Reiseberichte der Familie Unterwurzacher

Toskana Kurzreise

08. bis 12. Mai 2013

08. bis 12. Mai 2013

Gesamtroute:

Kuchl (A) – Schloss Trautmannsdorf (I) – Pisa – Lucca – Vinci – Greve – La Vialla – Siena – San Gimignano – Venzone – Kuchl  (A) – 1968 km

VORWORT

Zu Weihnachten habe ich meinen zwei Lieblingsschwestern (Marie-Luise und Margreth) und meiner Gattin Sonja - gutmütig und familienfreundlich, wie ich nun einmal bin - in meinem jugendlichen Leichtsinn eine Wohnmobilreise geschenkt. Ob das ein gut überlegter Gedanke war, würde sich heraus stellen. Auf alle Fälle freute ich mich ehrlich wie ein kleines Kind (so sehen mich meine älteren Schwestern nämlich gerne) auf diese Reise. Seit dem Tod unserer Eltern sehen wir uns nicht mehr so oft und es tut gut, mit ihnen gemeinsam etwas zu unternehmen und ein bisschen zu quatschen. Als Ziel für unsere verlängerte Wochenendfahrt hatte ich die Toskana ausgewählt. Ich kenne diese wunderschöne Gegend, nach einigen Reisen und sie gefällt uns (Sonja und mir) immer wieder gut. Das untenstehende Holzbildchen hatte unsere Mama immer am Nachtkästchen stehen. Ich habe es in unserem Wohnmobil angebracht und der Spruch sollte auch vielleicht das Motto unserer Reise sein: Ein bisschen dem Alltagstrott entfliehen, abschalten und gemeinsam die Familie genießen ...

Motto der Reise ...

Die Schusterreise ...

Hinfahrt ...

Kuchl (A) – Schloss Trautmannsdorf (I) – Pisa – Lucca – Vinci – Greve

Tag 1
Mi. 08.05.2013
Nachmittag: Leicht bewölkt + 18° C
Maut Brenner: € 8,50
Maut Autobahn Brenner (I) - Bozen: € 6,40
Abfahrt: 17:38 - Ankunft: 23:45 Uhr
Reisezeit: 06 Stunden 07 Minuten
0 - 368 km
0 - 297 km
Schusterreise ...

Wir, meine Schwestern Marie-Luise, Margreth und ich stammen aus einer uralten Schuhmacherfamilie. Und wenn ich uralt schreibe, meine ich auch uralt: In bereits der 5. (!) Generation gehen die männlichen Erstgeborenen unserer Familie Unterwurzacher dem Schuhmachergewerbe nach. Nebenbei heißen die Erstgeborenen auch alle „Rupert“ und alle sind Mitglieder (wenn nicht gar Kommandanten) der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr. 

Soviel zum geschichtlichen Hintergrund unserer ziemlich „traditionellen“ Familie, die aber auch immer für Neues offen war. In der Jugend sagte man in unserer Gegend meistens:  „Die Schuasterdinrndl“ oder „der Schuasterbua“ – aus diesem Grund nennen wir unsere Womotour: Die Schusterreise …

Abschied von der gesamten Familie ...
Schusterjause ...

Es war so, wie fast immer: Von Pünktlichkeit keine Spur: Mit Ausnahme – und das darf ich hier lobend erwähnen – von meiner Gattin Sonja, die anscheinend in unserer langjährigen Ehe gelernt hat, den oft übertriebenen genauen Ansprüchen ihres Gatten gerecht zu werden … ;-))

Aber sogar ich verstehe das, wenn sich Marie-Luise von ihrer Familie entsprechend verabschieden muss und das Margreth – von Beruf Landwirtin – quasi Bäuerin – noch viel erledigen muss, bevor sie den heimatlichen Bauernhof verlassen kann …

