Gesamtroute - 02. bis 16. Juli 2013
Gesamtroute:
Kuchl (A) – Spilimbergo (I) – Livorno – Bastia (F) – Cap Corso – Tollare – Stausee Padula – Cascade de Piscia di Gallo – Porto Vecchio – Bonifacio – Stantari – Portigliolo – Ajaccio – Vizzavona – Corte – Calvi – Galeria – St. Florent – Bastia – Livorno (I) – Bardolino – Kuchl (A) – 2761 km
VORWORT
Es hat wieder einmal geklappt - unsere Freunde, die Bocheis's (Heidi und Sepp) und wir (Sonja und Rupert) haben einen gemeinsamen Termin für unseren Sommerurlaub gefunden. Als Ziel war vorerst Griechenland im Gespräch, allerdings gab es keine für uns geeigneten Fährverbindungen. Also fiel die Wahl auf Korsika. Wir hatten schon zu Ostern 2011 das Vergnügen, zusammen die Nachbarinsel Sardinien kennen lernen zu dürfen und es war eine der schönsten Reisen mit dem Wohnmobil. Korsika schien ähnlich schön zu sein (die viertgrößte Mittelmeerinsel wird auch "Die Schönste" genannt) und darum waren unsere Erwartungen ziemlich hoch. Ob sie erfüllt wurden - das liest man in diesem Reisebericht ...
Daten:
Land: Frankreich
Lage: 180 km südlich von Frankreich, 83 westlich von Italien, 12 km nördlich von Sardinien
309693 Einwohner (01.01.2010)
Fläche: 8680 km2
Größe: 183 km lang und 83 km breit
35,7 Einwohner pro km2
Hauptstadt: Ajaccio (65542 Einwohner)
Größter Berg: Monte Cinto (2706 m)
Längster Fluss: Golo (86 km)
Amtssprache: Französich
Zumindest ein Drittel der Bewohner spricht noch Korsisch (romanische Abstammung)
Reiselektüre:
Womo-Verlag: Mit dem Wohnmobil nach Korsika
Baedeker Reiseführer: Korsika
R. Goscinny, A. Uderzo: Asterix auf Korsika
Tag 1
Di. 02.07.2013
Nachmittag: Leicht bewölkt + 20° C

Maut Tauerntunnel: € 10,--
Maut Autobahn Italien: € 5,80
Abfahrt: 19:20 - Ankunft: 00:45 Uhr
Reisezeit: 05 Stunden 25 Minuten
Kuchl (A)- Spilimbergo (I)
0 - 483 km
Endlich ist er da!!! Der erste Tag unseres diesjährigen Sommerurlaubes …
Endlich , rein ins Womo und gemütlich ab in den Süden. Naja so gemütlich auch wieder nicht, ein bisschen Stress hatten wir schon: Geschäft offen bis 18:00 Uhr, neben der Arbeit das Womo einräumen und auffüllen, etc. Aber nun ist es soweit: Unsere Freunde – Heidi und Sepp – sind bereits da, alles Notwendige ist hoffentlich im Womo verstaut, schnell noch auftanken und dann geht es auf der A10 – Tauernautobahn los über Kärnten nach Spilimbergo – unserem Übernachtungsziel in Italien …
Zwischengeschichtl – Vergesslichkeit …
Der geneigte Stammleser wird sich sogleich denken: „So früh im Reisebericht bereits ein Zwischengeschichtl?“ Ja, leider, aber schön der Reihe nach …
Vorerst war alles positiv – absolut positiv: Endlich ab in den Urlaub. Ich freue mir die „Haxn“ aus: Endlich wieder einmal mit den „Bocheis“. Nach den letzten Reisen alleine mit Sonja (was natürlich auch sehr schön ist), ist es sich heuer wieder ausgegangen, mit unseren Freunden Heidi und Sepp gemeinsam die Welt zu erkunden – äußerst positiv. Wir tuckern also ganz positiv gestimmt über die Autobahnbahn, das Wetter ist schön, wenig Verkehr, ein Videoclip mit Adele im neuen 2-Din-Radio, den Tauern- und Katschbergtunnel bereits hinter uns, fahren wir runter ins abendliche Kärnten und ich hänge meinen positiven Gedanken nach …
… und da sehe ich plötzlich ein ganz negatives Bild vor mir: Unseren Küchentisch zu Hause und darauf ein wichtiges Medikament – alleine und verlassen …
Ich habe es extra zu Hause auf den Tisch gestellt, damit ich es ja nicht vergesse. Danach habe ich mir (wie immer grundlos) Sorgen gemacht, ob meine allerliebste Gattin schon alles eingeräumt und doch nichts vergessen hat. Und was soll ich sagen: Vor lauter Sorgen machen um Sonja, habe ich auf mein Medikament vergessen !!! Natürlich sie (die allerliebste Gattin) schuld …
Äußerst negativ …
Wir müssen umkehren! Heidi und Sepp werden weiterfahren und wir werden uns dann irgendwo in Italien wieder treffen. Wir fahren also wieder durch die Tunnels retour (der Weg ist das Ziel – so ein Mist …) und bezahlen auch die Maut noch zweimal (die ASFINAG gehört doch unterstützt). Unser Sohn kommt uns dankenswerter Weise auf halben Wege entgegen und so beträgt der negative Umweg „nur“ ca. 180 km …
Naja, so negativ darf man das Ganze dann auch wieder nicht sehen: Am Anfang habe ich mich zwar schon ziemlich über meine Vergesslichkeit geärgert, aber man wird ja nicht jünger. Das hat vielleicht den positiven Vorteil, dass man auch negative Erlebnisse schneller vergisst …
Die positiven Gedanken überwiegen daher bei lässiger Musik und netten Gesprächen mit Sonja bald wieder und so erreichten wir kurz nach Mitternacht auch den Stellplatz in Spilimbergo, wo unsere Freunde schon friedlich in ihrem Womo dahin schlummern (glaub ich zumindest) …
Tag 2
Mi. 03.07.2013

