, einsam in den Weingärten von Vinci …