Außerdem war beim „Schwarzenbacher-Bauern“ die gesamte liebe Familie mit Kindern und Enkelkindern zusammen gelaufen, um ihre Mama und Oma zu verabschieden. Nach dem sämtliche Sachen, die man für so eine Reise benötigt (Hauptsächlich Getränke und Speisen, die auch für zwei Wochen reichen würden – Herzlichen Dank an alle Spender!), von meinen Schwestern nach meinen Anweisungen verstaut wurden und ich den wissbegierigen Kindern den Spruch auf dem Holzbild ihrer Uroma erklärt hatte (wenn sich Kinder fortbilden wollen, dann sollte man dies mit allen Mitteln unterstützen …), konnte es los gehen …

Über die Autobahn, das große deutsche Eck (Rosenheim) ging es in Richtung Südtirol. Schnell merkte ich, dass auf alle Fälle die Gesprächsthemen völlig anders gelagert sein würden, als ich das bisher alleine mit meiner Sonja gewohnt war: Angefangen vom „Frauenarzt“ über „Erntemethoden der hiesigen Landwirte“ bis zur „Körbchengröße“ wurde diskutiert. Hier klickte ich mich aus, um meine Gedanken zu ordnen und darüber nach zu denken, ob ich mir das mit dieser Reise wirklich genau überlegt hatte …. ;-))

Nach einer ausgiebigen Abendjause trafen wir kurz vor Mitternacht an unserem ersten Zwischenstopp – dem Schloss Trautmannsdorff in Meran ein, wo wir uns am Parkplatz 3 zur Ruhe begaben.

Stellplatz Schloss Trautmannsdorff
Offizieller Parkplatz für Busse neben der Durchzugsstraße - relativ laut
Kostenlos, Mistkübel
I-39012 Meran, St. Valentinstr. 51 a,
GPS: N 46,65762° E 11,18505°
Tag 2
Do. 09.05.2013
Vormittag: Sonnig + 19° C
Nachmittag: Sonnig + 22° C
Abfahrt: 11:37 - Ankunft: 20:40 Uhr
Reisezeit: 09 Stunden 03 Minuten
Autobahnmaut bis Pisa: € 30,50
Parkplatzgebühr in Pisa: € 5,--
Meran - Pisa - Lucca
368 - 844 - 868 km (500 km)

Meine Schwestern hatten sich schnell an das Reisen mit dem Wohnmobil eingewöhnt. Die Nacht verlief ruhig. In unserem Chausson Flash 26 ist genügend Platz zum Schlafen für 5 bis 6 Personen. In der Früh weckte uns dann doch der relativ laute Durchreiseverkehr …

Es folgte der Besuch des wirklich sehenswerten Schlosses Trautmannsdorff mit seinen herrlichen Gärten und dem interessanten Museum.

Zwischengeschichtl – Geschwisterliebe …

Meine zwei Schwestern sind nicht viel, aber doch ein paar Jährchen älter als ich – ich erinnere sie gerne daran. Früher empfand man den Unterschied gravierender als jetzt, wo die Spuren der Zeit die äußerlichen Verschiedenheiten mehr und mehr verwischen. Ich wurde (unter anderen auch von meinen Schwestern) so erzogen, dass ich das Alter und die Weisheit des Altes respektiere und achte.

Marie-Luise die Älteste der Schusterkinder war daher auch zwangsläufig die Gescheiteste und wurde daher auch immer von unseren Eltern als für uns Verantwortliche eingestuft. Margreth – verfolgte eher die Theorie des alles „wurscht“ seins – oder anders gesagt, sie lebte nach dem Motto: „Was kümmert mich die Welt …“. In der liebevollen Behandlung ihres kleinen Bruders waren sich beide aber handelseins: Mama’s Liebling gehört ab und zu ein bisschen gereizt, um sich an seinen sinnlosen Wutausbrüchen zu belustigen. Das war zwar nicht dramatisch, aber immerhin hatte ich damals lernen müssen, dass meine zwei Schwestern eigentlich immer recht haben …

Dieses Bild hat sich in den letzten Jahrzehnten doch etwas relativiert. Dies wurde mir auch bewusst, als wir so wunderbar durch die Gärten von Schloss Trautmannsdorff spazierten. Die verschiedenen Themenbereiche waren nicht nur interessant sondern auch äußerst lehrreich und wir wollen unsere Reisen auch nützen, um etwas zu lernen – um uns fort zu bilden …