Vormittag: Sonnig + 25° C
Nachmittag: Sonnig + 22° C

Abfahrt: 09:52 - Ankunft: 18:10 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 18 Minuten
Autobahnmaut bis Florenz: € 23,90
Autobahnmaut bis Livorno: € 4,10
Spilimbergo - Livorno
483 - 985 km (502 km)
In der Früh zuerst natürlich ein ausgiebiges Frühstück – Urlaub ist angesagt. Dann geht es los in Richtung Fährhafen Livorno. Die Fahrt verläuft reibungslos und gemütlich. Mal ein Päuschen zum Mittagessen, für eine Kaffeejause (mit köstlichem Kuchen von zu Hause) oder für sonstige menschliche Bedürfnisse. Wir haben genügend Zeit und die lassen wir uns auch …
Es geht über die Autobahn Florenz und danach rüber in Richtung Pisa. Obwohl der Weg zum Hafen von Livorno nicht gerade ausführlich beschildert ist und auch unser Navi leichte Mucken aufweist, erreichen wir unser Ziel auf kleinen Umwegen am Abend ohne Schwierigkeiten und können unsere Wohnmobile sogar schon an die richtige Stelle für die morgige Überfahrt abstellen.
Den Abend nützen wir für einen Spaziergang und einem Restaurantbesuch im Hafen. Sepp ist ein bisschen enttäuscht, weil er die Fahrräder zu Hause gelassen hat, er findet aber sofort Ersatz. Danach ab ins kuschelige Bettchen – Morgen heißt es unchristlich früh raus …
Tag 3
Do. 04.07.2013

Vormittag: Sonnig + 20° C
Nachmittag: Sonnig, windig + 28° C

Livorno (I) - Bastia (F) - 08:00 - 12:00 Uhr
4 Stunden mit der Fähre
Abfahrt: 12:00 - Ankunft: 18:00 Uhr
Reisezeit: 04 Stunden
Bastia (F) - Cap Corso - Tollare
985 - 1034 - 1042 km (57 km)
„Poch, poch ….“ Ja, was ist denn jetzt los, wie spät ist es denn? 05:30 Uhr – wir haben den Wecker vorsorglich auf 05:40 Uhr gestellt, also quasi um 10 Minuten zu spät. Die Herren von der Fähre (Moby) sind Frühaufsteher und reißen auch uns mehr als unchristlich aus dem Bett!
Ansonsten läuft alles normal: Wir weisen die Internetanmeldung vor – bekommen ein oder mehrere Pickerl – haben dann genügend Zeit zum Frühstücken und werden nach einiger Zeit auf die Fähre gelotst. Die Auffahrt ist nicht zu steil und meine Befürchtungen, dass unser 7m langes Womo aufsitzen könnte, sind unbegründet. Ohne Schwierigkeiten gelangen wir auf die Fähre, werden lautstark eingewiesen und können uns dann einen Platz an Deck suchen …
Vier Stunden dauerte die Fahrt über das Meer nach Korsika. Mit lesen, Wasser schauen, Kaffee trinken, sonnen, ausspannen -je nach Gusto vertreiben wir uns die Zeit …
Sepp hat eine Super-Idee und wir genießen das erste gemeinsame Bier dieser Womo-Tour. Anschließend kontrolliert er die Sicherheitseinrichtungen des Schiffes, die nicht zum Besten stehen. Aber wir nähern uns schon Bastia und die paar Meter könnten wir im Notfall auch noch schwimmen …
Korsika
Entgegen meinem ursprünglichen Plan beschließen wir nach einer internen unkomplizierten Team-Besprechung, dass wir im Fährhafen nicht links sondern (richtig erraten) rechts fahren. Also in Richtung Cap Corso, dem nördlichen „Daumen“ von Korsika. Wir kommen ausgezeichnet runter von der Fähre und auch durch die große Stadt Bastia ist es kein Problem. Schon nach wenigen Kilometern stoppt Sepp die Fahrt und wir müssen runter in eine der herrlichen Buchten. Bei + 28° C, fast alleine und mit dem herrlichen, glasklaren, türkisblauen Meer – einfach nur ein Traum!
Und der Reise-Traum setzt sich fort: Wunderschöne Buchten gehen über in eine ebensolche Landschaft. Die Straße schlängelt sich – gut fahrbar – der Küste entlang. Unterwegs genießen wir in einem der Dörfer einen Kaffee und zum ersten Mal das korsische Kastanienbier „Pietra“ …
Cap Corso
So erreichen wir wohlgelaunt den nördlichsten Punkt von Korsika – Cap Corso. Wir genießen die herrliche Aussicht und passen auf, dass wir nicht in tausende Kugeln treten, die die freilaufenden Schafe hinterlassen haben. Danach geht es auf einer engen Straße hinunter nach Tollare, dem wirklich nördlichsten Punkt von Korsika, wenn man die vorgelagerten Inseln ausnimmt. Hier schlagen wir unsere „Zelte“ auf. Auf dem großen Sandplatz direkt am Strand stehen bereits noch zwei, drei andere Wohnmobile. Wir schmeißen den Grillofen an und freuen uns nur mehr: Wenn der Rest von Korsika nur halb so schön und interessant ist, wie der erste halbe Tag, dann wird das ein ganz besonders schöner Urlaub, vielleicht vergleichbar mit Sardinien 2011 …
Tag 4
Fr. 05.07.2013