Da Marie-Luise und Margreth vor kurzem eine Naturkräuterschulung absolvierten, waren die vielen Kräuter eine wahre Fundgrube für ihr botanisches Wissen. Allerdings war von der früheren Einigkeit keine Spur mehr. Im Gegenteil: Die Meinung über den richtigen Namen der jeweiligen Pflanzen klaffte weit auseinander. Mein Vertrauen in die Allwissenheit meiner älteren Familienangehörigen schmolz leise dahin. Ich verrate jetzt nicht, wer in Sachen Blumenerkennung recht hatte, aber es machte unheimlichen Spaß, mit meinen drei Damen so fern der kalten Heimat, im fast sommerlichen Südtirol durch die Natur zu schlendern und über Pflanzen, sonstirgendetwas und die alten Zeiten zu reden …

Auf dem Weg nach Pisa ...
Der wohl bekannteste schiefe Turm ...
Pisa

Nach dem lehrreichen Ausflug in die Botanik ging es am Gardasee vorbei in Richtung Toskana, wir hatten ja noch ein weite Reise vor uns.
Nicht nur während eines kleinen Stau’s konnten wir die Fahrt ausgiebig nutzen, um über früher, heute und morgen zu sprechen.
Die Zeit verging wie im Fluge und am Nachmittag trafen wir in Pisa ein. Allerdings durften wir nicht – auf dem uns schon bekannten Großparkplatz (Toskanatour 2008) abstellen, sondern wurden an das andere Ortsende auf den offiziellen Wohnmobilstellplatz verwiesen …

Nach einem zwei Kilometer langem Spaziergang erblickten wir den schiefen Turm von Pisa auf dem Piazza dei Miraculi. Eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Welt.

Aber nicht nur der Turm, sondern auch der Dom und das Baptisterium – die größte Taufkirche in der christlichen Geschichte – ist beeindruckend.

Die sehenswerte Altstadt von Pisa machte beim anschließenden Spaziergang, auf uns einen bisschen hektische Eindruck, war aber durchaus auch sehenswert.

Der schiefe Turm von Pisa ...
Abendessen in Lucca ...

Danach zog es uns in die etwas ruhigeren und von Touristen mehr verschonten Stadt: Lucca …

Den Abend verbrachten wir in der Geburtsstadt von Giacomo Puccini, der 1858 (im gleichen Jahr wir Urgroßvater Rupert Unterwurzacher) geboren wurde und zahlreiche Opern (La Bohème, Tosca, Madame Butterfly, Turandot …) komponierte. Wir spazierten durch Lucca mit seinen Gassen, Plätzen und der breiten Stadtmauer. Anschließend ließen wir uns im Restaurant Puccini typisch toskanische Speisen schmecken …

Danach fuhren wir über enge Straßen – angeleitet von Marie-Luise, die einen ausgezeichneten Orientierungssinn entwickelte – in die Geburtsstadt von Leonardo da Vinci, von dessen Genius ich immer mehr fasziniert bin … 

Wir besuchten das Geburtshaus des Künstlers, kauften einer netten Dame (die uns erzählte, dass sie seit 25 Jahren glücklich verheiratet ist und Leonardo verehrt …) köstliche Spezialitäten aus der Gegend ab und besichtigten in Vinci das dortige Museum …

Stellplatz Lucca (I)
Offizieller Stellplatz außerhalb der Stadtmauer
€ 10,-- - Automat, Mistkübel, V/E
I-55100 Lucca, Via per Corte Rucetto
GPS: N 43,83942° E 10,48797°
Tag 3
Fr. 10.05.2013
Vormittag: Sonnig + 20° C
Nachmittag: Bewölkt + 21° C
Am Abend: Regen + 19° C
Abfahrt: 10:35 - Ankunft: 19:12 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 37 Minuten
Lucca - Porto del Diavolo - Vinci - Greve
868 - 892 - 980 - 1053 km (185 km)

Nach einem gemütlichen Frühstück vor den Torren Luccas – ging unsere Schusterfahrt weiter …