Vormittag: Sonnig + 30° C
Nachmittag: Sonnig + 33° C

Abfahrt: 13:00 - Ankunft: 17:50 Uhr
Reisezeit: 04 Stunden 50 Minuten
Tollare - Stausee Padula
1042 - 1118 km (76 km)
In der Nacht kühlte es ein bisschen ab und mit offenen Fenstern für den Durchzug war es ganz angenehm zum Aushalten. In der Früh wecken uns die Kühe am Strand, die man auch nicht alle Tage sieht. Am Vormittag ist relaxen, baden, Besuch der örtlichen Strandbar und ein Rundgang in Tollare angesagt.
Zwischengeschichtl – Kommunikation …
Die Kommunikation – der Kontakt mit den Einheimischen ist einer der wichtigsten Punkte, um das jeweilige Reiseland so richtig kennen zu lernen.
Der Sepp und ich nehmen diese Aufgabe ziemlich ernst und machen uns deshalb auf den Weg zur hiesigen Dorfzentrale – die Strandbar.
Das Dorf Tollare besteht aus ca. 20 Häusern, Einwohner haben wir bis auf die Gemeindebedienstete, die am Morgen die Parkgebühr von € 10,– einkassierte und wieder weg fuhr, keine gesehen. Keine einzige Seele, vielleicht machen alle irgendwo anders Urlaub – z.B. in Österreich – könnte ja sein? Aus diesem Grunde ist wohl auch die Strandbar ziemlich leer und so haben wir genug Zeit, um mit Marlene, der einheimischen Besitzerin, Kommunikation zu betreiben.
Dank gestenreichem Französisch, ein paar Brocken Englisch und ein paar Fetzen Deutsch verstehen wir Marlene auch, halbwegs. Seit 27 Jahren ist sie glücklich mit dem besten Mann auf der Welt (natürlich Korse) verheiratet, obwohl die ganze Arbeit sie machen muss.
Seit über 20 Jahren betreibt sie die Strandbar und ist glücklich, an so einem wunderbaren Ort arbeiten zu dürfen. Sie erzählt uns über die Korsen im Allgemeinen und über das korsische Bier im Besonderen. Schwärmt über das kleine, menschenleere Dörfchen Tollare und freut sich über Touristen aus aller Welt, im Besonderen aus Österreich – zumindest verstehe ich das so.,
Leider müssen wir nach einiger Zeit die wirklich nette Kommunikation mit der Einheimischen, aus Sicherheitsgründen abbrechen, denn der Sepp will noch tauchen gehen und das ist im alkoholisierten Zustand gefährlich …
Tollare am Cap Corso mit der vorgelagerten Ile de la Giraglia
Nach dem Mittagessen brechen wir wieder auf. Den restlichen Vormittag verbrachten wir mit Nichtstun und baden. Sepp hat beim „Schnorcheln“ neben vieler bunter Fische sogar eine Moräne gesehen.
Wir fahren die Westküste runter (quasi vom Norden in den Süden). Die Straßen werden enger und die Buchten noch schöner! Ab und zu werden die Spuren von Hangrutschen aufgearbeitet – oder auch nicht. Im Großen und Ganzen sind die Straßen in dieser traumhaften Gegend gut befahrbar – ein bisschen Aufpassen schadet aber keineswegs.
Zwischengeschichtl – Kommunikation …
Die Zufahrt geht über eine Schotterstraße und ist ein bisschen „ruppig“. Danach genießen wir die Ruhe und das salzfreie Wasser. Naja, ganz so ruhig ist es nun auch wieder nicht. Das heißt, sobald wir ruhig sind, fängt ein „sinfonisches Konzert“ von … von was eigentlich … an.
Wir rätseln lange herum: Natürlich unsere erste Vermutung: Frösche. Aber es klingt überhaupt nicht nach Fröschen, sondern nach … Es ist nicht zu beschreiben, die Geräusche sind extrem vielfältig, undefinierbar. Sepp und ich pirschen durch das Schilf – ohne Erfolg: Die lautstarken „Melodien“ sind ganz nah, aber man sieht nichts …
Wir tippen auf balzbereite Blesshähne oder ebensolche Hühner, auf den Podiceps cristatus (Haubentaucher) oder auf Außerirdische … Und dann sind es doch: Frösche – Sepp hat sie gesehen und auch ich kann später bei einem wenig erfolgreichen Angelversuch die kleinen Frösche mit dem lauten Organ ausmachen. Das können aber keine normalen Frösche sein, denn bei uns zu Hause quaken sie und hier hat das nämlich überhaupt und ganz und gar nichts mit Quaken zu tun.
Solche Töne haben wir noch nie vorher vernommen und dieses Konzert, das in seiner Lautstärke an eine Bruckner-Sinfonie erinnert, begleitet uns die ganze Nacht …
Tag 5
Sa. 06.07.2013

Vormittag: Sonnig + 23° C
Nachmittag: Sonnig + 31° C

Abfahrt: 10:20 - Ankunft: 18:10 Uhr
Reisezeit: 07 Stunden 50 Minuten
Stausee Padula - Ostküste - Col de Bavella - Cascade di Piscia de Gallo
1118 - 1203 - 1243 - 1294 km (176 km)
Vorbei an durchschossenen Verkehrsschildern, die man in Korsika überall zur Genüge findet, geht es nun weiter an die Ostküste. Hier suchen wir ein Plätzchen zum Baden und das ist gar nicht so einfach. Neben einem Fischrestaurant gelingt es uns endlich an den Strand und ins Meer zu kommen. Heißer – sehr heißer – Sandstrand und warmes Meer. Uns gefällt es und anscheinend den Gelsen auch. Ich werde, wie soll ich sagen: Zerstochen und fühle mich so ähnlich wie die durchlöcherten Verkehrstafeln.
Am Nachmittag durchfahren wir das berühmte Tal Col de Bavella. Berühmt ist das Tal, durch das sich eine gut ausgebaute Straße schlängelt, für die hohen Berge (Korsika hat über 50 Zweitausender) und die herrlichen Badegumpen.
Und wirklich, hier kann man sich herrlich abkühlen und erfrischen. Wir begegnen verwilderten Hausschweinen, freilaufenden Kühen und zahlreichen Badegästen und Freizeitsportlern. Danach geht es weiter rauf zum Bavella-Paß mit der berühmten Marienstatue, wo wir uns einen Zwischenstopp gönnen.
Unser Ziel für heute zum Übernachten ist der Wanderparkplatz „Cascade de Piscia de Gallo“, das auf gut Salzburgerisch (man möge die derbe Ausdrucksweise entschuldigen …) ungefähr so heißt: Ein Wasserfall, so wie ein Hahn brunzt …
Der große Parkplatz lichtet sich am Abend zusehendes und bis auf einen Spanier mit VW-Bus sind wir die einzigen Gäste. Es kühlt wieder ein bisschen ab und wir wärmen uns mit ein paar gutgelungenen Grillspezialitäten auf …
Tag 6
So. 07.07.2013