Mich beeindruckt die Ponte della Maddalena – oder besser klingend: Die Ponte del Diavolo – die Teufelsbrücke bei Borgo A Mozzano (ca. 25 km von Lucca entfernt) sehr und daher wollte ich sie auch meinen Schwestern zeigen, denen sie ebenfalls sehr gefiel. Seit ca. 1100 nutzten sie Pilger auf dem Weg nach Rom. Wir nutzten sie, um den Fluss Serchio von oben zu bewundern und ein paar Bilder zu schießen …

Danach fuhren wir über enge Straßen – angeleitet von Marie-Luise, die einen ausgezeichneten Orientierungssinn entwickelte – in die Geburtsstadt von Leonardo da Vinci, von dessen Genius ich immer mehr fasziniert bin … 

 

Ponte del Diavolo ...
2013_Toskana027
Ponte della Maddalena - oder die Teufelsbrücke ...

Zwischengeschichtl – Geschwisterliebe …

Ab und zu (sehr, sehr selten) stören mich auf unseren Reisen gewisse Dinge. Eins davon ist das Fotografierverbot in manchen öffentlichen Gebäuden. Speziell z.B. in Kirchen, die noch dazu Eintritt verlangen. Eigens angestellte Wächter achten in solchen Gebäuden darauf, dass man die Wunder der Vergangenheit nicht selber knipst, sondern dass man die fertigen Bildbändchen und Fotobücher in den, meist um die Ecken liegenden, Shops käuflich erwirbt. Davon halte ich überhaupt und gar nichts. Im Gegenteil, mein Zeigefinger fängt unmittelbar nach dem Verbotsschild komisch zu jucken an und ich kann oft gar nicht anders, als auf den Auslöser (natürlich ohne Blitz …) zu drücken – Nobody is perfect …

Weniger schlimm, aber doch mit ernster Miene, machte mich die nette Angestellte im Geburtshaus von Leonardo da Vinci darauf aufmerksam, dass hier das Fotografieren ebenfalls verboten sei. Seit wir reisen, sauge ich alles, was mit dem Leben und Wirken von Leonardo da Vinci in Zusammenhang steht, gierig auf. Im Vorjahr habe ich das Schloss Amboise im Loiretal (F) besucht, wo Leonardo angeblich verstorben ist (Reise: Durch das Loiretal …) und nun dürfte ich im Geburtshaus nicht fotografieren? Mit etwas weniger ernster Miene, sondern äußerst freundlich überredete ich „Marana“ (wie ich erfuhr …) dazu, zusammen mit der Büste von Leonardo für ein unerlaubtes Foto zu posieren. Ich finde, die beiden haben eine gewisse Ähnlichkeit, wenn ich mir den Bart des Genies und die Haarpracht meiner neuen Freundin so ansehe …

Marana - meine neue Freundin mit Leonardo ...

Danach ging es weiter nach Greve im Chiantigebiet. Vor gut einem Monat standen wir hier auf dem öffentlichen Stellplatz. Dieses Mal wollte ich weniger im Zentrum und mehr in der Natur übernachten. Wir versorgten uns in der bekannten Metzgerei am malerischen Dorfplatz mit entsprechenden, heimischen Produkten und verließen Greve in östlicher Richtung.

Am Friedhof und an einem Steinbruch vorbei, ging es auf einer steilen Schotterstraße auf einen Berg. Hier – wo sich wirklich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, schlugen wir unser Nachtlager auf. Meine zwei Schwestern nützten die ungewohnte Freiheit und den einsetzenden, warmen Mairegen, um eine natürlich Brause in der Wildnis zu genießen. Fotos wollen wir uns an dieser Stelle ersparen. Anschließend ließen wir den Abend bei einem köstlichen Essen und einem Chiantiwein ausklingen …

In den Hügeln um Greve ...
Festliches Abendessen in der Einsamkeit ...
Stellplatz Greve (I)
Wiesenplatz oberhalb von Greve
Kostenlos, Natur und sonst nichts ...
I-50022 Greve
GPS: N 43,58723° E 11,35529°

Die Schusterreise ...

... retour ...