Vormittag: Leicht bewölkt + 23° C
Nachmittag: Sonnig, windig + 29° C

Abfahrt: 14:30 - Ankunft: 16:50 Uhr
Reisezeit: 02 Stunden 10 Minuten
Cascade de Piscia di Gallo - Porto Vecchio - Bonifacio
1294 - 1315 - 1350 km (56 km)
Cascade de Picia di Gallo
Nach dem Frühstück brechen wir auf zur Wanderung zum Wasserfall. Der Forstweg führt gemütlich, durch den Wald aus Kiefern und Erdbeerbäumen, einem Bach entlang. Danach gelangen wir durch eine bizarre Granitlandschaft auf den höchsten Punkt der Wanderung. Eigenartige Felsen liegen hier herum, als ob sich ein Riese gespielt hätte.
Den letzte Abschnitt – der teilweise mit Seilen gesichert ist – klettern wir steil über die Felsen hinunter zum Wasserfall. Zirka 60 Meter über uns zwängt sich der Fluss Oso durch einen schmalen Felsspalt durch und stürzt in die Tiefe – beeindruckend!
Den Rückweg nutzen wir für ein ausgiebiges Bad in den herrlichen Badegumpen. Das Wasser fließt von Gumpe zu Gumpe, stürzt teils in Wasserfällen herunter oder plätschert gemütlich dahin. Es hat hier im Laufe von Jahrhunderten richtige Badewannen ausgehöhlt, Das tiefgrüne Wasser ist gar nicht so kalt wie es aussieht und wir genießen dieses Erlebnis in vollen Zügen. Hier braucht man keine Erlebnisrutschen und Thermen-Paradise, hier genügt alleine die Natur …
Nach der eineinhalbstündigen Wanderung und dem herrlichen Bad haben wir eine Stärkung verdient, die wir (Männer) in Form eines korsischen Kastanienbieres und die Damen in Form eines nichtkorsischen Tiramisu genießen.