Greve (I) – La Vialla – Siena – San Gimignano – Venzone – Kuchl (A)

Tag 4
Sa. 11.05.2013
Vormittag: Sonnig + 21° C
Nachmittag: Sonnig + 23° C
Abfahrt: 10:10 - Ankunft: 19:04 Uhr
Reisezeit: 08 Stunden 54 Minuten
Greve - La Vialla - Siena - San Gimignano
1053 - 1124 - 1189 - 1230 km (177 km)
Fahrt durch die Toskana ...

Am Morgen lichteten sich die Wolken und gaben ein paar Blicke auf die Hügel im Chiantigebiet frei.
Nach dem – wie immer – ausgiebigem Frühstück verließen wir den einsamen Stellplatz oberhalb von Greve und zogen weiter in Richtung La Vialla. Die Fahrt ging – typisch Toskana mäßig weiter. In vielen Kurven bergauf, anschließend in vielen Kurven bergab, um auf der Hanggegenseite sich wieder kurvig in die Höhe zu schrauben.  Danach ging es relativ ruhig in die Ebene von Arrezzo, wo wir in Castiglion Fibocchi die „Fattoria La Vialla“ besuchten.

Dieses ca. 1000 ha große Landgut „La Vialla“ haben wir für uns bei der letzten Reise mit unseren Freunden durch die Toskana „entdeckt“ (2012). Seit dem sind wir brave Kunden per Internet. Neben den vielen biologisch angebauten Produkten, hat es uns besonders der frische Peccorino (Schafskäse) angetan und auch meinen Schwestern hat es augenscheinlich gut gefallen …

Fattoria la Vialla
GPS: N 43,52805°   E 11,77932°

Fattoria la Vialla
Begrüßung in Siena ...
Madonna im Dom von Siena ...
Siena

Unser nächstes Ziel: Siena
Nachdem wir unser Womo auf einem Parkplatz in der Nähe der Eisenbahn (leicht wieder zu finden …) abgestellt hatten, ging es an der netten, barbusigen Dame, die uns auch schon das letzte Mal begrüßte, vorbei, hoch in die Altstadt von Siena …
Die Stadt des berühmten Palio (Pferderennen), die Stadt der Gotik, die Stadt der vielen Gassen und Umwege, die Stadt der heiligen Katharina und der Sängerin Gianna Nannini u.v.m. …
Mir gefällt Siena vor allem wegen dem unvergleichbarem Flair und wegen dem wirklich beeindruckenden Dom …

Wir schlenderten durch die Gassen, besichtigten die Sehenswürdigkeiten der Stadt, widmeten uns gegen Eintritt intensiv dem Inneren des Domes in dem sich Michelangelo und viele andere Meister verewigt haben. Wir genossen einen Cappuccino und ein Seiterl Bier am Piazza del Campo, wo sich alles trifft und das Palio stattfindet. Nach einem leckeren Eis versuchten wir unser Womo wieder zu erreichen …

Zwischengeschichtl – Weibliche Intuition …

Ich richte folgende Frage völlig ohne Zynismus an euch und versuche diese mit allem gebotenen Respekt so vorsichtig wie möglich zu stellen:
Was ist weibliche Intuition?“
Ich weiß es nicht – selbst nach jahrzehntelangen Studien: Ich weiß es wirklich nicht! Ich weiß nur Eins: Orientierung gehört definitiv nicht dazu. Ich hasse Vorurteile, aber leider konnte bisher keiner oder besser gesagt: keine, dieses Vorurteil widerlegen …

Zuerst stärkten wir uns noch mit einem ausgezeichneten Eis – und das war auch gut so: Ich glaube nicht, dass ich das Folgende sonst ohne Zuckersturz (Hypoglykämie) überlebt hätte …

Als wir uns vom Piazza del Campo wieder in Richtung unseres Womos aufmachten, schlug ich instinktiv den Weg nach links ein. Wenn ich einmal wo gewesen bin, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass ich wieder hin finde. Ebenso instinktiv folgten mir meine drei Damen, ganz einfach deshalb, weil sie in den letzten Tagen fest stellen konnten, dass ich meistens den richtigen Weg wähle. Ich müsste lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass es ein nettes Gefühl ist, wenn die Schwestern, auf die ich früher immer hören durfte, jetzt umgekehrt auf den Jüngsten der Familie hörten. Dem Ruf des Leitwolfes – quasi Familienoberhaupt – folgend, erklärte ich mit fester Stimme, dass wir nun weiter nach links streben müssten …

Aber nun geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte: Meine ansonsten allerliebste Gattin rebellierte: „Sollten wir nicht nach recht’s runter gehen, wo wir auch rauf gekommen sind?“ war ihre äußerst provokante, allen Stammesregeln widersprechende Frage. Und auch der Rest der weiblichen Meute schloss sich dieser Meinung an. Ich wusste, gegen drei Damen, die noch dazu zusammen helfen, würde ich keine Chance haben. Deshalb zeigte ich mich großzügig: Wenn ihr ins Verderben laufen wollt – bitte – Kurz gesagt: Wir kamen am anderen Ende der Altstadt heraus und mussten auf der stark befahrenen Straße einen Umweg von zusätzlichen 3 Kilometern in Kauf nehmen …

Nach gut einer Stunde sahen es auch meine Damen ein, dass mein eingeschlagener Weg richtiger gewesen wäre. Ihre Reaktion? Der Spaziergang hat uns gut getan und nächstes Mal sollte ich es gleich sagen, in welcher Richtung unser Womo steht und außerdem und sowieso wären meine boshaften Kommentare nicht erwünscht und unangebracht … – ich liebe sie … ;-))

P.S.: Der Ehrlichkeit halber muss ich eingestehen, dass ich:
1. schon früher weiter nach links hätte gehen sollen und
2. es auch selbst nicht für möglich gehalten hätte, dass wir uns soweit verlaufen haben (aber sagt das bitte nicht meinen drei Damen …)

Als wir trotzdem wohlbehalten nach einer halben Ewigkeit zu unserem abgestellten Womo kamen – war alles wieder in Ordnung. Danach ging es weiter in das nächste UNESCO Weltkulturerbe – in die Stadt der Türme, nach San Gimignano..

San Gimignano - Die Stadt der Türme ...
San Gimignano

Im weichen Abendlicht wirkte auch dieses Mal die mittelalterliche Kulisse von San Gimignano fast kitschig.

Wir haben wieder unseren bekannten Stellplatz von unserer Ostertour 2012 gewählt, obwohl uns ein, in signalgelb gekleideter, Wächter auf den € 22,– teuren Stellplatz im Tal zu lotsen wollte.

San Gimignano ist eine der meistbesuchten Städte in der Toskana. Zehntausende Besucher strömen jährlich in die 7000-Seelen-Gemeinde.

Am Abend, als die meisten der Touristen wieder abgereist waren, spazierten wir durch die alten Gassen, bestaunten die von den 75 übriggebliebenen 15 Türme und ließen uns in einem urigen Restaurant Köstlichkeiten (Wildschwein) aus der Toskana schmecken … 

Marktplatz von San Gimignano ...
Wir ließen es uns schmecken ...
Übernachtungsplatz San Gimigano
In der Nähe eines Kinderspielplatzes
Kostenlos
I-53037 San Gimignano, Via P. Gobetti
GPS: N 43,46272" E 11,03416°
Ca. 15 Minuten Fußweg in die Altstadt
Tag 5
So. 12.05.2013
Vormittag: Sonnig + 22° C
Nachmittag: Sonnig + 22° C
Autobahnmaut italienische Autobahn: € 32,10
Maut Tauerntunnel: € 10,--
Abfahrt: 12:36 - Ankunft: 08:34 Uhr
Reisezeit: 10 Stunden 32 Minuten
St. Gimignano - Venzone - Kuchl
1230 - 1710 - 1968 km (738 km)

Der Sonntag war für die Heimreise vorgesehen. Immerhin waren es über 700 Kilometer bis nach Hause. Nach dem Frühstück fuhren wir um 09:00 Uhr von San Gimignano weg. Eigentlich gäbe es nicht mehr viel zu berichten, wenn da nicht noch ein letztes Zwischengeschichtl gewesen wäre:

Zwischengeschichtl – Mr. Cool …

Kurz nach San Gimignano fuhren wir zu einer Tankstelle, die, wie oft in Italien ohne Tankwart nur mit einem Automaten auf Kundschaft – auf ein Opfer wie ich – wartete.