Nach der wunderbaren Wanderung zum Cascade de Piscia di Gallo (klingt auf französisch wesentlich besser als auf deutsch …) und dem Mittagessen ziehen wir weiter in den Süden Korsikas und statten Porto Vecchio einen Besuch ab.
Der „Alte Hafen“ ist der drittgrößte Fährhafen in Korsika und ist wegen der traumhaften, fast südseehaften Buchten auch bei Yachtbesitzern sehr beliebt. Wir bestaunen die nicht billigen Schiffe die hier vor Anker liegen und sind an St. Tropez erinnert.
Nach einem sehr teuren Eis (liegt wahrscheinlich an der Gegend …) geht es weiter nach Bonifacio …
Bonifacio
Zwischengeschichtl – Übernachtungsplatz …
Kurz vor Bonifacio biegen wir zum Leuchtturm am Capo Pertusato ab und stellen auf einem Parkplatz vor dem militärischen Sperrgebiet unsere Fahrzeuge ab (Camping verboten). Auf der Suche nach einem stillen Übernachtungsplatz finden wir einige „nette“ Plätze und einen „Superplatz“.
Allerding haben wir auch ein Problem. Es sind zwar – trotz intensiver Besichtigung – keine Wohnmobilverbotsschilder zu sehen, aber die Zufahrten sind durch große, tonnenschwere Steine – sagen wir: erschwert, also quasi ziemlich eng. Fraglich ob mein 7-Meter langes und 2,3 Meter breites (ohne Spiegel) Wohnmobil da durchgeht, zu dem auch noch der Einfahrtsradius ziemlich ungünstig ist …
Es ist keine Frage, dass Sepp und mich das irgendwie nicht abschreckt: Bewaffnet mit einem 5-Meter-Maßband checken wir professionell die Lage und kommen zu dem Entschluss, dass es eigentlich gehen müsste. Unsere Damen sind skeptisch – wir sagen: Probieren geht über studieren.
Also fahr ich los und unter Anweisung von Sepp und Sonja gelingt es wirklich. Wir stehen auf einem der schönsten Plätze auf unseren bisherigen Reisen. Direkt auf den weißen Kreidefelsen, hundert Meter unter uns das türkisblaue Meer und genau vor uns die traumhafte Kulisse von Bonifacio – wir sind einfach nur glücklich.
Andere wollen anscheinend auch glücklich sein und so gesellen sich im Laufe des Abends noch drei weitere, etwas kleinere Wohnmobilisten und zwei PKW’s dazu.
Kitsch pur: Wir wandern zum südlichsten Punkt von Korsika und schauen im warmen Licht der Abendsonne rüber bis Sardinien. Danach machen wir es uns vor den Womos gemütlich. Klippen, Meer, Bonifacio, Stechmücken, Sonnenuntergang, ein Gläschen Wein …
Am nächsten Tag, als Sepp gerade von seinem morgendlichen Dauerlauf zurück kommt, wird er von einem Einheimischen streng darauf hingewiesen, dass wir uns in einem Naturschutzgebiet befinden und das Übernachten hier strengstens verboten ist. Das haben wir wirklich nicht gewusst und auch nirgends gelesen. Das wiederrum beeindruckt das Naturschutzwachorgan nicht sonderlich: „In einer Stunde sind hier alle weg, ansonsten kommt er mit Polizeiverstärkung wieder …“
Natürlich verlassen wir sofort nach dem Frühstück diesen wunderschönen, ehemaligen Übernachtungsplatz …
Tag 7
M0. 08.07.2013

Vormittag: Sonnig + 26° C
Nachmittag: Sonnig - + 33° C

Abfahrt: 09:05 - Ankunft: 20:45 Uhr
Reisezeit: 11 Stunden 40 Minuten
Bonifacio - Alignement de Stantari - Portigliolo
1350 - 1414 - 1468 km (118 km)
Wir stellen unsere Wohnmobile auf einem Parkplatz vor Bonifacio ab und buchen gleich auch eine Bootsfahrt zu den berühmten Klippen von Bonifacio. „Eine Bootsfahrt die ist lustig, eine Bootsfahrt die ist schön, holali, holali, holaroh …“ so oder so ähnlich lautete der Text eines Liedes vor unserer Zeit. Uns hat es gefallen: Nicht das Lied – sondern die Bootsfahrt (pro Person um € 17,50). Danach heißt es „shoppen“. Nein, nicht meine Frau verlangt nach diesem Bedürfnis, sondern ich: Seit Tagen suche ich einen neuen Hut, da mein alter (so alt war er eigentlich gar nicht – in Paris 2012 gekauft) im WC des Naturhistorischen Museums in Wien einfach so hängen geblieben ist. Seit Tagen such ich also, aber es war bisher nicht der passende dabei, obwohl ich kopfmäßig Modell-Maße habe. Jetzt hier in Bonifacio habe ich endlich den richtigen gefunden und Sonja auch gleich einen und für Tochter Marlene auch noch einen, wenn wir schon mal dabei sind …. Gott sei Dank müssen wir weiter, unsere Freunde warten – sonst hätten wir noch den ganzen Laden aufgekauft. Rauf geht es in die Oberstadt von Bonifacio: Sehr touristisch aber man muss es unbedingt einmal gesehen haben: Schmale Gassen, herrliche Aussicht, die berühmte steile Treppe mit den sehr hohen Stufen runter zum Meer (Sepp hat diese in Rekordzeit bewältigt), ausgezeichnetes Mittagessen, usw. … |











Wohlbehutet geht es weiter ins Landesinnere. Wir machen eine Zeitreise ca. 4000 Jahre retour – ins abgelegene Tal von Cauria, um hier Menhire und den schönsten Dolmen von Korsika zu besichtigen. Für die Einen sind es nur alte, nutzlose Steine, für die Anderen sind es Kraftorte, die Einen stehen ehrfurchtsvoll vor den Jahrtausendjahre alten Zeugen der Geschichte und Einige sehen in den Steinen sogar Portale zu außerirdischem Leben im Weltall. Es bleibt dem einzelnen Menschen überlassen, wie weit er seine Fantasie spielen lässt.
Wir besichtigen Alignement de Stantari, Renaghju und den berühmten Dolmen von Fontanccia.
Zwischengeschichtl
Die Straßen in Korsika können sehr schmal sein. Bei einiger Vorsicht sollte dies aber kein Problem darstellen.
Auf der Fahrt zurück von den Menhiren und Dolmen tuckere ich so gemütlich hinter dem Sepp hinterher. Plötzlich kommt mir in einer der vielen Kurven so ein SUV (Sport Utility Vehicle – quasi Sport- und Nutzfahrzeug) entgegen und touchiert mit meinem Außenspiegel.
Bei der nächsten Ausweiche bleibe ich stehen und sehe schon den weißen SUV – es ist ein Audi Q7 – retour kommen. Bei meinem Spiegel ist Gott sei Dank nichts zu erkennen und so mache ich mich auf dem Weg, um mich beim Audifahrer zu befragen, ob bei ihm etwas kaputt ist …
Dieser – ca. 30 – 35 Jahre alt, dünnes, zorniges Vollbärtchen – kommt mir bereits entgegen. Und zwar ebenso zornig, wie sein Ziegenbärtchen: „Attenzione!“ schreit er – Muss wohl ein Italiener sein …
Auf Englisch frage ich ihn höflich, ob etwas bei seinem Fahrzeug kaputt ist „Attenzione!!“ ruft er mir wieder zu und schnaubt wie ein Postross. Sein Außenspiegel – oder besser gesagt: der Außenspiegel von seinem Fahrzeug, scheint bis auf einen klitzekleinen Kratzer in Ordnung zu sein.
Der schnaubende Italiener kommt mir immer näher und gibt mir zu verstehen, dass ich mit meinem Wohnmobil zu weit in der Mitte gefahren sein soll. Ich gebe ihm zu verstehen, dass aus meiner Sicht – er mit seinem Fahrzeug zu weit in der Mitte gefahren ist.
Das Schnauben wird stärker und das „Attenzione!!!“ wird noch lauter. Er nähert sich mir fast auf Nasenlänge und schnaubt mir sein viertes „Attenzione!!!!“ ins Gesicht, seine Körpersprache spricht Aggression aus und sein Gesicht unter dem Ziegenbärtchen läuft rot an.
Seine Begleiterin und auch Sonja verfolgen das Szenario vom Beifahrersitz aus – quasi Actionkino in der ersten Reihe.
In der Zwischenzeit schnaube ich auch ein bisschen – es ist ganz von selber gekommen. Ich überlege mir schnaubend, ob ich den zu erwartenden Angriff abwehren soll, oder mich James-Bond-mäßig abducken und danach eine Attacke starten soll?
Bitte – damit man mich nicht falsch versteht: Ich bin ein absolut friedfertiger Mensch und verabscheue Gewalt! Aber in dieser Situation denkt man doch intensiv an Abwehr und ein Pfefferspray wäre auch nicht schlecht …
Und plötzlich – ich weiß auch nicht warum – dreht das rotgesichtige Ziegenbärtchen um, schreit mir noch einmal ein zorniges „Attentione“ entgegen, steigt in seinen Audi und braust von dannen …
Nach dem mein Atem wieder flacher und meine ebenfalls rote Gesichtsfarbe wieder ein bisschen verblasst, kann ich mich zusammen mit Sonja nur mehr wundern ….
Wir setzen die Fahrt leicht aufgewühlt fort und treffen nach einiger Zeit wieder auf unsere Freunde, die sich schon gefragt haben, wo wir bleiben. In der Nähe von Tizzano suchen wir am Meer einen Übernachtungsplatz. Nach einer kilometerlangen Fahrt auf einer mehr als unguten Sandpiste, versperrt uns 800 Meter vor dem – anscheinend – wunderschönen Strand ein Höhenbeschränkungsschranken den Weg. Sch…e. Wir fahren zurück und versuchen es direkt in Tizzano. Leider haben auch hier die Einwohner etwas dagegen, dass wir über Nacht unsere Womo’s abstellen. Wir begnügen uns mit einem kurzen Bad und fahren dann weiter …