Ich drückte die „3“ (Tanksäule) und fütterte den Automaten mit lauter 20er und einem 5-Euro-Schein – insgesamt € 105,–. Danach ging ich zur Tanksäule Nr.: 3 und wollte tanken, aber es kam kein Tropfen Diesel aus dem Zapfhahn heraus. Jetzt stand ich etwas auf der Leitung …

Meine Schwestern und auch meine  Gattin eilten mir zur Hilfe und überhäuften mich mit Ratschlägen. Daraufhin drückte ich nochmal die „3“ und probierte es abermals – NICHTS! Außer dass der Automat mit einem kurzen Aufblinken ein kleines Zettelchen ausspuckte, auf dem geschrieben stand, dass ich um 0,–Euro getankt hätte und ein Guthaben von € 105,– aufweise. Super – und was mache ich mit so einem kleinen, weißen Zettelchen an diesem Sonntagvormittag? Sollte ich den unsympathischen Automaten damit füttern und würde er mir dafür den notwendigen Treibstoff liefern? Sicher nicht!

Ein netter, aber weder deutsch noch englisch sprechender, schwarz gelockter Italiener wollte uns helfen, ein zweiter gesellte sich dazu. Meine Damen erzählten in Zeichensprache unsere Geschichte. Leider war außer einer Telefonnummer einer Security-Firma kein Hinweis auf den Betreiber der Tankstelle zu finden. Der schwarzgelockte Italiener führte ein paar Telefongespräche, musste aber dann weiter …


Nach ca. einer halben Stunde erschien ein, mit einer Pistole bewaffneter, Security-Beamter – ich nannte ihn „Mr. Cool“. Mr. Cool stieg lässig wie George Clooney aus seinem roten Einsatzfahrzeug mit blauem Blaulicht. Sagte nicht viel (sprach natürlich weder Deutsch noch Englisch), deutete uns an, die Ruhe zu bewahren und telefonierte. Er telefonierte lange. Danach schrieb er uns auf einen Zettel, dass zwischen 12:00 und 13:00 Uhr ein Herr von der Tankstelle vorbei schauen würde und wir auf diesen warten sollten. Die Zurufe meiner allerliebsten Gattin „avanti“ – wir müssen noch 700 km nach Hause oder so ähnlich, ingnorierte Mr. Cool und verschwand achselzuckend auf nimmer Wiedersehen.

Als ich in die Gesichter meiner drei Damen sah, wusste ich genau: uns bleibt jetzt nichts anders übrig als zu warten …
Ich zweifelte leise daran, dass der Herr von der Tankstelle pünktlich hier sein würde und wer weiß ob er uns dann helfen könnte?

Wieder einmal war jedoch jegliches Vorurteil unbegründet: Der Herr kam pünktlich um 12:15 Uhr, konnte sogar Englisch und innerhalb kürzester Zeit war die Sache erledigt und mein Dieseltank wieder randvoll.

Venzone ...

Mit fast vier Stunden Verspätung ging es dann ohne weitere Störungen doch noch über das Kanaltal in Richtung Heimat. In Venzone besuchten wir den, nach dem verheerenden Erdbeben 1976, wieder aufgebauten Dom und genehmigten uns einen letzten, italienischen Kaffee auf dieser Reise.

Gegen Abend erreichten wir nach einer Fahrt mit herrlichen Gewitterstimmungen den Ausgangspunkt unserer verlängerten Wochenendreise: Kuch

2013_Toskana069
Gewitter bei der Heimfahrt ...

Reise-Resümee

Die Vorfreude zu dieser gemeinsamen Reise mit meinen Schwester, mir und Sonja war absolut begründet. Es war schön, miteinander zu reisen, zu campen, zu plaudern, zu speisen und zu trinken, die Sehenswürdigkeiten und die herrliche Natur zu genießen – kurz gesagt: Für mich ein unvergessliches Erlebnis und ich bin fest davon überzeugt, dass es auch meinen drei Damen gut gefallen hat. Aus diesem Grund freue ich mich schon jetzt auf eine Wiederholung bei nächster Gelegenheit …

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